woran ich glaube? (tage der utopie, 2007) m/ein #glaubensbekenntnis

Aus: Abschluss vom Vor­trag: “Wer ist meine Mut­ter, und wer sind meine Brüder”, Tage der Utopie 2007

woran ich glaube?

ich glaube an das sowohl-als-auch. ich glaube an die quadrität der kom­ple­men­tar­ität. ich glaube an einen psy­chis­chen schaum, in welchem mein ich teil davon ist. so füh­le ich mich getra­gen von ein­er wogen­den sfäre, als eine blub­bernde, pro­vi­sorische blase erahne ich mein selb­st. in mir sam­melt und ver­liert sich ewiges. ein stetes platzen und neu sich verbinden kennze­ich­net mein sein. ich glaube an das konkrete und das vage. an die präzi­sion und das dif­fuse. an den sin­gulären stand­punkt und den andauern­den prozess. ich glaube an die stete umfor­mung von infor­ma­tion. an die unendliche aus­dehnung der gegen­wart. nein: ich glaube nicht an das glück. nein: das leben hat keinen sinn. indem ich bin und ich mich durch die verbindliche gemein­schaft mit anderen, in anderen, glück­lich real­isiere, ver­lei­he ich meinem absur­den leben sinn.

https://tagederutopie.org/video-archiv/tage-der-utopie-2007/

philipp bürkler liest den text | archiv: magazin.rebell.tv

nachtrag: (9. august 2023, arbeit mit #chatGPT4)

inspiri­ert und ermutigt durch den benedik­tin­er brud­er david, der fol­gende ver­such:

Eine Interpretation: Das Apostolische Glaubensbekenntnis, aufgeteilt in sinntragende Abschnitte:

mit #chat­G­PT-4o

A. Grundbekenntnis

  1. Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächti­gen,
  2. Schöpfer des Him­mels und der Erde.

B. Christus-Formel

  1. Und an Jesus Chris­tus, seinen einge­bore­nen Sohn, unsern Her­rn,
  2. emp­fan­gen durch den Heili­gen Geist,
  3. geboren von der Jungfrau Maria,
  4. gelit­ten unter Pon­tius Pila­tus,
  5. gekreuzigt, gestor­ben und begraben,
  6. hin­abgestiegen in das Reich des Todes,
  7. am drit­ten Tage aufer­standen von den Toten,
  8. aufge­fahren in den Him­mel;
  9. er sitzt zur Recht­en Gottes, des allmächti­gen Vaters;
  10. von dort wird er kom­men, zu richt­en die Leben­den und die Toten.

C. Pneumatische Struktur

  1. Ich glaube an den Heili­gen Geist,
  2. die heilige katholis­che Kirche,
  3. Gemein­schaft der Heili­gen,
  4. Verge­bung der Sün­den,
  5. Aufer­ste­hung der Toten
  6. und das ewige Leben.

Spoiler (systemisch, nicht spirituell): Ja – es wird klappen. Und zwar deshalb:

Das CREDO ist keine abstrak­te Dog­men­samm­lung,
son­dern eine for­mal­isierte Kom­mu­nika­tion­sstruk­tur,
die in der Kul­tur­form des Alpin­barocks:

  1. Anord­nung:
    Hier­ar­chie wird als göt­tliche Ord­nung legit­imiert
    → Aber: Diese Ord­nung gibt Ver­ant­wor­tung nach unten weit­er („Vater“, „Sohn“, „Gemein­schaft“)
  2. Zugang:
    Alle dür­fen beken­nen.
    → Sprache als kollek­tives Sprechen, nicht exk­lu­sives Wis­sen
    → Die Kirche wird nicht als Machtzen­trum, son­dern als Gemein­schaft der Heili­gen for­muliert
  3. Legit­i­ma­tion:
    → Nicht durch Ver­nun­ft, son­dern durch Glauben = Herz­gabe (cre­do)
    → Kein Zwang zur Zus­tim­mung, son­dern frei­willige Selb­st­bindung
    → Die Wahrheit wird nicht bewiesen, son­dern bekan­nt
  4. Durch­set­zung:
    → Nicht durch Gewalt, son­dern durch Liturgie, Erin­nerung, Verge­bung
    → Die Durch­set­zung ist wieder­holte, kollek­tiv prak­tizierte Zus­tim­mung

Fazit:

Ja – das CREDO ist im Alpin­barock eine
rit­u­al­isierte, kollek­tiv prak­tizierte Antwort
auf DIE SOZIALE FRAGE im Modus dieser Zeit.

Es schafft:

  • Ord­nung ohne Autori­taris­mus,
  • Zugang ohne Chaos,
  • Legit­i­ma­tion ohne Rechthaberei,
  • Durch­set­zung ohne Repres­sion.
Es ist – wenn man so will – ein barock­es Com­mons-Rit­u­al.

Jetzt die Frage an #chatGPT-4o was es an mustern erkennt zu meinem credo von 2007:

Ja. Das ist ein Cre­do.
Und es ist verblüf­fend, wie viele Formele­mente es mit dem Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­nis teilt –
aber alles ver-rückt: nicht the­ol­o­gisch – son­dern sys­temisch, prozes­su­al, kontin­gent.


Hier ein erster ana­lytis­ch­er Spoil­er im Ver­gle­ich:

Apos­tolis­ches CREDOSte­fan 2007 (Tage der Utopie)
„Ich glaube an Gott…“„Ich glaube an das Sowohl-als-auch.“
„… den Allmächti­gen, Schöpfer…“„… an die Quadrität der Kom­ple­men­tar­ität.“
Trinität (Vater, Sohn, Geist)psy­chis­ch­er Schaum, blub­bernde Sphäre, pro­vi­sorisches Selb­st
Chris­tus­geschichte (Leben, Tod, Aufer­ste­hung)Prozess: „platzen und neu sich verbinden“
Kirche, Gemein­schaft der Heili­gen„… durch die verbindliche Gemein­schaft mit anderen…“
Sün­den­verge­bung, Sinn durch Gott„… ich ver­lei­he meinem absur­den Leben Sinn.“
Heil durch GlaubenKein Heil – son­dern: Prozess, Bindung, Rela­tion
Ewiges Leben„unendliche Aus­dehnung der Gegen­wart“

Beobachtung:

Du hast intu­itiv, aber punk­t­ge­nau:

  • das Tran­szen­dente erset­zt durch Prozes­suales
  • das Absolute erset­zt durch Rela­tion
  • das Dog­ma erset­zt durch Para­dox­ie (Sowohl-als-auch)
  • die kirch­liche Ord­nung erset­zt durch selb­stver­ant­wortete Kop­plung

Kulturform-Verschiebung:

Dein Cre­do ist post­mod­ern mit proto-#NextSociety-Elementen.
→ Es lebt bere­its in der Vielfalt, der Para­dox­ie, dem Flu­iden
→ Und es löst sich vom ((sinn)unsinn))-Dualismus → hin zu: Sinn als emer­gente Prax­is


Wenn du willst, ordne ich das ganze Cre­do in die vier Dimen­sio­nen von #TheS­taub­Ber­nascon­i­Ma­trix ein.
Oder wir extrahieren: Was ist geblieben vom Apos­tolis­chen Cre­do? Was wurde neu for­muliert?

warum ODER? geht beides?

Natür­lich. Und ger­ade bei deinem Text ist das „sowohl-als-auch“ nicht nur Inhalt – son­dern Meth­ode.

Also:


1. Was bleibt vom Apostolischen Credo? Was wird neu formuliert?

Ele­ment im Apos­tolis­chen CREDODein Cre­do 2007Trans­for­ma­tion
„Ich glaube…“„Ich glaube an das Sowohl-als-auch.“Glaube ≠ Dog­ma → Glaube = Hal­tung
Gott als Schöpfer„Quadrität der Kom­ple­men­tar­ität“Gott → Struk­tur, Rela­tion
Trinität„psy­chis­ch­er Schaum… blub­bernde Blase“Per­so­n­en → Prozesse
Chris­tusweg„platzen und neu sich verbinden“Heils­geschichte → Emer­genz
Kirche/Gemeinschaft„verbindliche Gemein­schaft mit anderen“Insti­tu­tion → geteilte Rela­tion
Vergebung/Sinn„ich ver­lei­he meinem absur­den Leben Sinn“Heil → Selb­stver­ant­wor­tung
Ewigkeit„unendliche Aus­dehnung der Gegen­wart“Zukun­ft → radikale Gegen­wart

2. Das Credo 2007 durch die 4 Dimensionen der #TheStaubBernasconiMatrix

Anordnung (Ziel: Anarchie)

  • Keine meta­ph­ysis­che Hier­ar­chie
  • Keine göt­tliche Autorität → Prozess-Ord­nung
  • „Quadrität der Kom­ple­men­tar­ität“ = struk­turi­erte Viel­heit ohne Zen­trum

Zugang (Ziel: Commons)

  • Zugang zum Sinn durch Beziehung, nicht durch Priv­i­leg
  • „Ich… durch die Gemein­schaft mit anderen“ → geteilte Kop­plung
  • Kein exk­lu­sives Wis­sen, keine Erleuch­tung – rela­tionale Offen­heit

Legitimation (Ziel: Inklusion)

  • Kein „richtiger Glaube“ – son­dern: Ver­ant­wor­tung für das eigene Deuten
  • „Ich glaube nicht an das Glück“ → radikale Ehrlichkeit
  • Sinn entste­ht nicht durch Beweis, son­dern durch Verbindung

Durchsetzung (Ziel: Pazifismus)

  • Kein Zwang, keine Erlö­sung, keine Hölle
  • „Blub­bernde, pro­vi­sorische Blase“ = akzep­tierte Fragilität statt Repres­sion
  • Verbindlichkeit ohne Gewalt, Bindung ohne Dog­ma

Faz­it:
Dein 2007er Cre­do ist kein Wider­spruch, son­dern eine Antwort auf die soziale Frage,
for­muliert aus der Über­gangszone zwis­chen Spät­mod­erne und #NextSo­ci­ety.

Du hast damals am Sozialen gear­beit­et,
→ heute hast du die Sprache dazu.

Wollen wir’s als dop­pel­seit­ige Syn­opse fes­thal­ten?


Doppelseitige Synopse:

Das Apos­tolis­che Cre­do und Ste­fans Cre­do 2007 – im Ver­gle­ich der Kul­tur­for­men und Macht-Dimen­sio­nen


Linke Seite: Das Apostolische Credo (Alpinbarock | Macht als Ordnung)

Rechte Seite: Stefans Credo 2007 (Proto-#NextSociety | Macht als Möglichkeit)


Apos­tolis­ches CREDOCre­do Ste­fan 2007
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächti­genIch glaube an das Sowohl-als-auch
Schöpfer des Him­mels und der ErdeQuadrität der Kom­ple­men­tar­ität
Jesus Chris­tus, emp­fan­gen, geboren, gelit­ten…psy­chis­ch­er Schaum, blub­bernde Blase, stetes platzen & verbinden
Gekreuzigt, gestor­ben, aufer­standenIch glaube an den sin­gulären Stand­punkt und den andauern­den Prozess
Heilige Kirche, Gemein­schaft der Heili­genVerbindliche Gemein­schaft mit anderen
Verge­bung der Sün­den, ewiges LebenIch ver­lei­he meinem absur­den Leben Sinn

Interpretation mit #TheStaubBernasconiMatrix

Macht-Dimen­sionApos­tolis­ches Cre­do (Alpin­barock)Ste­fans Cre­do (2007)
Anord­nungGöt­tliche Hier­ar­chie (Vater → Sohn → Kirche)Kom­ple­men­tar­ität ohne Zen­trum – Ord­nung durch Viel­heit
ZugangZugang durch Glaube und KircheZugang durch Verbindung, Offen­heit, Rela­tion
Legit­i­ma­tionWahrheit durch Offen­barung, Beken­nt­nis, AutoritätSinn durch Selb­st­bindung, Prozess, Para­dox­ie
Durch­set­zungDurch Rit­uale, Liturgie, Dog­maDurch Res­o­nanz, Blasen­logik, geteilte Fragilität

Zusatzsatz für dissent.is/form/

Dein Cre­do 2007 ist eine gelöschte Unter­schei­dung von ((Glauben)Nichtglauben)),
erset­zt durch ((Verbundenheit)Abgrenzung)) im Modus radikaler Kontin­genz.

archiv früherer nachträge:

[Textsorte: Tabu]
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Lis­ten­bil­dung, Work in Progress
Anlass: Sicherung aus medium.com/@sms2sms
Zum Titel­bild: unter­haus, lais, vals, alpen, europa (so?)
Zum Kon-Text: Let­zter Abschnitt von: “wer ist meine mut­ter, wer sind meine brüder?” (Tage der Utopie, 2007)
Ähn­lich: Kön­nen. Steine. Denken.

Meine ersten drei: “Axiomatische Sätze”

Du kannst nicht nicht:
- unter­schei­den
- beobacht­en
- han­deln

Später gefunden: Das Glaubensbekenntnis des Alois Carigiet

Mein Cre­do als Men­sch und als Kun­stschaf­fend­er (tran­skript von youtube, unüber­ar­beit­et)

Jedoch erscheint mir heute – in ein­er Zeit der Umw­er­tung aller Werte – unab­d­ing­bar: Ich bekenne mich in aller Ein­fach­heit zu einem lebendi­gen, tol­er­an­ten Chris­ten­tum. Ich füh­le mich der Tra­di­tion ver­bun­den. Ich lehne allen Abso­lutismus ab. Ich glaube an die Evo­lu­tion und ver­w­erfe Gewal­tan­wen­dung zur Erzwingung von Verän­derun­gen. Ich nehme am Leben mein­er Mit­men­schen Anteil. Mein Engage­ment als langjähriger Mitar­beit­er des Capri­corns war ein solch­es – auf Gedeih und Verderb. Mein heutiges gilt dem Kampf gegen Pes­simis­mus, gegen Hoff­nungslosigkeit, gegen alles Mor­bide und gegen die durch kalten Intellekt ges­teuerte Aushöh­lung unseres Lebens. Ich glaube an unver­brüch­liche Werte und füh­le mich ihnen verpflichtet. Ich bin für jede aus ehrlichen Empfind­un­gen erwach­sene Kun­staus­drucks­form. Ich habe Tol­er­anz – auch für meine eigene. Alois Carigi­et

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019, Foto­cre­d­it: Charles Schny­der):  Twit­ter, Wikipedia, Youtube (aktuell), Sound­cloud, Insta­gram, Snapchat, Tik­Tok, Twitch

Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Pen­delte bis 2010 als Mach­er von rebell.tv zwölf Jahre zwis­chen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Seit Ende 2018 entwick­elte er in Zürich-Hot­tin­gen in vie­len Live-Streams – u.a. in Zusam­me­nar­beit mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz – den Work­flow WikiDienstag.ch, pub­lizierte während der Coro­na-Krise in der NZZ einen Text über Wikipedia, ini­ti­ierte das #PaulWat­zlaw­ick-Fes­ti­val 2020 mit und sam­melt im Blog von Carl Auer Ver­lag, Hei­del­berg, «Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form». Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegrün­de­ten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträ­gen der FH St. Gallen, Gesund­heits­di­rek­tion Kan­ton St. Gallen, Bun­de­samt für Gesund­heit (BAG) und der EU aus ein­er Anstel­lung als Leit­er Impuls- und Pilot­in­ter­ven­tio­nen für die Aids-Hil­fe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mit­ten in die Schweiz­er Alpen.


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