Textsorte: Drama
Arbeitsform: Dokumentation, Listenbildung, Work in Progress
Anlass: Reaktion auf DIE FORM DER UNRUHE Band 2 aus dem universitären Kontext.
TL;DR: Textsorten sind freilich nicht nur für die Literaturwissenschaften ein Thema. Wenn aber die Listen ins unendliche explodieren, scheint der Titel der Liste prekär geworden zu sein (so?)
Dr. Wolfgang Näser von der Uni Marburg, hat in seiner Sammlung von Textsorten auf unsere Neuordnung verwiesen. Das wiederum ist für uns Inspirierend ;-)
Aus: Die Form der Unruhe. Verlag Junius. Band 2. Kap. 5.4 Seite 135ff:
I. Motiv:
Status und Arbeitsphase eines Eintrages anzeigen
II. Produktionshaltung:
Pendeln zwischen zwei Dynamiken: der Orgiastik,
welche sich bewusst an kein Publikum richten will
(oder: kann, muss, soll, darf, mag) und der Sophrosyne,
welche bewusst an ein Publikum denkt und sich
auch an jenes richtet: «schreiben zum entwickeln»
(rebell.tv) vs. «schreiben zum publizieren»(203).
Es gibt keine «Abfallprodukte»
III. Funktion:
Konstruktion, De- und Rekonstruierbarkeit von
Informationen anzeigen und Kontext ermöglichen
Gestaltung eines formalen Zusammenhangs
zwischen verschiedenen Arten von Informationen
Eine Konnotation auf Prozess ermöglichen
Arten:
(1) Traum
Tätigkeit: Freischrieb. Mit den Mitteln der
Verschriftlichung und Verlinkung erahnen, was
gefühlt wird. Aus einem Gefühl Schrift machen
und der Linie zum Gedanken folgen.
Funktion: Das innere Bild anschaulich machen
Phase: Orgiastik
(2) Blitz
Tätigkeit: Unstrategisch getrieben. Spontanes
Festhalten von Eindruck, Beobachtung, Deutung,
Interpretation, Erkenntnis. Verrichten von
Tageswerk. Instinkt und Intuition Raum geben.
Eigene Vorurteile kennen lernen. Grundlage
zur Umwandlung einer «vorzeitigen Verurteilung»
in eine «vorläufige Beurteilung»(204) schaffen.
Funktion: Selbstverurteilung
Phase: Orgiastik
(3) Bekenntnis
Tätigkeit: Feststellen, Stellung beziehen,
vortreten, aufstellen, positionieren
Funktion: Reaktionen ein- und herausfordern
Phase: Orgiastik
(4) Memo
Tätigkeit: Auswerten, verdichten,
erste Hypothesen, Konzepte
Funktion: Memorieren (erinnerbar halten),
distanzieren (Fernung), refl ektieren,
der Kritik zugänglich machen, Ausgangspunkt
für nächste Positionierungsversuche
Phase: Orgiastik und Sophrosyne
(5) Märchen
Tätigkeit: Geschichten erzählen, ein Bild
aus dem bestehenden Material (Memos) darstellen
Funktion: Widerstandslose Betrachtung eines
zusammengestellten Zusammenhangs ermöglichen
Phase: Sophrosyne
(6) Drama
Tätigkeit: Komposition einer Art und Weise des
Zusammenhangs einer Frage oder Problemstellung.
Präsentation von Ergebnissen vor Publikum durch
Aufführung mittels einer Erzählung.
Funktion: Inszenierung von Zusammenhängen
Phase: Sophrosyne
(7) Tabu
Tätigkeit: Unabdingbare Werte für Menschen durch
sture (im Sinne von unansprechbar) und ständige
Wiederholung und Verlinkung, «in Stein meisseln».
Funktion: Explizieren des aus strategischen
Gründen unhinterfragbar Belassenen
Phase: Sophrosyne
Stefan M. Seydel, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Festspiel 1901″ (2019):
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Stefan M. Seydel/sms ;-)
(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialarbeiter, Künstler.
Ausstellungen und Performances in der Royal Academy of Arts in London (Frieze/Swiss Cultural Fund UK), im Deutsches Historisches Museum Berlin (Kuration Bazon Brock), in der Crypta Cabaret Voltaire Zürich (Kuration Philipp Meier) uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Diverse Ehrungen mit rocketboom.com durch Webby Award (2006–2009). Jury-Mitglied “Next Idea” Prix Ars Electronica 2010. Pendelte bis 2010 als Macher von rebell.tv zwölf Jahre zwischen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Ruhendes Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Seit Ende 2018 entwickelte er in Zürich-Hottingen in vielen Live-Streams – u.a. in Zusammenarbeit mit Statistik Stadt Zürich und Wikimedia Schweiz – den Workflow WikiDienstag.ch, publizierte während der Corona-Krise in der NZZ einen Text über Wikipedia, initiierte das #PaulWatzlawick-Festival 2020 und schreibt aktuell an: #DataLiteracy – Elemente einer Kulturform der Digitalisierung im Carl Auer Verlag, Heidelberg. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegründeten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträgen der FH St. Gallen, Gesundheitsdirektion Kanton St. Gallen, Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der EU aus einer Anstellung als Leiter Impuls- und Pilotinterventionen für die Aids-Hilfe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mitten in die Schweizer Alpen.
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