warum ich mich bei @wikipedia um #editwar bemühe. oder: wie man über videos spricht, die man nicht gesehen hat. (vortrag #wiwi18) #MakingOf

http://listen.hatnote.com/#wikidata,de

so. sound läuft. bild auch. das ist ein ohrale — fürs ohr opti­mierte — darstel­lung, wie sich wikipedia und wiki­da­ta ger­ade jet­zt verän­dert…

ich mache hier ein no_go. ich lese ein­fach einen blog­post vor… mein blog heisst https://dissent.is — wenn ihr da hinge­ht, kön­nt ihr links oben den text öff­nen… und mitle­sen. oder raus­laufen und draussen lesen… oder… hal­lo? redezeit zu erhal­ten, ist doch ein anachro­nis­tis­ches irgend­was… und auch zuhör­erschaft find­en… du, das ist nur wichtig, wenn dein busi­ness­plan diese ver­langt… aber dif­feren­zierte bus­ni­ness pläne wer­den nur ver­langt, um dir dif­feren­ziert zu begrün­den, warum nicht in dein vorhaben investiert wird. wenn es um dat­en, infor­ma­tio­nen, wis­sen geht… mit ver­laub: dann ist die zahl der zuhören­den abso­lut unwesentlich. ein einziges besseres argu­ment, pul­verisiert dein ganzes gefüge. und bloss weil du 1 mil­lion fol­low­er hast, ist das kein inhaltlich­es güte­siegel… hal­lo?

servus internet 

- ah nein. ich bin ja teil der ein­heizen­den vor­gruppe. die bei­den kom­men ja erst später… ich freue mich auf die bei­den… mein spruch bei rebell.tv bis 2010 war ja immer:

wo ist die kam­era?

welcome to the german-speaking part of europe

für heute würde ich aber gerne eine andere begrüs­sungs­formel nutzen… albert ein­stein hat diese vor genau 88 jahren… (das ist ein zeichen. es geht ja auch um die insze­nierung von ver­schwörungs­the­o­rien hier und es ist noch nicht gek­lärt, wer ich bin, gell? also: vor genau 88 jahren, am 22. august 1930 zur eröff­nung der heuti­gen “inter­na­tionalen funkausstel­lung berlin” begrüsste albert ein­stein mit den worten:

sehr verehrte an- und abwesende

es gelingt uns heute nicht mehr zu vergessen, dass die anwe­senden abwe­send sein kön­nen und die abwe­senden höchst präsent. wenige  jahre nach dem albert ein­stein in ein mikro­fon mit radio-access diese begrüs­sungs­formel sprach, ver­suchte eine trau­ma­tisierte gen­er­a­tion wieder fuss zu fassen. ihr trau­ma war  — hüben und drüben, ob sieger oder ver­lier­er — FEIND HöRT MIT.

sie haben über­lebt, weil sie es gel­ernt haben, para­dox zu kom­mun­zieren. 

stell dir vor, du bist funker und sagst ins mikro­fon: “meine gruppe geht jet­zt nach nor­den.”

das sagst du nie, wenn du weisst, dass der feind mithört. wenn schon sagst du präzis das gegen­teil von dem, was du machen wirst: “meine gruppe geht jet­zt nach süden.”

weil aber dein feind das genau gle­iche prob­lem hat, wird er deine tricks ken­nen. darum sagst du ins mikro­fon… ufff…

paul wat­zlaw­ick gehörte zu jen­er gen­er­a­tion, welch­er sein ganzes leben dafür hingab, schluss mit dieser komis­chen vorstel­lung von ein­er “röhrchenkom­mu­nika­tion” zwis­chen men­schen zu machen.

vor paul wat­zlaw­ick gin­gen wir davon aus, dass wir men­schen miteinan­der reden müssen, damit wir uns ver­ste­hen kön­nen. friede­mann schultz von thun hat — mit seinen vier ohren, ihr ken­nt das — höchst erfol­gre­ich an der fort­set­zung dieser all­t­agsprak­tis­chen triv­i­al­isierung gear­beit­et.

nach paul wat­zlaw­ick aber gehen wir davon aus, dass men­schen miteinan­der reden müssen, weil men­schen sich nicht ver­ste­hen kön­nen. (nicht ver­ste­hen kön­nen.) kön­nen.

das war das vorspiel…

näch­sten mittwoch haben wir um 18.30h an der fis­ch­er­stiege buchvernissage zu “paul wat­zlaw­ick 4.0”. das war ein werbespot. vor jedem youtube-video der gruppe 42 kommt wer­bung. ich dachte, das sei ok so ;-)

ich habe ver­sprochen, dass ich die frage beant­worte, warum ich mich als wikipedi­an­er an edit­war beteilige. weil aber diese frage sehr schnell beant­wort­bar ist, nutze ich die zeit anders.

zuerst gle­ich jet­zt ein exper­i­ment mit euch. nehmt doch bitte schon mal das handy aus der tasche.

danach beant­worte ich die an mich gestellte frage.

und den rest der zeit will ich dafür nutzen, einen vorschlag zu machen, wie die arbeit der gruppe 42 zu inter­pretieren sei.

ich schätze die arbeit dieser gruppe sehr. ich lerne viel von ihr. und mein vor­trag soll nichts anderes sein, als ein 50-minütiger kom­men­tar unter all ihre videos. welche ich freilich nicht alle gese­hen habe. der titel meines vor­trag kön­nte also auch laut­en:

warum ich mich bei wikipedia um editwar bemühe. oder:

wie man über videos spricht, die man nicht gese­hen hat.

aber ich will nicht allzu abge­spaced wirken… darum…

habt ihr das handy in der hand?

irgend­wann im 2016 wurde ich am mor­gen angerufen und gefragt, ob ich für die soiree von heute abend im cabaret voltaire noch einen beitrag machen kön­nte. wir feierten 100 jahre dada in zürich. und die macht­en das hun­dert jahre früher auch so. durch den tag arbeit­en. am abend vor­tra­gen. nie­mand war nur teil­nehmend. alle waren teil­gebend. (ok, sie hat­ten dann noch bessere dro­gen, wie wir heute. aber­nu.) ich muss es wis­sen. ich war 2016 offzieller, zer­ti­fiziert­er, allerd­ings nur 2x einge­set­zter dada-guide. wie auch immer. wenige minuten später haute ich dieses video online. ich bin kein pro­fes­sioneller inszena­tor wie der stephan bar­tunek. ich entschuldige mich. aber ich hoffe, ihr habt spass, den test zu testen:

neugieronautik.ch/bühnewarfake

ganz her­zlichen dank.

teil 2 ist die beant­wor­tung der frage, warum ich mich an edit­war beteilige. ich mache seit dem 18. august täglich ein #SNAPer­i­ment. das ist min­destens genau­so spon­tan. und nicht per­fekt. aber damit haben wir dann die frage vom tisch und ich kann tun, worauf ich hier lust habe: zu zeigen, was ich sehe, wenn ich der gruppe 42 beim arbeit­en zuschaue… die beant­wor­tung der frage:

so. das wars. ok. es gab dann reak­tio­nen… von jonaster_wp welch­er ja auch im ein­trag von daniele ganser engagiert ist…

schluss jet­zt… das soll nun hier keine the­ma mehr sein. ich tue jet­zt so, als wäre die frage beant­wortet, warum ich mich an edit­war beteilige.

unter uns: ich bin ja gar nicht so wild auf wikipedia.
https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Derpr%C3%A4fekt 

ange­fan­gen habe ich selb­stver­ständlich mit meinem kürzel sms
https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Sms~dewiki

im gespräch mit wik­istammtisch von sebas­t­ian wall­roth arbeit­en wir den unter­schied unser­er bei­den zugänge zu wikipedia her­aus: er arbeit­ete — wenn ich mich richtige erin­nere — keine ahnung, ähm… am ein­trag zu johann sebas­t­ian bach oder so — ab, während ich ins­beson­dere an neol­o­gis­men inter­essiert war… an worten, an sprache, an gedanken, an wirk­lichkeit­en, welche eben noch gar keine kon­so­nante ver­ständi­gung gefun­den haben…

darum getraue ich mich zu sagen, dass ich mich an edit­wars beteilige… weil ich edit­war als eine prozess ver­ste­he, in welchem dis­sens fest­gestellt wird und die auseinan­der­legung von unter­schiedlichen und unter­schiedlich­sten und gegen­sät­zlich­sten infor­ma­tio­nen und wis­sens­be­standteilen gear­beit­et wird.

es geht — nach wie vor — darum, dass das wis­sen der men­schen so zugänglich gemacht wird, dass die einzel­nen men­schen daran par­tizip­ieren kön­nen, um danach sel­ber weit­er denken kön­nen… SAPERE AUDE ist nicht nur der wahlspruch der aufk­lärung. HABE MUT ist auch der slo­gan der wikipedia…

in einem text, welch­er ganz auf unserem band 2 von “die form der unruhe”, 2010, junius-ver­lag ham­burg basiert, sagen wir — wir, das ist die abwe­send anwe­sende tina piazzi und ich — immer wenn es ern­sthaft wird, tun wir so, als wären wir ein kün­stler­paar:

(A) Über viele, unter­schiedliche, wider­sprüch­liche, kon­tro­verse Infor­ma­tio­nen zu ver­fü­gen, ist Zeichen von freier Infor­ma­tion.

(B) Eine Infor­ma­tion kann noch so «richtig und wahr» sein. Erst wenn es gelingt, die facetten­re­iche Vielfalt erlebter Real­ität zu inte­gri­eren, ent­fal­tet sich die Qual­ität ein­er Infor­ma­tion. Oder ein­fach­er: «The Con­text ist the Mes­sage.» (Bazon Brock)

© Mehrdeutige, ambigue, kon­tex­tu­al­isierte Infor­ma­tion sta­bil­isiert eine freie, indi­vidu­elle, offene Erken­nt­nis­gewin­nung und unter­läuft verkrustete, ille­git­ime Macht­struk­turen.

es ging dann noch weit­er… aber ich will jet­zt zum drit­ten teil kom­men. auf den freue ich mich selb­st am meis­ten. weil ich nicht weiss, ob er funk­tion­iert. aber faszinieren tut er mich seit wochen.

was tut diese gruppe 42?

das hat mich erst auf die idee gebracht, das 2 monatige vlog communautic.org/pngpng (ping­pong!) aufzuset­zen. ich bin von der #smf18 zur #wikicon18 zur #wiwi18 zu #PaulWat­zlaw­ick am reisen… meine annahme ist:

die gruppe 42 tut das fürs inter­net, wass die ganz grossen ver­leger in der schweiz an events wie dem swiss media forum #smf18 — und vie­len weit­eren events durchs ganze jahr hin­durch ständig tut:

  • sie zele­bri­eren ihre feinde
  • sie suchen die eskala­tion
  • sie suchen wie irre nach busi­ness­plä­nen
  • und das tun sie präzis damit, dass sie sich ihre feinde zu fre­un­den machen

und es gelingt ihnen her­vor­ra­gend…

jet­zt kommt ja auch bei euch die #NoGis abstim­mung… die heisst in deutsch­land dann irgend­wann #NoGez und wurde bei uns abge­feuert als #NoBil­lag… das gibt eine riesen par­ty und die heisst: OHNE JOURNALISMUS, KEINE DEMOKRATIE. und sie wer­den auch in deutsch­land und in öster­re­ich drama­tisch deut­lich siegen und sich geld ohne abse­hbares ende sich­ern…

und was tut die gruppe 42?

sie sucht stre­it mit… mit der linken wochen­zeitung? — das hätte sie nach “die dun­kle seite der wikipedia” tun müssen… mit der NZZ? das hätte sich nach der jagd auf feliks tun müssen… NEIN… tut die gruppe 42 nicht. sie sucht den stre­it mit der wikipedia-com­mu­ni­ty…

das habe ich lange nicht ver­standen.

aber wie ich es ver­standen habe… wow… war ich begeis­tert.

ihr wollt quel­lenangaben? — ok.

zu #NoBil­lag habe ich auch ein #SNAPer­i­ment gemacht:

das ist jet­zt nicht so wichtig… solche sachen sind inter­es­san­ter…

 

mit wem sucht die gruppe 42 stre­it? mit der son­ntagszeitung? (das ist übri­gens tame­dia, wird in der dun­klen seite nicht gesagt) mit der linken wochen­zeitung? mit der NZZ? und weil diese häu­fung von schweiz­er titeln durch die bear­beitung von daniele ganser verur­sacht wird, müsste unbe­d­ingt auch das schweiz­er fernse­hen mit rein genom­men wer­den… da gäbe es jede menge möglichkeit­en für stre­it…

wenn wikipedia ein kapi­tel mit “ver­schwörungs­the­o­rie” über­titelt wird, set­zt das — sehr berechtigt und wichtig — einen kom­men­tar ab. wenn aber “pro­fes­sioneller infor­ma­tion­sjour­nal­is­mus” die gle­iche zeichen­kette auf tote bäume druckt, ganz nah neben dem namen der vielle­icht bedeuten­stens uni­ver­sität der kle­in­stadt schweiz: ist das immer bloss ref­erenz, bloss kon­text… ganz stur behar­rt die gruppe 42 auf stre­it mit der wikipedia.

das ist abso­lut grossar­tig.

jet­zt möchte ich in einem zweit­en schritt sys­tem­a­tis­ch­er wer­den…

 

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Warum ich mich an #EditWar @Wikipedia beteilige, oder: Wie man über Videos spricht, die man nicht gesehen hat | vortrag an der #wiwi18 /sms ;-)

Textsorte: Memo, Tabu | Sound/Bildcheck

Erlaubt mir ein NoGo: Ich lese in den fol­gen­den 50 Minuten ein­fach einen Ein­trag auf medium.com/sms2sms vor. 50 Minuten Redezeit zuge­sprochen zu erhal­ten ist anachro­nis­tisch. So macht­en es früher und bis heute die Pro­fes­soren­den. Und die lasen dann auch ein­fach am Nach­mit­tag vor, was sie am Mor­gen zusam­mengeschrieben haben. Wer heute wis­senschaftlich fundierte Hin­weise machen will, macht dies in ein­er 18 Minuten-Show auf Ted. Wer Ven­ture­Cap­i­tal sucht und dies nicht in einem 3 Minuten Pitch zu begrün­den ver­mag, übt mor­gen halt ein­fach weit­er. Und Youtube lehrt uns, dass wir 3 Sekun­den haben, den “Überspringen”-Button zu über­leben. Und dann haben wir weit­ere 12 Sekun­den, die Mes­sage voll­ständig zu detail­lieren. “Bedenken Sie”, sagte uns der Coach von Google, “die paar Sekun­den scheinen Ihnen vielle­icht sehr kurz zu sein. Aber die User woll­ten ja zu einem anderen Video. Für die ist es eine halbe Ewigkeit, bis diese Wer­bung endlich weggemacht wer­den kann.” Nutze die Zeit!

Dass dies alles Quatsch ist, beweist die Gruppe 42. Sie pub­liziert ja regelmäs­sig stun­den­lange Videos auf Youtube. Und find­et ton­nen­weise Fre­unde und Fans. Und mit mir heute ein Jemand, welch­er ver­sucht, die Arbeit dieser Gruppe zu inter­pretieren. Dafür brauche ich aber nicht 50, son­dern bloss 30 Minuten. Darum nutze ich 20 davon gnaden­los, um meine eige­nen Such­be­we­gun­gen zu insze­nieren. Wobei ich kein pro­fes­sioneller Insze­nier­er bin. Die Gruppe 42 sind pro­fes­sionelle Jour­nal­is­ten, Schaus­piel­er, Sto­ry­teller. Es kön­nte also schwierig wer­den mit mir:

Ich bin Sozialar­beit­er. Ich arbeite — wie das die Beze­ich­nung von Beruf, Pro­fes­sion und Diszi­plin ja anzeigt — am Sozialen. Ich arbeite nicht an Kör­pern. Ich arbeite nicht an Psy­chen. Ich arbeite am Sozialen.

Es geht los:

SERVUS INTERNET

Ah. Nein. Ich bin ja Vor­gruppe. Das ist ja die Begrüs­sungs­formel von den zwei Her­ren, die später kom­men. Auf die freue ich mich mit euch zusam­men. Klar, auch, weil ich ges­pan­nt bin, wie sie auf meine Spiel mit Ihnen reagieren wer­den ;-)

Bis zum Abschluss von rebell.tv war meine Begrüs­sungs­formel jew­eils — wo ist die Kam­era? — Ah! Da!

Welcome to the german-speaking part of the World

Aber für hier und heute, würde ich gerne eine andere Begrüs­sung machen…

Am 22. August 1930 ist Albert Ein­stein vor einem Mikro­fon mit Radio-Accessges­tanden. Er hat die 7. Deutschen Funkausstel­lung und Phonoschau in Berlin, die heutige @IFA_berlin — eröffnet. Er sagte, was ich auch heute euch zurufen will:

Sehr verehrte an- und Abwesende

1930. Das ist genau 88 Jahre her. 88. Ein Zeichen? Für manche ja. Es ist ja noch nicht entsch­ieden, wer ich hier bin. Vor ein­er Woche bei der #Wikicon18 war es nicht klar, ob ich zur Gruppe 42 gehöre. Hier werde ich als Wikipedi­an­er vorgestellt. Für die linke Wochen­zeitung — wir nen­nen sie liebevoll WOZ — war ich — wie Daniele Ganser, ein min­destens rechts-offen­er. Min­destens. Meine Fre­unde in und um diese Redak­tion herum, haben sich bis heute nicht her­abge­lassen, diese dif­famierende, diese ruf- und beruf­ss­chädi­gende — sie nen­nen es — “Einord­nung”, richtig zu stellen. Wo war ich? — Ahja:

Wie Albert Ein­stein diese Worte in Berlin aus­ge­sprochen hat — sehr verehrte An- und Abwe­sende — , weit­ete sich die Möglichkeit der Kriegs­führung mehr als nur vom zwei­di­men­sion­alen zum drei­di­men­sion­alen Raum aus. Der Begriff der “Umwelt” schien eben ger­ade erfun­den zu sein. Der Kampf “Mann gegen Mann” ele­gan­tisierte sich. Du kannst Hand anle­gen auch, wenn du Men­schen die Umwelt manipulierst. Die Gaskam­mern des Holo­causts sind dasDenk!Mal für diese Umstel­lung. Kom­mu­nika­tiv aber, hat Albert Ein­stein es hin­re­ichend for­muliert:

Die Abwe­senden müssen ab sofort als Anwe­send angenom­men wer­den. Wer das nicht kapiert, über­lebt nicht. Eine Gen­er­a­tion von Kriegstrau­ma­tisierten ver­suchte später in einem zivil­isiert­eren Leben wieder Fuss zu fassen. Ihr Trau­ma lautete:

“Feind hört mit.”

Näch­sten Mittwoch machen wir Buchvernissage zu “Paul Wat­zlaw­ick 4.0”. Hier in Wien. An der Fis­ch­er­stiege. Ab 18.30h. Wat­zlaw­ick war ein­er jen­er, welche mit dieser elen­den Vorstel­lung ein­er “Röhrchenkom­mu­nika­tion” Schluss machen musste und “Men­schliche Kom­mu­nika­tion” auf gän­zlich andere Grund­la­gen stellte…

Ja. Das sind diese üblichen Wer­be­un­ter­brechun­gen auf dem Sender Kanal 42…

Schluss jetzt: Ich will Anfangen.

Aber vielle­icht — so hoffe ich — wird spür­bar, was ich wollen kön­nen wollte: Es geht mir darum, eine Hin- und Her­leitung zu machen zu dem, wovon ich aus­ge­he: Dass wir in ein­er der span­nend­sten Zeit­en leben seit — … ähm… ich sage jet­zt mal — 500 Jahren. Seit der Erfind­ung von Buch­druck.

Neuzeit, Aufk­lärung, Mod­erne war ja bloss die Fort­set­zung dieses Anfangs. Dazwis­chen die wun­der­volle Zeit des “Ancien Régime” mit dem umw­er­fend­en Barock. Die Königshäuser und die katholis­che Kirche ver­mocht­en auf die Angriffe der Ref­or­ma­tion mit ein­er Gegen­re­for­ma­tion zu reagieren und haben ja erst aus­for­muliert und zur Darstel­lung gebracht, woge­gen sich radikalsten Kräfte gewehrt haben. TäuferPietis­tenWaldenser(wer Män­ner­na­men hören will: John WyclifJan Huss und immer so weit­er…), welche dann prag­ma­tis­che Refor­ma­toren wie Luther, Zwingli, Calvin berühmt haben wer­den lassen.

Dass aber diese Mod­erne — welche sich also erst 300 Jahre später hat durch­set­zen kön­nen — bere­its ihren ganzen Schreck­en in ihrem Namen mit­ge­tra­gen hat, kön­nen wir heute nicht nicht wis­sen:

Das Mod­erne fokussiert auf das Modis­che. Das Modis­che auf das Neue. Und wer das Neue präferiert, bevorzugt, auf Total set­zt, — der pro­duziert ins­beson­dere Müll. — Ja, Auch Men­schen­müllZyg­munt Bau­mann hat das präzis auf den schmerzhaften Punkt gebracht.

Wenn Demokratie das Ende der sozialen Fah­nen­stange gewe­sen sein soll, dann Gnade uns Gott. Ich gehe davon aus, dass die Realex­istierende Mark­twirtschaft 2008 kol­la­bierte. Die Demos waren für manche ein­fach nicht so laut wie jene 1989 in Berlin, wie die Realex­istierende Sozial­wirtschaft kol­la­bierte.

Bei­de Sys­teme fokussierten auf das Indi­vidu­um.

  • Aber die einen sagten: “Es ist gut für dich selb­st, wenn du dich Sol­i­darisierst mit allen Arbeit­ern der Welt”.
  • Und die anderen sagten: “Es ist gut für die Welt­ge­mein­schaft, wenn du deinen eige­nen Vorteil suchst.”

Die Gemein­samkeit von Links und Rechts ist, dass sie das Indi­vidu­um akzep­tieren, insze­nieren, aus­bilden und fördern und fordern. Dass aber diese grandiose Prob­lem­lö­sung — während der Zeit der Erfind­ung des Buch­drucks — längst zum Prob­lem selb­st gewor­den ist, auf diese Idee kommt aktuelle Parteien­poli­tik nicht.

Ihr glück­lichen in Wien: Geht Bruegel im Kun­sthis­torischen anschauen. Wie ein­er in ein­er ähn­lichen Zeit wie der unseren gear­beit­et hat — wer gar Wikipedia erah­nen will — bekommt in dieser Ausstel­lung viel Inspi­ra­tion:

Ich erahne mir das seit 2001 laufende Wikipedia — und das seit 2012 laufende Wiki­da­ta — als die zwei grössten Pro­jek­te, welche auf sehr spezielle, wun­der­same, erstaunliche Weise eine andere Form des kol­lab­o­ra­tiv­en Aus­tausches erproben. Und ich habe den Ein­druck, dass am Beispiel der Gruppe 42 grad sehr viel gel­ernt wer­den kann, oder kön­nte…

Ich will das in drei Schrit­ten entwick­eln:

AZuerst möchte ich diese Ein­leitung — Medi­um sagt, die sei in 6 Minuten vor­les­bar — zusam­men­fassen und abschliessen mit ein­er kleinen Per­for­mance, welche eben­falls genau 6 Minuten geht. Es freut mich, wenn ihr mit­machen mögt. Egal ob an- oder abwe­send. Wichtig ist: Bitte jet­zt Handy bere­it hal­ten. Gle­ich gibts eine Inter­net-Adresse, welche ihr aufrufen sollt… dann kann es los­ge­hen.

BDanach möchte ich die Antwort auf die an mich gestellte Frage geben: Warum ich mich an Edit­war auf Wikipedia beteilige. Das mache ich auch mit einem Video. Nach 4 weit­eren Minuten ist auch das vor­bei.

CUnd dann will ich das pro­bieren, worauf ich mich freue, weil ich nicht weiss, wie gut es klap­pen wird: Eine Inter­pre­ta­tion dieser Gruppe 42. Was tut die? Wie macht die das? Wie kommt sie dazu, es genau so zu tun und nicht ganz anders? Was wollen die, wie wir auf sie reagieren? Und immer so weit­er…

Wenn Hans Ulrich Obrist es sagt, soll­ten wir das tun. Es geht so:

neugieronautik.ch/bühnewarfake

Die Her­aus­forderung beste­ht nicht darin, einen 50-Minuten-Vor­trag gut, span­nend, lehrre­ich zu gestal­ten. Wer das tun muss, soll es ler­nen. Es gibt dazu keine Geheimnisse mehr. Mich inter­essiert das nicht.

1:n

Dieses Set­ting kön­nte 1:n genan­nt wer­den. Eine Per­son zu vie­len. Egal ob An- oder Anwe­send. Auch die Umkehrung ist — je nach Schöp­fungs­geschichte — zwis­chen 3000 und vie­len Mil­lio­nen Jahre bekan­nt. Hier in Wien wird dieses Set­ting ger­ade jeden Don­ner­stag wieder geübt.

n:1

Auch das inter­essiert mich nicht. Und schon gar nicht inter­essiert mich das Ur-Set­ting von Adam und Eva:

1:1

Nein. Mich inter­essiert jenes Set­ting, zu welchem es noch sehr spär­lich Lehrbüch­er gibt. Und jene, welche es gibt, traue ich noch nicht so richtig. Lasst es uns

n:n

n zu n nen­nen: Viele mit Vie­len. Vieles mit Vielem. Egal ob Zeit­gle­ich, Zeit­nah oder umstand­los Asyn­chron: Wir nen­nen es Kol­lab­o­ra­tiv, Mul­ti­per­spek­tivisch, Mul­ti­ra­tional und immer so weit­er…

Ich werde so oft mit all den Vor­wür­fen gegenüber Wikipedia kon­fron­tiert. Als hätte Wikipedia null Ahnung von ihren eige­nen Prob­le­men. Aber sehr sel­ten wird gefragt, wie es denn eigentlich möglich war, dass von 2001 bis — sagen wir mal — 2007 sich diese Wikipedia hat auf­bauen kön­nen… Seit aller­spätestens 2009 ist das Pro­jekt möglicher­weise recht prekär unter­wegs. Weil zwar Mil­lio­nen — auch unendliche viele kri­tis­che Jour­nal­is­ten — Wikipedia stündlich als Aus­gangspunkt für Recherchen nehmen, aber let­z­tendlich sehr wenig Men­schen dafür sor­gen, dass Wikipedia gepflegt wird. Und selb­st die von der Bevölkerung bezahlten Jour­nal­istin­nen und Jour­nal­is­ten, ihr stündlich entwick­eltes Wis­sen kon­se­quent in ihre eige­nen Silos einpfle­gen und mit einem Copy­right deck­eln, statt es offen zugänglich und gemein­nützig abzule­gen.

Wed­er Poli­tik, aber auch nicht von Wis­senschaft wur­den diese fr0he Prozessphasen von Wikipedia begleit­et. Nicht ein­mal unter­sucht. Im Ver­gle­ich zum Engage­ment der soge­nan­nten “Medi­en­wis­senschaft” zur Ret­tung der tage­sak­tuellen Massen­me­di­en, ist der Forschungs­stand zu Wikipedia — naja — nicht nur irrel­e­vant, son­dern vielmehr inex­is­tent. Das verbessert sich aktuell ger­ade etwas. Aber auch bloss deshalb, weil Medi­en­wis­senschaft ent­deckt, dass inhaltliche Texte automa­tisch gener­iert wer­den kön­nen. Und dazu bietet Wikipedia ein inter­es­santes Daten­sam­pling. Das inter­essiert offen­bar. Aber dort wo Gruppe 42 anset­zt… Langsam:

Als Vorbe­merkung zu dem fol­gen­den Schnipsel was jet­zt als Antwort auf die an mich gestellte Frage fol­gt:

2010 haben wir rebell.tv vom Netz genom­men, weil unser Angelin­vest­ment von über ein­er Mil­lion Schweiz­er Franken kein Ven­ture Cap­i­tal gefun­den hat. Rebell.tv gibt es nicht mehr. Aber zur Beobach­tung der #NoBil­lag-Ini­tia­tive — in Öster­re­ich wird in diesen Tagen die #NoGis eröffnet und bald wird wohl auch die #NoGez in Deutsch­land laufen — habe ich via Snapchat und Youtube 6 Monate lang, von August 2017 bis März 2018, täglich 4 Hash­tags beobachtet. Dabei ist ein 12-stündi­ges Kon­vo­lut ent­standen: http://communautic.org/ping/

Und ich bin wieder rück­fäl­lig gewor­den und habe also wieder mit regelmäs­sigem Vlog­ging ges­tartet, was heute mit Snapchat und Youtube ganz wun­der­voll — und mit einem Smart­phone — ohne jede weit­ere Soft­ware so virl ein­fach­er als vor 8 Jahren möglich ist.

Zur Begleitung der zwei Ver­anstal­tun­gen — #wikicon18 und #wiwi18 — habe ich 2 Monate lang auch wiederum 4 Hash­tags beobachtet und ein sogen­nantes #SNAPer­i­ment gemacht: http://communautic.org/pngpng/Dabei kann die ganze Vor­bere­itung — auch auf diesen Vor­trag — beobachtet wer­den. Bess­er wäre, wenn ich sagte:

“Ich beobachte mich selb­st beim beobacht­en und weiss, dass ich dabei — mit viel Zugewinn durch Hin­weise ander­er — beobachtet werde.” Das hat übri­gens schon Bruegels so gemacht:

Der Typ ist echt grandios! — Jet­zt aber meine Antwort:

Warum ich mich an #Editwar @wikipedia beteilige?

Zur Playlist des ganzen Kon­vo­lutes: http://communautic.org/pngpng/

So. Jetzt. Jetzt wird es spannend.

(Für mich.) Ist noch jemand da?
Ja?
Geht es noch?
— ok… inter­essiert mich ja ange­blich nicht ;-)

Gestern mor­gen hat via Sig­nal der “Tatalles” — jsja: ein Pseu­do­nym — zwei Bild­chen geschickt:

Die linke “Wochen­zeitung” hat einen Prak­tikan­ten an die #Wikicon18 in St. Gallen geschickt und hat jet­zt dessen Text auf totes Holz gepresst. Mir geht es daraus aber nur um diesen Abschnitt:

Die Gruppe 42 hat der Prak­tikant noch nicht ent­deckt. Aber er weiss schon Mal, dass dies “recht­spop­ulis­tis­che Pro­pa­gan­da” sein muss und auf “Ver­schwörungsplat­tfor­men” verteilt wird. Das ist ein Motiviert­er am demon­stri­eren, dass er gut ins jour­nal­is­tis­che Team passt. Er mag — so sein Pro­fil auf Twit­ter — Met­al. Also: Alles was rein­haut ist gut. Wenns laut ist, ist schon mal ziem­lich gut. Kurzum: Er hat gute Voraus­set­zun­gen für Jour­nal­is­mus.

1Mein erster Punkt — es wird inge­samt 5 Punk­te geben! — soll nun sein: Wir reagiert Gruppe 42 auf solche Ver­leum­dun­gen?

  • Richtig: Zunächst gar nicht.
  • Und schon grad gar nie würde es ihr in den Sinn kom­men, Leser­briefe an die Wochen­zeitung zu schreiben. Ich habe jeden­falls noch nie etwas in dieser Art gese­hen.
  • Und die Kam­era in die Hand nehmen und 20 Minuten Wut und Ärg­er abrotzen, wie das halt — so erk­lären sich das die Pro­fes­sionellen — jed­er Wut­bürg­er so mal schnell machen würde? — Kommt bei der Gruppe 42 schon grad gar nicht in die Tüte.

Das ist ein sen­sa­tioneller Punkt.

Und daran wird das hoch Pro­fes­sionelle an dieser Gruppe deut­lich. Pohlmann ist ja Jour­nal­ist. Fiedler ist ja Filmemach­er. Bar­tunek ist ja Schaus­piel­er. Und immer so weit­er… Wenn es also um Ver­mit­tlung, um Sto­ry­telling, um pro­fes­sionelle Insze­nierung geht, ver­fügt die Gruppe 42 über Wis­sen und Kön­nen vom — offen­sichtlich — Fein­sten.

Die Gruppe reagiert erst, wenn diese Hin­weis auf Wikipedia dif­fundieren, ein­drin­gen, aufgenom­men, eingear­beit­et wer­den. Sie erk­lären auch regelmäs­sig, dass Wikipedia der entschei­dende Ort sei. Ide­al dazu die aller ersten Sekun­den des im Okto­ber 2017 veröf­fentliche 2 Stun­den 14 Minuten dauernde Films “Zen­sur”. Welch­er auch — als nicht ganz voll­ständi­ges — Script zu lesen gibt.

Das ist zunächst eine sehr cle­vere, sehr gescheite, sehr weise Reak­tion:

Wie die Busi­ness­mod­elle von Jour­nal­is­mus laufen, ist nun echt kein Geheim­nis. Mit “pro­fes­sionellem Infor­ma­tion­sjour­nal­is­mus” zu stre­it­en, macht über­haupt rein gar keinen Sinn. Würdest du zur Chefredak­tion ren­nen, sagte diese:

  • “Nichts ist Älter als die Zeitung von Gestern…” — Keep Cool!
  • “Es ging doch gar nicht darum in dem Artikel, du regst dich über einen winzi­gen Kol­lat­er­alss­chaden auf…“
  • “Any News Are Good News” — mach was Gescheites daraus!
  • “Zum Anwalt willst du? Mach nur, bei uns wer­den heik­le Stellen stan­dard­mäs­sig von der juris­tis­chen Abteilung gecheckt!”
  • und immer so weit­er…

Die Gruppe 42 hat nicht nur akzep­tiert, dass Wikipedia wirk­lich, das heisst in der Wirkung des Wir’s im Ich — Wir-kl-ich — wirk­lich wichtig ist, son­dern sie reagiert auss­chliesslich dort. Darum habe ich “Geschicht­en aus Wik­i­hausen” etc. auch schon “Das Watchvlog der Wikipedia” genan­nt.

Der Wert dieser Arbeit ist nicht zu unter­schätzen.

Es mag zwar für die Wikipedia-Com­mu­ni­ty ärg­er­lich sein und die Wikipedi­an­er wer­den rufen, dass es inner­halb der Wikipedia weiss Gott genug Kri­tik gäbe — was meines Eracht­ens auch lock­er zeig­bar wäre — aber der Gruppe 42 gelingt es, ger­ade weil sie so pro­fes­sionell arbeit­et, dass damit The­men auf den Tisch kom­men, welche von Blog­gern und ins­beson­dere von Jour­nal­is­mus-exter­nen Beobachtern so nicht for­muliert wer­den kön­nten. Auf jeden Fall nicht so, dass die Hin­weise von den nach wie vor als Gate-Keep­er fungieren­den, tage­sak­tuellen Massen­me­di­en aufgenom­men wer­den kön­nte. (Das aktuelle Beispiel vom Prak­tikan­ten der WOZ wäre mir dazu ein Beleg.) Jour­nal­is­mus kann fast nur auf Kri­tik von Jour­nal­is­mus reagieren. Was die Idee von Kri­tik ins absurde ver­dreht. Davon später.

Dass die Gruppe 42 aber Wikipedia ausseror­den­lich schätzt, sich um sie bemüht, Beiträge machen will, welche die Qual­ität von Wikipedia erhöhen, selb­st wenn dies darin bestünde, eine neue, andere, näch­ste Wikipedia zu grün­den — was im übri­gen eine Hal­tung ist, welche selb­st Mitar­bei­t­ende von Wiki­me­dia Deutsch­land stützen — , wird etwa darin deut­lich, dass sie in ihrer Argu­menten­führung gegen miss­bräuch­liche Edits häu­fig, meis­tens, fast immer — so weit ich das sehe, wie gesagt, ich habe ja längst nicht alles gese­hen (Pause, weil Pub­likum im Saal kichert)—auf andere Ein­träge in der Wikipedia ver­weisen und uner­müdlich auf die Stan­dards und Ide­ale bei Wikipedia ver­weisen.

(Ok. das ist jet­zt ein sehr schlecht vorzu­tra­gen­der Abschnitt. Sage ich doch: Dieses Set­ting ist ein­fach Quatsch. Würdest du den Text im Blog lesen, wärs Null Prob­lem.)

Zusammenfassung Punkt 1:

  • Die Gruppe 42 anerken­nt Wikipedia als das was sie ist: Extrem wichtig. Das kann “Pro­fes­sioneller Infor­ma­tion­sjour­nal­is­mus” und Medi­en­wis­senschaft möglicher­weise noch lange nicht attestieren. Ein Studi­um des Press­espiegels von der #Wikicon18 zeigte eine lange Liste von Her­ab­würdi­gun­gen, Banal­isierung, Prob­lema­tisierun­gen. Dass diese Stim­mung aber kip­pen kön­nte, zeigen Aus­sagen von Gilles Marc­hand oder — um hel­vetisch zu bleiben — ein Pro­jekt von Patrizia Laeri, was kom­mu­nika­tiv allerd­ings auch für die Rep­u­ta­tion von Wiki­me­dia höchst schwierig ist… aber­nu: ich wollte nicht neue Kisten öff­nen, son­dern zusam­men­fassen:
    Gruppe 42 schenkt Wikipedia höch­ste Anerken­nung,
  • sie engagiert sich in der Sache der Qual­itäts­förderung,
  • sie sucht auss­chliesslich Stre­it mit der Wikipedia-Com­mu­ni­ty.

2Mein zweit­er und eigentlich auch drit­ter Punkt — es freut mich beson­ders, diese in Wien vor­tra­gen zu dür­fen — sollen bele­gen, dass die Gruppe 42 eine Exper­tin in der Nutzung von “Para­dox­er Kom­mu­nika­tion” sei. Paul Wat­zlaw­ick, Nor­bert Wiener, Heinz von Foer­ster, Lud­wig Wittgen­stein und wie sie auch alle heis­sen mögen… sie alle hät­ten mit jed­er Garantie einen riesen Spass, diese Gruppe zu beobacht­en. Ich will mit dem Beispiel der “Ver­schwörungs­the­o­rie” begin­nen.

Wenn Daniele Ganser — in Öster­re­ich müsste jet­zt noch der Herr Dok­tor davor gestellt wer­den — wenn also Dok­tor Ganser in der Wikipedia Ver­schwörungs­the­o­rie unter­stellt wird, flippt die Gruppe aus. Sie tut jeden­falls so. Aber was die Gruppe 42 gegenüber Wikipedia, einem offe­nen Net­zw­erk in welch­er ein­fach alle und jed­er, knall­hart mit­pro­tokol­liert, mitschreiben kann? — Sie unter­stellt Ver­schwörungs­the­o­rie! In dun­kler Umge­bung, mit ein­er ein­sam vor sich hin­qual­mender Zigarette eines inves­tiga­tiv in die Akten­recherche ver­schwun­de­nen Jour­nal­is­ten, wird von eini­gen weni­gen — 200, vielle­icht auch nur 20 — Accounts erzählt, welche die gesamte Enzyk­lopädie kon­trol­lieren…

Das ist der­art the­atralis­che über­höht, dass es auch der Blinde als The­ater sehen muss. Dar­suf ange­sprochen, ssgten­ndie Her­ren freilich: Nein, Nein, Nein! — Was lediglich deren pro­fes­sion­al­ität bestätigt! — Das Ziel ist offen­sichtlich: Von Ver­schwörungs­the­o­rien zu reden, ist — solange akademis­che Kri­te­rien gel­ten — ein­fach bloss Quatsch.

Natür­lich machen Staat­en geheime Aktio­nen. Wozu son­st sind denn die Geheim­di­en­ste da? Und warum heis­sen sie denn “Geheim”, wenn sie “Öffentlich” agieren? Und wenn beispiel­sweise das Schweiz­er Fernse­hen im Jahr des Her­rn 2018 einen Uni­ver­sitäts­dozen­ten, welch­er auch ein Jour­nal­ist der NZZ ist, eine hohe Funk­tion beim Mil­itär innehat und von sich sagt, er würde für den Nachrich­t­en­di­enst arbeit­en als Experten gegen den Abwe­senden “Ver­schwörungs­the­o­retik­er” Dr. Daniele Ganser auf­fährt — ich spreche von Bruno Lezzi — dann musst du schon sehr komisch gewick­elt sein, um nicht ein biss­chen zu staunen. Gell? — Was eine “ser­iöse Quelle” ist, das möchte ich mir noch für Punkt 4 aufheben. Hier soll mein Punkt sein:

Die Gruppe 42 ver­ste­ht es, Quatschbe­griffe als Solche zu insze­nieren. Sie so aufz­u­fahren, dass sie frontal kol­li­dieren. Und nichts weniger erzwin­gen, als die Ver­mei­dung dieser Begriffe.

Und das kön­nte als eine Insze­nierung eines zen­tralen Anliegens von Wikipedia gese­hen wer­den: Es geht darum, Wis­sen zur Darstel­lung zu brin­gen. Nicht Mei­n­ung. Nicht Wahrheit. Wis­sen.

3Mein drit­ter Punkt schliesst eng daran an, aber an einem gän­zlich anderen Anliegen: Das anonyme Pub­lizieren. Diese inbrün­stig insze­nierte Jagd nach ein­deutiger Iden­tität und Klar­na­men. Dabei ist jed­er angemeldete “Benutzer”, wie es in der Wikipedia heisst, ganz ein­fach via eMail erre­ich­bar und jeden­falls ein­fach­er und direk­ter zu erre­ichen als Pro­tag­o­nis­ten der Gruppe 42. Und sehr oft sind die Verbindun­gen zwis­chen Benutzer­name auch mit ein­fachem Googlen leicht zu ver­i­fizieren. Auch hier würde ich wieder sagen: Es wird mit the­atralis­chem Ein­satz ein The­ma insze­niert, welch­es danach als Solch­es nicht mehr irri­ta­tion­s­los disku­tiert wer­den kann.

Wer gegen das anonyme Publizieren ist, ist gegen die Freiheit.

Das gilt seit 500 Jahren so. Jour­nal­is­ten deck­en tra­di­tionell ihre Infor­man­ten. Leak­ing ist erst in Ver­ruf ger­at­en, wie Staat­en und Banken — die gewaltig mächti­gen, also — ver­rat­en wor­den sind.

Aufk­lärung hat ihren Namen davon, dass eben das Ver­steck­te, Ver­bor­gene, Unzugängliche ans Licht gez­er­rt unf gek­lärt wer­den soll. Die Tra­di­tion der “Explizierung des Impliziten” hat aller­spätestens mit dem Nordafrikan­er Augusti­nus unzweifel­hafte Kraft gewon­nen und wird in allen Gen­er­a­tio­nen aufs immer wieder Neue bestärkt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dieses Prinzip zurückgenom­men wer­den kann. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie dieses Prinzip unter den Bedin­gun­gen von mitrech­nen­den, mitwirk­enden, mitentschei­den­den Com­put­ern real­isiert wer­den kann. Damit kön­nte ich jet­zt zum fün­ften und let­zten Punkt weit­er ren­nen. Vorher aber noch:

4Tat­säch­lich gibt es die Möglichkeit auf Wikipedia, dass Accounts mit beson­deren Priv­i­legien, so löschen kön­nen, dass ich als “pas­siv­er Sichter” — wie mein Kom­pe­ten­zlev­el, das zweitun­ter­ste, beze­ich­net wird — nicht ein­mal mehr sehe, dass hier je ein­mal was gelöscht wor­den ist. Diese Frage zu skan­dal­isieren — wie dies die Gruppe 42 tut — finde ich höchst unter­stützenswert. Weil diese Frage uns Mit­ten an gän­zlich unterkom­plex ver­han­delte The­men führen, welche den Rah­men hier bei weit­em sprengten.

Nur so viel: Die deutsche Bun­desregierung unter­stützt mit dem #Net­zDG — dem Net­z­durch­set­zungs­ge­setz — dass Plat­tform­be­treiber verk­lagt wer­den kön­nen, wenn diese geset­zlich ver­bote­nen Inhalt auf ihren Seit­en hal­ten. (Ganz anders im Übri­gen die Schweiz.) Witziger­weise stören sich Face­book, Google & Co auch gar nicht daran, dass sie mit irra­tionalen Höch­st­strafen bedro­ht sind. Im Gegen­teil: Es legit­imiert sie zu han­deln und Geld spielt eh keine Rolle. Unsere Regierun­gen unter­stützen so offen­sivst die Pri­vatisierung des Rechtsstaates. Ein Skan­dal. Ein­er von Vie­len.

Will sagen: Die Her­aus­forderun­gen sind der­massen gigan­tisch, dass jedes Jagen von Einzelper­so­n­en — mit Ver­laub — unanständig wird, wenn nicht das Ziel dahin­ter stünde — und dieses irgend­wann als solch­es auch sicht­bar würde!— auf die grossen, atem­ber­auben­den, drama­tis­chen Kon­se­quen­zen unsere aktuellen infor­ma­tionellen Sit­u­a­tion zu ver­weisen.

Ich will es dabei belassen. Und noch einen let­zten fün­ften Punkt auf­tun. Eine eben­falls riesige Kiste.

5Was ist eine ser­iöse Quelle? Die Gruppe 42 skan­dal­isiert dieses bei der deutschen Wikipedia beson­ders hart­näck­ig ver­focht­ene Rel­e­vanzkriteru­en, dass bei tage­sak­tuellen, zeit­na­hen Quel­lver­weisen fast nur noch jour­nal­is­tisch erzeugte Pub­lik­stio­nen ein­trag­bar sind. Um bei Daniele Ganser zu bleiben: Ein Aus­sage von Daniele in irgen­deinem Video auf Youtube, ist schlicht nicht bei Wikipedia ein­trag­bar, auch wenn es eine wis­senschaftlich wasserdichte Aus­sage wäre. Links auf Social­me­dia Plat­tfor­men wer­den sog­ar tech­nisch ver­hin­dert. Das führt ger­ade bei der Darstel­lun­gen von kon­tro­ver­sen, noch nicht kon­sen­suell gesät­tigten The­men, zu ärg­er­lichen Prob­le­men.

Auch hier: Das Engage­ment der Gruppe 42 kann darin gar nicht genü­gend geschätzt wer­den. Freilich ist auch dies kein Fragekom­plex, welche der Wikipedia fremd wäre. Ganz im Gegen­teil. Ger­ade aus Schweiz­er Sicht, welche in vie­len Teilen tra­di­tionell eine hohe Nähe zu amerikanis­chen Frei­heit­side­alen pflegt, ein wichtiger Punkt. Es gäbe noch eine radikalere Sicht, welche ich aber nicht per­sön­lich kenne. Es wurde mir gesagt, dass Sprach­grup­pen inner­halb der Wikipedia, welche stark durch orale Gesellschaftsstruk­turen geprägt sind, gän­zlich andere “Rel­e­vanzkri­tierien” entwick­elt hät­ten. Bitte Fra­gen sich mich dazu nichts. Ich habe keine Quellen dazu. Aber ger­ade dieser Umstand macht die Aus­sage nicht weniger wertvoll? Überre­det? — Das ist mein Punkt. In der Beurteilung, ob eine Aus­sage Gültigkeit hat, rel­e­vant ist, ist die Beurteilung der “Quelle” lediglich einKri­teri­um von anderen.

Ich will diesen fün­ften Punkt aber zum Abschluss noch für einen Über­gang nutzen, welch­er bei der Gruppe 42 noch nie — wie gesagt… — in den Fokus kam: Wiki­da­ta.

Was eine ser­iöse Quelle ist, welche den beste­hen­den Rel­e­vanzkri­te­rien entspricht, wird durch Wiki­da­ta fun­da­men­tal ange­grif­f­en und befragt.

Wenn wir der klas­sis­chen Infor­ma­tion­swis­senschaft fol­gen wollen, unter­schei­den wir zwis­chen Dat­en — Infor­ma­tio­nen — Wis­sen.

Auf Wikipedia woll­ten wir bish­er nur ein­tra­gen, was als “Wis­sen” kon­sen­suell gesät­tigt ist. Dabei sollen unbe­d­ingt — bedin­gungs­los! — auch kon­tro­verse Wis­sens­bestände zum (ver­meintlich) gle­ichen Gegen­stand zur Darstel­lung kom­men.

Das seman­tis­che Web, was Wiki­da­ta seit 2012 am entwick­eln ist und sich an schema.org der w3c ori­en­tiert, fordert aber das ganze — ich habe gel­ernt, dass es hip ist zu sagen — Ökosys­tem von Wiki­me­dia her­aus. Google hat kür­zlich ein Find­e­por­tal für Daten­sätze eröffnet. Und die Ver­wal­tun­gen — ob Wienoder Zürich — sind ist in diesem Zusam­men­hang äusserst aktiv. (Je nach Zeit, schnell rein­klick­en!) Es ist höch­ste Zeit.

Ich darf zum Schluss kommen.

Selb­stver­ständlich will ich noch einen let­zten Schnippsel zeigen aus dem Archiv von rebell.tv. Ein­er, welch­er nicht nur zu Wien passt, son­dern auch zu unserem The­ma.

Nicht ohne meine 5 Punk­te zusam­men­z­u­fassen:

  1. Die Gruppe 42 sucht nicht Stre­it mit ihren Fachkol­le­gen, son­dern mit der Wikipedia-Com­mu­ni­ty: Aus Grün­den!
  2. Die Gruppe 42 nutzt para­doxe Kom­mu­nika­tion um Quatschbe­griffe zu pul­verisieren. Ein­er heisst: “Ver­schwörungs­the­o­rie”
  3. Ein ander­er Quatschbe­griff heisst “Anonymes Pub­lizieren”. Wer anonymes Pub­lizieren nicht vertei­digt, ist gegen die Frei­heit. Ende der Durch­sage.
  4. Die Gruppe 42 hat Poten­zial, die ganz grossen gesellschaftlichen Her­aus­forderun­gen zu for­mulieren. Das Beispiel wäre: “Pri­vatisierung des Rechtsstaates.”
  5. Ohne die Inte­gra­tion von Wiki­da­ta in die Kri­tik von Wikipedia, wird das nix. Wiki­da­ta läuft seit 2012 und die Energie in diesem Pro­jekt — in welchem übri­gens sehr viele Frauen mitar­beit­en — ist riesig.

Und ich höre auch nicht auf, bevor ich mich her­zlich bedankt habe. Bei Euch allen. Der Geduld mit mir. Der Gruppe 42 und ins­beson­dere Stephan Bar­tunek für diese grossar­tige Arbeit, welche diese #wiwi18 ermöglicht. Danke. (Hat der Gute schon einen dick­en Applaus erhal­ten?)

Die Her­aus­forderun­gen sind zu gross, als dass wir uns gegen­seit­ig Ausspie­len. Es ist egal, ob ich eine Frau oder ein Mann bin, erwerb­s­los oder erfol­gre­ich, gescheit wie Albert Ein­stein oder dumm wie Brot, nativ oder immi­grant, ein Kind oder ein Grossväterchen wie ich, von hier oder von dort bin, anwe­send oder abwe­send. Vor dem Rech­n­er sind wir — wie früher vor Gott und später vor der Jus­tizia— alle gle­ich.

Es geht weit­er­hin darum, einen Umgang — einen mustergülti­gen Umgang — mit Dis­sens zu erfind­en. Jede Epoche neu. Wir haben mit Wikipedia und Wiki­da­ta grad zwei Umge­bun­gen vor uns, welche das Wis­sens darum, was uns Men­schen zu Men­schen macht sam­melt, auf­bere­it­et, einan­der herzeigt. Es gibt viele andere Umge­bun­gen, in welchen wir üben kön­nen. “…auss­er, wir tun es.

Es scheint aber jeden­falls grad so, als dass sich Poli­tik, Wis­senschaft und Jour­nal­is­mus als Teil von Prob­lem erken­ntlich zeigen. Und nicht als Teil von Lösung.

Das kann unruhig machen. Aber es ist nicht der Unter­gang der Welt. Das hat unsere Gesellschaft schon bei der Erfind­ung von Sprache, Schrift und Buch­druck erfol­gre­ich über­standen. Ganz ohne Krieg.

Krieg, Gewalt, Zer­störung: Das ist das Mit­tel der Starken. Die Schwachen hat­ten schon immer gän­zlich andere Prob­lem­lö­sungsvorschläge als die Starken. Wir soll­ten uns ein­brin­gen.

“Wir sehen der Zukun­ft ins Gesicht”, wird Peter Weibel gle­ich sagen… Ziehen wir uns nicht vor ihr zurück! Weit­en wir die Gegen­wart ins Unendliche und gestal­ten offen­siv an einem guten Leben. Ich wün­sche uns gutes Gelin­gen.

WORK IN PROGRESS

 

 


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