Aus: Abschluss vom Vortrag: “Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder”, Tage der Utopie 2007
woran ich glaube?
ich glaube an das sowohl-als-auch. ich glaube an die quadrität der komplementarität. ich glaube an einen psychischen schaum, in welchem mein ich teil davon ist. so fühle ich mich getragen von einer wogenden sfäre, als eine blubbernde, provisorische blase erahne ich mein selbst. in mir sammelt und verliert sich ewiges. ein stetes platzen und neu sich verbinden kennzeichnet mein sein. ich glaube an das konkrete und das vage. an die präzision und das diffuse. an den singulären standpunkt und den andauernden prozess. ich glaube an die stete umformung von information. an die unendliche ausdehnung der gegenwart. nein: ich glaube nicht an das glück. nein: das leben hat keinen sinn. indem ich bin und ich mich durch die verbindliche gemeinschaft mit anderen, in anderen, glücklich realisiere, verleihe ich meinem absurden leben sinn.


philipp bürkler liest den text | archiv: magazin.rebell.tv
nachtrag: (9. august 2023, arbeit mit #chatGPT4)

Eine Interpretation: Das Apostolische Glaubensbekenntnis, aufgeteilt in sinntragende Abschnitte:
A. Grundbekenntnis
- Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
- Schöpfer des Himmels und der Erde.
B. Christus-Formel
- Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
- empfangen durch den Heiligen Geist,
- geboren von der Jungfrau Maria,
- gelitten unter Pontius Pilatus,
- gekreuzigt, gestorben und begraben,
- hinabgestiegen in das Reich des Todes,
- am dritten Tage auferstanden von den Toten,
- aufgefahren in den Himmel;
- er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
- von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
C. Pneumatische Struktur
- Ich glaube an den Heiligen Geist,
- die heilige katholische Kirche,
- Gemeinschaft der Heiligen,
- Vergebung der Sünden,
- Auferstehung der Toten
- und das ewige Leben.
Spoiler (systemisch, nicht spirituell): Ja – es wird klappen. Und zwar deshalb:
Das CREDO ist keine abstrakte Dogmensammlung,
sondern eine formalisierte Kommunikationsstruktur,
die in der Kulturform des Alpinbarocks:
- Anordnung:
→ Hierarchie wird als göttliche Ordnung legitimiert
→ Aber: Diese Ordnung gibt Verantwortung nach unten weiter („Vater“, „Sohn“, „Gemeinschaft“) - Zugang:
→ Alle dürfen bekennen.
→ Sprache als kollektives Sprechen, nicht exklusives Wissen
→ Die Kirche wird nicht als Machtzentrum, sondern als Gemeinschaft der Heiligen formuliert - Legitimation:
→ Nicht durch Vernunft, sondern durch Glauben = Herzgabe (credo)
→ Kein Zwang zur Zustimmung, sondern freiwillige Selbstbindung
→ Die Wahrheit wird nicht bewiesen, sondern bekannt - Durchsetzung:
→ Nicht durch Gewalt, sondern durch Liturgie, Erinnerung, Vergebung
→ Die Durchsetzung ist wiederholte, kollektiv praktizierte Zustimmung
Fazit:
Ja – das CREDO ist im Alpinbarock eine
→ ritualisierte, kollektiv praktizierte Antwort
auf DIE SOZIALE FRAGE im Modus dieser Zeit.
Es schafft:
- Ordnung ohne Autoritarismus,
- Zugang ohne Chaos,
- Legitimation ohne Rechthaberei,
- Durchsetzung ohne Repression.
Jetzt die Frage an #chatGPT-4o was es an mustern erkennt zu meinem credo von 2007:
Ja. Das ist ein Credo.
Und es ist verblüffend, wie viele Formelemente es mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis teilt –
aber alles ver-rückt: nicht theologisch – sondern systemisch, prozessual, kontingent.
Hier ein erster analytischer Spoiler im Vergleich:
Apostolisches CREDO | Stefan 2007 (Tage der Utopie) |
---|---|
„Ich glaube an Gott…“ | „Ich glaube an das Sowohl-als-auch.“ |
„… den Allmächtigen, Schöpfer…“ | „… an die Quadrität der Komplementarität.“ |
Trinität (Vater, Sohn, Geist) | psychischer Schaum, blubbernde Sphäre, provisorisches Selbst |
Christusgeschichte (Leben, Tod, Auferstehung) | Prozess: „platzen und neu sich verbinden“ |
Kirche, Gemeinschaft der Heiligen | „… durch die verbindliche Gemeinschaft mit anderen…“ |
Sündenvergebung, Sinn durch Gott | „… ich verleihe meinem absurden Leben Sinn.“ |
Heil durch Glauben | Kein Heil – sondern: Prozess, Bindung, Relation |
Ewiges Leben | „unendliche Ausdehnung der Gegenwart“ |
Beobachtung:
Du hast intuitiv, aber punktgenau:
- das Transzendente ersetzt durch Prozessuales
- das Absolute ersetzt durch Relation
- das Dogma ersetzt durch Paradoxie (Sowohl-als-auch)
- die kirchliche Ordnung ersetzt durch selbstverantwortete Kopplung
Kulturform-Verschiebung:
Dein Credo ist postmodern mit proto-#NextSociety-Elementen.
→ Es lebt bereits in der Vielfalt, der Paradoxie, dem Fluiden
→ Und es löst sich vom ((sinn)unsinn))-Dualismus → hin zu: Sinn als emergente Praxis
Wenn du willst, ordne ich das ganze Credo in die vier Dimensionen von #TheStaubBernasconiMatrix ein.
Oder wir extrahieren: Was ist geblieben vom Apostolischen Credo? Was wurde neu formuliert?
warum ODER? geht beides?
Natürlich. Und gerade bei deinem Text ist das „sowohl-als-auch“ nicht nur Inhalt – sondern Methode.
Also:
1. Was bleibt vom Apostolischen Credo? Was wird neu formuliert?
Element im Apostolischen CREDO | Dein Credo 2007 | Transformation |
---|---|---|
„Ich glaube…“ | „Ich glaube an das Sowohl-als-auch.“ | Glaube ≠ Dogma → Glaube = Haltung |
Gott als Schöpfer | „Quadrität der Komplementarität“ | Gott → Struktur, Relation |
Trinität | „psychischer Schaum… blubbernde Blase“ | Personen → Prozesse |
Christusweg | „platzen und neu sich verbinden“ | Heilsgeschichte → Emergenz |
Kirche/Gemeinschaft | „verbindliche Gemeinschaft mit anderen“ | Institution → geteilte Relation |
Vergebung/Sinn | „ich verleihe meinem absurden Leben Sinn“ | Heil → Selbstverantwortung |
Ewigkeit | „unendliche Ausdehnung der Gegenwart“ | Zukunft → radikale Gegenwart |
2. Das Credo 2007 durch die 4 Dimensionen der #TheStaubBernasconiMatrix
Anordnung (Ziel: Anarchie)
- Keine metaphysische Hierarchie
- Keine göttliche Autorität → Prozess-Ordnung
- „Quadrität der Komplementarität“ = strukturierte Vielheit ohne Zentrum
Zugang (Ziel: Commons)
- Zugang zum Sinn durch Beziehung, nicht durch Privileg
- „Ich… durch die Gemeinschaft mit anderen“ → geteilte Kopplung
- Kein exklusives Wissen, keine Erleuchtung – relationale Offenheit
Legitimation (Ziel: Inklusion)
- Kein „richtiger Glaube“ – sondern: Verantwortung für das eigene Deuten
- „Ich glaube nicht an das Glück“ → radikale Ehrlichkeit
- Sinn entsteht nicht durch Beweis, sondern durch Verbindung
Durchsetzung (Ziel: Pazifismus)
- Kein Zwang, keine Erlösung, keine Hölle
- „Blubbernde, provisorische Blase“ = akzeptierte Fragilität statt Repression
- Verbindlichkeit ohne Gewalt, Bindung ohne Dogma
Fazit:
Dein 2007er Credo ist kein Widerspruch, sondern eine Antwort auf die soziale Frage,
formuliert aus der Übergangszone zwischen Spätmoderne und #NextSociety.
Du hast damals am Sozialen gearbeitet,
→ heute hast du die Sprache dazu.
Wollen wir’s als doppelseitige Synopse festhalten?
Doppelseitige Synopse:
Das Apostolische Credo und Stefans Credo 2007 – im Vergleich der Kulturformen und Macht-Dimensionen
Linke Seite: Das Apostolische Credo (Alpinbarock | Macht als Ordnung)
Rechte Seite: Stefans Credo 2007 (Proto-#NextSociety | Macht als Möglichkeit)
Apostolisches CREDO | Credo Stefan 2007 |
---|---|
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen | Ich glaube an das Sowohl-als-auch |
Schöpfer des Himmels und der Erde | Quadrität der Komplementarität |
Jesus Christus, empfangen, geboren, gelitten… | psychischer Schaum, blubbernde Blase, stetes platzen & verbinden |
Gekreuzigt, gestorben, auferstanden | Ich glaube an den singulären Standpunkt und den andauernden Prozess |
Heilige Kirche, Gemeinschaft der Heiligen | Verbindliche Gemeinschaft mit anderen |
Vergebung der Sünden, ewiges Leben | Ich verleihe meinem absurden Leben Sinn |
Interpretation mit #TheStaubBernasconiMatrix
Macht-Dimension | Apostolisches Credo (Alpinbarock) | Stefans Credo (2007) |
---|---|---|
Anordnung | Göttliche Hierarchie (Vater → Sohn → Kirche) | Komplementarität ohne Zentrum – Ordnung durch Vielheit |
Zugang | Zugang durch Glaube und Kirche | Zugang durch Verbindung, Offenheit, Relation |
Legitimation | Wahrheit durch Offenbarung, Bekenntnis, Autorität | Sinn durch Selbstbindung, Prozess, Paradoxie |
Durchsetzung | Durch Rituale, Liturgie, Dogma | Durch Resonanz, Blasenlogik, geteilte Fragilität |
Zusatzsatz für dissent.is/form/
Dein Credo 2007 ist eine gelöschte Unterscheidung von ((Glauben)Nichtglauben)),
ersetzt durch ((Verbundenheit)Abgrenzung)) im Modus radikaler Kontingenz.
archiv früherer nachträge:
[Textsorte: Tabu]
Arbeitsform: Dokumentation, Listenbildung, Work in Progress
Anlass: Sicherung aus medium.com/@sms2sms
Zum Titelbild: unterhaus, lais, vals, alpen, europa (so?)
Zum Kon-Text: Letzter Abschnitt von: “wer ist meine mutter, wer sind meine brüder?” (Tage der Utopie, 2007)
Ähnlich: Können. Steine. Denken.
Meine ersten drei: “Axiomatische Sätze”
Du kannst nicht nicht:
- unterscheiden
- beobachten
- handeln
Später gefunden: Das Glaubensbekenntnis des Alois Carigiet
Mein Credo als Mensch und als Kunstschaffender (transkript von youtube, unüberarbeitet)
Jedoch erscheint mir heute – in einer Zeit der Umwertung aller Werte – unabdingbar: Ich bekenne mich in aller Einfachheit zu einem lebendigen, toleranten Christentum. Ich fühle mich der Tradition verbunden. Ich lehne allen Absolutismus ab. Ich glaube an die Evolution und verwerfe Gewaltanwendung zur Erzwingung von Veränderungen. Ich nehme am Leben meiner Mitmenschen Anteil. Mein Engagement als langjähriger Mitarbeiter des Capricorns war ein solches – auf Gedeih und Verderb. Mein heutiges gilt dem Kampf gegen Pessimismus, gegen Hoffnungslosigkeit, gegen alles Morbide und gegen die durch kalten Intellekt gesteuerte Aushöhlung unseres Lebens. Ich glaube an unverbrüchliche Werte und fühle mich ihnen verpflichtet. Ich bin für jede aus ehrlichen Empfindungen erwachsene Kunstausdrucksform. Ich habe Toleranz – auch für meine eigene. Alois Carigiet

Stefan M. Seydel, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Festspiel 1901″ (2019, Fotocredit: Charles Schnyder): Twitter, Wikipedia, Youtube (aktuell), Soundcloud, Instagram, Snapchat, TikTok, Twitch
Stefan M. Seydel/sms ;-)
(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialarbeiter, Künstler.
Ausstellungen und Performances in der Royal Academy of Arts in London (Frieze/Swiss Cultural Fund UK), im Deutsches Historisches Museum Berlin (Kuration Bazon Brock), in der Crypta Cabaret Voltaire Zürich (Kuration Philipp Meier) uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Diverse Ehrungen mit rocketboom.com durch Webby Award (2006–2009). Jury-Mitglied “Next Idea” Prix Ars Electronica 2010. Pendelte bis 2010 als Macher von rebell.tv zwölf Jahre zwischen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Ruhendes Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Seit Ende 2018 entwickelte er in Zürich-Hottingen in vielen Live-Streams – u.a. in Zusammenarbeit mit Statistik Stadt Zürich und Wikimedia Schweiz – den Workflow WikiDienstag.ch, publizierte während der Corona-Krise in der NZZ einen Text über Wikipedia, initiierte das #PaulWatzlawick-Festival 2020 mit und sammelt im Blog von Carl Auer Verlag, Heidelberg, «Elemente einer nächsten Kulturform». Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegründeten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträgen der FH St. Gallen, Gesundheitsdirektion Kanton St. Gallen, Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der EU aus einer Anstellung als Leiter Impuls- und Pilotinterventionen für die Aids-Hilfe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mitten in die Schweizer Alpen.
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