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Anlass zu diesem Eintrag:
Eigentlich arbeite ich am Eintrag zu /identitaetspolitik. Aber dann ist mir dieser Vortrag in die Timeline gesprungen… Zuerst wurde ich gefragt, wie ich auf die Ausführungen zu #Shitstorm reagieren würde. Dann fragte ich René Scheu, ob er eine differenzierte Kritik bekommen wollte. Er meinte: “Nein – klarer & einfacher!”
Ok. Bestellt ist bestellt. In 3 Sätzen?
- Kein Problem…
Aber erst Morgen Dienstag, 4. Februar 2025. Nach der Messe im Kloster. Und nach dem Skifahren. Ok?
Moralspektakel — Möglichst einfach. Aber nicht einfacher
natürlich hätte es genügt, das zu sagen, was ich seit 3 jahrzehnten sage. es wäre einfach und klar:
“ich guck dir aufs kommunikative setting und sage dir was du willst.”
/sms :-)
abernu. der satz hat nie karriere gemacht. ich konsequenterweise auch nicht ;-)

Lübbe analysierte Moralismus, ohne selbst zu moralisieren. Hübl kritisiert Moral – mit noch mehr Moral. Statt Strukturen zu erklären, empört er sich über „Virtue Signalling“ und betreibt es selbst. Lübbe zeigte das Problem, Hübl verstärkt es.
@sms2sms
#iwp @nzz @NZZfeuilleton was hübl nicht auf den trichter bekommt, zeigt @thomasribi 🍄👾🚀 https://t.co/SV00cOqStP pic.twitter.com/JhbwLe8uLZ
— dissent.is/███████ (@sms2sms) February 5, 2025
Das Making of — Wie ich zu diesem Feedback gekommen bin?
Naja. Ich bin “Alte Schule”. Ich halte viel von der Idee, Argumente zu suchen und diese zu kritisieren…
Die Vorstellung des Vorstellenden…
(…)
(…)
(…)
(…)
René Scheu stellt den Vortragenden vor…
(…)
(…)
Der Vortrag
„Das hätte man jetzt eigentlich mit Spoiler Alert machen müssen, weil du jetzt schon einiges verraten hast, was ich später erzählen werde. Aber es war eigentlich die perfekte Zusammenfassung von dem, was ich jetzt in Langversion erzähle.“
hübl über die vorestellung von rené scheu
Hier folgt eine Liste der zentralen Schlagworte, die Philipp Hübl in seinem Vortrag erläutert hat, jeweils mit einem ungefähren Zeitstempel:
- Shitstorm (medialer Feuersturm) – ca. 0:00
Erklärung, warum es oft zu massiven medialen Reaktionen kommt, ohne dass ein gravierendes Fehlverhalten vorliegt. - Virtue Signalling (moral grandstanding) – ca. 1:44
Begriff zur Beschreibung der öffentlichen Selbstdarstellung der eigenen Tugendhaftigkeit. - Moralisches Kapital – ca. 1:30
Neue Theorie, die Moral als eine Form von Kapital versteht, das man erwerben und verteidigen kann. - Moralspektakel – (im Kontext des gesamten Vortrags)
Wird genutzt, um die inszenierte, oft oberflächliche Darstellung von Moral zu beschreiben. - Fehlermanagement-Theorie – ca. 29:54
Ansatz, der erklärt, warum Menschen Überreaktionen zeigen und Fehler (auch moralische) oft überbewerten. - Kostspieliges Signal – ca. 1:00:41
Analogie zum Pfau: Wer sich teure, schwer zu fälschende Signale leisten kann, demonstriert damit seine “Fitness” – hier übertragen auf moralische Signale. - Trittbrettfahrer
Begriff für jene, die sich moralisch profilieren, ohne echten Beitrag zu leisten – als Problem im Kontext von moralischer Selbstdarstellung angesprochen. - Outputgerechtigkeit
Unterscheidung zwischen tatsächlichem Handeln (Input) und der sichtbaren Darstellung (Output), wobei oft nur das Endergebnis zählt. - Greenwashing / Diversity-Washing / Whitewashing – ca. 48:39 bis 50:20
Beispiele, wie Unternehmen oberflächliche moralische Signale setzen, um ihr Image aufzupolieren, ohne tiefgreifende Veränderungen zu bewirken.
Diese Schlagworte bilden zentrale Konzepte in Hübls Analyse der modernen, oft medial aufgeladenen Moral- und Reputationsdynamiken.
Wie erreicht man Bullshit-Resilienz?
- Kritisches Denken stärken
- Argumente logisch prüfen
- Kognitive Verzerrungen erkennen (z. B. Bestätigungsfehler)
- Fakten von Meinungen trennen
- Evidenzbasierte Urteile fällen
- Sich auf verlässliche Quellen stützen
- Studien und Daten prüfen (z. B. Wer finanziert die Forschung?)
- „Expertenmeinungen“ hinterfragen
- Rhetorische Tricks durchschauen
- Framing und Emotionalisierung entlarven
- Manipulative Sprache erkennen („Wir müssen nur das Richtige tun!“)
- Suggestivfragen und Scheinargumente entlarven
- Soziale Dynamiken verstehen
- Gruppendenken vermeiden
- Moralische Selbstdarstellung von echtem Handeln unterscheiden
- Virtue Signalling erkennen und analysieren
- Medienkompetenz aufbauen
- Clickbait und Sensationsjournalismus durchschauen
- Quellen und deren Interessen hinterfragen
- Algorithmische Verstärkungen durch Social Media berücksichtigen
- Ruhe bewahren und nicht in Empörungsspiralen einsteigen
- Shitstorms und Medienhypes nicht automatisch für relevant halten
- Selbst keine vorschnellen Urteile fällen
- Argumente gegen die eigene Meinung bewusst zulassen
- Komplexität aushalten
- Akzeptieren, dass viele Themen mehr als zwei Seiten haben
- Nicht jeder muss sofort eine Meinung zu allem haben
- Differenzierung ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Unsicherheit
Hübls Ansatz dürfte darauf hinauslaufen, dass echte Resilienz bedeutet, sich nicht von populären oder moralisch aufgeladenen Narrativen mitreißen zu lassen, sondern kühlen Kopf zu bewahren und sich an Fakten, Logik und pragmatischen Lösungen zu orientieren.
Was meinst du, wenn du Moral sagst?
Sowohl René Scheu als auch Philipp Hübl sprechen über Moral, aber aus leicht unterschiedlichen Perspektiven. Hier sind ihre Erklärungen zusammengefasst:
1. René Scheu (basierend auf Hermann Lübbe, ca. 3:35 — 8:08)
- Moral wird zur Vereinfachung der Welt genutzt
- Menschen stehen vor einer immer komplexeren Welt und nutzen Moral, um diese in Gut und Böse zu unterteilen.
- Diese moralische Dichotomie verdrängt andere Differenzierungen (z. B. richtig/falsch, schön/hässlich, effizient/ineffizient).
- Ergebnis: Es zählt nicht mehr das differenzierte Urteil, sondern nur noch die richtige Gesinnung.
- Moralismus ist ein Ersatz für verloren gegangene Orientierung
- In früheren Jahrhunderten waren andere Polarisierungen dominant:
- Vor 500 Jahren: Neuer Glaube vs. Alter Glaube
- Vor 200 Jahren: Links vs. Rechts
- Heute: Moralisch Gut vs. Moralisch Böse
- Moralische Positionierung dient als soziale Absicherung, weil andere klare Orientierungsmuster verloren gehen.
- In früheren Jahrhunderten waren andere Polarisierungen dominant:
- Digitalisierung verstärkt diesen Trend
- Durch Social Media wird jede Äußerung sichtbar und bewertet.
- „Virtue Signalling“ (Zurschaustellung moralischer Werte) wird zu einem Massenphänomen, weil es kaum Kosten hat („Talk is cheap“).
- Moral wird dadurch zunehmend zur sozialen Währung, unabhängig von realem Verhalten.
2. Philipp Hübl (ca. 12:04 — 13:14)
- Moral als System von Werten und Normen
- Werte: Was wir als gut oder schlecht empfinden.
- Normen: Regeln, die uns sagen, wie wir uns verhalten sollen.
- Verbote und Gebote gehören dazu, um eine gerechte Gesellschaft zu gestalten.
- Moral hat eine soziale und eine kommunikative Funktion
- Primär dient sie dazu, Zusammenleben zu ordnen (wer darf was tun, was ist gerecht?).
- Gleichzeitig hat sie eine Selbstdarstellungsfunktion:
- Wer moralisch spricht, zeigt auch, was ihm selbst wichtig ist.
- Beispiel: „Ich kritisiere Rassismus“ → Damit zeige ich auch, dass ich selbst nicht rassistisch bin.
- Moral ist in Politik und Recht zentral verankert
- Politik hat die Aufgabe, gerechte Verhältnisse zu schaffen.
- Recht kodifiziert moralische Werte (z. B. Schutz der Menschenrechte, Strafen für Fehlverhalten).
- Daher ist auch Recht eine moralische Institution.
Zusammenfassung: Wie erklären die beiden Moral?
Sprecher | Definition von Moral |
---|---|
René Scheu | Moral wird genutzt, um Komplexität zu reduzieren; digitale Öffentlichkeit verstärkt die Einteilung in Gut vs. Böse. |
Philipp Hübl | Moral ist ein System aus Werten und Normen, das unser Zusammenleben strukturiert, aber auch als Selbstdarstellung genutzt wird. |
Fazit:
- Beide sehen Moral nicht nur als individuelles Wertesystem, sondern als soziales Phänomen mit strategischen Effekten.
- Hübl geht stärker auf die funktionalen Aspekte ein (wie Moral strukturiert ist und politisch wirkt).
- Scheu zeigt, wie Moral zunehmend zur symbolischen Abgrenzung und Identitätsbildung dient.
Moral als Show
Ja, beide Herren stimmen darin überein, dass Werte und Normen essentiell sind, um ein gutes Leben und eine gerechte Gesellschaft zu gestalten. Das Problem liegt jedoch nicht in der Moral selbst, sondern in ihrer gesellschaftlichen und medialen Dynamik.
Wo liegt das Problem?
- Moral wird zur Selbstinszenierung statt zur echten Veränderung genutzt
- Laut Hübl geht es in vielen Fällen nicht mehr darum, gerecht zu handeln, sondern darum, moralisch gut dazustehen (Virtue Signalling).
- Social Media verstärkt diesen Mechanismus, weil moralische Aussagen billig sind („Talk is cheap“), während moralisches Handeln oft teuer ist.
- Beispiel: Unternehmen setzen auf Greenwashing, anstatt tatsächlich nachhaltig zu wirtschaften.
- Moral wird für Machtkämpfe instrumentalisiert
- Scheu (nach Lübbe) warnt davor, dass politische Diskussionen zunehmend moralisierend geführt werden.
- Anstatt über Lösungen zu sprechen (richtig/falsch, effizient/ineffizient), wird nur noch zwischen Gut und Böse unterschieden.
- Ergebnis:
- Wer sich nicht klar zu den „Guten“ zählt, landet automatisch bei den „Bösen“.
- Kein Raum für differenzierte Positionen, weil moralische Lagerbildung wichtiger wird als Argumente.
- Das moralische Kapital ist extrem anfällig für Verluste
- Hübl beschreibt, dass moralische Reputation sehr schnell zerstört werden kann.
- Beispiel: Ein einziger moralischer Fehltritt kann eine lange positive Bilanz auslöschen.
- Dies führt dazu, dass sich Menschen und Unternehmen zunehmend absichern müssen (z. B. durch PR-Kampagnen oder Diversity-Trainings, die eher Schutzmaßnahmen als echte Überzeugung sind).
- Der Fokus auf den Output statt auf den Prozess
- Menschen und Institutionen wollen moralisch wirken, statt moralisch handeln.
- Hübls Beispiel: Unternehmen platzieren Diversity-Washing auf ihren Webseiten, aber die tatsächlichen Strukturen bleiben unverändert.
- Scheu: Der Wunsch nach klarer moralischer Orientierung führt dazu, dass viele sich nur an sichtbare Zeichen (z. B. Hautfarbe, Geschlecht) klammern, statt tiefere strukturelle Ungleichheiten zu adressieren (z. B. soziale Herkunft).
Zusammenfassung des Problems:
Problemfeld | Beschreibung |
---|---|
Moral als Show | Menschen und Unternehmen präsentieren sich als moralisch, ohne es wirklich zu sein. |
Moral als Waffe | Gegner werden moralisch diskreditiert, anstatt inhaltlich zu debattieren. |
Moralische Instabilität | Ein moralischer Fehltritt kann alles zerstören – daher Absicherungsstrategien. |
Fokus auf Sichtbarkeit | Es zählt die Außendarstellung, nicht die tatsächliche Veränderung. |
Fazit:
Das Problem ist nicht Moral an sich, sondern ihre Instrumentalisierung.
- Hübls Perspektive: Wie Moral als Kapital genutzt und missbraucht wird.
- Scheus Perspektive: Wie Moralismus differenzierte Urteile verdrängt und Lagerbildung fördert.
Lösung?
- Mehr echte Moral, weniger Show.
- Weniger Dichotomie (Gut/Böse), mehr Differenzierung.
- Fokus auf reale Verbesserungen, statt auf moralische Signale.
Das Paradox der moralischen Empörung über moralische Empörung
Ja, genau! Ihre Kritik an der Moralisierung könnte selbst wieder als moralische Positionierung gelesen werden. Damit tragen sie potenziell genau zu dem Phänomen bei, das sie kritisieren – nämlich dass es nicht mehr um Handlungen, sondern um die Art, wie wir über Dinge sprechen, geht.
Wie verstärken sie genau das, was sie kritisieren?
- Sie kritisieren Virtue Signalling – aber tun es selbst
- Hübl prangert an, dass Menschen sich über moralische Aussagen profilieren.
- Doch genau das tut er, indem er seine Kritik als „aufgeklärte Reflexion“ präsentiert.
- Er zeigt damit: „Ich bin einer, der diese Mechanismen durchschaut.“
- Folge: Seine Kritik kann als eine neue Art von Virtue Signalling gelesen werden.
- Sie beklagen moralische Polarisierung – aber polarisieren selbst
- Scheu argumentiert, dass heutige Debatten zu stark zwischen Gut und Böse unterscheiden.
- Doch indem er diese Kritik äußert, könnte er selbst in den moralischen Kampf zwischen „kritischem Denker“ vs. „moralischer Mitläufer“ eintreten.
- Folge: Er macht genau das, was er kritisiert – eine neue Lagerbildung.
- Sie beklagen den Fokus auf Sprache – aber arbeiten mit Sprache
- Beide weisen darauf hin, dass moralische Diskussionen zunehmend sprachliche Konstruktionen sind („Talking is cheap“).
- Doch ihre gesamte Kritik basiert auf einer sprachlichen Dekonstruktion moralischer Dynamiken.
- Folge: Sie nutzen genau das Medium, das sie für problematisch halten.
Ist ihre Kritik also nutzlos?
Nein, aber sie ist selbstreferenziell paradox.
- Sie können die Dynamik kritisieren, aber sind gleichzeitig Teil dieser Dynamik.
- Ihre Kritik ist nicht falsch, aber sie zeigt, wie schwer es ist, außerhalb dieses Spiels zu stehen.
- Hübl spricht von „Bullshit-Resilienz“ – aber sobald man Bullshit entlarvt, gerät man in die nächste Runde des Spiels:
- Wer kritisiert den Kritiker?
- Wer entlarvt die Entlarver?
Fazit: Kritik ohne Widerspruch?
- Wer wirklich aus diesem Spiel aussteigen will, darf nicht nur die Form moralischer Kommunikation kritisieren, sondern müsste die eigene Position ständig hinterfragen.
- Aber das macht die eigene Kritik weniger schlagkräftig – und damit weniger sichtbar, weniger attraktiv.
- Ergo: Es gibt keinen wirklichen Ausstieg aus der Dynamik – es ist ein paradoxes System.
Kurz gesagt:
Sie kritisieren das Moralspektakel – indem sie selbst ein Moralspektakel inszenieren. 🎭
Wer ist Hermann Lübbe?
Wer ist Hermann Lübbe?
Hermann Lübbe (*1926) ist ein deutscher Philosoph und Politikwissenschaftler, der vor allem durch seine Arbeiten zur politischen Theorie, Zeitdiagnose und Moralkritik bekannt wurde. Er gilt als einer der einflussreichsten konservativen Denker Deutschlands in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Zentrale Ideen und Werke
- „Politischer Moralismus“ (1987)
- Kernthese: Der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft
- Lübbe kritisiert, dass in der modernen Gesellschaft politische und gesellschaftliche Fragen nicht mehr nach Nützlichkeit, Effizienz oder Rationalität, sondern nach moralischen Kriterien bewertet werden.
- Folge: Polarisierung in „Gut“ und „Böse“ statt in differenzierte Problemlösungen.
- Technikphilosophie & Fortschrittskritik
- Technik entwickelt sich schneller als gesellschaftliche Anpassung.
- Menschen reagieren mit Moralisierung auf die Überforderung durch technologischen Wandel.
- Vergangenheitspolitik und Geschichtskultur
- Er argumentiert, dass Gesellschaften zur Verdrängung ihrer eigenen Vergangenheit neigen, um handlungsfähig zu bleiben.
- Besonders einflussreich war seine These zur „Gnade der späten Geburt“: Die deutsche Gesellschaft konnte nach 1945 nur erfolgreich demokratisch werden, weil sie nicht in Schuldverstrickungen steckenblieb, sondern pragmatisch nach vorne blickte.
Lübbe und seine Bedeutung heute
- René Scheu bezieht sich in seiner Einleitung auf ihn, weil Lübbe früh erkannt hat, dass Moral als gesellschaftliche Struktur eine eigene Dynamik entwickelt, die nicht mehr rational kontrolliert wird.
- In Zeiten von Social Media könnte man Lübbes Thesen noch einmal radikalisieren:
- Die digitale Welt verstärkt die moralische Vereinfachung noch weiter.
- Wer nicht „moralisch rein“ ist, wird gecancelt.
- Diskurs wird ersetzt durch Haltung.
Lübbe in einem Satz?
👉 Er analysierte, wie Moralismus die Urteilskraft verdrängt und gesellschaftliche Debatten in eine „Gut-Böse“-Dynamik kippen lässt.
Fazit:
- Lübbe war einer der ersten, der erkannte, dass Moral nicht nur eine Frage der Werte, sondern auch eine soziale Waffe ist.
- Sein Denken ist heute aktueller denn je – gerade in Zeiten von Cancel Culture, Social-Media-Moralisierung und digitaler Empörungsspiralen.
WOZU ((GUT)BÖSE)?
Ja, absolut! Die Dichotomie (Gut/Böse) oder (Freund/Feind) ist eine uralte Struktur des Denkens, tief verwurzelt in jüdisch-christlicher Tradition – und noch weiter zurückgehend auf archetypische Muster menschlicher Wahrnehmung.
Historische Wurzeln der moralischen Dichotomie
- Religiöse Traditionen:
- Judentum & Christentum: Himmel/Hölle, Gott/Satan, Gerechte/Sünder
- Zoroastrismus (ca. 600 v. Chr.): Dualismus von Licht und Dunkel
- Manichäismus (3. Jh.): Strenge Unterscheidung zwischen Gut und Böse als metaphysisches Prinzip
- Politische Theorien:
- Carl Schmitt (1927, „Der Begriff des Politischen“) → Freund/Feind
- Politik basiert auf der Unterscheidung von Freund und Feind.
- Ein politisches System braucht klare Feindbilder zur Selbstdefinition.
- Hermann Lübbe (1987, „Politischer Moralismus“) → Gut/Böse
- Moderne Gesellschaften lösen komplexe Fragen durch moralische Polarisierung statt durch rationale Debatte.
- Carl Schmitt (1927, „Der Begriff des Politischen“) → Freund/Feind
Warum ist das heute noch so dominant?
- Das Internet ist nicht die Ursache, sondern ein Verstärker dieser uralten Dynamik.
- Soziale Mechanismen bleiben konstant, aber digitale Plattformen beschleunigen sie:
- Moralische Bewertungen sind sofort sichtbar & teilen Gemeinschaften in „Lager“ auf.
- Empörung ist kostengünstig – ein Tweet, ein Shitstorm, und die Welt „weiß“, wer gut & böse ist.
Fazit:
- Die (Gut/Böse)-Dichotomie ist kein neues Phänomen – sie war immer da.
- Das Internet macht sie nur schneller und radikaler.
- Politik, Religion und Gesellschaft nutzen sie als Ordnungsprinzip.
- Die Frage ist nicht, ob wir diese Dichotomie haben – sondern ob wir sie durchbrechen können.
Mehr des selben (Paul Watzlawick) — das berühmte 6. axiom
Ja, genau! Das Revival der Menschenrechte kann als ein „Mehr desselben“ gelesen werden, also als Wandel 1. Ordnung, der das bestehende Problem nicht löst, sondern es durch noch mehr Moralismus verstärkt.
1. Menschenrechte als Wandel 1. Ordnung (nach Watzlawick)
- Menschenrechte als Signalling-Mechanismus:
- Statt Kriege oder Ungerechtigkeiten real zu verhindern, dienen Menschenrechte oft als moralische Selbstvergewisserung.
- Beispiel: UN-Erklärungen, internationale Abkommen – alles schöne Worte, aber nicht bindend.
- Ergebnis: Mehr Erklärungen, mehr Konferenzen, aber keine strukturelle Veränderung.
- → „Mehr des Selben“ anstatt echter Systemveränderung.
- Die Ironie:
- Menschenrechte als Konzept existieren seit der Aufklärung – und Kriege wurden trotzdem nicht verhindert.
- Je mehr betont wird, dass der Mensch im Zentrum steht, desto weniger passiert real.
- → Moral wird als Symbol genutzt, aber nicht als handlungsleitendes Prinzip.
2. Systemtheoretische Perspektive: Menschenrechte als Semantik, nicht als Strukturbildung
- #TheLuhmannMap hilft hier:
- Menschenrechte sind kein funktionales Element von Systemen, sondern eine Kommunikationsform.
- Sie produzieren Sinn & Legitimation, aber keine strukturellen Konsequenzen, solange es kein durchsetzungsfähiges System gibt.
- Beispiel: Völkerrecht ohne Durchsetzungsmacht bleibt bloße Rhetorik.
- #TheStaubBernasconiMatrix zeigt:
- Menschenrechte als Legitimationsform führen nicht zwingend zu besserer Durchsetzung von Gerechtigkeit.
- Zugang bleibt beschränkt → Menschenrechte gelten oft nur für die, die ohnehin privilegiert sind.
- Beispiel: „Alle Menschen sind gleich“ – aber wer hat Zugang zu Rechtssystemen, Ressourcen, Teilhabe?
3. Fazit: „Der Mensch im Zentrum“ – Ein historischer Irrtum?
- Seit Jahrhunderten wurde der Mensch „ins Zentrum“ gerückt – aber die Machtmechanismen blieben gleich.
- Menschenrechte haben oft nur als moralische Rhetorik funktioniert, nicht als wirksames Steuerungsinstrument.
- Systemtheorie zeigt:
- Nicht Moral, sondern funktionale Systeme steuern Gesellschaften.
- Nicht schöne Werte verhindern Kriege, sondern Systemmechanismen.
👉 Lübbe, Watzlawick und Systemtheorie liefern gemeinsam eine starke Kritik an der neuen Moralisierungswelle: Sie ist keine Lösung, sondern Teil des Problems.
Das vergessliche Feuilleton
Wie sich Hübl & Scheu selbst in ihr Paradox verstricken:
- Kritik am Moralismus – durch noch mehr Moralismus.
- Sie kritisieren Virtue Signalling – tun es aber selbst, indem sie „Bullshit-Resilienz“ zur neuen Tugend machen.
- Sie reden von „echter Moral“ – genau das Muster, das sie als problematisch beschreiben.
- System vs. Moral – ohne Systemtheorie.
- Sie beklagen, dass alles moralisiert wird, aber ignorieren, dass Moral nur eine Kommunikationsform ist (Luhmann).
- Statt Systemdynamiken zu analysieren, bleiben sie auf der Ebene von individuellen Fehlentwicklungen stehen.
- Lübbe als Argument – aber ohne Lübbe zu verstehen.
- Lübbe kritisierte genau das: dass Politik & Gesellschaft zunehmend durch moralische Polarisierung statt durch funktionale Differenzierung gesteuert werden.
- Sie nutzen ihn als Kronzeugen – während sie genau diesen Fehler selbst begehen.
- Suhrkamp-Feuilleton vergessen?
- Sie führen eine Debatte, die in den 1980ern längst systemtheoretisch durchgespielt wurde.
- Frankfurt vs. Bielefeld war genau diese Auseinandersetzung – sie tun aber so, als sei das „neu“.
👉 Kurz: Sie kritisieren den Moralismus, indem sie ihn verstärken. Sie reden über Systemfragen, ohne Systemtheorie. Und sie holen Lübbe aus der Mottenkiste – ohne zu merken, dass er gegen genau ihr Denken argumentieren würde.
FAZIT
Was Lübbe gelang, aber Hübl vermasselt: Mit Moral gegen Moral
Hermann Lübbe zeigte, wie Moralismus komplexe Gesellschaften vereinfacht, aber auch blockiert. Seine Kritik war selbst nicht moralisch, sondern systematisch:
- Er analysierte den „Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft“ als ein gesellschaftliches Steuerungsproblem – nicht als moralischen Fehltritt Einzelner.
- Er zeigte, dass Moralisierung ein Reflex ist, um Komplexität zu reduzieren – nicht ein Problem „böser“ oder „guter“ Menschen.
Hübl hingegen macht genau das, was er kritisiert:
- Er setzt Moral gegen Moral.
- Er beklagt Virtue Signalling – und betreibt es selbst, indem er „Bullshit-Resilienz“ als neue Tugend etabliert.
- Er moralisiert den Moralismus und rutscht damit ins gleiche Muster.
- Er bleibt auf der Oberfläche, statt Strukturen zu analysieren.
- #TheLuhmannMap zeigt: Moral ist ein Kommunikationsmodus, kein funktionales Steuerungsprinzip.
- #TheStaubBernasconiMatrix zeigt: Moralische Ansprüche können genauso gut bestehende Machtstrukturen stabilisieren, statt sie aufzubrechen.
- Hübl kritisiert nur Symptome – aber nicht die systemische Logik dahinter.
- Er benutzt Lübbe – gegen Lübbe.
- Lübbe kritisierte, dass Moralismus Politik ersetzt – Hübl ersetzt Analyse durch moralische Empörung über zu viel Moral.
- Lübbe warnte vor Gesinnungspolitik – Hübl fällt genau in diese Falle.
Fazit:
Lübbe kritisierte Moralismus systematisch. Hübl kritisiert ihn moralisch – und verheddert sich genau darin. Damit zeigt er ungewollt, wie hartnäckig das Problem ist, das er eigentlich lösen wollte.
Optionen der Verknappung: Einfacher. Klarer.
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Kontext
Es ist 2025 geworden. 1989 kam html. Und damit Internetz in jedes Haus. Ans Smartphone. Ans Handgelenkt. Aktuell wird grad mega eifrig “Künstliche Intelligenz” hyperventiliert. Und Quantencomputing ist der Renner…
Witzigerweise macht Mathematik ein grandioses Revival. Genauso wie die Idee, dass “Der Mensch im Zentrum” steht. Ich nenne es #Körpersoziologie…
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Links, Threads, zu verarbeitende Hinweise…
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Offene Blogeinträge, welche zu diesem Thema passen…
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Textsorte: (1) Traum, (2) Blitz, (3) Bekenntnis, (4) Memo, (5) Märchen, (6) Drama, (7) Tabu
Arbeitsform: Dokumentation, Listenbildung, Work in Progress
Anlass: (…)
TL;DR: (…)
Bildquelle: (…)
URL/Hashtag: (…)

Stefan M. Seydel, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Festspiel 1901″ (2019, Fotocredit: Charles Schnyder): Twitter, Wikipedia (Lemma), Youtube (aktuell), Soundcloud, Mastodon, Instagram (gesperrt), Snapchat, TikTok, Twitch, t.me/WikiDienstag (Nicht in Betrieb) | Exklusiv: speakerbooking.ch/sms2sms
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Stefan M. Seydel, Jahrgang 1965, ist Unternehmer, Sozialarbeiter und Künstler. Er machte nach einer Berufslehre als Hochbauzeichner einen Bachelor in Soziale Arbeit in St. Gallen und einen Master in der gleichen Disziplin bei Silvia Staub-Bernasconi in Berlin. Seine überwiegend selbstständige Tätigkeit kreist um das Thema der Entwicklung und Realisierung von Pilot- und Impulsprojekten für renommierte Auftraggeberinnen.
Als Künstler hat er Ausstellungen und Performances auf internationaler Ebene präsentiert, darunter in der Royal Academy of Arts in London, dem Deutschen Historischen Museum in Berlin oder einer Einzelausstellung “Kunst Macht Probleme” in der Crypta Cabaret Voltaire, Birthplace of DADA in Zürich. Er wurde mit dem Migros Jubilée Award in der Kategorie Wissensvermittlung ausgezeichnet und hat diverse Ehrungen durch Webby Awards für seine Arbeit mit rocketboom.com erhalten.
Stefan war Jury-Mitglied des Next Idea Prix Ars Electronica 2010 und war drei Jahre Mitglied der Schulleitung des Gymnasiums Kloster Disentis. Sein Wissen und seine Erfahrung im Bereich der Information und Technologie haben ihm auch dabei geholfen, mit Statistik Stadt Zürich und Wikimedia Schweiz unter WikiDienstag.ch zusammenzuarbeiten.
Sein Engagement im Bereich der freiwilligen Arbeit führte ihn in das Präsidium Internationaler Bodensee Club (Leitung Fachgruppe Wissenschaft) oder für einige andere Jahre als Vice-Präsident des von Paul Watzlawick initiierten P.E.N.-Club Liechtenstein. Seydel hat unter ((( rebell.tv ))) zwei Bücher zusammen mit seiner Partnerin veröffentlicht, viele Kolumnen, Fachtexte und journalistische Texte publiziert.
Seine Arbeit auf Social Media nutzt er als Microblogging. In seinem Blog verarbeitet er seine Themen. Einige davon werden auf Anfragen zu lesbaren Texten vertieft, andere werden zu Vorträgen ausgebaut. Bei Carl Auer Verlag in Heidelberg, sammelt er “Elemente einer nächsten Kulturform”. Seine Entwicklungen im Kontext der sozialräumlichen Intervention (“Arbeit am Sozialen”) machen konkrete Vorschläge in Bezug auf die Beantwortung der Sozialen Frage.
Nach 12 Jahren Berlin und 6 Jahren Zürich zog er aber in seiner zweiten Lebenshälfte vom Bodensee der Rheinquelle entgegen nach Dissentis/Mustér und hat seine Reisetätigkeit fast ganz eingestellt. Dafür macht er umsomehr sogenannte #Feedlogs (Orgiastik). Das sind Arbeitsmeetings an intentionalen Fragen in einem Lifestream. (so?) #TextByChatGPT

Aus Band 2 von: Tina Piazzi & Stefan M. Seydel, Junius-Verlag Hamburg | pdf: Band 1, 2009 | Band 2, 2010
