version bis 26. juni 2019, 06.49h
Du glaubst nicht, dass sich PD Dr. Hedwig Richter in der Süddeutschen Zeitung über gelungene #ZENSUR in der Wikipedia freut? — Eine Provokation.
[ Textsorte: Traum | Work in Progress: 25. Juni 2019, Stand: 13:42h]
Aktueller Stand der Textentwicklung:
- Vorrede — Muss nicht gelesen werden ;-)
- Was ist Zensur — Muss nicht gelesen werden ;-)
- DAS BESPROCHEN TEXTBEISPIEL in der Süddeutchen Zeitung
- Mansplaining — Muss nicht gelesen werden ;-)
- Brauchen wir eine neue Körpergeschichte? — Muss nicht gelesen werden ;-)
- ZENSUR 1: DAS TEXTBEISPIEL im Überblick
- Censura + Caesura — Muss nicht gelesen werden ;-)
- ZENSUR 2: DIE SETZUNGEN VON HEDWIG RICHTER
- Was ist das Asset von Wikipedia? — Muss nicht gelesen werden ;-)
- Wikipedia Is Not Paper — Muss nicht gelesen werden ;-)
- Links, Lagerraum — Muss nicht gelesen werden ;-)
VORREDE
Nein. Der zeitlich unbegrenzte, infinite Ausschluss #sms2smsBANaus der deutschsprachigen Wikipedia durch willige Hilfskräfte von Wikimedia Deutschland, macht mich nicht hypersensibel für das Thema der Zensur:
Ich wurde als Sozialarbeiter in Berlin akademisch zertifiziert. Die offensive Mitarbeit von Sozialarbeit an den Verbrechen der Nazis — zum Beispiel in den Programmen der Euthanasie — gehört zu den wesentlichsten Ausgangspunkten aller handlungswissenschaftlichen Überlegungen von Profession und Disziplin Sozialer Arbeit. Wenigstens “Wie helfen zum Beruf wurde” von C. Wolfgang Müller (TU Berlin, sic!) haben alle gelesen, wer “in Brot und Lohn” Sozialer Arbeit steht. (Oder?)
Der Umgang mit überflüssigen Menschen ist Dreh- und Angelpunkt theorietreibender Frauen Sozialer Arbeit seit 500 und 200 Jahren: Kriegs-und andere Waisen. Krüppel. Erwerbslose und Wittwen. Säufer. Idioten und andere Spinner. Parasiten, Vandalen, Trolls. Meistens Männer. Menschen, welche vorher zu Kindern gemacht wurden. Keine Ahnung. — Katharina von Zimmern. Ilse Arlt. Jane Addams. Mary Parker Follett. — Ich hätte auch noch gerne Ada Lovelance dabei, aber das wollte mir Silvia Staub-Bernasconi um keinen noch so wilden Streit erlauben. (Mir egal.)
So habe ich den Twitteraccount von Hedwig Richter zu schätzen gewonnen: Ein täglich sprudelnder Quell von sensationellen Zettelchen flattern durch meine Timeline: Leicht zu finden über die Liste von zwei Hashtags:
#Körpergeschichte #SozialarbeitMR
“Die NS-Verbrechen wurden und sind der Fluchtpunkt meines Denkens.”,
sagt auch Hedwig Richter, inszeniert von Sibylle Berg.
Es gäbe noch mehr Themen, welche den Account für mich interessant machen. Zum Beispiel:
Aber das wäre ein anderes Thema. Leicht zu finden über die Liste #ZwingliFilm — Wie auch immer: Mitten in der nofallmässigen Übernahme eines mehrtägigen Workshops an der FH St. Gallen auf Grund eines Ausfalls einer Kollegin, entwickelte ich das Action-Teaching-Format: “Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession. Fragezeichen”. Dabei lernte ich den Account der Historikerin Richter kennen und arbeitete stark mit ihrer Timeline… Jetzt aber genug der Vorreden…
Was ist Zensur?
“Zensur (lateinisch censura) ist der Versuch der Kontrolle der Information.”
Das wird heute Morgen — während ich mir diesen Satz notiere — als erster Satz im Lemma “Zensur” auf Wikipedia angezeigt. Ich hätte spontan vermutet:
Zensur ist erfolgreich durgesetzte Kontrolle von Information.
Zensur ist, wenn Inhalte geschützt werden. Weniger, wenn bestimmt wird, was gute, wertvolle, wichtige Information ist. Viel mehr, wenn es gelingt, böse, schlechte, entartete Informationen zum Ausschluss zu bringen.
Das dürfte die Historikerin Hedwig Richter bestätigen: Die Nazis hatten ja — wer könnte es heute vergessen wollen? — nicht bloss doofe, besoffene, gewaltbereite Fans, sondern auch intellektuelle, differenzierte, akkurate, fleissige, aufrechte, sonnengetankte, geschickt argumentierende Profilierungsfreudige in Politik, Universität und bei den Massen(leitenden)Medien.
Das Feuilleton? — Teil des Problems:
Stellen Sie sich bloss nicht so an!
Noam Chomsky wird quellenlos dieser Satz zugesprochen:
“The smart way to keep people passive and obedient is to strictly limit the spectrum of acceptable opinion, but allow very lively debate within that spectrum — even encourage the more critical and dissident views. That gives people the sense that there’s free thinking going on, while all the time the presuppositions of the system are being reinforced by the limits put on the range of the debate.”
(“Der schlaueste Weg, Menschen passiv und folgsam zu halten, ist, das Spektrum akzeptierter Meinungen strikt zu limitieren, aber innerhalb dieses Spektrums sehr lebhafte Debatten zu erlauben.” (Link zur Quelle)
Der Ex-Kurator von rebell.tv und Ex-Direktor von Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, Zürich, kennt meinen Themen…
Das besprochene Textbeispiel:
Am 18. Juni 2019 lässt PD Dr. Hedwig Richter vom Hamburger Institut für Sozialforschung in der Süddeutschen Zeitung pressen:
Besonders problematisch ist die Autorenschaft bei Wikipedia. Sie ist überwiegend männlich, oft von Welterklärungswillen beseelt, manche Autoren sind ermächtigt, Neueinträge zu löschen, und sie sorgen immer wieder einmal dafür, andere Stimmen doch nicht zu Wort kommen zu lassen. Und so mancher kühlt seinen Zorn und stillt seinen Neid, indem er Prominente oder Kollegen auf Wikipedia denunziert. Es fehlt an neuen Autorinnen.
Doch Wikipedia entwickelt sich weiter und schafft Regeln. Eine Löschung muss nun ausführlich diskutiert werden. Und von den Sünden anderer Plattformen wie Facebook oder Youtube ist Wikipedia nicht besessen: Es bietet keine Nazipropaganda im großen Stil und ist weitgehend frei von Verschwörungstheorien.
Mansplaining
Das vorgängige Zitat ist von Noam Chomsky. Einem weissen, alten Mann. Und ich bin ein weisser — sogar dickbäuchiger! — alter Mann… Und jetzt wollen diese zwei Mannen die Welt erklären? Einer jungen, erfolgreichen, brillianten, von den Massen(leitenden)medien geliebten, Wissenschafterin?
— Das geht jetzt nicht mehr, gell?
Brauchen wir eine neue Körpergeschichte?
— Ja. Aber eben nicht, weil die unveränderbaren körperlichen Merkmale keine Rolle spielen würden. Schon grad gar nicht die primären Geschlechtsorgane. GANZ IM GEGENTEIL.
Es ist bloss so, dass es genügend Spermas in Kühlschränke gibt. Und wann das Risiko der Gebärmutter endlich auch eliminiert ist, scheint bloss noch eine Frage der Zeit sein. Das Primat der primären Geschlechtsorgane ist den aktuellen Herausforderungen von mindestens drei globalen Krisen
- die ökologische Krise
- die ökonomische Krise
- die kommunikative Krise
nicht angemessen, die Unterscheidungen zu aktivieren, welche schon lange vor der Frühindustrialisierung einen praktischen Unterschied haben generieren können.
Warum Frauen andere Frauen bedauern, wenn sie in der Ernährerinnenrolle ihrer Kleinstfamilie stehen und warum Männer andere Männer verachten, wenn diese die Ernährerrolle ihrer Kleinstfamilie nicht zu erfüllen vermögen: Die Historikerin könnte es erklären.
Wie es dazu kommen konnte, dass Menschen aus grösseren, Generationen übergreiffenden Gruppen, sich selbst ernährenden Gemeinschaften in Städte gezogen sind, sich in Appartements zerteilen und übereinander stapeln liessen, um dort als kleinste, monogame Einheiten die Reproduktion der Gesellschaft der Gesellschaft zu gewährleisten: Die Historikerin könnte es erzählen.
Zensur 1: Das Textbeispiel im Überblick:
Vor diesem Hintergrund kann das Textbeispiel in zwei Bereiche (nicht/fett) eingeteilt werden:
Besonders problematisch ist die Autorenschaft bei Wikipedia. Sie ist überwiegend männlich, oft von Welterklärungswillen beseelt, manche Autoren sind ermächtigt, Neueinträge zu löschen, und sie sorgen immer wieder einmal dafür, andere Stimmen doch nicht zu Wort kommen zu lassen. Und so mancher kühlt seinen Zorn und stillt seinen Neid, indem er Prominente oder Kollegen auf Wikipedia denunziert. Es fehlt an neuen Autorinnen.
Doch Wikipedia entwickelt sich weiter und schafft Regeln. Eine Löschung muss nun ausführlich diskutiert werden. Und von den Sünden anderer Plattformen wie Facebook oder Youtube ist Wikipedia nicht besessen: Es bietet keine Nazipropaganda im großen Stil und ist weitgehend frei von Verschwörungstheorien.
fett
- Der erste, hier jetzt fett gesetzte, Abschnitt problematisiert insbesondere das Primat der primären Geschlechtsorgane: Der letzte Satz scheint dies zu bestätigen.
- Der zweite, fett gesetzte Abschnitt nutzt die Begrifftlichkeiten: “Sünden”, “Nazipropaganda” und “Verschwörungstheorien” und freut sich darüber, dass diese abwesend seien.
- Die Spannung zwischen den zwei Abschnitten ist spannend.
nicht fett
- Es wird so getan, als hätte “früher” eine Löschung “diskussionslos” durgezogen werden können. Und der Erfolg — zweiter Abschnitt fett — sei durch eine “Weiterentwicklung” möglich geworden.
- Hedwig Richter bestätigt damit, dass sie die Software — welche die Grundstruktur des Editionsprozesses innherhalb von Wikipedia bestimmt — nicht versteht, nicht verstehen will, nicht vermitteln kann, nicht vermitteln will: Mindestens der Ausdruck “Löschen” im Zusammenhang von Wikipedia müsste intensivst erklärt werden: Die Versionsgeschichte von Wikipedia erzählt auf die Hundertstelsekunde genau DIE GENESE DES TEXTES.
Wir haben es hier als mit einer ersten Form von Zensur zu tun: Die geschickte — willentliche? — Verquirrlung von Annahmen, Gedanken, Meinungen, Bewertungen, Behauptungen… zu einem Ding, was am Ende zu anerkennendem Bejahen kommt: “Toll, dass sich Wikipedia nicht eignet, um Verschwörungstheorien zu verteilen.” Das scheint unterstützungswürdig. Das ist auch das Ziel von ZDF, gell?
(Klar, das ist eine Verschwörungstheorie.)
Censura + Caesura
Medienwechsel als eine Zäsur, um der Zensur zu entgehen?
(…)
(…)
Jetzt kann auffallen, dass jeder “Medienwechsel” ein Zurückweisen von illegitim gewordenem Zugriff auf Körper interpretiert werden kann:
- Die Sprache distanziert sich vom ständigen gelaust werden.
- Die Schrift distanziert sich von der Notwendigkeit der Anwesenheit.
- Der Buchdruck distanziert sich vom Ansehen, dem Äusseren, dem Äusserlichen, dem Geäusserten und favorisiert umstandlos das Argument.
- Und wovon distanziert sich Computer?
(…)
(LIVE-Stream vom Feedlog vom 25.06.2019 von 9.10–10:00h — in welchem wir an der Bearbeitung des folgenden Abschnitts sind. Der Livestream wurde später durch einen User mit pornografischem Bild abgebrochen.)
Zensur 2: Die Setzungen von Hedwig Richter: Satz für Satz
Besonders problematisch ist die Autorenschaft bei Wikipedia.
- Besonders, anderes ist weniger problematisch. Was ist das Andere? Wenn ich die Auswahl — der Zusammenhang, der Kontext etc. — der Kuration nicht kenne, kann ich den Wert des Auszugs nicht bestimmen: The Context, is the Message (Bazon Brock). The Medium is the Massage (Marshall McLuhan).
- problematisch, kritikwürdig, ist zu kritisieren (Kritik verweist auf den Workflow von Wissenschaft: Die Suche nach Wahrheit.)
- Autorenschaft ist ein Begriff von Neuzeit, Aufklärung, Moderne: Es geht dabei um die Schaffung von Autorität durch Autorenschaft (Bazon Brock) durch die Möglichkeit des anonymen Publizierens. (Erzwingung von Multiperspektive durch Ausschluss von Multiperspektive qua Technik. (Jakob Tanner)) Das Prinzip der Autorenschaft beruht darauf, dass die Begründung ausschliesslich aus sich selbst heraus entwickelt wird (ohne Berufung auf Stand, Ansehen, primäre Geschlechtsorgane, gewaltbereitschaft etc.) und eine Übereinkunft darin besteht, dem einzelnen Körper (#Körpergeschichte), diese Fähigkeit zuzugestehen wird.
- Sadie Plant, die theorietreibenden Frauen der Sozialen Arbeiten.
Sie ist überwiegend männlich,
- Interessant ist, dass die digitale (Paul Watzlawick), binäre Unterscheidung von Mann:Frau wird dominant gemacht, auch in der Kritik.
- Die Aussage scheint empirisch belegt zu sein. (Wobei der Accountname keine Sicherheit bietet): Wobei diese Männer seit 10 Jahren, putzen, aufräumen, abstauben etc.)
- Bei Wikidata — kenne keine empirischen Studien — arbeiten auffallend mehr Frauen mit, was nicht nur in den Face-2-Face Meetings der Hackatons etc. leicht zu überprüfbar ist. Zudem übernehmen bei Wikidata inhaltlich Bots eine wichtige Rolle.
oft von Welterklärungswillen beseelt,
- Abwertung der Wissenschaftlichen Tradition (Grundlagenforschung): “Wissen ist Macht.” (Vermutlich der ursprüngliche Titel ihres Gastbeistrages in der SZ.)
- Medienwechsel — Medienwandel
Dieser SZ-Text wurde rund um die Wikicon publiziert. Der Pressespiegel der #Wikicon18 bietet ein grandioses Konvolut von Texten, welche “Wikipedia is Paper” inszeniert… Disqualifizierend für “Professionellen Informationsjournalismus” und ihre Kanonensegner aus der Universität ;-)
(es nervt — Abbruch um 10:00h —Link zum Stream folgt)
manche Autoren sind ermächtigt, Neueinträge zu löschen,
(…)
und sie sorgen immer wieder einmal dafür, andere Stimmen doch nicht zu Wort kommen zu lassen.
(…)
Und so mancher kühlt seinen Zorn und stillt seinen Neid, indem er Prominente oder Kollegen auf Wikipedia denunziert.
(…)
Es fehlt an neuen Autorinnen.
(…)
Doch Wikipedia entwickelt sich weiter und schafft Regeln.
(…)
Eine Löschung muss nun ausführlich diskutiert werden.
(…)
Und von den Sünden anderer Plattformen wie Facebook oder Youtube ist Wikipedia nicht besessen:
(…)
Es bietet keine Nazipropaganda im großen Stil und ist weitgehend frei von Verschwörungstheorien.
(…)
Was ist das Asset von Wikipedia?
Hedwig Richter geht davon aus, dass Wikipedia einem anderen “Code” folge, als Wissenschaft. Den Code von Wikipedia scheint sie nicht zu kennen, den Code von Wissenschaft, verweigert sie zu erklären. Sie macht bloss einen Abstand, zwischen Wissenschaft und Wikipedia. (Aus Gründen, welchen?)
Kuno Schedler erklärt “den Code” von Wissenschaft als “die Suche nach Wahrheit”:
- Du zeigst, welche Frage du beantworten willst. (Lemma, das Wort, was ganz oben auf einer Seite bei Wikipedia steht.)
- Du zeigst, welche Instrumente du akzeptierst, womit die Frage beantwortet werden darf. (Belegbare Aussagen, bei Wikipedia: Sekundärliteratur)
- Du machst nachvollziehbar, wie du zu deiner Antwort gekommen bist. (Auf die Hundertstelsekunde genau dokumentierte Versionsgeschichte.)
- Du stellst deine Arbeit der Kritik aus. (Die vordere Seite eines Lemma-Seite. Die Rückseite bietet Möglichkeit für Diskussionen.)
Buchdruck — wie es Dirk Baecker benennt — nutzte das anonyme publizieren durch bewegliche Lettern und favorisierte radikal das Argument. Auf diesem Weg hat sich so mancher “einen Namen” gemacht, hat “Autorität durch Autorenschaft” (Bazon Brock) gewonnen: Nicht durch Mitgliedschaft in einem Club, durch ausgeprägte primäre Geschlechtsorgane, Geld, Gewaltbereitheit oder was auch immer.
Buchdruck erzwang Multiperspektive über den technisch ermöglichten Ausschluss von Multiperspektive (Jakob Tanner). Gerade weil ein Argument anonym — losgelöst vom Körper — der Gesellschaft der Gesellschaft zugeführt werden konnte, wurde eine soziale re:FORMation — eine Umstellung “von Glauben auf Test” (Pro-TEST-antismus) ermöglicht.
WIKIPEDIA IS NOT PAPER
Seit die Elektrizität in die Kommunikation zwischen Menschen eingeschossen ist, wie ein Blitz…
https://meta.wikimedia.org/wiki/Wikipedia_is_not_paper
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Wie Wikimedia Deutschland die Aktion #WikiFürAlle am #TagDesFreienWissens für ihr #ZDFwikipedia nutzt… — Eine Verschwörungstheorie (so?)
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