“danken ist unterwerfung” (lernen vom kloster dissent.is 1/12)

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LERNEN VOM KLOSTER DISSENT.IS 1/12

Danken ist Unterwerfung

von Ste­fan M. Sey­del

Das ist nicht fair! Sie haben sich so engagiert. Sie waren so fleis­sig. So umsichtig. Und nie­mand hat es gemerkt. Nie­mand würdigt ihr Tun. Nie­mand bedankt sich bei ihnen. Bedenken Sie: Ein warmer Händ­e­druck machte ihre Augen feucht. Ihr ger­ad­er Blick senk­te sich. Der eben noch benötigte harte Nack­en würde lock­er. Der ger­ade Rück­en krumm. Vielle­icht nur ganz leicht. Möglicher­weise bloss andeu­tungsweise. Hät­ten sie das gewollt? Eben.

Der aufrechte Gang, ist keine Erfind­ung der Aufk­lärung.  Das Leben im Kloster lehrt nicht Unter­wür­figkeit unter Men­schen. Ganz im Gegen­teil. Dies Grun­didee, kann radikalisiert ohne jede pro­fes­sionelle Exegese in dem im Inter­net frei zugänglichen Text der “Reg­u­la Bene­dic­ti” gefun­den wer­den.

Jeman­dem zu danken, kön­nte gar dazu führen, dass dieser Men­sch sich etwas einzu­bilden begin­nt auf seine Fähigkeit­en. Eine der schlimm­sten Sün­den. Find­et der heilige Benedikt und seine gän­zlich unter­schätze Schwest­er Scholasti­ka. Was tun? Den Einge­bilde­ten sofort an eine andere Arbeit set­zen. Ermah­nen. Bestrafen. Vom Kloster weg­weisen. Warum? Ist doch klar: Wer sich etwas auf sein Tun ein­bildet, fordert Unterord­nung ein. Ver­langt Gefol­gschaft. Bildet Hor­den.

Wer, wenn nicht wir, die wir deutsch fühlen, müssen den Gräuel der Hor­den­bil­dung fürcht­en, has­sen und ver­ab­scheuen. (Wer, wenn nicht wir?) Und wer, wenn nicht dieser Über­men­sch Jesus, hat sich präzis gegen jed­wede Unter­w­er­fung und blinde Gefol­gschaft gewehrt? Es mussten dann Petrus und Paulus als erste “Com­mu­ni­ty-Man­ag­er” einge­set­zt wer­den, um eine ordentliche “Cor­po­rate Iden­ti­ty” zu stiften und die heute so hippe #Auss­chaltver­mei­dung bei Dauersenden­den zu erfind­en. Die Idee von Jesus, war das nicht. Jene von Scholasti­ka auch nicht.

Benedik­tinis­che Klöster wur­den als Orte für freie Radikale instal­liert. Und sie wur­den Säcke für Flöhe. Ein Abt hütet diese Flöhe, ohne aber selb­st einen Sack zur Ver­fü­gung gestellt zu bekom­men. Er hütet prinzip­iell unfol­gsame Typen. Wie Placidus Spescha. Um eine möglichst zeit­ferne Dis­en­tis­er Haus­num­mer zu nen­nen. Kurzum:

Ihnen wird nicht gedankt? Seien sie dankbar! Einan­der zu danken, ist der Anfang der Unter­w­er­fung von Men­schen unter Men­schen. Der Anfang und das Ende aller sozialer Missstände.

Kön­nen wir aus dieser Geschichte aus dem Kloster etwas Prak­tis­ches für unsere alltägliche Prax­is ler­nen? So ganz konkret? — Nein. Aber irri­tierend inspiri­erend kann es sein. Gell? Eben. Das näch­ste Mal das Gle­iche anders. Am Beispiel “Schweigen”.

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Ste­fan M. Sey­del war drei Jahre der Präfekt im Benedik­tin­er Kloster Dis­en­tis und Mit­glied der dreiköp­fi­gen Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Selb­stver­ständlich ist der Text eine freie Inter­pre­ta­tion des Kloster­lebens und muss in kein­er Weise mit den Ansätzen der Mönche in Dis­en­tis übere­in stim­men. Mehr über den in der inter­na­tionalen Blog­ger­sphäre mit seinen Ini­tialen “sms” bekan­nte Autor und Mit­glied im renom­mierten PEN-Club Liecht­en­stein find­et sich in seinem Zettelka­s­ten: http://dissent.is


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