das weh!weh!weh! als #deadtime oder “über die geschwindigkeit beim beobachten von sozialen prozessen” #counttothree

1989

egal was war: es war mein jahr. ich wurde 24. der schwanger­schaft­stest färbte sich blau. eben hat­te ich das the­ma für meine — heute wür­den wir sagen — bach­e­lo­rar­beit bes­timmt. meine fre­undin hat­te sich eben für ihr — heute wür­den wir sagen — fach­hochschul­studi­um eingeschrieben. und schon im novem­ber trug ich dann kilo­me­ter­weit mein baby durch die woh­nung. ich erk­lärte dem kind das gän­zlich unfass­bare. alles was war: es ging viel zu viel, viel zu schnell.

“alles braucht seine zeit.”

“alles braucht seine zeit. alles braucht seine vor­bere­itung.” (egon krenz, 9.11.1989) so auch das verbinden eines com­put­ers mit seinen com­put­ern. wenn ich heute mein­er tochter erk­lären müsste, wie es damals gelun­gen ist, dass ich mich als teenag­er mit bruno und res nach unser­er tren­nung in helsin­ki, über zwei wochen später — ger­ade rechtzeit­ig vor ablauf unser­er inter-rail-tick­ets und der rück­fahrt an den bodensee — in paris haben find­en kön­nen: ich kön­nte es nicht. es hat sich verän­dert. irgend­wie. ganz langsam. ich habs in all den jahren hyper­ven­tiliert. und habs doch nicht gemerkt. klar. das erin­nert an die geschichte vom zerkocht­en frosch. und es erin­nert daran, dass nicht nur die dis­tanz des beobach­t­en­den zu seinen objek­ten wichtig ist. wir nen­nen es pen­deln. es ist eben auch die zeit, welche unsere beobach­tun­gen erschw­ert, ver­stellt, pul­verisiert. #count­tothree du willst soziale prozess beobacht­en? achte auf:

  1. die tem­per­atur | the­o­rie ist ja prax­is (nur nicht so ver­schwitzt) (2010)
  2. die dis­tanz | nahe genug (2007)
  3. die zeit | dead time (2015)

die erfahrung von zwanzig jahren bloggen, beim offen­sivst mithelfen, dass sich bits ein­loggen kön­nen. in texte, bilder, töne. diese erfahrung also beim bloggen, diesem allmäh­lichen ver­spun­den eines gedanken­raums, scheint wie das herum­fahren ein­er kam­era in ein­er grandiosen “dead time”. du siehst, wie die kugeln auf dich zu kom­men. du bewegst dich schlicht und effek­tiv. alles wird gut? alles wird anders! in einem schlafähn­lichen zus­tand. wie tot verän­dert sich das, was so unverän­der­bar scheint: wenn sich das dom­i­nante kom­mu­nika­tion­s­medi­um sich wan­delt, ver­wan­delt sich all das was kom­mu­nika­tive bet­rifft mit. das ist nicht das prob­lem. das ist die lösung.

jede lösung, bringt nächste probleme zum vorschein.

von den heuti­gen möglichkeit­en ein­er überwachung von bürg­ern — welche eben noch zu ein­er “ich AG” umer­zo­gen wur­den und nun umstand­los als poten­zielle (und sehr wahrschein­liche) ter­ror­is­ten von der staatlichen “intel­li­gence com­mu­ni­tiv” für wahr genom­men wer­den — hat noch 1989 nicht nur die DDR geträumt. auch der “staatss­chutz” in der schweiz.

die umstel­lung auf die maschinelle pro­duk­tion (die umstel­lung der (heili­gen) schrift auf das medi­um des (göt­tlichen) buch­es) hat alles umgestellt. das denken, das fühlen, das städte bauen. egal was: ein­fach alles. ist das schlimm? keine ahnung. für mich als kind von klein­bürg­ern im abschaum der super­re­ichen spezies der men­schen, wars ein segen. ich bin zwar noch immer ein tagelöh­n­er und elek­trisiert­er vagabund. aber immer­hin. hinge­gen für die natur und die andern men­schen in anderen wel­ten wars eine katas­tro­phe. und jet­zt? keine ahnung. aber was ich weiss, ist, dass so weit­er zu machen, gar nichts gutes zu bedeuten ver­mag.

in einer welt, welche eine maschine ist…

in ein­er welt, welche eine mas­chine ist, wird alles, was nicht funk­tion­iert repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. (ver­gl. heft 32, wowarich?ahja) und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenns nicht funk­tion­iert, wird es repari­ert. und wenn es auch dann noch nicht funk­tion­iert, ist es über­flüs­sig. und kann ver­duften. wie gas.

es stimmt nicht, dass der holo­caust die abwe­sen­heit von mod­erne, von aufk­lärung, von ein­er welt war, welche eine mas­chine ist. das ganze gegen­teil ist wahr. und es stimmt auch nicht, dass nach dem holo­caust, sich die welt — etwa mit oder durch die idee der men­schen­rechte — sich verbessert hat. die gewalt hat sich bloss ele­gan­tisiert. sie ist angenehmer gewor­den. fre­undlich­er. dien­stleis­tungs­geil­er. schon 1988 lehrte mich neil post­man, dass wohl nicht orwell recht hat­te. son­dern hux­ley. was uns ins gefahr bringt, ist das, was wir lieben. das, was wir uns wün­schen kön­nen, ermöglicht heute diese totale überwachung.

lösun­gen — so wusste wittgen­stein (6.521) — erken­nen wir am ver­schwinden des prob­lems. das prob­lem, die welt als mas­chine für wahr zu nehmen, dieses prob­lem ist ver­schwun­den. das ist ein fortschritt. und zwar ein so sen­sa­tioneller, dass wir ihn feiern soll­ten. und wie! wie? zum beispiel so:

die schwierigkeit der lin­ear-kausalen maschi­nen-logik war, dass diese zwar unheim­lich viel — mit beto­nung auf unheim­lich und viel — zu inte­gri­eren ver­mochte. auss­er eben all das, was nicht nicht lin­ear-kausale maschi­nen-logik war. und siehe da: plöt­zlich gehts doch. ein paar frauen, haben sich der sache kurz mal angenom­men. die män­ner kon­nten sich jet­zt 20 jahre die hörn­er abstossen. aber jet­zt gehts noch ein­mal anders weit­er. wie? keine ahnung. aber ganz sich­er anders. (und anders als so.)

/end

das making of

nachträge

wo der zweite mon­i­tor hingekom­men ist? fragt chrome­book :-(


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