#ZiemlichKürzesteGeschichteMenschlicherKommunikation

Dich inter­essiert die jün­gere Geschichte von “Men­schliche Kom­mu­nika­tion” im deutschsprachi­gen Raum?

Um es wirk­lich ziem­lich sehr kurz zu machen: Es genügt 3 Namen und 3 Dat­en zu ken­nen:

Namen:
  1. Paul Wat­zlaw­ick
  2. Friede­mann Schultz von Thun
  3. Niklas Luh­mann
Dat­en:
  1. 1967
  2. 1981
  3. 1986

2. Lesung: Kom­mentare, Kor­rek­turen, Hin­weise vom 13.08.2021 | Die ganze Playliste: WikiDienstag.ch Pro­dUs­ing #DataL­it­er­a­cy

Was ist da passiert?
  1. Wat­zlaw­ick bringt: “Men­schliche Kom­mu­nika­tion
  2. Schulz von Thun bringt: “Miteinan­der Reden
  3. Luh­mann hält den Vor­trag: “Was ist Kom­mu­nika­tion?
Wozu ist das wichtig?
  • Paul inter­essiert sich für: “For­men, Störun­gen, Para­dox­ien”.
  • Friede­mann inter­essiert sich für: “Störun­gen und Klärun­gen”.
  • Niklas inter­essiert sich um eine Vorstel­lung von Kom­mu­nika­tion, welche zu inte­gri­eren ver­mag, dass sich die Men­schen riesige Maschi­nen gebaut haben, welche ganz natür­lich mitre­den kön­nen. (so?)

Das tönt jet­zt ziem­lich empirisch. Das will es aber gar nicht sein: Die Tra­di­tion des “Radikalen Kon­struk­tivis­mus” macht keine Aus­sagen im Sinne von:

  • “So und So IST es”, son­dern:
  • “Das und Das macht mir einen prak­tis­chen Unter­schied.”

Bist du bere­it?

WORK IN PROGRESS

MY CURRENT WRITINGS (August 2022)
Anam­ne­sis: #Caputal­ism
Diag­no­sis: #Default­Change
Prog­no­sis: #Lib­er­al­Pa­ter­nal­ism
Ther­a­py: #Com­monism

Noch ein­mal von Vorne. (Nicht viel) Langsamer:

Nie­mand hat der Entwick­lung ein­er “Vorstel­lung von Kom­mu­nika­tion auf der Höhe der Zeit” — jene, der 4. Indus­triellen Rev­o­lu­tion: Mech­a­nisierung, Motorisierung, Automa­tisierung, Dig­i­tal­isierung — mehr geschadet, als der 1944 geborene Friede­mann Schulz von Thun.

Wat­zlaw­ick (1921) und Luh­mann (1927) waren Kriegskinder. Als junge Män­ner Teil des Kriegs­ma­te­ri­als. Sie mussten sich als Teil der Ver­lier­er, einen Reim auf das machen was sich ihnen als Zivil­i­sa­tions­bruch vorgestellt hat. Das Land der Dichter und Denker, wei­det hem­mungs­los Unter­men­schen zur Gewinnop­ti­mierung ihrer eige­nen Her­rlichkeit aus…

Das kom­mu­nika­tive Trau­ma jen­er Tage, hat sich — hüben wie drüben — als FEIND HÖRT MIT in Kopf, Hand und Herz gebran­nt.

Was für ein unendlich­es Desaster.

Friede­mann hat sich — nicht nur im Vor­wort von seinem Band 1, son­dern auch noch in ein­er Festschrift zum 100. Geburt­stag von Paul — expliz­it auf Wat­zlaw­ick bezo­gen. Er gibt offen zu: Dass ihm Wat­zlaw­ick “schw­er zugänglich” blieb und wertete die Such­be­we­gung von Paul expliz­it ab. (Das wäre eine Ver­tiefung wert. Aber nicht hier… ;-)

Aber für Paul war “Para­doxe Kom­mu­nika­tion” Teil von Lösung. Aus Erfahrung. Stell dir vor, du funkst durch den offe­nen Äther, dass deine Kampftruppe sich nach Nor­den ver­schiebt und du kannst nicht vergessen, dass der Feind das hört. Du musst also etwas anderes sagen, als was du tun wirst, Richtig?

Paul und Niklas haben trau­ma­tisch das erlebt, wom­it wir es heute mit dem #Inter­netz zu tun haben:

  • Massen­me­di­en sind Medi­en ohne Rück­kanal: Sender — Medi­um — Empfänger
  • Funk war kein Massen­medi­um
  • Inter­netz ist kein Massen­medi­um

Massen­me­di­en waren vor 500 und 200 Jahren Teil von Lösung. So wie Inter­net heute Teil von Lösung ist. Aus Grün­den… (Aber das wäre ein anderes The­ma, wobei ich gle­ich noch ein­mal darauf zurück komme ;-)

Für Friede­mann war ver­schwurbeltes, tech­nis­ches, abstrak­tes Zeux reden Teil von Störung, welche mit seinem ein­fühlsamen, human­is­tisch geschul­ten Gespühr, didak­tisch ha!ha!hammermässig gewählten “Vier Ohren” — mit viel “Acht­samkeit”, mit fein­füh­lig für wahr genommen­er “Res­o­nanz”, wie wir heute mit HART MUT ROSA sagen wür­den — gek­lärt wer­den kann.

Ver­ste­hen ist ein Missver­ständ­nis

Paul Wat­zlaw­ick, 1967

Der leg­endäre Witz von Wat­zlawitz war, dass er das bis dahin dom­i­nante “Röhrchen­mod­ell der Kom­mu­nika­tion” (Sender — Medi­um (demodulation/modulation = MoDem) — Empfänger) so genial ver­dreht hat, dass völ­lig klar ist, dass “Ver­ste­hen” prinzip­iell und gän­zlich unmöglich ist. Missver­ständ­nis ist nicht ein Fehler, eine Störung, ein Prob­lem Men­schlich­er Kom­mu­nika­tion. Son­dern eine “rauschende” Grun­dan­nahme.

Die 4‑Ohren des Friede­mann zer­störten diesen Hin­weis auf aggres­sivste, in mildest­tö­nen­der und leicht­est kon­sum­ier­barster Art und Weise und wurde von Leerer:nnen inbrün­stig und helfer­geil vom Kinder­garten bis zur Uni­ver­sität ver­mit­telt:

Aber:

  • VOR Paul Wat­zlaw­ick gin­gen Men­schen davon aus, dass sie “Miteinan­der reden”, damit sie sich ver­ste­hen kön­nen.
  • NACH Paul Wat­zlaw­ick gehen Men­schen davon aus, dass Men­schen miteinan­der reden, weil sie sich nicht ver­ste­hen kön­nen. (nicht ver­ste­hen kön­nen. nicht kön­nen.)

Niklas Luh­mann kan­nte die Arbeit von Paul sehr genau. Niklas beschreibt seine Arbeit in “Gesellschaft der Gesellschaft” — sein let­zte grosse Pub­lika­tion, welche sein ganzes Arbeit­en noch ein­mal zusam­menge­fasst hat (1997, #GdG auf Seite 35) als:

  • radikal anti­hu­man­is­tisch
  • radikal anti­re­gion­al­is­tisch
  • radikal kon­struk­tivis­tisch”.

Friede­mann haben dies nicht irri­tiert, son­dern bloss abgestossen. Wie auch immer: Ein wichtiger gemein­samer Fre­und von Paul und Niklas war Heinz von Foer­ster (1911):

Es war die Zeit, in welch­er die Com­put­er­wis­senschaft grösste “Erfolge” zeit­igte. Die Frage: “Was ist Kom­mu­nika­tion?” war für Natur- UND Geis­teswis­senschaft (was damals noch eine Leitun­ter­schei­dung sein kon­nte) von grösster Bedeu­tung. Luh­mann liess sich ein­er­seits von Biolo­gen — welche heute drama­tis­che “Erfolge” verze­ich­nen — inspir­eren. Aber eben auch von Com­put­er­wis­senschaft, wie der sen­sa­tionelle Geschicht­en­erzäh­ler und Zauber­er Heinz von Foer­ster, so auch von Georges Spencer-Brown).

Mit weni­gen Knif­f­en, kon­nte Luh­mann ein Kom­mu­nika­tion­s­mod­ell entwick­eln, was nicht mehr zu unter­schei­den braucht, ob ein Men­sch oder eine Mas­chine “Dat­en, Infor­ma­tio­nen, Wis­sen” ver­ar­beit­et und jedem Kind unmit­tel­bar ein­leuchtet:

Der Men­schliche Kör­p­er #BIO ist auch dann noch ganz Teil von der Biol­o­gis­chen Welt, wenn die Gross­mut­ter gestor­ben ist. Darum kön­nen wir sie ein­fach in einen Sarg leg­en und ver­graben.

Die Gedanken von Men­schen #PSY, kön­nen nicht mit einem schnellen Copy/Paste von einem Hirn ins Gefühl vom anderen über­tra­gen. Wie ich Bauch­schmerzen habe, kann ich dir bloss mit Worten und wil­dem Weinen andeuten.

Wie die Com­put­er #CYB mit Dat­en, Infor­ma­tio­nen, Wis­sen rech­nen, das kön­nen die pro­gram­mieren­den Men­schen nicht mehr wis­sen. Wenn eine neue App entwick­elt ist, muss eine andere App helfen, das neue Pro­gramm im Rech­n­er zu imple­men­tieren. Und dann wird beobachtet und getestet, ob die neue App­lika­tion tut, was sie tun soll. Sie nen­nen es: Enten­test.

#PsySoc­Cyb­Bio

Niklas sagt nicht: So ist es.
Luh­mann sagt: Das macht mir — als Sozi­ologe — einen prak­tis­chen Unter­schied.

Die Land­karte ist nicht das Land

Alfred Korzyb­s­ki (1879)

Wenn ich wan­dern gehe, nehme ich die Wan­derkarte. Wenn ich nach Venedig rase, schmeisse ich das GPS im Auto an, in welchem nichts von den Wegen zu find­en ist, welche mir das Leben bedeuten.

Das Bild, was die Kinderchen der 2. und 3. indus­triellen Rev­o­lu­tion fasziniert, hat­te auch etwas mit ein­er Ente zu tun:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_de_Vaucanson (1709)

Was ist Kommunikation?

Ich zeichne aktuell an dieser Zusam­men­stel­lung herum. Das sieht kom­pliziert aus? Ist es nicht. Jedes Kind ver­ste­ht es. Bloss: Ein Kind muss das, was selb­stver­ständlich ist, nicht in ein­er Formeln notieren. (so?)

  • Zeigst du mir, was du siehst?
  • Schreib­st du es mir in die Kom­mentare in meinem Blog?
  • Ich weiss, dass ich nicht sehe, was ich nicht sehe.
  • Wie soll ich wis­sen, was ich denke, wenn ich es nicht aus­ge­sprochen habe?
  • Und wie soll ich wis­sen, was ich gesagt habe, wenn du mir nicht erzählst, was du gehört hast?

Zum Schluss vielle­icht noch:

Du fragst dich, warum hier bloss Namen von Männern vorkommen?

Kennst du Ada Love­lance (1815), die Erfind­erin der Com­put­er?

Soziale Arbeit ist seit 500 Jahren dom­i­nant von Kom­plex­ität — und nicht von Kom­pliziertheit — aus­ge­gan­gen. Aber diese Hand­lungswiss­chaf­terin­nen mussten warten, bis “die Her­ren der Schöp­fung” das Ding auch auf den Trichter gebracht haben.

In diesem Zusam­men­hang ist der Unter­schied Tran­shu­man­is­mus (von Män­nern geprägt) und Posthu­man­is­mus (von Frauen geprägt) pro­duk­tiv.

Zum Pod­cast mit Julia Grill­mayr

Der Clou: Die Unter­schei­dung Mann:Frau ist seit den “Erfol­gen” des Human Genome Project völ­lig obso­let gewor­den. Die LGBT-Bewe­gung “natür­liche” kon­se­quenz (so?).

Es geht also “nur noch” um die Frage von Macht — Behin­derungs­macht und Begren­zungs­macht — wie “wir in der Soziale Arbeit” sagen wür­den. Aber das wäre ein anderes The­ma…

Anhänge & Links

https://dissent.is/theoriegedichte/

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019, Foto­cre­d­it: Charles Schny­der):  Twit­terWikipedia (Lem­ma), Youtube (aktuell), Sound­cloudMastodonInsta­gram (ges­per­rt), SnapchatTik­TokTwitcht.me/WikiDienstag

Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Pen­delte bis 2010 als Mach­er von rebell.tv zwölf Jahre zwis­chen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied als Ex-Vice-Präsi­dent im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Ab 2018 arbeit­ete er in Zürich-Hot­tin­gen im unter rebell.tv entwick­el­ten Work­flow u.a. in Zusam­me­nar­beit mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz unter dem Label “WikiDienstag.ch”. Er pub­lizierte während der Coro­na-Krise im Früh­ling 2020 in der NZZ einen Text über Wikipedia, ini­ti­ierte Jahres­fes­ti­vals #PaulWat­zlaw­ick, #StanisławLem (doi: 10.55301/9783849770006), #Kathari­naVonZ­im­mern und sam­melt im Blog von Carl Auer Ver­lag, Hei­del­berg, “Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form”. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegrün­de­ten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträ­gen der FH St. Gallen, Gesund­heits­di­rek­tion Kan­ton St. Gallen, Bun­de­samt für Gesund­heit (BAG) und der EU aus ein­er Anstel­lung als Leit­er Impuls- und Pilot­in­ter­ven­tio­nen für die Aids-Hil­fe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mit­ten in die Schweiz­er Alpen.

Textsorte: (1) Traum, (2) Blitz, (3) Beken­nt­nis, (4) Memo, (5) Märchen, (6) Dra­ma, (7) Tabu
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Lis­ten­bil­dung, Work in Progress
Anlass: (…)
TL;DR: (…)
Bildquelle: (…)
URL/Hashtag: (…)


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