14.09.2024, Bündner Tagblatt
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Auf Anfrage von Südostschweiz, sind zwei Textversionen zur Publikation von #AdolfCollenberg entstanden. Dieser Eintrag dokumentiert das Making Of und die Publikationen. Das Buch selbst wurde mir vom Verlag Somedia zur Rezension überlassen: “Adolf Collenberg, Die Bündner Parteien auf der Suche nach Identität und Macht (1880–1939) Exkurs: Die Schwarze Lawine, Herausgegeben vom Institut für Kulturforschung Graubünden, Somedia Buchverlag, 2023″
Der zweite Textentwurf wurde in der Südostschweiz so abgedruckt (doku PDF)| Der erste Textentwurf wird in diesem Eintrag (weiter unten) dokumentiert und wurde bei kath.ch so übernommen:
KASTENTEXT
#LavinaNera — Was ist das?
Schon im Mai 1877 gab es eine ‘Letzte Generation’. Die alten, weissen Männer jener Tage bespuckten den Exponenten dieser Szene, einen in München und Heidelberg frisch promovierten Einheimischen, vergebens mit ‘ausnehmend peinlich’: Dr. Caspar Decurtins wurde an der Landsgemeinde in Disentis/Mustér zum Mistral gewählt. Aus der höchsten Position der Exekutive der Cadi/Surselva konnte damit eine Talsperre gegen den Modernismus, der fürchterliche soziale Missstände durch die Streitereien zwischen Liberalismus und Sozialismus hervorbrachte, gebaut werden.
100 Jahre lang bedrohte das Kantonsparlament in Chur die Möglichkeit einer vernichtenden “Schwarzen Lawine”. Schwarz wie die Mönche im abgelegenen Alpenkloster Disentis, schwarz wie die Pfaffen auf der Kanzel und im Beichtstuhl, schwarz wie die Worte der Heiligen Schrift und der ‘Stampa Romontscha’ aus Mustér, die in alle Haushalte des Bündner Oberlandes flatterte und weit über die Kantons- und Staatsgrenzen hinaus in politisch interessierten Familien gelesen werden musste. Wie die Liberalen die Schneemassen zum Schmelzen gebracht haben, erzählt Adolf Collenberg in seiner akribischen Studie: Mit Subventionen und der Förderung von Angeboten von Tourismus.
im Auftrag von @suedostschweiz im Januar 2024
#LavinaNera in,dus,treis (1. Fassung)
Das Institut für Kulturforschung Graubünden reisst mit einer 286-seitigen Studie von Adolf Collenberg rechtzeitig zu den Festivitäten von “600 onns Ligia Grischa” und “500 onns Stadi Liber da las Trais Lias” aktuellste Zeitfragen auf. Seit über 20 Jahren zelebriert sich hemmungslos der globale Paternalismus der Liberalen auf Staatskosten in Davos. Die Erinnerung an “Lavina Nera” überrascht, provoziert und fasziniert: Ein Paradebeispiel für Wissenschaft.
Das Feiern der Grosstaten der Altvorderen löst wehmütiges Gedenken aus: So mutig, hellsichtig, clever waren die damals? Ohne Computer, Google und ChatGPT? Das wirkt. Es geht darum, das ewige Anliegen zu erneuern: Wie zusammen leben, damit es allen und allem etwas besser geht?
Adolf Collenberg verschwendet sein ganzes Leben der minutiösen Dokumentation von Kämpfen um Antworten auf “Die Soziale Frage.” Seine aktuelle Studie nutzt die Zeit von 1880 bis 1939. Die Zeit, in welcher Maschinen über alle Lebensbereiche dampften, bis die Opfer der Modernisierung sich gegenseitig maschinell platt machten. Was für ein Desaster.
Der Krieg zwischen dem alten und dem neuen Glauben, den Konservativen und den Progressiven, wurde rasend überholt. Seit der französischen Revolution tobte der Krieg zwischen Links und Rechts. Zwischen Sozialisten und Liberalen. In einer Sache waren sich die Feinde einig: Sie wollten keinen Paternalismus mehr. Auch keinen Reformierten.
Die Sozialisten forderten Solidarität aus Gründen des eigenen Vorteils. Die Liberalen propagierten Individualismus aus Gründen kollektiver Vorteile. Die Freiheit von Herrschaft durch Pater, Päpste und Könige wirkte Verbindend im gegensätzlich gewählten Weg. Beide kämpften mit offener Gewalt. Als wäre Krieg eine Option.
Die Perversion dieser ideologischen Auseinandersetzung faschierten in Nord und Süd der Nationalsozialismus. Schliesslich kollabierte 1989 die eine Seite der gleichen Münze. Damit auch die Andere. Manche merken es später.
Der Liberale Paternalismus ist explizit: Es gibt globale Probleme. Lösungen sind in der Universität kaufbar. Die heilige Wandlung des Unbestreitbaren wird am regionalen Altar der Urne durch die Gläubigen legitimiert. Sie nennen es direkt Demokratie. Amen.
Die innige Zusammenarbeit zwischen Staat, Universität und Wirtschaft wird “solidarisch” (Marc Walder) mit den bewährten Mitteln Massen leitender Medien distribuiert. Nachhaltigkeit für den grossen Reset garantiert #Agenda2030. Das Argument: “Wir haben allem nichts gewusst”, funktioniert nicht. Schon wieder.
Was aber tut der in der Klosterschule Disentis eingemachte Adolf Collenberg? Lesen. Schreiben. Lesen. Kein Satz ohne Quellenangabe. Keine Aussage ohne Beleg. Collenberg führt exemplarisch vor, wie die Wissenschaft der Moderne Wissen schafft.
Früher ist Wissen vom Himmel gefallen. Der Pater, ganz Gott zugewandt — mit dem Rücken zum Volk stehend — empfängt am Altar die Offenbarungen und massiert diese als guter Hirte seinen Schäfchen ein. Erzählerisch. Gütig. Eben: Paternalistisch. In Predigten, im Beichtstuhl, in Artikeln in der “Gasetta Romonscha” aus Mustér donnert unaufhaltsam der Wille Gottes das Tal hinab.
Cordula Seger und Thomas Barfuss vom Institut für Kulturforschung notieren in ihrem Geleitwort, dass bei dieser klassisch akademischen Arbeitsweise “die Sichtweise von Frauen, ihr Erleben und ihre Wahrnehmung gesellschaftsrelevanter Konsequenzen eines patriarchal auftretenden politischen Handelns, keinen Platz findet.” Professionellen zu unterstellen, sie wüssten nicht was sie tun, wäre unprofessionell.
Collenberg spielt die moderne Erzählung einer Fortschrittsgeschichte unirritiert tuend mit. Erzählt nicht, wie um 1712 eine erste Lavina Nera dokumentiert ist. Erinnert energisch an den Säulenheiligen Caspar Decurtins und seine Mitarbeit an der päpstlichen “Rerum novarum” von 1891, welcher später viele weitere Sozialenzykliken folgten: Das offene Ringen um “Die Soziale Frage” innerhalb der katholischen Machtkirche. Widerspruch ist Zuspruch. Die dritte Lavina Nera rollt.
Stefan M. Seydel ist Unternehmer, Sozialarbeiter und Künstler in Disentis/Mustér.
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Adolf Collenberg, Die Bündner Parteien auf der Suche nach Identität und Macht (1880–1939) Exkurs: Die Schwarze Lawine, Herausgegeben vom Institut für Kulturforschung Graubünden, Somedia Buchverlag, 2023
Links:
- 500 Jahre Freistaat Drei Bünde https://500.gr.ch
- 600 Jahre Ligia Grischa: https://ischi2024.ch
- Tweet von Marc Walder: https://twitter.com/marcwalder/status/1241393492397633536
- Institut für Kulturforschung Graubünden: https://kulturforschung.ch/
Adolf Collenberg: https://www.wikidata.org/wiki/Q17195119 | https://kulturforschung.ch/personen/forschende/dr-phil-adolf-collenberg
WORK IN PROGRESS
Zwei Threads, welche #WordPress (aus welchen Gründen auch immer) nicht embedden mag:
- LINK1#Bekenntnisekel (Universität Zürich)
- LINK2 #Detox is Toxic (Italienischsprachiges Schweizer Fernsehen)