die zwei schöpfungsgeschichten #bereschit (genesis 1 — 6)

zurück zum soeben geschlosse­nen ein­trag

die zwei ur-erzählungen der tora

gen­e­sis 1: die erschaf­fung der welt in 6 + 1 tagen
gen­e­sis 2: eine ver­mut­lich ältere ver­sion, in bildern, namen und tätigkeit­en

notizen zur lesung von bereschit 1 — 6

“im anfang erschuf gott die him­mel und die erde. die erde aber war unförm­lich und ver­mis­cht…”

  • im anfang
  • die him­mel
  • unförm­lich
  • ver­mis­cht
  • set­ze den falschen artikel vor ein wort und es entste­ht ein uni­ver­sum. (sie nen­nen es prosa. wir nen­nen es kon­stella­tive kom­mu­nika­tion ;-)

“…fin­ster­n­is auf der fläche des abgrun­des, und der göt­tliche geist wehend auf den wassern. da sprach gott: “es werde licht.” so wurde licht. gott sah das licht, dass es gut war, und unter­schied zwis­chen dem licht und der fin­ster­n­is. gott nan­nte das licht tag, und die fin­ster­n­is nan­nte er nacht. da wurde abend und wurde mor­gen, ein tag.”

  • auf der fläche des abgrun­des
  • geist über den wassern
  • licht!
  • es werde licht!
  • es wurde licht!
  • das licht als licht anerken­nen: es ist gut
  • das licht anerken­nen, als das was es ist: eine unter­schei­dung
  • die bei­den seit­en der unter­schei­dung beze­ich­nen (licht, fin­ster­n­is)
  • das je darin enthal­tende beze­ich­nen (tag, nacht)
  • beobacht­en, was diese unter­schei­dung mit einem macht (abend, mor­gen)
  • das ist ein tag. der erste tag. teil eines prozess­es, welch­er weit­er geht. mor­gen.

ob #LoF auch so differenziert ist?

das wäre ein schön­er abgle­ich… ähm… wo finde ich eine ein­führung zu spencer-brown? — noch ein­mal “der erste tag”:

  1. es ist nie nichts da. irgend­was ist immer. irgend etwas ist immer schon da. nen­nen wir dieses prinzip­ielle irgend­was ist immer schon da: “him­mel und erde”. keine ahnung, wie es gekom­men ist. keine anhnung, wers gemacht hat. nen­nen wir dieses prinzip­ielle nicht-wis­sen kön­nen: “gott”
  2. da ist nie kein anlass. ein “bedürf­nis” oder ein “wun­sch”. hier scheint es eine exis­ten­zielle angst zu sein: “fin­ster­n­is auf der fläche des abgrun­des”.
  3. du kannst nicht nicht unter­schei­den. egal was du jet­zt tust: du unter­schei­dest. du kannst nicht anders. ES unter­schei­det. mit dir, an dir, ganz ohne dich. keine ahnung, wie das geht. nen­nen wir dieses prinizpielle nicht-wis­sen kön­nen: “gott”. durch diese unter­schei­dung, “passiert” an dir irgend­was. nen­nen wir es “licht”.
  4. du bist OK — ich bin OK. das was du siehst, erkennst, spürst, fühlst… all das was dir “das licht” zum “ein­leucht­en” bringt, ist ok. so ist es. für mich. (bei dir ist das auch so.) es ist ok. nicht, weil es so gut ist. nicht weil es “wahr” ist. es ist “gut”, weil es das einzige ist, was ich (und du auch!) habe, was sich mir zeigt. was für mich “mit meinem licht” sicht­bar gewor­den ist.
  5. mache eine unter­schei­dung! hier wird zwis­chen “licht und fin­ster­n­is” unter­schieden. “hunger und dar­m­drang”, “schlaf und taten­drang”, “lust und kindergeschrei” wäre auch möglich gewe­sen. egal. haupt­sache: mach eine unter­schei­dung. wäh­le! und wenn du zu faul bist, tu mal so, als würdest du eine unter­schei­dung machen.
  6. du kannst nicht nicht kom­mun­zieren. die von dir gemachte unter­schei­dung wirkt. sie macht was. da ist grad ein ganzes uni­ver­sum ent­standen. ein­fach durch deine kleine unter­schei­dung. und diese “möblierung” dein­er gedanken­welt, kannst du benen­nen. und wenn du die wörter noch nicht kennst, kannst du herum­fra­gen gehen, wie andere diesem zeugs sagen. in der unter­schei­dung “licht”, ste­ht zum beispiel das wort “tag” herum. und im (kom­ple­men­tären) gegen­teil des lichts ste­ht so was rum wie “nacht”. im licht ste­ht vielle­icht auch noch arbeit, kochen, putzen, fotografieren, lesen. und in der nacht: “shake your ass, your mind will fol­low”. es ist ziem­lich wild, wie andere die (ver­meintlich) gle­iche unter­schei­dung nutzen… frag mal mit 4 ohren rum. es wird nix zu ver­ste­hen geben. du wirst nicht vergessen kön­nen, dass die sprache, die du nutzt, nicht deine sprache ist. es ist die sprache der men­schen. du kom­mun­zierst auch gar nicht nur mit wörtern. du kom­mun­zierst auch mit deinem kör­p­er, mit dem was du bist und hast. und es ist nie “deine” sprache. will sagen: falls du meinst du hättest irgend­was ver­standen, wäre das ein tragis­ches missver­ständ­nis. (zurück zu aufzäh­lung 4 :-D
  7. nicht men­schen kom­mun­zieren. die kom­mu­nika­tion kom­mun­ziert. (luhmann/baecker in: ein­trag kom­mu­nika­tion) kom­mu­nika­tion macht was mit dir. und auch das, was es mit dir macht, kannst du beobacht­en, musst du unter­schei­den und du wirst beze­ich­nen. hier: “abend und mor­gen”. will sagen: da ist ein loop drin. eine jen­er vie­len “selt­samen schleifen”. und weil wir müde sind, gehen wir jet­zt schlafen und machen mor­gen weit­er. wir sind teil eines prozess­es. (die barocke prozes­sion übte präzis das: sich vor augen hal­ten (bilder) was einem unverän­der­lich sein soll und dann dieses (ganz gegen­ständlich) ums kloster, durch die strassen, hin­auf zum berg tra­gen… (irgend­wieso?)
  • anerken­nen (1–4)
  • unter­schei­den (5)
  • bezeichnen/kommunzieren (6)
  • selt­same schleife/loop/prozessualisierung (7)

der 2. tag (bereschit 1,6)

2do

wenns dann zu kain & abel kommt:

https://twitter.com/sms2sms/status/1307385665173192705

noch nicht ange­hört:

11.01.2016 ist es gewor­den… heute aber:

eintrag in arbeit

original

einträge 19.2.2016

keine ahnung, warum ich die zeichnungen von heute morgen hier eintrage. vermutlich, weil es bei ADAM&EVA beginnt. (mit MOSES.) dieses mir erzählen, wie mir gelehrt wurde, wie ich wurde, was ich bin.

mir scheint aufzufallen, dass in der figur von MOSES, wie später in der KüNSTLERFIGUR akzeptiert worden ist, dass ein idividuum eine “eingebung”, eine “schöpfung aus sich selbst” macht, welche von allen anderen zu achten, zu beobachten, zu zelebrieren sei… logo. da denke ich an grossväterchen… (hervorhebungen durch sms):

BROCK: Die Gen­er­a­tio­nen beschäfti­gende Frage, warum der West­en, obwohl tech­nol­o­gisch zum Beispiel Chi­na, selb­st Korea weit unter­legen, ab dem 15. Jahrhun­dert eine solche ras­ante Entwick­lung nahm (selb­st in Korea hat man 80 Jahre vor Guten­berg mit beweglichen Let­tern gedruckt, in Chi­na war bekan­ntlich das Schwarzpul­ver schon lange in Gebrauch etc.), lässt sich beant­worten. Der West­en erre­ichte eine so ras­ante Entwick­lung, die sich inner­halb von 100 Jahren, von der Zeit Dantes, Giot­tos und Petrar­cas bis zur Zeit Brunelleschis, Alber­tis und Piero del­la Francescas ent­fal­tete, weil er ein neues Sys­tem für die Begrün­dung von Aus­sagen erfand, näm­lich die Kun­st. Das hat es in kein­er anderen Gesellschaft gegeben. In den anderen Gesellschaften musste man, wenn man einen Aus­sage­nanspruch erhob, ihn mit Ver­weis auf die Autorität des Hofes, des Kaisers, der Priester, der Stände verse­hen. Und diese Autorität wurde als Ver­sprechen der Beloh­nung bei Akzep­tanz der Aus­sagen ver­standen oder als Andro­hung von Strafen bei Nich­takzep­tanz oder Nicht­beach­tung. Das war auch in Europa so. In der mit­te­lal­ter­lichen Stän­dege­sellschaft kon­nte man nur Aus­sage­nau­torität gewin­nen kraft Zuge­hörigkeit zum Hof, zum Klerus, zu ständis­chen Repräsen­ta­tion­sor­ga­nen. Im 14. Jahrhun­dert wird das Sys­tem Kun­st erfun­den, indem man akzep­tiert, dass jedes Indi­vidu­um zur sprudel­nden Quelle von Aus­sagen über die Welt, also von Hypothe­sen der Arbeit wer­den kon­nte. Hin­ter solchen Indi­viduen, den Kün­stlern, stand keine Autorität des Belohnens oder Bestrafens, also kein Stän­de­führer, kein Bischof, kein Volk. Kün­stler boten Aus­sagen, die Inter­esse fan­den, obwohl das Weghören und Wegge­hen nicht bestraft und das Zuhören nicht belohnt wer­den kon­nte. Wenn nicht mehr die Beloh­nung oder bestrafende Autorität, son­dern die Aus­sagen sel­ber durch die Art ihrer Organ­i­sa­tion, Präsen­ta­tion und Neuar­tigkeit Inter­esse find­en, wird schla­gar­tig die Anzahl der brauch­baren Arbeit­shy­pothe­sen und damit die Entwick­lungs­dy­namik der Arbeit an der Natur als kul­turelle Arte­fak­te Schaf­fen erhöht.

BROCK: Kun­st ist ein Begrün­dungssys­tem für Aus­sagen, und zwar so, dass nicht »State of the Art«, kraft Appro­ba­tion, Pro­mo­tion, Del­e­ga­tion, also kraft beglaubigter Zuge­hörigkeit zur Fakultät, zur Expertenkom­mis­sion, zur Kol­le­gen­schaft geurteilt wird; Kun­st ist ein Sys­tem der Begrün­dung von Aus­sagen aus der Indi­vid­u­al­ität der Aus­sagenurhe­ber her­aus. Dann müssen die Aus­sagen schon ein spez­i­fis­ches Inter­esse find­en, damit über­haupt jemand auf sie einge­ht. Wann immer ein Men­sch seine Sachen ver­tritt, auss­chliesslich auf sein eigenes Beispiel gestützt und nicht auf Papst und Kirche, auf Partei oder Mark­ter­folg, dann ist er Kün­stler. Er ist nicht Kün­stler, weil er malt und musiziert; auch Wis­senschaftler, wie Ein­stein schon wusste, müssen immer dann als Kün­stler ihren Aus­sage­nanspruch begrün­den, wenn sie etwas Neues vertreten, was ger­ade wegen der Neuheit den »State of the Art«-Regeln gar nicht unter­liegen kann. Wer nur mit Ver­weis auf sein eigenes Kön­nen, das sich in der Art der Aus­sagen man­i­festiert, die Aufmerk­samkeit ander­er beansprucht, ist damit Kün­stler. Kün­stler sein, heisst, eine wie eben angedeutete Rolle zu übernehmen bei der Arbeit an der Natur, auch der Natur des Men­schen und den von Natur aus erzwun­genen gesellschaftlichen Zusam­men­schlüssen sowie der Natur der Kul­turen. die diesen Gesellschaften Verbindlichkeit garantieren. Wenn ein Nierenchirurg eine von den bish­eri­gen Stan­dards der Nierenchirurgie abwe­ichende Vorge­hensweise entwick­elt, kann er ja nicht sich auf Legit­i­ma­tion durch Erfül­lung der Stan­dards berufen. Dann muss auch ein solch­er »inno­v­a­tiv­er« Entwick­lungss­chritt der Nierenchirurgie zunächst vom Entwick­ler nach dem Beispiel der Kün­stler vertreten wer­den, wenig­stens so lange, bis die Neuheit möglicher­weise zum Stan­dard in der Nierenchirurgie gewor­den ist. Das hat weit­ge­hende Kon­se­quen­zen. Man denke nur an gerichtliche Auseinan­der­set­zun­gen um Resul­tate von Oper­a­tio­nen, die nicht »State of the Art«, son­dern eben mit neuen Ver­fahren vorgenom­men wur­den. Es kön­nte ja über­haupt keine Entwick­lung und Weit­er­en­twick­lung in den ver­schieden­sten Tätigkeits­feldern geben, wenn man durch straf- und zivil­rechtliche Bedro­hung dazu gezwun­gen würde, stets nach den »State of the Art«, also nach den all­ge­mein gebräuch­lichen und akzep­tierten Stan­dards zu ver­fahren.
Die Ein­führung des Kun­st­be­griffs und der Kün­stler­rolle als akzep­tiert­er Weg, Aus­sagen jen­seits des Bekan­nten und Üblichen zuzu­lassen, set­zt voraus, dass hin­re­ichend viele Indi­viduen über­haupt zur Begrün­dung ihrer Aus­sage­nansprüche fähig sind. Deswe­gen ent­fal­tete sich ab der Zeit Dantes, Giot­tos und — all­ge­mein — der Human­is­ten ein regel­recht­es Aus­bil­dungs­gewerbe für Indi­viduen, die in Gesellschaft, Wirtschaft, Kriegführung und Architek­tur, Fern­han­del und Diplo­matie wirk­sam wur­den — wirk­sam kraft ihrer Per­sön­lichkeit. Im Wan­del des Begriffs Sub­jekt kann man das able­sen. Die seit Diok­le­tians Steuerge­set­zen der Steuerpflicht Unter­wor­fe­nen, die “sub­jec­ti”, also eigentlich die Objek­te des staatlichen Han­delns, wer­den in der Epoche der Renais­sance zu denen, die eine auf ihrer eige­nen Erfahrung gestützte Aus­sage, eine sub­jek­tive Aus­sage, zu all­ge­meinen Nutzen zu entwick­eln ver­mö­gen. Damit wer­den sie zu Sub­jek­ten als Akteure im Sinne von ver­ant­wortlich für ihre Weltver­hält­nisse.

NACHTRAG

#DiFe16

LOT/salzsäule


0 Kommentare für “die zwei schöpfungsgeschichten #bereschit (genesis 1 — 6)

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese HTML Tags kannst du verwenden:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>