„mein wunsch für die zukunft graubündens“
- https://www.rtr.ch/cultura/il-grischun-en-100-onns
- max. 4000 Zeichen
- Abgabetermin: 20. September
- offizieller Hashtag #GR100 (Twitter | Instagram)
- Übersetzung: https://try.rumants.ch/ (mehr zu:romontsch grischun)
Magst du mir helfen, den Text zu korrigieren? Ich muss den Text am Dienstag, 20. September abgeben. Bis Montag Abend ist der Text zur Korrektur frei: Du kannst direkt ins Dokument schreiben. Du kannst nichts kaputt machen. Das Dokument hat Versionsgeschichte:
TEXT ÖFFNEN | Vorschau:
«Sche ti guardas sin la punt, na vesas betg quai ch’è connectà.»
«Wenn du auf die Brücke schaust, siehst du nicht, was verbunden ist.»
Gestern vor dem Kloster Dissentis/Mustér fotografierte ich das Kreuz von Silvio Mattioli. Wie so oft. Ich war zu früh für die Komplet. Die Glocken für das letzte Gebet der Mönche läuteten noch nicht einmal. Ich setzte mich auf die Klostertreppe. Schickte das Bild auf Twitter und in den Status von WhatsApp. Wie so oft. Ich schloss die Augen. Ich spürte feinen Regen. War es schon Schnee? Habe ich geträumt?
So hörte ich plötzlich die Stimme eines Kindes. Es erzählte mir überraschendes, provozierendes, faszinierendes aus einer mir fremden Zeit.
“Aber wie konnte das alles möglich werden?”, platzte es aus mir heraus. Das Kind legte die kleine Hand auf meine Stirn und lachte. “Halte die Augen weiter geschlossen”, sagte es.
“Es gab ein Zeit, in welcher die alten Menschen wichtiger waren als die Kinder. Die Menschen hatten viele wichtige Projekte zu erledigen. Sie waren in vielen Abhängigkeiten rund um den ganzen Erdball verwickelt. Sie sagten, dass ihre Arbeit sehr wichtig sei.”
“Ja, das stimmt ganz sicher. Ich kenne das!”, sagte ich. Aber das Kind erzählte einfach weiter:
“Auch ich bin mit der ganzen Welt verbunden. Ich spreche zwar nur drei Sprachen. Aber mit den meisten, mit welchen ich spiele, reden ganz andere Sprachen. Ich kenne nicht einmal die Namen der anderen Sprachen. Sogar die Wissenschafter haben aufgehört zu zählen. Es hat noch gar nie so viele Sprachen gegeben wie heute, sagen sie. Es genügt zu wissen, dass es sehr viele Sprachen gibt, welche heute von Menschen gesprochen werden. Jedes Tal, jede Gegend, gar manche Dörfer haben ihre eigene Sprachen entwickelt. Bei uns war das schon immer so. Für die anderen war das neu.”
“Du spielst mit Kindern, welche gar nicht in deiner Nähe sind?”, fragte ich. Das Kind lachte und sagte: “Das ist doch seit hunderten von Jahren so. Das hat angefangen, wie die Menschen Dinge hergestellt haben. Die Arbeitsschritte wurden immer kleiner. Manche stellten Dinge her, von welchen sie nicht einmal wussten, was es war. Sie stellten Dinge her und schickten es weiter. Sie arbeiteten in Fabriken. Später in Büros. Sie waren den ganzen Tag mit Menschen zusammen, welche sie sich nicht ausgewählt haben.
Viele verbrachten gerade einmal fünf Wochen im Jahr mit jenen Menschen, welche sie liebten. Und am Abend, wenn sie von der Arbeit nach Hause kamen, haben sie gestritten. Weil sie Stress hatten. Mit jenen Menschen, welche sie nicht liebten. Alle hatten Streit mit Anderen, weil diese alle Streit hatten mit Anderen.”
Das Kind kugelte sich vor lachen. Es musste sich den Bauch mit beiden Händen halten. Fast hätte ich die Augen geöffnet. Aber da hörte ich:
“Wenn ich mit Menschen zusammen bin, welche mich lieben, fällt es mir einfacher, mich selbst zu lieben. Und wenn ich mich selbst liebe, ist mein komischer Nachbar plötzlich sehr interessant.”
Während es schon wieder lachte, sagte ich: “Du hast eine schöne Stimme. Sicher bist du ein schönes Kind. Es fällt dir schwer, dich selbst zu lieben?”
“Würdest du mich nur mit deinen Augen sehen, hättest du keine Freude an mir.” Und es wurde ganz still. Weinte es gar?
Plötzlich hörte Tiere. Pferde? Kutschen? “Ich hätte das Sausen von Drohnen erwartet”, versuchte ich aufmunternd abzulenken. “Die gibt es auch. Aber nur in seltenen Notfällen. Die meisten Dinge kommen mit den Kutschen.” — “Und die Menschen?”
“Die Menschen haben aufgehört zu reisen”, sagte das Kind. Schon lange. Die letzten Touristen sassen wie Astronauten im vollklimatisierten “Glacier-Express”. Es gibt lustige Bilder davon im Internet. Die “Glacier-Strassen” werden jetzt von den Kutschen genutzt. Und wenn jemand ferne Gegenden anschauen will, setzen wir uns in Kugeln. Ich habe auch eine Kugel zuhause. Es gibt sehr schöne Gegenden auf der Welt. Auch auf dem Mars. Ich bin oft dort.”
“Das ist eine sehr traurige Vorstellung”, sagte ich.
“Es ist traurig”, hörte ich fragen, “mit Menschen zusammen zu sein, welche du liebst, zu tun, was du magst und anderen Menschen gut tut? Es ist traurig deinen eigenen Garten, die Berge und die Täler zu pflegen? Findest du?”
Jetzt wurde ich traurig. Das Kind merkte es und fragte: “Warum bist jetzt du traurig?”
Ich wollte es nicht sagen. Ich hing der Frage nach, wie es wohl möglich geworden ist, dass diese Menschen plötzlich in einer so wundervoll stillen, glücklichen Welt leben können.
“Wenn du einmal weisst, worum es geht, wird es ganz einfach zu suchen, zu finden und zu erfinden”, flüsterte es mir ins Ohr.
“Habe ich laut gedacht?”, fragte ich ganz erschrocken. “Nein”, sagte das Kind. “Aber ich konnte dich deutlich hören.” Die grosse Glocke weckte mich. Ich riss die Augen auf. Kein Kind, weit und breit. Aber der letzte Satz hing in meinen Ohren:
“Meine Grossmutter sagte oft: ‘Wenn du auf die Brücke schaust, siehst du nicht, was verbunden ist.’ ”
Stefan M. Seydel (1965) Unternehmer, Sozialarbeiter, Künstler. Lebt und arbeitet in Dissentis/Mustér
Während dem Schreiben:
aus: Spätgotischer Flügelalter 1515, Sogn Valentin, Mompé-Medel: Ja. (Auch) Ich lebe von Luft & Liebe. Es mangelt mir an nichts. Aber ich bin kein reicher Mann. Wenn du deiner Bank Negativzinsen zahlst und du mir “Geld als Mittel zur Freiheit” übertragen magst — in der Höhe, welche deine Bank und die Steuerbehörden beeindrucken — entspannt dies mein Leben mit meinen Liebsten, welche mich (er)tragen. Via Twint auf: +41 79 21 999 22 oder anders (so?) wo war ich? — ahja:
- “Lawina Nera”: Die konservative Ära begann 1877 an der Landsgemeinde von Disentis. Da weder der bisherige konservative Kandidat noch der neue liberale Anwärter ein Stimmenmehr auf sich vereinigen konnten, stellte sich der 22-jährige Hochschulstudent Caspar Decurtins (1855–1916) zur Wahl und wurde gewählt. Er gilt als Begründer der katholischen-konservativen Dominanz in der Cadi, die gleichzeitig das Ende des katholischen Liberalismus bedeutete. Der Abschluss der Restauration des gefährdeten Klosters Disentis und die darauf folgende Gründung einer Klosterschule festigten die konservative Machtstellung.
- Wie «Sigisbert en Rezia» den Abenteurer Robinson zu Fall brachte, Sabrina Bundi, 2014, Südostschweiz (Vergl.: Ivo Berther «Il mund sutsura – die Welt steht Kopf» 2011, PDF)
1. September
Während der Anfrage aus Coira — via Twitter DM am 1. September 2022 — kam jenes Buch an, welches mir Prof. Dr. #Podcast @MoritzKlenk an seiner Summerschool an der 2. #FiastaDaBulius in der Surselva ans Herz gelegt hat. Roland hatte diese Vorlesung 1967. Ich war damals 2 Jahre alt und wusste nichts von ihm. Aber es die Frage — Nein: Mein Problem! — was mich umtreibt und nach jenen 3 Jahren in der Schulleitung Gymnasium Kloster Dissentis und 6 Jahren im Asyl an der Asylstrasse 9 in Zureich, 2020 hier her zurück getragen hat… Ich arbeite nicht mehr fürs Kloster. Aber ich arbeite an meiner intentionalen Frage: “WIE ZUSAMMEN LEBEN?” (so?)
The Context Is The Message:
Sammlung Bilder:
about me
Stefan M. Seydel, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Festspiel 1901″ (2019, Fotocredit: Charles Schnyder): Twitter, Wikipedia (Lemma), Youtube (aktuell), Soundcloud, Mastodon, Instagram (gesperrt), Snapchat, TikTok, Twitch, t.me/WikiDienstag (not in use any more)
Stefan M. Seydel/sms ;-)
(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialarbeiter, Künstler.
Ausstellungen und Performances in der Royal Academy of Arts in London (Frieze/Swiss Cultural Fund UK), im Deutsches Historisches Museum Berlin (Kuration Bazon Brock), in der Crypta Cabaret Voltaire Zürich (Kuration Philipp Meier) uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Diverse Ehrungen mit rocketboom.com durch Webby Award (2006–2009). Jury-Mitglied “Next Idea” Prix Ars Electronica 2010. Pendelte bis 2010 als Macher von rebell.tv zwölf Jahre zwischen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Ruhendes Mitglied als Ex-Vice-Präsident im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Ab 2018 arbeitete er in Zürich-Hottingen im unter rebell.tv entwickelten Workflow u.a. in Zusammenarbeit mit Statistik Stadt Zürich und Wikimedia Schweiz unter dem Label “WikiDienstag.ch”. Er publizierte während der Corona-Krise im Frühling 2020 in der NZZ einen Text über Wikipedia, initiierte Jahresfestivals #PaulWatzlawick, #StanisławLem (doi: 10.55301/9783849770006), #KatharinaVonZimmern und sammelt im Blog von Carl Auer Verlag, Heidelberg, “Elemente einer nächsten Kulturform”. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegründeten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträgen der FH St. Gallen, Gesundheitsdirektion Kanton St. Gallen, Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der EU aus einer Anstellung als Leiter Impuls- und Pilotinterventionen für die Aids-Hilfe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mitten in die Schweizer Alpen.
Textsorte: (1) Traum, (2) Blitz, (3) Bekenntnis, (4) Memo, (5) Märchen, (6) Drama, (7) Tabu
Arbeitsform: Dokumentation, Listenbildung, Work in Progress
Anlass: (…)
TL;DR: (…)
Bildquelle: (…)
URL/Hashtag: (…)
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