können. steine. denken.

[Textsorte: Memo]
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion
Anlass: Sicherung aus Medium.com/@sms2sms
Zum Titel­bild: 2007: woran ich glaube? | auf­s­tand der steine | island 2016 | Steinen zuzuhören lernte ich in Mustér/Disentis im Parc d’Art Nat­u­rala)
Ähn­lich: Woran ich glaube?

als geburt­stags­geschenk, wün­schte sich adri­an vieli aka “tatalles” texte. was lag also näher, als dass ich über steine nachgedacht habe?
von ste­fan m. seydel/sms ;-)
9. april 2018 für den 30. mai 2018 vals/
dissent.is

können. steine. denken.

ob ich denken kann, ob steine denken kön­nen?

kann ich so sehr empathie für einen stein entwick­eln, dass ich füh­le, ob ich als stein sagen würde, dass ich denke?

soll ich bess­er zuerst definieren, was denken ist und dann entschei­den, ob steine diese kri­te­rien erfüllen?

warum denn soll ich entschei­den? warum sollen steine kein gle­ich berechtigtes mit-sprache-recht haben? warum sollen sie sich von anderen vertreten lassen? zumal diese anderen gar freimütig zugeben, dass sie gar keine ahnung haben kön­nen, was es meint, ein stein zu sein?

ich weiss von stein­häusern, welche einge­fall­en sind, wenige monate nach­dem das let­zte tier, der let­zte men­sch, aus­ge­zo­gen ist. kön­nte es sein, dass steine darauf angewiesen sind, dass sie sinn in ihrem tun erleben?

ich weiss von grau-mat­ten steinen, welchen ich bloss ganz fein die aller ober­ste schicht weg­polieren musste und schon offen­barten sie sich in ein­er vorher unvorstell­baren pracht. ich zeige sie heute meinen fre­un­den wie reale, wirk­liche, wahre kunst­werke.

ich weiss von einem stein, welch­er mit mir am vorder­rhein lag. den ganzen vor­mit­tag, hinein in den heis­sen nach­mit­tag. er war nicht anders, als viele andere steine neben mir. ich sah keinen markan­ten unter­schied. aber plöt­zlich — ich erschrack ein wenig — teilte sich dieser in zwei teile. mit einem gar nicht so laut­en klick.

ich weiss von steinen, welche sich ger­adezu danach zu sehnen scheinen, aufgestellt zu wer­den. du nimmst sie in die hand, stellst sie auf ihre spitze. sie wack­eln sich kurz ein und ste­hen dann. auf einem anderen stein. für stun­den. mehrere tage. und andere: du nimmst sie in die hand, siehst, wie sie guten stand find­en kön­nten. zeigst es ihnen. eins fürs näch­ste mal. redest ihnen gut zu. aber sie purzeln. keine sekun­den wollen sie ste­hen. umsver­reck­en wollen sie nicht ste­hen.

“steine sind die wolken des erd­man­tels”, sagte mir ein­mal eine geo­physik­erin. eine junge dok­torandin an der eth. an ein­er stu­den­ten­par­ty. und sie erzählte, dass wenn du eine mil­lion jahre die kam­era auf die weltkugel richt­en würdest und du dann den ent­stande­nen film kom­prim­iert in 10 minuten ablaufen liess­est: du würdest keine wolken sehen. du würdest keine wellen sehen. du würdest keine rauschen­den bäume sehen. aber du würdest steine sehen, wie sie auf der erde herumspazieren. ganze berge am wan­dern. riesige erdteile, wie sie sich tum­meln am strand der wel­ten­meere.

können. steine. denken.

#GanaNe­gra 2019/sms ;-)

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Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Bis 2010 Mach­er von rebell.tv. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Seit Som­mer 2014 lebt und arbeit­et er in Zürich: #dfdu.org AG, Kon­stel­la­torische Kom­mu­nika­tion. (Entwick­lung von Pilot und Impul­spro­jek­ten, gegrün­det 1997 mit Tina Piazzi.)


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