versionsgeschichten von: In 500 Jahren von der mechanischen Ente zum Ententest — Ein Abriss

 der vor­ge­tra­gene text


Lieben Dank nach Luzern, Verehrte An- und Abwe­sende,

In 10 Minuten “Soziale Arbeit und Dig­i­tal­isierung”: Es muss also nicht nur rasch gehen. Ich ver­mute ja, dass Alois Huber — typ­isch für ein Lösungs­fokussiertes Set­ting — die zwei gemein­samen Arbeit­stage in einem Ressourcenzu­s­tand eröff­nen will…

In WikiDienstag.ch erzäh­le ich immer wieder die Geschichte der Sozialen Arbeit als ”die Nacht­seite” der “Vier Indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen. Die Erzäh­lung der Indus­triellen Rev­o­lu­tion ist ein aktuell sehr erfol­gre­ich­es Nar­ra­tiv. Jedes Kind ver­ste­ht seit hun­derten von Jahren “das Märchen von der mech­a­nis­chen Ente”. Und was die Kinder ver­ste­hen, das inter­essiert auch mich. Ich mag The­o­riegedichte.

Der vor­ge­tra­gene Text ist mit vie­len Links im Tagungspadlet von Flo­ri­an Zahor­ka ver­linkt. Es geht los:

Spoiler — oder um es vorweg zu nehmen:

Der Vorschlag wird sein, die Zeichen­kette Dig­i­tal­isierung lediglich als Titel für die aktuelle, vierte Indus­trielle Rev­o­lu­tion zu akzep­tieren.

Die Zeichen­kette Dig­i­tal— unter­schieden von der Zeichen­kette Ana­log — haben wir von Paul Wat­zlaw­ick definiert bekom­men — im 4. Axiom. 1967. Dig­i­tal beze­ich­net dabei die Unter­schei­dung Entwed­er — Oder:

Ein bisschen schwanger geht nicht.

Und Ana­log ist — naja! — eben alles andere.

Diese Unter­schei­dung Digital:Analog hat in der Bio-Psy­cho-Sozialen Denk­fig­ur — wie wir diese auch bei Sil­via Staub-Bernasconi nutzen — einen fes­ten Platz und macht dort einen prak­tis­chen Unter­schiedeinen Unter­schied, welch­er einen Unter­schied machtDarauf kann ich hier nicht einge­hen. Aber — und darum geht es mir — ich brauche die Zeichen­kette Dig­i­tal. Aber eben: Für etwas ganz Anderes.

Um es kurz durchzus­pie­len — und damit vom Tisch zu haben:

  1. Soziale Arbeit kri­tisiert an “Dig­i­tal­isierung” nicht, dass ganz viele Men­schen mit ganz vie­len Men­schen in Aus­tausch treten kön­nen.
    Welt­ge­sellschaft ist unser Aus­gangspunkt.
  2. Soziale Arbeit kri­tisiert an “Dig­i­tal­isierung” nicht, dass Men­schen und Grup­pen von Men­schen mit eigensin­niger kör­per­lich­er und/oder psy­chis­ch­er und/oder sozialer Ausstat­tung gesellschaftlich inkludiert wer­den kön­nen. “Com­put­er­ver­mit­telte Kom­mu­nika­tion” bedeutet für Mil­lio­nen von Men­schen zunächst vor allem und ins­beson­dere Inklu­sionMen­schen mit Neu­ro­di­ver­sität bilden dabei ja bloss das Aushängeschild.
    Inklu­sion ist zen­tral­stes Anliegen pro­fes­sioneller Sozialer Arbeit.
  3. Soziale Arbeit kri­tisiert an “Dig­i­tal­isierung” nicht, dass Men­schen und Grup­pen von Men­schen nicht mehr abhängig von Massen lei­t­en­den Medi­ensind und ihre ganz andere Sicht auf ihre ganz andere Lebensweltselb­st­bes­timmt darstellen kön­nen.
    Die Her­stel­lung von Gegenöf­fentlichkeit ist tra­di­tionelleste Prax­is sozial­räum­lich­er Inter­ven­tio­nen, fragt Mar­i­anne Mein­hold.

     

    Und schliesslich:

  4. Soziale Arbeit kri­tisiert an Dig­i­tal­isierung nicht, dass jet­zt Töne, Bilder, Dateien dig­i­tal — und nicht mehr ana­log — durch Berge, Meere und Lüfte gewe­ht wer­den. Das mag einen Unter­schied machen für den Hause­lek­trik­er.
    Das Kom­mu­nika­tion­s­mod­ell der Bio-Psy­cho-Sozialen Denk­fig­ur unter­schei­det zunächst nicht, wer oder was kom­mun­ziert.

Soziale Arbeit beobachtet Aus­tausch­prozesse von Men­schen und Grup­pen von Men­schen und inter­ve­niert auf Grund bes­timmter Kri­te­rien in der Leitun­ter­schei­dung von Behin­derungs- und Begren­zung­macht.

Digitalisierung

scheint aber ein dur­chaus möglich­er Titel für die “Vierte Indus­trielle Rev­o­lu­tion” zu sein.

Die zwei ersten indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen wollen wir Mech­a­nisierung und Mas­chin­isierung nen­nen.

Die zwei let­zten indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen wollen wir Automa­tisierung und Dig­i­tal­isierung nen­nen.

Es ist aber völ­lig egal, wie die “Indus­trielle Rev­o­lu­tion” phasiert, beze­ich­net und ter­miniert wird. Die Gemein­samkeit aller wie auch immer mod­el­liert­er Mod­elle beste­ht darin, dass es sich um einen Wan­del han­delt, welche vom Ein­fachen zum Schwieri­gen, vom Mech­a­nis­chen zum Dynamis­chen, vom Kausalen zum Unprog­nos­tizier­baren, vom Deter­min­is­tis­chen zum Sys­temtis­chen, vom Beobacht­baren zum Ver­net­zen geht, oder wie auch immer es genan­nt wer­den will. All­ge­mein­er und spez­i­fis­ch­er:

Es geht um den digitalen Unterschied von Kompliziertheit und Komplexität.

 
Sei mutig — Wikipedia

1738 zeich­nete ein Spin­ner, Bastler und Tüftler das Bild ein­er mech­a­nis­che Ente. Jedes Kind wusste damals — heute ist dass möglicher­weise anders! — , dass eine Ente keine Bot, keine Mas­chine, ist.

Die Zeich­nung aber wirk­te als ganz konkretes Vor-Bild, wie gedacht, geplant, gehan­delt wer­den muss. Und tat­säch­lich schaukel­ten schon bald motorisierte Geräte über die Strassen, tuck­ern bisheute eis­erne Schiffe durch die Meere, grandiose Flugzeuge schweben durch die Lüfte. — Es hat funk­tion­iert. Und wie!

Wenn wir heute — in der Vierten Indus­triellen Rev­o­lu­tion — mit Soft­warein­ge­nieuren reden und den Work­flow — etwa jen­er der sozial­räum­lichen Inter­ven­tion von #Wiki­Di­en­stag — abgle­ichen, erzählen sie uns von ihrem Enten­test. Und das tönt dann so, als wür­den Sozialar­bei­t­ende lösungs­fokussierte Best-Prac­tice aus­tauschen:

  • Repariere nicht, was funk­tion­iert.
  • Wenns funk­tion­iert, mach mehr davon.
  • Wenns nicht repari­ert wer­den kann, pro­bier etwas anderes.
  • Was hil­ft hil­ft.
  • Der Lösung ist es egal, wie das Prob­lem ent­standen ist.
  • Lösun­gen erkennst du am Ver­schwinden des Prob­lems.

Und immer so weit­er.

Wer heute Dig­i­tal­isierung sagt, meint nur — und das ist nicht ger­ade wenig! — , dass der Aus­gangspunkt von Unter­schei­den, Beobacht­en und Han­delnzwin­gend die Annahme von Kom­plex­ität ist. Und nicht Kom­pliziertheit.

Wenn let­zte Woche die pro­fes­sionellen Infor­ma­tions­dis­trib­utöre berichteten, der amerikanis­che Präsi­dent Trump hätte getwit­tert und jet­zt dro­he Krieg im Iran: Dann ärg­ern wir uns über dieses drama­tis­che Kom­plex­itäts­de­fiz­it und zap­pen weg.

“Unterkomplexität” ist zu einem breit akzeptiertes Schimpfwort geworden.

Kein Mensch, keine Organsiation, keine Institution kann diesen Vorwurf auf sich sitzen lassen.

So wie früher Tech­nolo­giede­fiz­it ein Schimpf­wort war und uns Sozialar­bei­t­ende in schlaflose Nächte getrieben hat. Noch 2004 hat Hiltrud von Spiegel das Tech­nolo­giede­fiz­it Sozialer Arbeit beschrieben und im sen­sa­tionellen Kapi­tel 1.2.3 auch gle­ich — 1, 2, 3 — erk­lärt, was der Unter­schied ist, wenn Soziale Arbeit die eige­nen Kon­struk­tio­nen expliziert:

Soziale Arbeit beschreibt nicht was ist.
Bloss weil auch wir Soziale Ver­hält­nisse beschreiben, beschreiben wir diese nicht wie die Inge­nieure eine mech­a­nis­che Dampf­mas­chine in ihrem Schnauben und Stampfen. Wenn wir Wirk­lichkeit, Real­ität, Wahrheitbeobacht­en, tun wir es, im Prozess der Explizierung des Impliziten. Damit stellen wir Trans­parenz her:

  • So wirkt dieses Wir in meinem Ich.
  • So beobachte ich, was Real­isiert wird.
  • Das ist meine Für Wahr Nehmung.

Das ermöglicht Kri­tik, Feed­backs, method­is­che und beruf­sethis­che Reflex­io­nen. Das erfüllt dur­chaus wis­senschaftliche Ansprüche. Und das machen wir nicht erst seit diesem Weh!Weh!Weh! so. Son­dern seit 500 und ganz lock­er zeig­bar, seit 200 Jahren. Wir gestal­ten Prozesse:

“Social work is a prac­tice-based pro­fes­sion and an aca­d­e­m­ic dis­ci­pline that pro­motes social change and devel­op­ment, social cohe­sion, and the empow­er­ment and lib­er­a­tion of peo­ple”,

sagt die Inter­na­tionale Def­i­n­i­tion von Sozialar­beit.

Der Charme dieser Erzäh­lung liegt nun also darin, dass wir mit der Erzäh­lung der “Vier indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” eine gegen­läu­fige Posi­tion zeigen kön­nen:

  • Es waren Inge­nieure — meist Män­ner! — welche sich die Welt als eine grosse Mas­chine vorgestellt haben.
  • Es waren Arbei­t­ende am Sozialen — meist Frauen! — welche sich die Welt als eine prozes­su­al-sys­temis­ches Geflecht in Aus­tauschver­hält­nis­sen vorgestellt haben.

Nicht nur Sil­via Staub-Bernasconi hat uns viele Biografien the­o­riemachen­der Frauen aufgear­beit­et. Unter der Schirm­frauschaft von Ilse Arlt ste­hen wir ja auch gewis­ser­massen in dieser Tagung. Jane Addams. Die Her­vor­ra­gend von aktuell­ster Man­age­ment­the­o­rie ref­eren­zierte Mary Park­er Fol­lett. Ich hätte auch noch gerne Ada Love­lance dazugenom­men. Und immer so weit­er.

Wir in Zürich wollen min­destens noch die viel frühre Katha­ri­na von Zim­mernerwäh­nt haben. Sie darf als die Begrün­derin Pro­fes­sioneller Sozialer Arbeit in unser­er Stadt gese­hen wer­den. Am 8. Dezem­ber 1524 — vor genau 495 Jahren — wohl nach ein­er Messe zu Mar­iä Empfäng­nis.

 
Die Bio-Psy­cho-Soziale Denk­fig­ur

Wer Dig­i­tal­isierung sagt, meint: Wir gehen ab jet­zt von Kom­plex­ität aus.

Das tut Beruf, Pro­fes­sion, Diszi­plin Sozialer Arbeit, seit es Beruf, Pro­fes­sion, Diszi­plin Sozialer Arbeit gibt. Und es haben sich dazu auch Konzepte bewährt:

Es geht darum, Abschied von der Beschei­den­heit zu nehmen.

Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen.

- Und nicht an Körpern.
- Und nicht an Psychen.

Und was ist das Soziale, wenn also nicht Kör­p­er und nicht Psy­che?
— Ja! Eben: Kom­mu­nika­tion. Genau das meinte Paul Wat­zlaw­ick, wie er 1967 in seinem 1. Axiom ver­langte:

“Du kannst nicht nicht kommunizieren.”

Zusam­men mit Tina Piazzi haben wir im Sam­mel­band von Alois Huber und Roland Fürst die drei ersten Axiome von Paul Wat­zlaw­ick 50 Jahre später als seinen radikalen Aus­gangspunkt von Kom­plex­ität mit den Axiomen der Bio-Psy­cho-Sozialen Denk­fig­ur abgeglichen und refor­muliert:

  1. Axiom: Du kannst nicht nicht unter­schei­den.
  2. Axiom: Du kannst nicht nicht beobacht­en.
  3. Axiom: Du kannst nicht nicht han­deln.

Jet­zt kann auf­fall­en, dass dieser Wan­del des dom­i­nan­ten Weltzu­gangs von Kom­pliziertheit, zum dom­i­nan­ten Weltzu­gang von Kom­plex­ität mit einem Medi­en­wech­sel zusam­men­fällt:

Wir akzep­tieren in dieser Vorstel­lung vier Medi­en: Sprache, Schrift, Buch­druck und Com­put­er und iden­ti­fizieren die “Vierte Indus­trielle Rev­o­lu­tion” mit dem Abschluss des Medi­en­wech­sels “vom Buch­druck zum Com­put­er”. Jet­zt geht es anders weit­er.

NEUE MEDIEN ermöglichten vor 500 Jahren der Gesellschaft der Gesellschaft eine nächste Antwort auf “Die Soziale Frage”.

#Zwingli­Film erzählt es aktuell in den Schweiz­er Kinos. Welche Antworten heute erfun­den wer­den, das entschei­det sich in diesen Tagen.

Die Sozialar­bei­t­erin Katha­ri­na von Zim­mern spielte damals eine sehr entschei­dende Rolle in der Stadt Zürich.

Und was hat Soziale Arbeit — ver­standen als eine Gerechtigkeits- & Für­sor­glichkeit­sprax­is — aus dem Fun­des der the­o­riemachen­den Frauen für die Bewäl­ti­gung der aktuellen, glob­alen Krisen

  • der Ökol­o­gis­chen Krise
  • der Ökonomis­chen Krise
  • der Kom­mu­nika­tiv­en Krise

teilzugeben?

In der sozial­räum­lichen Inter­ven­tion WikiDienstag.ch nutzen wir die Erfahrun­gen und Prax­is von Wikipedia (2001–2008) und Wiki­da­ta (seit 2012) und beschreiben dort, wie Mil­lio­nen von Men­schen seit 18 Jahren — über 300 Sprachkul­turen hin­weg — für sich selb­st eine gän­zliche andere Art und Weise der Kol­lab­o­ra­tion und Koop­er­a­tion in Anspruch nehmen.

Wir gehen dabei — das the­ma­tisiert der erste von vier Pol­sprün­gen — gän­zlich anders mit “Zeit&Raum” um:

Für Wikipedia ist das “Hier&Jetzt” nur eine Vari­ante. Wichtig, zen­tral, dom­i­nant ist das “Immer&Überall”.

Die the­o­riemachen­den Frauen haben für die dualen Aus­bil­dungslehrgänge Sozialer Arbeit schon immer das volle Spek­trum von “Hier&Irgendwo” und “Jetzt&Irgendwann” aus­genutzt haben. Vielle­icht kann dazu später Tina Piazzi — mir ihr zusam­men haben wir ja die zwei Bände “Die Form der Unruhe” 2009/2010 entwick­elt— noch anderes teil­geben…

Alois, zurück nach Luzern: War es das, was ich habe erzählen sollen? Ist das ein Ansatz, an welchem ange­set­zt wer­den kann?

/sms ;-)
#dfdu AG — Kon­stel­la­torische Kom­mu­nika­tion| WikiDienstag.ch


stand: 23.05. — 17.30

Lieben Dank nach Luzern…

In 10 Minuten “Soziale Arbeit und Dig­i­tal­isierung”: Es muss also nicht nur rasch gehen — ich bin sich­er, Alois Huber wollte, dass ich meine Ver­sion der “Vier Indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” erzäh­le.

Das ist typ­isch für ein Lösungs­fokussiertes Set­ting: Es geht zunächst darum, in einen Ressourcenzu­s­tand zu kom­men. Es freut mich, wenn diese kurze Erzäh­lung ein Beitrag wer­den darf, zwei ganz unbeschei­den gute Arbeit­stage zu gestal­ten.

Ich selb­st werde meinen Kör­p­er nicht nur aus ter­min­lichen Grün­den die zwei Tage hier in Zürich belassen. Es geht ja genau um solche “neuen” Her­aus­forderun­gen rund um “Com­put­er ver­mit­telte Kom­mu­nika­tion”. Das ist für Nor­maluser wie mich ja auch erst seit 30 Jahren möglich. Darum reden wir ja auch noch immer von “Neuen Medi­en”, was für unsere Studieren­den, welche mit dem Dau­men am Handy zur Welt gekom­men sind, ziem­lich komisch tönen muss. In der Inter­ven­tion WikiDienstag.ch arbeit­en wir mit der Def­i­n­i­tion #Smart­Set­ting. Den hier vor­ge­tra­ge­nen Text mit allen Links ist im Padlet von Flo­ri­an Zahor­ka ver­linkt und für Fra­gen rund um unsere bei­den Büch­er “Die Form der Unruhe” (2009/2010) ist Tina Piazzi — wenn auch unter einem anderen Hut — bei Euch vor Ort. — Es geht los:

DIE VIER INDUSTRIELLEN REVOLUTIONEN

Vor genau 500 Jahren — 1519 — wurde hier in Zürich ein junger Priester in die Stadt geholt, welch­er fasziniert gewe­sen ist von den “Neuen Medi­en” jen­er Tage: Die Möglichkeit des anony­men Pub­lizierens.

Bere­its am 8. Dezem­ber 1524 hat Katha­ri­na von Zim­mern — wohl nach ein­er Messe zu Ehren von Mar­iä Empfäng­nis — ihr Kloster der Stadt Zürich mit der Auflage übergeben, dass von nun an die Stadt jene Soziale Arbeit zu leis­ten hat, welche ihre Schwest­ern bish­er geleis­tet haben. Es ist für uns in Zürich die Geburtsstunde pro­fes­sioneller Sozialer Arbeit.

Eine tech­nis­che Rev­o­lu­tion fällt mit ein­er kom­mu­nika­tiv­en Sub­ver­sion zusam­men und ermöglicht der Gesellschaft der Gesellschaft eine näch­ste Antwort auf “Die Soziale Frage”. Und Soziale Arbeit mit­ten drin. Prall.

1527 kon­nten die pro­gres­siv­en Kräfte dieser Bewe­gung bere­its ersäuft wer­den: Alle Ziele der Sozialen Rev­o­lu­tion durch die Frühaufk­lärung waren erre­icht. Es fol­gte die soge­nan­nte Gege­naufk­lärung — der soge­nan­nte Barock. Es fol­gte 300 Jahre später die Aufk­lärung: 1789 die franzö­sis­che Rev­o­lu­tion. Genau 200 Jahre später — 1989 die deutsche Rev­o­lu­tion. Dazwis­chen Tragö­di­en der Men­schlichkeit. Und Soziale Arbeit mit­ten drin. Prall.

Damit ist das Zeit­fen­ster, in welchem die Erzäh­lung der “Vier Indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” sich abspie­len, geframed.

Die Möglichkeit des anony­men Pub­lizierens — der Buch­druck — unter­stützt die Re-For­ma­tion. Die Protes­tanten sind für den Test. Pro Test. Für den Test. Nicht der Kör­p­er, nicht die Posi­tion, nicht das Geld, nicht die Gewalt­bere­i­theit soll entschei­dend sein, son­dern das trans­par­ente, objek­tiv über­prüf­bare, nachvol­lziehbare Argu­ment.

Die zwei ersten indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen wollen wir Mech­a­nisierung und Mas­chin­isierung nen­nen.

Es ist aber völ­lig egal, wie die Vier Indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen phasiert, beze­ich­net und ter­miniert wer­den. Inter­es­sant ist, dass das Nar­ra­tiv der Indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen (1.) beste­ht, dass es (2.) bre­itest akzep­tiert ist und (3.) dass der Clou der Idee in allen erzählten Vari­a­tio­nen darin beste­ht, dass der Aus­gangspunkt das Lin­eare, das Kausale, das Deter­min­is­tis­che, das Beobacht­bare, das Nach­prüf­bare — und immer so weit­er — ist.

Die zwei let­zten indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen wollen wir Automa­tisierung und Dig­i­tal­isierung nen­nen. Der Aus­gangspunkt bildet nun das proze­du­rale, iter­a­tive, prozes­suelle, dynamis­che, sys­temis­che, ver­net­zte — vor weni­gen Jahren hät­ten wir auch noch — “kyber­netisch”, gesagt.

Im Zeitraum von 500 Jahren wan­delt, bess­er springt, oder wech­selt der dom­i­nante Ansatz “sich die Welt unter­tan zu machen” von Kom­pliziertheit zu Kom­plex­ität.

Und jet­zt wird die Ressourcenpo­si­tion von Sozialer Arbeit in der aktuellen vierten Phase der Indus­triellen Rev­o­lu­tion deut­lich:

Während vor 500 Jahren die Män­ner sich auf den Schlacht­feldern lin­ear-kausal und ganz mech­a­nisch die Köpfe eingeschla­gen haben und so ganz reale, all­t­agsprak­tisch rel­e­vante, wirkungsmächtigst Prob­leme gelöst haben, mussten die Non­nen der let­zten Äbtissin von Zürich mit den sozialen Kol­lat­er­alschä­den gän­zlich andere Vorge­hensweisen für ihre sozial­räum­lichen Inter­ven­tio­nen wählen.

Wenn das, was ich bis jet­zt gesagt habe, nicht von einem 12-jähri­gen Kind nachvol­l­zo­gen wer­den kann, ist es ungültig. Und darum diese Rep­e­ti­tion:

 

Sei mutig — Wikipedia

1738 zeich­nete ein Spin­ner, Bastler und Tüftler das Bild ein­er mech­a­nis­che Ente. Jedes Kind wusste damals, dass eine Ente keine Mas­chine ist. Aber die Idee gab ganz konkrete Anweisung, wie gedacht, geplant, gehan­delt wer­den muss damit eis­erne Schiffe durch die Meere tuck­ern und grandiose Flugzeuge durch die Lüfte schweben kön­nen. Es hat funk­tion­iert. Und wie!

Wenn wir heute mit Soft­warein­ge­nieuren reden und unsern Work­flow mit ihnen abgle­ichen, erzählen sie uns von ihrem Enten­test. Und das tönt dann so, als wür­den Sozialar­bei­t­ende lösungs­fokussierte Best-Prac­tice aus­tauschen:

  • Repariere nicht, was funk­tion­iert.
  • Wenns funk­tion­iert, mach mehr davon.
  • Wenns nicht repari­ert wer­den kann, pro­bier etwas anderes.
  • Was hil­ft hil­ft.
  • Der Lösung ist es egal, wie das Prob­lem ent­standen ist.
  • Lösun­gen erkennst du am Ver­schwinden des Prob­lems.

Und immer so weit­er.

Wer heute Dig­i­tal­isierung sagt, meint nur — und das ist nicht ger­ade wenig! — , dass der dom­i­nante Aus­gangspunkt von Unter­schei­den, Beobacht­en und Han­deln die Annahme von Kom­plex­ität ist. Und nicht Kom­pliziertheit.

Und wenn die Tagess­chau berichtet, der amerikanis­che Präsi­dent Trump hätte getwit­tert und jet­zt dro­he Krieg im Iran: Dann ärg­ern wir uns über dieses drama­tis­che Kom­plex­itäts­de­fiz­it von Pro­fes­sionellen.

Noch 2004 hat Hiltrud von Spiegel das Tech­nolo­giede­fiz­it von Sozialer Arbeit beschrieben und im sen­sa­tionellen Kapi­tel 1.2.3 auch gle­ich — 1, 2, 3 — erk­lärt, was der Unter­schied ist, wenn Soziale Arbeit die eige­nen Kon­struk­tio­nen expliziert: Wir tun es, damit Trans­parenz hergestellt wird, Feed­backs ermöglicht wer­den, method­is­che und beruf­sethis­che Reflex­io­nen ein­set­zen kön­nen. Und das nicht erst seit dem aufkom­men des Weh!Weh!Weh! Son­dern seit 500 und ganz lock­er zeig­bar seit 200 Jahren.

Unterkomplexität ist jetzt ein Schimpfwort

und set­zt alle Inge­nieure — auch Sozialin­ge­nieure aus Wis­senschaft, Poli­tik, Wirtschaft, Jour­nal­is­mus und so weit­er — unter Druck. Sil­via Staub-Bernasconi wurde geöhrt: Es ist zu einem Abschied von der Beschei­den­heit gekom­men. Auf jeden Fall fällt jet­zt auf:

Die Bio-Psy­cho-Soziale Denk­fig­ur — wie diese bere­its lange vor dessen Aus­for­mulierung durch Natur­wis­senschaften — im Namen von Beruf, Pro­fes­sion und Diszi­plin Sozialer Arbeit ableit­bar ist, ver­langt von Kom­plex­ität auszuge­hen:

Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen.
Und nicht an Kör­pern.
Und nicht an Psy­chen.

Was das Soziale ist, wenn nicht Kör­p­er und nicht Psy­che? Ja! Eben: Kom­mu­nika­tion. Das meinte Paul Wat­zlaw­ick, wie er 1967 sagte:

“Du kannst nicht nicht kommunizieren.”

Die drei ersten Axiome kön­nen 50 Jahre später als Aus­gangspunkt von Kom­plex­ität refor­muliert wer­den:

  • Du kannst nicht nicht unter­schei­den.
  • Du kannst nicht nicht beobacht­en.
  • Du kannst nicht nicht han­deln.

Was vor 50 Jahren möglicher­weise für einige ein Aufreger war, ist heute nicht mehr zu bestre­it­en. Und wer es bestre­it­et, kann mit einem Kom­plex­itäts­de­fiz­it angelächelt wer­den. Inter­es­sant ist auch, dass der Satz, dass nicht Men­schen kom­mun­zieren, son­dern Kom­mu­nika­tion, erfahrungs­gemäss kein Aufreger mehr sein kann:

Com­put­er ver­mit­telte Kom­mu­nika­tion inkludiert nicht nur Men­schen, son­dern auch Maschi­nen. Wir haben uns längst daran gewöh­nt. Und in unserem Kom­mu­nika­tion­s­mod­ell macht dies zunächst auch gar kein prak­tis­ch­er Unter­schied. Diese kom­mu­nika­tive Inklu­sion bedeutet für viele Men­schen, welche eben ger­ade noch stel­lvertre­tend durch Soziale Arbeit inkludiert wer­den mussten, ein sen­sa­tionelles Empow­er­ment. Ein Sozialer Wan­del. Eine Ermöglichung von indi­vidu­eller Frei­heit, wie es unsere inter­na­tionale Anerkan­nte Def­i­n­i­tion von Sozialar­beit ver­langt:

“Social work is a prac­tice-based pro­fes­sion and an aca­d­e­m­ic dis­ci­pline that pro­motes social change and devel­op­ment, social cohe­sion, and the empow­er­ment and lib­er­a­tion of peo­ple.”

Wikipedia bildet — bei allen beschriebe­nen Prob­leme — eine grandiose Beobach­tungs­folie: Beson­ders ein­drück­lich kann dies bei Men­schen mit Neu­ro­di­ver­sität gezeigt wer­den. Das führte hier jet­zt alles zu weit. Bloss noch dies: Bei Wiki­da­ta arbeit­en übri­gens sehr viele Frauen mit. Um auch noch diesen bil­li­gen Vor­wurf gegen die vie­len kol­lab­o­ra­tiv­en Schreib­sys­teme der let­zten 3 Jahrzehn­ten durch massen­lei­t­ende Medi­en und ihre Kanonenseg­n­er von der Uni­ver­sität pul­verisiert zu haben.

Ich muss zum Schluss kom­men:

  • Soziale Arbeit kri­tisiert an Dig­i­tal­isierung nicht, dass ganz viele Men­schen mit ganz vie­len Men­schen Aus­tauschen kön­nen.
    Welt­ge­sellschaft ist unser Aus­gangspunkt.
  • Soziale Arbeit kri­tisiert an Dig­i­tal­isierung nicht, dass Men­schen und Grup­pen von Men­schen mit unter­schiedlich­esten Behin­derung inkludiert wer­den kön­nen.
    Inklu­sion ist unser Anliegen.
  • Soziale Arbeit kri­tisiert an Dig­i­tal­isierung nicht, dass Men­schen und Grup­pen von Men­schen nicht mehr abhängig sind, von Massen lei­t­en­den Medi­en, ihre ganz andere Sicht auf ihre Lebenswelt dargestellen zu kön­nen.
    Die Her­stel­lung von Gegenöf­fentlichkeit ist tra­di­tionelle Prax­is sozial­räum­lich­er Inter­ven­tio­nen.
  • Sozialer Arbeit ist es zudem völ­lig egal, ob Töne, Bilder, Dateien dig­i­tal oder ana­log durch Berge, Meere und Lüfte gewe­ht wer­den. Das ist wichtig für den Hause­lek­trik­er.
    Für “Men­schliche Kom­mu­nika­tion” macht das keinen prak­tis­chen Unter­schied.
  • Die Unter­schei­dung Digital:Analog hat uns Paul Wat­zlaw­ick definiert. Sie ist dort zu wertvoll, um sie in eine beliebige Ver­wen­dung ver­fall­en zu lassen. Und eben: Dig­i­tal­isierung meint bloss:
    Es ist von Kom­plex­ität auszuge­hen.

“Neue Medien” ermöglichen der Gesellschaft der Gesellschaft eine nächste Antwort auf “Die Soziale Frage”.

Offen bleibt, welchen Beitrag in der Entwick­lung ein­er solchen näch­sten Antwort ein­er Soziale Arbeit, welche sich als eine Gerechtigkeits- & Für­sor­glichkeit­sprax­is ver­ste­ht, leis­ten will.

Für den Moment möchte ich hier gerne abschliessen.

Her­zlichen Dank für die Aufmerk­samkeit.

/sms ;-)
#dfdu AG — Kon­stel­la­torische Kom­mu­nika­tion| WikiDienstag.ch

22.05.19

Als Antwort auf mögliche Fra­gen zur prak­tis­chen umset­zung:

Wir arbeit­en mit WikiDienstag.ch in einem #Smart­Set­ting, nutzen Wikipedia, wie es sich zwis­chen 2001–2008 aufge­baut hat und Wiki­da­ta, was seit 2012 läuft, als sozial­räum­liche Feld­forschung und inte­gri­eren die Erfahrun­gen aus sozialar­bei­t­er­isches #Com­mu­ni­ty­Care. Dabei haben wir vier soge­nan­nte Pol­sprünge entwick­elt, welche bei Wikipedia/Wikidata umstand­los abzule­sen sind.

 
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Im ersten Pol­sprung geht um den Klas­sik­er von Raum und Zeit. Mil­lio­nen von Men­schen in weit über 300 Sprachkul­turen haben für sich akzep­tiert, dass in diesem kollek­tiv­en Schreib­sys­tem nicht mehr das “Hier&Jetzt” dom­i­nant ist, son­dern das “Immer&Überall”.

Das wirkt weniger inspiri­erend auf ein Ler­nen und Lehren auf der Höhe der Zeit, son­dern radikal her­aus­fordernd. Unsere duale Aus­bil­dun­gen haben ja ger­ade das “Hier&Dort” und das “Jetzt&Irgendwann” gesucht und erprobt und selb­stver­ständlichst inte­gri­ert: Die Schule und die Prax­is. Der Präsen­zun­ter­richt und die indi­vidu­ellen Ver­tiefun­gen. Und immer so weit­er.

stand 21.05.19, 20:24

Geschätzte Kolleg*Innen: Gemäss Pro­gramm, soll in 10 Minuten ein “Geschichtlich­er Abriss Sozialer Arbeit und Dig­i­tal­isierung” gemacht wer­den. Das mache ich sehr gerne.

Lassen Sie mich den Begriff “Dig­i­tal­isierung” abreis­sen:

Was bezeichnet der Begriff Digitalisierung? — Vier Vorschläge:

Wenn Dig­i­tal­isierung meinen würde, dass Men­schen über irgen­welche elek­tri­fizierten Gerätchen mit anderen Men­schen ver­bun­den sind — rund um die Welt — dann wäre Dig­i­tal­isierung das, worauf Soziale Arbeit so lange gewartet hat:

  • Ganz Viele Men­schen kön­nen mit ganz vie­len, ganz unter­schiedlichen Men­schen aus­tauschen.
  • Ganz direkt.
  • Ganz unver­mit­telt.
  • Über alle denkbaren — und noch nicht gedacht­en — Gren­zen hin­weg.

Soziale Arbeit hat zu allen Zeit­en die uni­verselle Ver­bun­den­heit betont, von #Welt­ge­sellschaft geschrieben und sich selb­st als eine “Gerechtigkeits- & Für­sor­glichkeit­sprax­is” ver­standen. Die let­zte Meta­mor­phose der Sozialen Frage, wurde als “Chronik der Lohnar­beit” gezeigt. Der Slo­gan mit welchem sich unser Beruf, unsere Pro­fes­sion, unsere Diszi­plin iden­ti­fiziert hat, lautete:

Prolos aller Länder, vernetzt euch.”

Zweit­ens — Wenn Dig­i­tal­isierung meinen würde, dass Men­schen und Grup­pen von Men­schen nicht auf den “pro­fes­sionellen Infor­ma­tion­sjour­nal­is­mus” der Massen lei­t­en­den Medi­en warten müssen, ihre ganz andere Sicht auf Schicht­en der eige­nen Geschichte zur Darstel­lung brin­gen zu kön­nen, dann ist Dig­i­tal­isierung das, worauf Soziale Arbeit so lange gewartet hat. Die Her­stel­lung von

Gegenöffentlichkeit

war eine der Haup­tauf­gabe Sozialer Arbeit, welche sich für Men­schen einge­set­zt hat, welche als “am Rande der Gesellschaft” beschrieben wor­den sind.

Wenn Dig­i­tal­isierung — drit­tens — meinen würde, dass Men­schen mit unter­schiedlich­sten For­men von Behin­derun­gen inkludiert wer­den und offen­siv an dem Mitar­beit­en kön­nen, was alle ange­ht — Jür­gen Haber­mas nan­nte es “Öffentlichkeit” — , dann ist Dig­i­tal­isierung das, worauf Soziale Arbeit so lange hingear­beit­et hat:

Die Hier­ar­chie von Laien und Experten ist keine Leitun­ter­schei­dung mehr. Die Unter­schei­dung Zen­trum-Per­iferie ist pul­verisiert. Wir haben 2010 in unserem Band 2 von “Die Form der Unruhe” — dieser ste­ht in Ihrer Hochschul­bib­lio­thek — eine “Liste der gelöscht­en Unter­schei­dun­gen” ange­fan­gen, welche viel zu defen­siv for­muliert war, im Ver­gle­ich zu dem, was wir heute tat­säch­lich erleben: Mit Wiki­da­ta inkludieren wir seit 2012 auch Maschi­nen in die Pro­duk­tion von freiem Wis­sen. Daran arbeit­en übri­gens auch sehr viele Frauen mit. Von Men­schen, welche vor weni­gen Jahren Jahren in den Kun­state­liers psy­chi­a­trisch­er Kliniken dauerbeschäftigt wur­den — ich rede beispiel­sweise von Men­schen mit Neu­ro­di­ver­sität — ganz zu schweigen.

Viertens — zum schnellen Schluss dieser kurzen Liste: Wenn Dig­i­tal­isierung meinen würde, dass die Töne und Bilder und Dateien nicht ana­log, son­dern dig­i­tal durch die Berge, Meere und Lüfte getrieben und geweh!weh!weht wür­den, dann machte dies dem Hause­lek­trik­er einen grossen, für die “Men­schliche Kom­mu­nika­tion” aber zunächst grad gar keinen prak­tis­chen Unter­schied.

Kurzum: Bei diesen ziem­lich spon­tan und unsys­tem­a­tisch gesam­melten Vorstel­lun­gen gängiger Ver­wen­dung von Dig­i­tal­isierung, wäre jede Zurück­hal­tung bezüglich “Dig­i­tal­isierung” seit­ens Sozialer Arbeit höchst sus­pekt:

Dig­i­tal­isierung wäre dann ein grandios­es Empow­er­ment, ein erwün­schter, sen­sa­tioneller, Men­schen befreien­der Sozialer Wan­del, wie die inter­na­tionale Def­i­n­i­tion Sozialer Arbeit es anstrebt. Jede Zurück­hal­tung, stünde im Ver­dacht, dass es sich um die Sicherung von erre­ichter Hier­ar­chie, Posi­tion und Macht gegenüber unser­er Adres­sat­en han­deln müsste und inex­is­tentes Engage­ment in der Real­isierung von Dig­i­tal­isierung wäre ein Zeichen von Besitz­s­tandswahrung.

Es macht Sinn, das Wort Digitalisierung zu definieren:

Worum geht es bei dem Begriff der Digitalisierung?

Der Vorschlag steht im Raum, der Begriff der Digitalisierung sei als Titel für “Die 4. Industrielle Revolution” aufzufassen.

Es ist ziem­lich egal, wie die indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen der let­zten min­destens 500 Jahren phasiert und definiert wer­den. Wichtig an diesem bre­itest akzep­tierten — ich sag jet­zt mal — “Nar­ra­tiv” ist, dass es einen Prozess beschreibt, welch­er als ein Wan­del des dom­i­nan­ten Weltzu­gangs beschrieben wer­den kann.

Es ist ein Wandel vom Ausgangspunkt der (linearen, kausalen, deterministischen) Kompliziertheit, hin zum Ausgangspunkt von (prozessualer, systemischer, prinzipiell unprognostizierbaren) Komplexität.

Es waren Inge­nieure — meist Män­ner! — welche sich die Welt als eine grosse Mas­chine vorgestellt haben. Von 1738 ist das Bild ein­er mech­a­nis­chen Entebekan­nt. Jedes Kind wusste, dass die Ente kein solch­es Kon­strukt ist. Aber die Idee, sich die Ente als ein Röhren­sys­tem mit Pumpen und Fil­tern und Zsh­n­rädern vorzustellen, war ausseror­dentlich erfol­gre­ich:

Immer­hin sehen wir bis heute riesige eis­erne Schiffe durch die Meere tuck­ern und grandiose Flugzeuge durch die Lüfte schweben.

Die über Jahrhun­derte angewen­dete Mech­a­nisierung — denken Sie nur an Räder, Mühlräder, Wass­er- und Wind­mühlen — erhielt mit der Mas­chin­isierung eine explo­sive Beschle­u­ni­gung. Motoren erset­zten die Naturkräfte. Die dritte indus­trielle Rev­o­lu­tion erlaubte den Motoren sich automa­tisch in Bewe­gung zu set­zen. Etwa dann, wenn ein Ter­mo­stat einen bes­timmten Zus­tand erre­ichte und einem Ven­til erlaubte, sich zu öff­nen oder zu schliessen. Die Automa­tisierung soll nun von Dig­i­tal­isierung — der aktuellen, vierten indus­triellen Rev­o­lu­tion — unter­schieden wer­den. Den Auto­mat­en wird nun ermöglicht, dass sie ihre Bedin­gun­gen ihre Motoren ein oder auszustellen, durch eigene Rechen­leis­tung errech­nen kön­nen.

Mit allem Rech­nen. Das ist die Devise seit hun­derten von Jahren. Und tat­säch­lich rech­nen wir heute mit allem. So, dass mit allem zu rech­nen ist.

Der Clou dieser Def­i­n­i­tion von Dig­i­tal­isierung ist, dass jet­zt gezeigt wer­den kann, dass in all dieser Zeit, in welch­er das lin­ear-kausale, deter­min­is­tis­che denken, mas­sive Kol­lat­er­alschä­den angerichtet hat, diese von Arbei­t­en­den am Sozialen — meist Frauen! — aufge­gan­gen wurde.

Inter­es­sant dabei ist, dass an der Lit­er­atur the­o­riemachen­der Frauen der Sozialen Arbeit über 500 — aber ganz ohne jede Umstände — seit 200 Jahren gezeigt wer­den kann, dass diese Frauen expliz­it von Kom­plex­ität gesprochen, bzw. prozes­su­al-sys­temis­che Vorge­hensweisen beschrieben haben. Sil­via Staub-Bernasconi hat viele Frauen­bi­ografien aufgear­beit­et. Natür­lich müsste in diesem Kon­text jet­zt ins­beson­dere Ilse Arlt erwäh­nt wer­den. So weit ich sehe, ist aber am offen­sivsten Mary Park­er Fol­let von aktuell­ster Organ­i­sa­tions- und Man­age­men­the­o­rie — etwa bei Peter Druck­er — rev­eren­ziert wor­den.

Wie auch immer: Selb­st wenn eine einzelne Sozialar­bei­t­erin in einem Einzelge­spräch sitzt, kann sie nicht vergessen, dass sowohl sie selb­st, wie aber auch ihre Adres­satin, in einem weit­en Netz von Verbindun­gen, Bezü­gen und Kon­stel­la­tio­nen einge­bun­den ist. Und sie — die Arbei­t­ende am Sozialen! — wird den Sozialen Raum so zu gestal­ten suchen, dass dieser mehr Möglichkeit­en schafft, Sozialen Wan­del ermöglicht und einen Beitrag zu mehr indi­vidu­eller Frei­heit schafft.

Ich erin­nere mich noch, wie wir als junge Studierende in hitzi­gen Diskus­sio­nen selb­st den Begriff der “Pla­nung” abgelehnt haben, weil er uns zu machig, zu kön­nig, zu hero­isch erschien. Wir sprachen darum etwa von der Gestal­tung eines Hil­fsprozess­es, von Grup­pendynamik, von Mod­er­a­tion. Und immer so weit­er.

Wer ab jetzt “Digitalisierung” sagt, meint also: Es muss von Komplexität ausgegangen werden. Nicht von Kompliziertheit.

Aus dem Vor­wurf eines Tech­nolo­giede­fiz­its von anderen an Soziale Arbeit (Hiltrud von Spiegel, Niklas Luh­mann zitierend), wird ein Vor­wurf eines Kom­plex­itäts­de­fiz­it von Sozialer Arbeit an andere.

Sil­via Staub-Bernasconi wurde sehr ernst genom­men: Es ist zu einem Abschied von der Beschei­den­heit gekom­men. Die Frage scheint mir bloss, ob Beruf, Pro­fes­sion und Diszi­plin Soziale Arbeit davon etwas mit­bekom­men hat.

Offen­sichtlich ist, dass die aktuellen glob­alen Krisen — die ökol­o­gis­che Krise, die ökonomis­che Krise, die kom­mu­nika­tive Krise in den Ori­en­tierun­gen der Indus­tri­al­isierung von “Links-Rechts und Fortschrit­tlich-Kon­ser­v­a­tiv” keine Ori­en­tierung mehr finde.

Offen­sichtlich ist auch, dass die Bio-Psy­cho-Soziale Denk­fig­ur, welche Kom­plex­ität und prinzip­ielles Unwis­sen zum Aus­gangspunkt jed­wed­er Unter­schei­dung, Beobach­tung und Hand­lung ver­langt, Unter­schei­dun­gen gener­iert, welche einen prak­tis­chen Unter­schied macht.

Offen­sichtlich ist auch, dass bere­its der Name von Beruf, Pro­fes­sion und Diszi­plin, dieses Denk­fig­ur anspricht:

Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen
- nicht an Kör­pern.
- nicht an Psy­chen.

Die Beobach­tung von Aus­tausch, die Unter­schei­dung von Begren­zungs- und Behin­derungs­macht, das Rin­gen um Durch­set­zung von expliz­it gemacht­en Kri­te­rien zur Beobach­tung von Aus­tausch­prozessen auf der Ebene von Welt­ge­sellschaft: Soziale Arbeit hat ein dif­feren­ziertes Konzept anzu­bi­eten, sich mit aktuellen Her­aus­forderun­gen auf der Höhe der Zeit in die Diskus­sion einzubrin­gen. Die Her­aus­forderun­gen sind enorm. Und sie beste­ht nicht darin zu entschei­den ob Padlet, oder Moo­dle oder Wikipedia.

Gilles Deleuze hat ein­mal vorgeschla­gen, die unter­schei­dung von Links und Rechts an der postal­is­chen Adresse abzule­sen. Rechts wäre dem­nach, von oben nach unten zu denken: Vom Eige­nen aus, zum dem der eige­nen Umge­bung, hin zur eige­nen Stadt, Region, Land, Kon­ti­nent. Soziale Arbeit denkt tra­di­tionell von unten her. Also Links: Aus der Kom­plex­ität von Welt­ge­sellschaft her­aus.

Was ich hier Versuche? — Ein Plödoyer

Dig­i­tal­isierung stellt Soziale Arbeit zunächst vor die Her­aus­forderung, sich wiederum an ihre Wurzeln und ihre Anfänge zu erin­nern. Es geht darum, die Arbeit mit Grup­pen und Gemein­we­sen in den Fokus zu nehmen. Soziale Arbeit als Grund­la­gen­forschung, als Aktions­forschung, als eine Gerechtigkeits- & Für­sor­glichkeit­sprax­is zu ent­deck­en. Wir haben unsere Arbeitsweisen im Umgang mit Pestopfern, Weisen, Krieg­sopfern, Masse­nar­beit­losigkeit, Alko­holis­mus entwick­elt: Jet­zt geht um Armut, Flüchtlinge, Grun­deinkom­men…

Ich habe schon über­zo­gen.

Weil in der Schweiz ger­ade der Zwingli Film in den Kinos läuft. Dort kön­nte gel­ernt wer­den:

NEUE MEDIEN ermöglichen DER GESELLSCHAFT DER GESELLSCHAFT eine NÄCHSTE Antwort auf DIE SOZIALE FRAGE.

Ich wün­sche uns zwei auf- und anre­gende Tage. Lieben dank für die Aufmerk­samkeit.

/sms ;-)
#dfdu AG — Kon­stel­la­torische Kom­mu­nika­tion| WikiDienstag.ch

stand 13.05.19 bis 11:54

Der Begriff #Digitalisierung ist Quatsch.

Soziale Arbeit arbeit­et am Sozialen.
Nicht an Kör­pern.
Nicht an Psy­chen.

Darum war für uns das Gespräch so wichtig.
Die Inter­ak­tion.
Die Co-Pro­duk­tion.
Die Ko-Oper­a­tion.
Der Aus­tausch.
Die Super­vi­sion.

Der wichtig­ste Witz für Soziale Arbeit ist:
“… schön, kon­nten wir drüber reden.”

Das Pub­likum in Luzern lacht jet­zt. Ich gehe jede Wette ein…

Das ist auch der Clou: Es ist ein Witz.
Wir meinen das nicht ernst.
Der Satz ist tra­di­tionell eine Ver­ball­hor­nung.

Das Gespräch ist uns ein Mittel.

Nicht das Ziel.

Sprache ist uns ein Mittel.

Nicht das Ziel.

Schriftlichkeit erlebten wir als Problem:

- Als Stig­ma­tisierung
- Als Festschrei­bung von Flu­i­dem
- Als Teil eines aggres­siv­en Label­ing-Prozess­es was ver­hin­dert, ver­stellt, festzur­rt, per­vertiert.

Massenmedien erlebten wir als Problem:

Die Wirkung von Massen lei­t­en­den Medi­en hat C. Wolf­gang Müller in seinem Klas­sik­er “Wie Helfen zum Beruf wurde” erzählt. Er fand keine pro­fes­sionellen Sozialar­bei­t­en­den, welche sich gegen die Ver­nich­tung von über­flüs­si­gen Men­schen gewehrt haben. Nicht in Büch­ern. Nicht an Fachkon­feren­zen. Ein­fach keine. Er been­det das Kapi­tel 7 mit dem Worten:

… wir müssen uns zur Ken­nt­nis stellen, dass unsere Beruf­saus­bil­dun­gen eben­so wie die Beruf­saus­bil­dung von Ärzten, Juris­ten und Ver­wal­tungs­beamten uns nicht hin­re­ichen wider­ständig gegen die Zumutuen gemacht hat, Bei­hil­fe zur Ver­nich­tung men­schlichen Lebens zu leis­ten…

Darum hat sich poli­tisch engagierte Soziale Arbeit bis — ich sage jet­zt ein­fach mal 1997 — um die Her­stel­lung von Gegenöf­fentlichkeit bemüht. Und seit dem es sehr, sehr, sehr ein­fach gewor­den ist, an eben diese ver­steck­ten, ver­bor­ge­nen, zurück­ge­hal­te­nen Infor­ma­tio­nen zu kom­men lehren Hochschule für Soziale Arbeit inbrün­stig Medi­enkom­pe­tenz. Das ist ein Skan­dal. Ins­beson­dere, weil die offizielle Def­i­n­i­tion von Sozial Arbeit besagt:

“Social work (…) pro­motes social change (…) and the empow­er­ment and lib­er­a­tion of peo­ple.”

Dass wir drama­tis­chste Prob­leme mit dem Pul­verisierung von dem, was wir eben noch “Pri­vat­spähre” nen­nen kon­nten, aus­gelöst durch einen — wir nen­nen es — Medi­en­wech­sel in Abgren­zung zu Medi­en­wan­del! — sei unbenom­men. Aber die Ver­mit­tlung von Medi­enkom­pe­tenz durch ange­blich pro­fes­sionelle Medi­en kom­pe­tente Fach­per­so­n­en, ver­hin­dert präzis die offen­sive Arbeit an den aktuellen Her­aus­forderun­gen.

Die Kri­tik am Begriff Dig­i­tal­isierung anzu­binden, scheint mir sehr effizient.

stand 11.04.2019, 13:44h

Geschätzte Kolleg*Innen: Gemäss Pro­gramm, soll ich in 10 Minuten einen “Geschichtlichen Abriss Sozialer Arbeit und Dig­i­tal­isierung” machen. Das mache ich sehr gerne. Als erstes möchte ich ein Begriff abreis­sen:

Der Begriff #Digitalisierung ist Quatsch.

1997 hat DIE ZEIT ein Schluss­wort von Dirk Baeck­er zur dama­li­gen Sokal-Affäre pub­liziert. Ein Sozial­wis­senschaflich­es Jour­nal hat Texte von einem Natur­wis­senschafter — einem Her­rn Sokal—publiziert. Dieser Physik­er hat extra die hipp­sten Begriffe der Natur­wis­senschaften benutzt und Texte kon­stru­ierte, auf welchen die Sozial­wis­senschafter total abge­fahren waren. Damals. So kyber­netis­ches Zeugs, mit welchem sie Welt­ge­sellschaft, Ver­net­zung, Kom­plex­ität, Dynamiken, Prozesse beschrieben haben. Der Clou war, dass Herr Sokal damit beweisen wollte, wie diese Sozial­wis­senschaften Begriffe nutzen, von welchem sie nun wirk­lich gar keine Ahnung haben. Die Sozial­wis­senschaften haben aber diese Texte ger­ade deshalb abge­druckt… Ach. Lassen wir das. Das war 1997. Es war Krieg. Der Krieg war. Ein #Sci­ence­War: Harte gegen weiche Wis­senschaften. Richtige gegen Pseudowis­senschaften. Empirische gegen qual­i­ta­tive Wisssen­schaft.

Gibt es den noch? — Nein. Es geht nicht mehr um Argu­mente. Es geht heute um Hor­den­bil­dung. Es geht darum, exzel­lente Hor­den zu bilden um exzellte Drittmit­tel zu gener­ieren. Siegen genügt.

Die Uni­ver­sität Zürich, war sich 2016 nicht zu schade, eine “Dig­i­tal Soci­ety Ini­tia­tive” #UZHd­si ins Leben zu rufen. Eine Horde von Geis­tewisss­chenafter, lässt sich herab, Ihre hipp­ste Forschung mit dem Titel “Dig­i­tale Gesellschaft” zu beze­ich­nen.

Noch 1997 kon­nte Dirk Baeck­er die Sokal-Affäre mit 13’000 Zeichen been­den und brauchte kein einziges Mal die Zeichen­kette “Dig­i­tal”.

Ohne die Zeichen­kette “Dig­i­tal”, würde heute das Feuil­leton keinen Text mehr von einem Wis­senschaftern abdruck­en. Ohne einen Text im Feuil­leton, wäre es für eine Horde sehr schw­er Drittmit­tel zu gener­ieren. Es geht darum, mit diesem Quatsch aufzuhören.

Was meinen wir, wenn wir Digitalisierung sagen?

Wer ist Wir?

- Alle anderen nicht.

Digitalisierung ist eine Unterscheidung.

- Aber ganz sich­er nicht von Anal­o­gisierung.

Dig­i­tal­isierung ist eine Unter­schei­dung von Automa­tisierung.
Automa­tisierung war eine Unter­schei­dung von Mas­chin­isierung.
Mas­chin­isierung war eine Unter­schei­dung von Mech­a­nisierung.
Mech­a­nisierung war eine Unter­schei­dung Gott gegeben­er Schöp­fung, welche so unan­tast­bar hyper­ven­tiliert wor­den war, wie heute die Würde des Men­schen.

Das Spiel läuft seit 500 Jahren.

Wir nennen es Reformation.

Re-For­ma­tion wollte die gesellschftliche For­ma­tion in eine andere Form zu brin­gen. Das sagt ja schon das Wort.

Die lateinis­che Vor­silbe Re will zurück.
Nicht vor­wärts.
Nicht Fortschritt.
Nicht Entwick­lung.

Die Ref­or­ma­tion hat sich bloss über diese elende Ver­mit­tlungstätigkeit von gescheit daher­schwätzen­den Gelehrten gewehrt:

SOLA SCRIPTURA.

Wenn mich dieser Gott mich blutig und ver­schissen durch das Loch ein­er Frau auf die Welt hat pressen lassen, so will ich als Men­sch diesem Gott nackt und unver­hüllt und wie er mich halt eben nach seinem Eben­bild geschaf­fen hat — in all mein­er Unzulänglichkeit — gegenüber treten dür­fen.

Ende der Durch­sage.

300 Jahre später, hat diese Re:Formation das ganze Bild der Stadt Zürich in eine neue Form gebracht: Hin­ter den Stadt­mauern, oben am Berg, über­ragt nun die Uni­ver­sität die Gesellschaft der Gesellschaft zu Zürich.

Diese Protes­tanten haben ihrer ReF­or­ma­tion ein Denk!mal geset­zt.

Die Protes­tanten waren für den Test. Das sagt ja schon das Wort. Pro Test. Das geht sel­ten ohne Protest. Weil jene, welche sich so prächtig ein­gerichtet haben, lassen sehr ungern hin­ter­fra­gen, was ihnen fra­g­los ist.

Heute sagen die Pro­fes­soren der Uni­ver­sität Zürich das genau gle­iche, wie 500 Jahre früher der Bischof zu Kon­stanz:

DIESE KOMMUNIKATION LEHNEN WIR AB.

Aber es sind eben diese NEUEN MEDIEN, welche der GESELLSCHAFT DER GESELLSCHAFT eine näch­ste Antwort auf DIE SOZIALE FRAGE ermöglichen.

Das Schweiz­er Fernse­hen hat einen Film pro­duziert, welch­er diese Geschichte erzählt. Dabei wird in der ersten Szene Huldrych Zwingli in diese Neuen Medi­en glotzen auf einem Wagen in die Stadt gezo­gen. Und in der zweit­en Szene bedrängt der liebevoll Ueli genan­nte den Chorher­ren Hof­mann und will von ihm Wis­sen, ob er die neueste Schrift von Eras­mus von Rot­ter­dam schon gele­sen hätte. Ueli wird als Ner­ven­säge gezeigt. Und die Täufer als die pro­gres­siv­en Kräfte in dieser Entwick­lung.

Zwingli wurde1519 an die Macht gelassen. Vor genau 500 Jahren.

Am 8. Dezem­ber 1524 — wohl nach ein­er Messe zu Mar­iä Empfäng­nis — machte Katha­ri­na von Zim­mern die Stadtver­wal­tung von Zürich so mächtig, dass der Bischof zu Kon­stanz ohn­mächtig wurde. Die Aufhe­bung des Frauen­klosters darf als Geburts­da­tum pro­fes­sioneller Sozialer Arbeit in Zürich gel­ten. Allerd­ings auch als Abschluss ein­er Zeit, in welch­er Frauen ein eigenes, intellek­tuelles Leben gestal­ten kon­nten. Mehr noch: Es war eine Frau, welche den Frauen die Möglichkeit genom­men hat­te, sich der Möglichkeit zu gebären entziehen zu kön­nen. Aber das wäre ein anderes The­ma. Ich schweife ab. Vielle­icht noch:

1527 kon­nten dann die Täufer dort hin gebracht wer­den, wo sie hin woll­ten: Unters Wass­er.

In bloss sieben Jahren hat Zürich die Gesellschaft der Gesellschaft von Zürich in eine näch­ste Form gebracht.

Die heuti­gen Bis­chöfe sind clev­er­er, hart­näck­iger, stur­er.

Und ihre Tätigkeit als KANONENSEGNER sind ähn­lich unge­hemmt, unverklemmt, selb­st­be­wusst…

WO WAR ICH? — ahja…

Dig­i­tal­isierung ist eine Unter­schei­dung von Automa­tisierung. Dig­i­tal­isierung ist eine Beze­ich­nung der 4. indus­trielle Rev­o­lu­tion.

Die Mech­a­nisierung stellte sich die Ente als eine Mas­chine vor.

Das war natür­lich Quatsch. Jedes Kind wusste das. Die Fran­zosen sagen darum bis heute “don­ner des canards”, wenn sie die Zeichen­kette Lüge umge­hen woll­ten. Bis zum aufkom­men des Inter­nets haben auch wir in deutsch von Zeitungsen­ten gesprochen.

Die offenkundi­ge Lüge der mech­a­nis­che Ente, hat jedes Kind ver­standen. Und wenig später sind met­al­lene Kisten durchs Wass­er nach Ameri­ka getuck­ert. Und durch die Luft geflo­gen. Ein wahres Wun­der. Das war die 1. Indus­trielle Rev­o­lu­tion. Mech­a­nisierung.

Die lin­earen, kausalen, deter­min­is­tis­chen Kon­struk­tio­nen waren so erfol­gre­ich, dass die Inge­nieure die Ente noch ein­mal unter­sucht haben. Und sie haben den Hals, den Darm, das Herz als pumpende, saugende, pressende Maschi­nen erkan­nt und haben Motoren gebaut. Die Mechanik der Müh­le, die Müh­le der Sägerei braucht­en jet­zt wed­er Wind noch Wass­er, noch im Kreis laufende Esel. Die 2. Indus­trielle Rev­o­lu­tion.

Die 3. Indusstrielle ermöglichte den Motoren, selb­st zu entschei­den, wann sie sich ein- und ausstell­ten. Ab jet­zt wurde es so kom­pliziert, dass es kom­plex wurde. Ob die Kli­maan­lage eines grossen Haus­es funk­tion­ierte, wie sie sollte, kon­nte nicht mehr genau voraus­ge­sagt wer­den. Der Test musste es beweisen.

Aber wenn die Kli­maan­lage machte, was eine Kli­maan­lage machen sollte, war es eine Kli­maan­lage. Und wenn nicht, dann war es einen Haufen Schrott mit Kanälen, Kabeln und vie­len Pro­pellern.

Die Inge­nieure nenne das heute den Enten­test: Wenn der Vogel quackt wie eine Ente, watschelt wie eine Ente, schwimmt wie eine Ente, dann nen­nen sie den Vogel eine Ente.

Der Unter­schied von Automa­tisierung zu Dig­i­tal­isierung beste­ht darin, dass die Motoren der Mas­chin­isierung, sich die Infor­ma­tion, welche sie sich zum Entscheid über ihre Aktiv­ität (on:off) in eige­nen Proze­duren sel­ber organ­isieren ver­mö­gen.

Dig­i­tal­isierung meint: Das was damit beze­ich­net wird, ver­hält sich kom­plex.

Wenn es nicht kom­plex ist, kön­nte es sein, dass wir es Automa­tisierung nen­nen. nen­nen wir es Mas­chin­isierung oder Mech­a­nisierung.

(…)

ui… muss los…

(…)

(…)

(…)

(…)

(…)

(…)

(…)


(bin noch immer am basteln und umstellen und… ufff… aber ich habe ja noch zeit bis zum 24. mai ;-)))


  1. Der Begriff Dig­i­tal­isierung ist Quatsch.
  2. Paul Wat­zlaw­ick hat 1967 in seinem 4. Axiom, die Unter­schei­dungDigital:Analog definiert. Da wir keine elek­trisieren­den Sozialar­bei­t­en­den aus­bilden, son­dern Arbei­t­ende am Sozialen, ist der Begriff ein­fach bloss Quatsch.
  3. Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen. 
    Und nicht an Kör­pern.
    Und nicht an Psy­chen.
    Das zeigt ja schon die Beze­ichung von Job, Beruf, Pro­fes­sion und Diszi­plin von #Sozialar­beit an.
  4. Dem Bio-Psy­cho-Sozialen Men­schen­bild macht es tra­di­tionell keinen prak­tis­chen Unter­schied, wer kom­mun­ziert. Was kom­mu­niziert kom­mu­niziert. Was nicht kom­mu­niziert wird, beschäftigt.
  5. Soziale Arbeit hat keine elek­tri­fizierten Gerätchen gebraucht und auch keinen Paul Wat­zlaw­ick, um ihrem Han­deln ein prozes­su­al-sys­temis­ches Set­ting zu gestal­ten. Das war schon immer so. Mit “immer”, meine ich die 200-jährige Beruf­stra­di­tion wie wir sie etwa in den Beschrei­bun­gen der Arbeitsweisen des Rauhen Haus­es ken­nen (Gisela Hauss). Mit “immer” meine ich aber auch die Frühaufk­lärung vor 500 Jahren. Auf die Begrün­derin der pro­fes­sionellen Sozialen Arbeit in Zürich, Katha­ri­na von Zim­mern, komme ich wenig später. In der Schweiz zeigt aktuell #Zwingli­Film, wie
  6. Neue Medi­en — Sprache, Schrift, Buch­druck, Com­put­er — der Gesellschaft der Gesellschaft eine näch­ste Antwort auf Die Soziale Frageermöglichen.
  7. Die let­zte Meta­mor­phose der Sozialen Frage — die Umstel­lung auf das Kom­mu­nika­tion­s­medi­um Buch­druck — kam ein­er Chronik der Lohnar­beit gle­ich und mün­dete unir­ri­tiert in die Trans­for­ma­tion von Bürg­erin­nen und Bürg­ern in ICH AG’s: Wer nicht mehr ver­schul­dungs­fähig ist, hat zu liq­ui­dieren. (Jet­zt geht es anders weit­er. Gott sei Dank.)
  8. Helfen wurde dabei zu einem Beruf, welch­er umstand­los zu Kom­merz wer­den kon­nte. Das Ide­al, dass gute Soziale Arbeit einen Sozialen Wan­del ermöglicht, welche pro­fes­sionelle Hil­fe über­flüs­sig macht, ist unter totalökonomisierten Bedin­gun­gen aufgegeben wor­den. “Die Genese des Klien­tels” wurde zu einem Teil der handw­erk­lichen Grun­daus­bil­dung Sozialer Arbeit. Ein Worst Case Szenario.
  9. Das was heute irreführend “Dig­i­tal­isierung” genan­nt wird, ist für Soziale Arbeit selb­stver­ständliche Grun­dan­nahme seit 500 und 200 Jahren: Der tech­nokratis­che Weltzu­gang wurde durch the­o­riemachende Frauen zu allen Zeit­en kri­tisiert und all­t­agsprak­tisch gän­zlich anders gelebt. Diese Dig­i­tal­isierung fordert von Sozialer Arbeit (fast) nur ein “Erin­nern — Gedenken — Erneuern”.
  10. So wie die let­zten Neuen Medi­en in der Favorisierung des anony­men Pub­lizierens, den Kör­p­er des Men­schen in die Unsicht­barkeit gedrängt haben — und ger­ade damit den Kör­p­er des Men­schen aus der Kle­brigkeit der Sozialen Massen zu lösen ermöglichte — so ermöglicht der “Medi­en­wech­sel von Buch­druck auf Com­put­er” die Inklu­sion von Men­schen mit unter­schiedlich­sten Behin­derun­gen und unter­schiedlich­sten Alter. Der Wech­sel der pro­fes­sionellen Sozialen Arbeit von Begrif­f­en wie “Gegenöf­fentlichkeit” auf “Medi­enkom­pe­tenz”, fällt mit dem Aufkom­men von Weh!Weh!Weh! zusam­men. Und sagt viel über die Etablierungsver­suche von pro­fes­sioneller Sozialer Arbeit aus. Und verdeckt dabei ins­beson­dere, dass die aktuellen “Neuen Medi­en”, die Inte­gra­tion von vie­len neuen Adres­sat­en (Adressen!) zu inkludieren ver­mag, welche atem­ber­aubende Her­aus­forderun­gen gener­ieren.
  11. Die Arbeit in einem #Smart­Set­ting — ein­er com­put­er-ver­mit­tel­ten Kom­mu­nika­tion mit all ihren Imp­lika­tio­nen— wurde in den let­zten 20 Jahren von Mil­lio­nen von Men­schen intu­itiv ver­standen. In über 300 Sprachen und Sprachkul­turen, in weitesten Teilen der “Welt­ge­sellschaft”. Die Erfahrun­gen aus Gemein­we­sen- und Sozial­rau­mori­en­tiert­er Sozialer Arbeit wur­den als Best Prac­tice in #Com­mu­ni­ty­Care inte­gri­ert.
  12. Die Unter­schei­dun­gen, Beobach­tun­gen und Hand­lungsan­sätze Sozialer Arbeit wer­den wie selb­st ver­ständlichst genutzt. Aus einem Tech­nolo­giede­fiz­it Sozialer Arbeit (Hiltrud von Spiegel) wurde ein Kom­plex­ität­de­fiz­it der Tech­nokrat­en. Ein guter Moment “Abschied von der Beschei­den­heit” (Sil­via Staub-Bernasconi) zu nehmen.

Irgendwie (so?)

Am 8. Dezem­ber 1524 — vor genau 495 Jahren also — hat die Äbtissin Katha­ri­na von Zim­mern — wohl nach ein­er heili­gen Messe zum Hochfest Mar­iä Empfäng­nis — ihr Kloster in Mit­ten der Stadt Zürich der Stadtver­wal­tung übergeben und damit auch pro­fes­sionelle Soziale Arbeit begrün­det.

Andere mögen Luther oder Zwingli oder Calvin als Frühaufk­lär­er feiern. Soziale Arbeit ori­en­tiert sich tra­di­tionell an hand­lungswis­senschaftlich engagierten Frauen:

Neben der Short­list von Sil­via Staub-Bernasconi würde ich gerne die Gottes­mut­ter MariaKatha­ri­na von Zim­mern und Ada Love­lance (Sadie Plant) mit auf­stellen. Aber dann kommt der Vorschlag von Sil­via: Jane AddamsMary Park­er Fol­letIlse Arlt.

Es wäre unschw­er zu erzählen, wie sich unter­schiedliche all­t­agsprak­tis­che Lebenser­fahrung von Frauen und Män­nern in tausenden von Jahren verkrustet haben. Män­ner neigen eher zu ratio­nalen, lin­ear-kausalen, deter­min­is­tis­chen und Frauen eher zu emo­tionalen, sys­temisch-prozes­sualen, kom­plex­en “denken, fühlen und han­deln”. Das ist keine biol­o­gis­che Gegeben­heit. Das sind kein Mys­te­rien. Das ist zunächst lediglich prak­tis­che Folge aus all­t­agsprak­tis­ch­er Lebenser­fahrung.

Unschw­er wäre in diesem Sinne auch zu zeigen, dass das Pri­mat der primären Geschlecht­sor­gane in der aktuellen Zeit, ins­beson­dere folk­loris­tis­che Legit­imierun­gen in Anspruch nehmen kann. Es liegen genü­gend Sper­mien in Kühlhäusern. Was aber Aufmerk­samkeit gener­iert, braucht bekan­ntlich kein Argu­mente. Es muss Auf­gabe (deutschsprachiger sic!) Sozialer Arbeit sein, laut und deut­lich auszus­prechen:

NIE WIEDER

Die Herausforderungen sind andere.

Nein. Andere. Nein. Ganz andere. Anders und anders als so.

(…)

(…)

(…)

WORK IN PROGRESS — live blogging — reload für aktuellen Stand

 

ARCHIV
am 15. juli 2019 machte ich diesen Ein­trag auf Medi­um

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