Piazzi/Seydel DIE FORM DER UNRUHE #dfdu — Band 2, 2010 — Junius Verlag Hamburg

#Textsorten (Piazzi/Seydel, Die Form der Unruhe #dfdu, Band 2, Junius-Verlag Hamburg, 2010)

Textsorte: Dra­ma
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Lis­ten­bil­dung, Work in Progress
Anlass: Reak­tion auf DIE FORM DER UNRUHE Band 2 aus dem uni­ver­sitären Kon­text.
TL;DR: Textsorten sind freilich nicht nur für die Lit­er­atur­wis­senschaften ein The­ma. Wenn aber die Lis­ten ins unendliche explodieren, scheint der Titel der Liste prekär gewor­den zu sein (so?)

Dr. Wolf­gang Näs­er von der Uni Mar­burg, hat in sein­er Samm­lung von Textsorten auf unsere Neuord­nung ver­wiesen. Das wiederum ist für uns Inspiri­erend ;-)

Aus: Die Form der Unruhe. Ver­lag Junius. Band 2. Kap. 5.4 Seite 135ff:

I. Motiv:
Sta­tus und Arbeit­sphase eines Ein­trages anzeigen
II. Pro­duk­tion­shal­tung:
Pen­deln zwis­chen zwei Dynamiken: der Orgiastik,
welche sich bewusst an kein Pub­likum richt­en will
(oder: kann, muss, soll, darf, mag) und der Sophrosyne,
welche bewusst an ein Pub­likum denkt und sich
auch an jenes richtet: «schreiben zum entwick­eln»
(rebell.tv) vs. «schreiben zum publizieren»(203).
Es gibt keine «Abfall­pro­duk­te»
III. Funk­tion:
Kon­struk­tion, De- und Rekon­stru­ier­barkeit von
Infor­ma­tio­nen anzeigen und Kon­text ermöglichen
Gestal­tung eines for­malen Zusam­men­hangs
zwis­chen ver­schiede­nen Arten von Infor­ma­tio­nen
Eine Kon­no­ta­tion auf Prozess ermöglichen
Arten:

#TextSorten

(1) Traum

Tätigkeit: Freis­chrieb. Mit den Mit­teln der
Ver­schriftlichung und Ver­linkung erah­nen, was
gefühlt wird. Aus einem Gefühl Schrift machen
und der Lin­ie zum Gedanken fol­gen.
Funk­tion: Das innere Bild anschaulich machen
Phase: Orgiastik

(2) Blitz

Tätigkeit: Unstrate­gisch getrieben. Spon­tanes
Fes­thal­ten von Ein­druck, Beobach­tung, Deu­tung,
Inter­pre­ta­tion, Erken­nt­nis. Ver­richt­en von
Tageswerk. Instinkt und Intu­ition Raum geben.
Eigene Vorurteile ken­nen ler­nen. Grund­lage
zur Umwand­lung ein­er «vorzeit­i­gen Verurteilung»
in eine «vor­läu­fige Beurteilung»(204) schaf­fen.
Funk­tion: Selb­stverurteilung
Phase: Orgiastik

(3) Bekenntnis

Tätigkeit: Fest­stellen, Stel­lung beziehen,
vortreten, auf­stellen, posi­tion­ieren
Funk­tion: Reak­tio­nen ein- und her­aus­fordern
Phase: Orgiastik

(4) Memo

Tätigkeit: Auswerten, verdicht­en,
erste Hypothe­sen, Konzepte
Funk­tion: Mem­o­ri­eren (erin­ner­bar hal­ten),
dis­tanzieren (Fer­nung), refl ektieren,
der Kri­tik zugänglich machen, Aus­gangspunkt
für näch­ste Posi­tion­ierungsver­suche
Phase: Orgiastik und Sophrosyne

(5) Märchen

Tätigkeit: Geschicht­en erzählen, ein Bild
aus dem beste­hen­den Mate­r­i­al (Mem­os) darstellen
Funk­tion: Wider­stand­slose Betra­ch­tung eines
zusam­mengestell­ten Zusam­men­hangs ermöglichen
Phase: Sophrosyne

(6) Drama

Tätigkeit: Kom­po­si­tion ein­er Art und Weise des
Zusam­men­hangs ein­er Frage oder Prob­lem­stel­lung.
Präsen­ta­tion von Ergeb­nis­sen vor Pub­likum durch
Auf­führung mit­tels ein­er Erzäh­lung.
Funk­tion: Insze­nierung von Zusam­men­hän­gen
Phase: Sophrosyne

(7) Tabu

Tätigkeit: Unab­d­ing­bare Werte für Men­schen durch
sture (im Sinne von unansprech­bar) und ständi­ge
Wieder­hol­ung und Ver­linkung, «in Stein meis­seln».
Funk­tion: Explizieren des aus strate­gis­chen
Grün­den unhin­ter­frag­bar Belasse­nen
Phase: Sophrosyne

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019):
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Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Pen­delte bis 2010 als Mach­er von rebell.tv zwölf Jahre zwis­chen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Seit Ende 2018 entwick­elte er in Zürich-Hot­tin­gen in vie­len Live-Streams – u.a. in Zusam­me­nar­beit mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz – den Work­flow WikiDienstag.ch, pub­lizierte während der Coro­na-Krise in der NZZ einen Text über Wikipedia, ini­ti­ierte das #PaulWat­zlaw­ick-Fes­ti­val 2020 und schreibt aktuell an: #DataL­it­er­a­cy – Ele­mente ein­er Kul­tur­form der Dig­i­tal­isierung im Carl Auer Ver­lag, Hei­del­berg. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegrün­de­ten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträ­gen der FH St. Gallen, Gesund­heits­di­rek­tion Kan­ton St. Gallen, Bun­de­samt für Gesund­heit (BAG) und der EU aus ein­er Anstel­lung als Leit­er Impuls- und Pilot­in­ter­ven­tio­nen für die Aids-Hil­fe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mit­ten in die Schweiz­er Alpen.


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