[Textsorte: Memo]
Arbeitsform: Dokumentation, Listenbildung, Work in Progress
Anlass: Die Schweiz gibt Gratisgeld aus: 26. März 2020
TL;DR:
Die ganze Playlist auf WikiDienstag.ch ProdUsing #DataLiteracy
LIVE-BLOGGING: reload für aktuellsten Stand
Die Memos und Links zum #SNAPeriment vom 26. März 2020. Die ganze Playliste: WikiDienstag.ch ProdUsing #DataLiteracy
Zum Haupteintrag:
Kapitelmarken:
1. #TANSTAAFL
„There Ain’t No Such Thing As A Free Lunch“. Nicht ist umsonst.
Das QUI BONO macht etwas ähnliches. Aber Achtung: Wer solche Sätze nutzt, wird sofort dem Libertären Lager zu gerechnet. Das ist eine Keule, wie “Verschwörungstheoretiker” oder “Wissenschaftsleugner”. (Siehe unten.) Was die “Sprichtwörter” ausdrücken ist lediglich ein Ausdruck menschlicher Lebenserfahrung:
- Es gibt keine Nachteile, ohne Vorteile.
- Es gibt keine Vorteile, ohne Nachteile.
Das ist alles. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
In solchen Momenten kann erahnt werden, warum den Flüchtlingen vor 300 Jahren aus dem Alpenraum ins vermeintlich Kulturfreie Amerika das Free Speech so wichtig war. Sie erlebten in der alten Welt ja nicht einmal die Meinungsfreiheit. Schon grad gar nicht die Religionsfreiheit. Obwohl die intellektuellsten Täufer in Klosterschulen ausgebildete Katholiken waren: Konrad Grebel, Felix Manz, Jörg Blaurock …
Gestern im Gespräch mit Daniel Häni @Grundeinkommen:
- KALT ist das neue HEISS
- #FreeSpeech reloaded
- Geld als Mittel zur Freiheit
2. #SRF, Tagesschau vom 25. März 2020, 19.30h
Notizen:
- Schlagzeile: “Notkredite für Firmen”
- Ueli Maurer: Es geht um das Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und Finanzplatz.
- Parlamentarier würden gerne mitreden. Das Parlament sei handlungsunfähig, sagt eine nicht Frau in die Kamera, welchen keinen Namen und keine Funktion zu haben scheint.
- Die Apotheker wehren sich gegen das Verschicken von Medikamenten durch internetbasierte Konkurrenten.
- Schlagzeile: “Billionen gegen Kollaps” (USA)
- “Sonnig ohne Bise” — die Wetteraussichten
Jetzt die Einzelnen Beiträge nach min1:20
1. Möglichst unbürokratische Schnellhilfe: ab morgen (heute): bis CHF 500’000, zinsfrei. André Ruch @derruch. “Möglichst viele Firmen durch die Corona-Krise bringen.” Maurer: “Bürgschaftskredite”, ohne grosse Prüfung sofort gewährt. Kein Zins. Keine Gebühren. Falls die Banken nicht genügend Geld haben für die Kredite, können sie von der schweizerischen Nationalbank SNB Geld beziehen. (Zu welchen Konditionen?) 2:32
Kann Schuld in 5 Jahren nicht zurückbezahlt werden, sprint der Bund ein. Banken tragen 15% des Risikos.
Bei der Züricher Kantonalbank soll das Geld innerhalb von 30minuten ausbezahlt werden. Bei Neukunden ca 1 Tag.
Klotzen, nicht Kleckern | Koste es, was es wolle | André Ruch @derruch
Min4: Moderation Franz Fischlin: “Besonders betroffen sind: Gastrobranche, Gewerbe, Industrie. Die Reaktion dort, fallen positiv aus.” Marcel Niedermann sammelt Stimmen:
- Casimir Platzer, Gastrosuisse: positiv überrascht
- Hans-Ulrich Bigler, Gewerbeverband: Die KMU’s sind systemrelevant
- Roland Goethe, Swissmechanic: Das wird helfen, um über die Rundenzu kommen
Fischlin und Andy Müller loben die Bundesverwaltung. Min.6. Müller berichtet, es hätte eine Telefonkonferenz mit 300 Bankdirektoren der Schweiz gegeben. In 2,5 Tagen eine Lösung gezimmert. “Kleine aber praktikable Lösung.” 6:45
Wie kann Missbrauch verhindert werden? — Wirklich verhindern, kann Missbrauch nicht. “Notverordnung”. Es könnten Bussen ausgesprochen werden. “Coronavirus: Der Bundesrat verabschiedet Notverordnung zur Gewährung von Krediten mit Solidarbürgschaften des Bundes.”
Bei den Löhnen für Mitarbeitende (Kurzarbeit): Weniger gute Nachrichten. Min7:53. Ämter sind überfordert. 480’000 Gesuche bist heute 25.03.20 morgen. 10% der Angestellten. Auszahlung frühestens in einem Monat.
(Wie immer: Aufschiessende Kurven, ohne jedweden Vergleich, Referenz zu Vorjahresdaten etc.)
8:49 Fischlin: “Seit 9 Tagen herrscht sowas wie Ausnahmezustand.” (Was müsste sein, damit es wirklich ein Ausnahmezustand wäre?)
Das Bundesamt für Gesundheit, scheint seinen eigenen Zahlen nicht zu trauen. Andy Müller 10:30 “Man will nicht zu früh entwarnung geben.” Es scheint Hinweise zu geben, dass die Kurve bereits abgeflacht sei. Andy Müller erinnert daran, dass das Versammlungsverbot etc. bis im April gelte.
(Anstelle 3 wird Beitrag 4 Apotheken gezeigt. Den überspringe ich.)
3 Parlamentarier
Fischlin legitimiert: Wenn Entscheide nötig sind… Seit Frühling ist Parlament “nicht mehr in Errscheinung getreten”. Auch kommissionen tagen nicht. Die Frau im Intro hat jetzt einen Namen: Elisabeth Schneider-Schneiter CVP/BL. Beat Walti FDP. Balthasar Glättli, Grüne.
Markus Schefer, Professor für Staatrecht Universität Zürich: Die Beschlüsse des Bundesraten gelten nur für ein halbes Jahr. Danach muss es Gesetz werden. Min16:17 — Wenn das Parlament nicht tagt, dann kommt “den Medien” eine besondere Bedeutung zu.
3. #Kritik muss sich nicht durchsetzen
Woran erkennst du wissenschaftliches Arbeiten? Erklärt in einfacher Sprache von Dr. Wolfgang Wodarg:
Wodarg.com — in den Folien: “Vortrag bei GIZ in Tunis, Université de Carthage 14.11.2019” | Im Gespräch mit Stefan M. Seydel
4. Heisse und Kalte Medien #MarshallMcLuhan
“Mit dieser Unterscheidung einher geht ein umgekehrter Grad der Beteiligung („participation“) der jeweiligen Zielgruppe.[37] Wegen der hohen Informationsdichte heisser Medien ist es nicht notwendig Informationslücken auszufüllen oder zu vervollständigen. Das Gegenteil gilt für kalte Medien, die einen höheren Grad der Teilnahme des Publikums verlangen.”
„Ein heißes Medium verlangt weniger Beteiligung als ein kaltes, genauso, wie eine Vorlesung weniger Beteiligung als ein Seminar und ein Buch weniger als ein Dialog erfordert.“[38]
Understanding Media, Marshall McLuhan
“Mit Bezug auf diesen Beteiligungsgrad sieht McLuhan in unserer Zeit viele Beispiele dafür, dass heisse Medien exkludieren, aber kalte Medien inkludieren.”
5. #how2manuals — Wissensarbeit zwischen Vielen mit Vielen & Vielem mit Vielem
6. Verschwörungstheoretiker & Wissenschaftslügner
Wer solche Wörter nutzt, sagt einfach: “Du bist ein Arschloch”. Für alles andere verlangen wir ein sorgfältiges Argumentarium. Zeigt her eure Links.
Lepra, Pest und Pocken (MichelFoucault)
Copy/Paste beim lesen des Textes von Sarasin.
- “Die Macht trennt die Gesunden von den Kranken, schließt die Devianten und Verrückten aus der Gesellschaft aus, möglichst vor die Tore der Stadt, um sich dann im Wesentlichen nicht mehr um sie zu kümmern.”
- (Vom Lepra-Modell — zum Modell der Angst vor der Pest.) “Deviante wurden nicht einfach länger ausgestoßen und weggesperrt, sondern „alle“ – Kinder, Soldaten, Arbeiter, Gefangene, Arme, etc. – wurden einer rigorosen Disziplinierung unterworfen, die nicht zuletzt der Einübung einer strengen Arbeitsdisziplin und damit dem „Produktivmachen“ ihrer Körper diente.” (17. Jh)
- „Der Raum erstarrt zu einem Netz von undurchlässigen Zellen. Jeder ist an seinen Platz gebunden. Wer sich rührt, riskiert sein Leben: Ansteckung oder Bestrafung.“ (17. Jh)
- (Das Pocken-Modell) “In seiner Analyse moderner Regierungsrationalität erschien nun die – primär ökonomische – Freiheit der Individuen in neuer Weise als etwas Irreduzibles, „etwas absolut Grundlegendes“: Die moderne, konkret die liberale Gouvernementalität sei eine Form des Regierens, „die nur durch die Freiheit und auf die Freiheit eines jeden sich stützend sich vollziehen kann“. Um diesen historischen Wandel klar zu machen, entwickelte Foucault ein neues Modell: „die Pocken oder die Impfpraktiken“.
Das Problem stelle sich hier ganz anders; es gehe nicht mehr um Disziplinierung wie noch zu Zeiten der Pest: „[D]as grundlegende Problem ist vielmehr zu wissen, wie viele Leute von Pocken befallen sind, in welchem Alter, mit welchen Folgen, welcher Sterblichkeit, welchen Schädigungen und Nachwirkungen, welches Risiko man eingeht, wenn man sich impfen lässt, wie hoch für ein Individuum die Wahrscheinlichkeit ist, zu sterben oder trotz Impfung an Pocken zu erkranken, welches die statistischen Auswirkungen bei der Bevölkerung im allgemeinen sind […].“ Dem entsprechend sei es angesichts der Pocken um „das Problem der Epidemien und der medizinischen Feldzüge [gegangen], mit denen man epidemische oder endemische Phänomene einzudämmen versucht“.” - “Mit anderen Worten: Das Pockenmodell der Macht basiert im Wesentlichen darauf, dass die Macht den Traum aufgibt, die Pathogene, die Eindringlinge, die Krankheitskeime vollständig auszumerzen, die Gesellschaft wie in Zeiten der Pest „in die Tiefe“ hinein zu überwachen und die Bewegungen aller Individuen zu disziplinieren. Die Macht koexistiert vielmehr mit dem pathogenen Eindringling, weiß um sein Vorkommen, sammelt Daten, erstellt Statistiken, lanciert „medizinische Feldzüge“, die durchaus den Charakter der Normierung und Disziplinierung der Individuen annehmen können – aber die Disziplin, gar die vollständige, kann in der Moderne kein vernünftiges Ziel der liberalen Macht mehr sein. Nur dort, wo sie dies dennoch anstrebt, wo die Macht vom Pocken-Modell zum Pest-Modell zurückkehren möchte, wird sie autoritär, ja letztlich totalitär.”
Aus seinen Schlussfolgerungen:
“Es ist klar: Foucault sprach nicht über reale Pandemien, sondern verwendete Infektionskrankheiten als Denkmodelle, um Formen der Macht nach idealtypischen Mustern zu ordnen. Wir sind in einer andren Lage: Wir leben inmitten einer Pandemie und sind unterschiedlichen Erscheinungsweisen der Macht und des Regierens unterworfen bzw. beobachten sie über die Medien.”
- FRAGE: Wer ist wir? Warum ist der Geschichtsprofessor jetzt plötzlich Politiker?
“Nachtrag zu den Selbsttechniken”
“Daher sei das „Verhältnis zu sich selbst“, wie Foucault 1982 in einer Vorlesung sagte, „der letzte Ankerpunkt des Widerstandes“.”
Zuordnungen im Blog “Geschichte der Gegenwart”:
Biopolitik, Corona, Foucault, Gesellschaft, Gouvernementalität, Infektion, Lepra, Pest
Kommentar:
Mehr als die tagesaktuelle Einschätzung von Philipp Sarasin, hätte mich interessiert, wie er die Modelle nun mit anderen Modellen vergleicht. Etwas mit dem Sphärenprojekt von Peter Sloterdijk und seiner Erzählung der Entwicklung des Umwelt-Begriffs. (Band 3, Seite 100ff)
Ich bin befangen. Aber auch hier würde ich sagen: Sarasin tanzt auf dem Seil von SHUT UP — IT’s SCIENCE. Und damit sehe ich ihn in der Rolle des Bischofs zu Konstanz im aktuellen #ZwingliFilm.
SHUT UP — IT’s SCIENCE
user:sms2sms in #ZuercherFestspiel1901 (2019) sms2sms:
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Stefan M. Seydel/sms ;-)
(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialarbeiter, Künstler.
Ausstellungen und Performances in der Royal Academy of Arts in London (Frieze/Swiss Cultural Fund UK), im Deutsches Historisches Museum Berlin (Kuration Bazon Brock), in der Crypta Cabaret Voltaire Zürich (Kuration Philipp Meier) uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Diverse Ehrungen mit rocketboom.com durch Webby Award (2006–2009). Jury-Mitglied “Next Idea” Prix Ars Electronica 2010. Bis 2010 Macher von rebell.tv. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Ruhendes Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Seit Sommer 2014 lebt und arbeitet er in Zürich: #dfdu.org AG, Konstellatorische Kommunikation. (Entwicklung von Pilot und Impulsprojekten, gegründet 1997 mit Tina Piazzi.)
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