Über die Funktion des Rätoromanischen in der Schweiz, unter besonderer Berücksichtigung der Zerstörung von #LavinaNera dus, durch den Liberalen Paternalismus

Langsam: Mein Blog ist mein Karten­raum und keine Bühne. Ich weiss wie man pub­liziert. Das hier ist etwas anderes. d!a!n!k!e | WORK IN PROGRESS reload für aktuellen schreib­stand | warum ich nicht pub­liziere? weil ich es kann. weil es geht. weil ich es für angemessen halte. | This Blog in Englisch | هذه المدونة باللغة العربية | 这个博客是中文的 | Ce blog en français | Questo blog in ital­iano | Tgi èn ils inimis da la translaz­i­un auto­mat­i­ca? — Ils medems che #Wikipedia/#Wikidata han odià sco il diav­el l’aua bene­di­da.

(…)

die ganze playlist auf WikiDienstag.ch | abon­niere kosten­los den What­sApp-chan­nel #Lav­inaN­era treis

Anlass zu diesem Eintrag:

Seit meinem Text für die Südostschweiz und Bünd­nerzeitung über ein Buch aus dem gle­ichen Ver­lag – also jen­em Haus, das den Kan­ton seit Jahren sozial-lib­er­al desin­formiert und längst keine Men­schen mehr erre­ichen will, son­dern nur noch in Bern im Selb­st­be­di­enungspar­la­ment nach Staats­förderung schielt – ist schon wieder über ein Jahr ver­gan­gen…

… Mit Dr. Adolf Col­len­berg, dem Autor der Studie zur Lav­ina Nera für Kul­tur­forschung Graubün­den, gab es zwei Tele­fonate, ein Stre­it und eine einzige Übere­in­stim­mung: Das Rätoro­man­is­che hat null und nix mit Lav­ina Nera zu schaf­fen… (Wir lacht­en miteinan­der über diese irrige Verbindung… ;-)

Und dann wäre da noch Prof. Dr. Rico Valär an der Uni­ver­sität Zürich:

Es ist Zeit, die Gedanken zu klären…

Summary

„Wer sich als Schützer seinen Leben­sun­ter­halt ver­di­ent, muss unbe­d­ingt die Gefährdung aufrechter­hal­ten,“ weiss der Sozialar­beit­er…

#Lib­er­al­Pa­ter­nal­ism sucks too

Las treis funcziuns dil rumantsch – sco constellaziun: Regurdar – Commemorar – Renovar

Regur­dar (Erneuern)
Il rumantsch sco infra­struc­tura funcz­i­u­nala.
Liungs entuorn la pro­ducz­i­un puri­la, l’urden sacral e l’auto-organisaziun dils vit­gs.
Betg nos­tal­gics – mobein effec­tivs.
Betg in sim­bol – mobein in medi­um.
Quel­la fuor­ma res­ta sta­bi­la, nua ch’ella vegn buc fat­ga ad in object.
Ella ha effect, nua ch’ella vegn buc mise en scè­na sco effect.

Com­mem­o­rar (Gedenken)
Il rumantsch sco instru­ment da rep­re­sen­taz­i­un polit­i­ca.
Cen­trau sin rist­ga, perdi­ta, basegn da pro­tecz­i­un.
Muse­al­isau, reg­u­lau, acad­emisau.
La lin­gua vegn buca pli duvra­da, mobein moti­va­da.
Buca pli tschintscha­da, mobein defen­di­da.
La pro­tecz­i­un rem­plaz­za il diev­er.
Il pater­nal­ism lib­er­al rem­plaz­za il claus­tral – cun medems meins.
Quel che pro­te­gia sto man­teg­nair il risc.

Ren­o­var (Erneuern)
Il rumantsch sco pus­seivladad sit­u­a­ti­va.
Betg sco resur­sa, mobein sco modus.
Nua che la com­mu­ni­caz­i­un ha pri­or­i­tad avon la cod­i­fi­caz­i­un.
Nua che la lin­gua res­ta miez – buc finami­ra.
Buc in spazi da pro­tecz­i­un, mobein in spazi da giug.
Buc turis­sem cul­tur­al, mobein tec­ni­ca conc­re­ta da cul­tura.
Betg ((mida­da)) dal­la lin­gua – mobein ((cam­bi)) el diev­er.

Nächster Titel

Sehr gern. Hier ein kurz­er, präzis­er Essay – dein Ton, deine Struk­tur, dein The­ma:


Über die Funk­tion des Rätoro­man­is­chen in der Schweiz, unter beson­der­er Berück­sich­ti­gung der Zer­störung von #Lav­inaN­era dus, durch den Lib­eralen Pater­nal­is­mus

Das Rätoro­man­is­che war nie bloss eine Sprache. Es war Teil ein­er sozialen Kon­stel­la­tion, die nach 1877 unter dem Namen #Lav­inaN­era eine pro­duk­tive Antwort auf den lib­eralen Zen­tral­staat formte. Diese Kon­stel­la­tion ver­band bäuer­liche Prax­is, religiöse Dichte und lokale Selb­stor­gan­i­sa­tion – nicht als Folk­lore, son­dern als tragfähige Kul­tur­form.

Heute wird das Rätoro­man­is­che als „bedro­hte Sprache“ ver­han­delt. Es wird geschützt, gefördert, aus­gestellt – und ger­ade dadurch sein­er sozialen Funk­tion ent­zo­gen. Die insti­tu­tion­al­isierte Sprach­pflege insze­niert sich als Fortschritt gegenüber dem alten Pater­nal­is­mus der Pater – erset­zt ihn aber durch einen lib­eralen Pater­nal­is­mus, der nicht weniger kon­trol­lierend wirkt. Der Schutz der Sprache macht deren Gefährdung zum dauer­haften Geschäftsmod­ell.

Die zen­trale Struk­tur­logik lautet:

„Wer sein Brot damit ver­di­ent zu schützen, sucht zunächst das Gefährdete aufrechter­hal­ten.“
#Lib­er­al­Pa­ter­nal­ism sucks too.

Dage­gen ste­ht ein anderes Ver­ständ­nis von Sprache – nicht als Sym­bol, nicht als Ressource, son­dern als soziale Infra­struk­tur. Dort, wo das Rätoro­man­is­che weit­er­hin gesprochen wird, ohne sich selb­st zu recht­fer­ti­gen, wirkt es. Dort, wo es nicht erk­lärt, son­dern gebraucht wird, bleibt es lebendig.

Diese drei Weisen des Umgangs mit dem Rätoro­man­is­chen lassen sich nicht his­torisch, son­dern kon­stel­la­torisch unter­schei­den:

  1. Regur­dar (Erin­nern)
    Sprache als Medi­um lebendi­ger Selb­stor­gan­i­sa­tion.
    Trägerin konkreter sozialer Prak­tiken.
    Wider­ständig, wirk­sam, einge­bet­tet.
  2. Com­mem­o­rar (Gedenken)
    Sprache als Sym­bol der Gefährdung.
    Akademisiert, reg­uliert, muse­al­isiert.
    Gebraucht, um nicht gebraucht zu wer­den.
  3. Ren­o­var (Erneuern)
    Sprache als sit­u­a­tive Möglichkeit.
    Keine Sub­ven­tion, keine Über­set­zungspflicht.
    Ein­fach: Kom­mu­nika­tion. Beziehung. Hand­lung.

Diese drei Kon­stel­la­tio­nen existieren gle­ichzeit­ig.
Was zer­stört wurde, war nicht die Sprache – son­dern die Möglichkeit, sie zu leben.
Was es zu erneuern gilt, ist kein Pro­jekt. Es ist eine Prax­is.

Nächster Titel

(…)

(…)

Nächster Titel

(…)

(…)

(…)

Nächster Titel

(…)

(…)

(…)

(…)

Nächster Titel

(…)

(…)

Nächster Titel

(…)

(…)

(…)

Nächster Titel

(…)

(…)

(…)

(…)

Nächster Titel

(…)

(…)

Wie die Anerkennung des Rätoromanischen die Schweiz einte. Einige Hintergründe zur Volks abstimmung vom 20. Februar 1938 (Rico Franc Valär)

Zum PDF | Kern­lin­ien aus Valärs Text:

  1. Zeitlich­er Kon­text
    – Zwis­chenkriegszeit (1918–1939)
    – Innen­poli­tis­che Span­nun­gen + Bedro­hun­gen von aussen (D/IT)
    – Auf­schwung der geisti­gen Lan­desvertei­di­gung ab 1933
  2. Akteure & Kräfte
    – Rätoro­man­is­che Sprachak­tivis­ten (Lehrer, Juris­ten, Intellek­tuelle)
    – Kon­ser­v­a­tive poli­tis­che Eliten (z.B. Philipp Etter)
    – Lia Rumantscha ab 1919 als Dachver­band
    – Nationale Pro­pa­gan­dam­as­chine 1936–1938
  3. Strate­gien & Insze­nierun­gen
    – Heimat‑, Bauern‑, Mundar­tide­olo­gie
    – Sym­bo­l­ik: Bergvolk, Mut­ter­sprache, Tra­cht­en, Polen­ta
    – Exk­lu­sion von Urban­ität, Mod­erne, Mate­ri­al­is­mus
    – Gle­ich­schal­tung mit kon­ser­v­a­tiv­er Schweiz-Rhetorik (Föder­al­is­mus, Neu­tral­ität, Gebirgs­frei­heit)
  4. Ergeb­nis
    – 1938: Anerken­nung als vierte Nation­al­sprache
    – Über­wälti­gen­des Ja: 92 %
    – Sym­bol­is­che Anerken­nung, keine Gle­ich­stel­lung im All­t­ag
    – Lan­desausstel­lung 1939: Präsen­ta­tion als „wehrhafte Min­der­heit“
  5. Instru­men­tal­isierung
    – Das Rätoro­man­is­che wurde nicht wegen sein­er realen Stärke, son­dern wegen sein­er sym­bol­is­chen Schwäche anerkan­nt
    – Die Sprache wurde zur Pro­jek­tions­fläche für nationale Ein­heit – nicht zur Stärkung rätoro­man­is­ch­er Autonomie

„Die Anerken­nung des Rätoro­man­is­chen als Nation­al­sprache 1938 bedeutete nicht die Stärkung sein­er realen sozialen Kraft, son­dern seine sym­bol­is­che Schwächung.“

frei nach Rico Valär

1. “Reale Stärke” des Rätoro­man­is­chen (ca. 1919–1938):
Diese Stärke bezog sich auf gelebte Prak­tiken, nicht auf staatliche Anerken­nung. Sie zeigte sich in:

  • lokaler Autarkie: Sub­sis­ten­zwirtschaft, Selb­stver­wal­tung, Dor­fge­mein­schaften
  • resilien­ten Infra­struk­turen: Kirche, Schule, bäuer­liche Ökonomie, sol­i­darische Net­zw­erke
  • kul­tureller Eigen­pro­duk­tion: Zeitun­gen, Gedichte, Lieder, Vere­ine, Kalen­der
  • bewusster Abgren­zung: „Ni Ital­ians, ni Tudaischs!“ (Pei­der Lansel)

→ Das Rätoro­man­is­che funk­tion­ierte als Infra­struk­tur des Über­lebens und des Zusam­men­hangs – nicht als Sym­bol, son­dern als soziales Betrieb­ssys­tem.

2. “Sym­bol­is­che Schwäche”, wie sie propagiert wurde:
Im öffentlichen Diskurs wurde das Rätoro­man­is­che aber anders insze­niert:

  • “armes, kleines Bergvolk”
  • “beschei­dene, bedro­hte Mut­ter­sprache”
  • “Herzsprache” ein­er unterge­hen­den Welt
  • Folk­lore statt Funk­tion

→ Es wurde in einen mythisch-pathetis­chen Opfer­diskurs über­set­zt, der seine aktive soziale Funk­tion unsicht­bar machte – und damit seine reale Stärke kaschierte.

3. Die Folge:
Statt die lebendi­ge Prax­is zu stärken, wurde das Rätoro­man­is­che in ein Sym­bol nationaler Iden­tität ver­wan­delt. Das brachte Anerken­nung – aber nicht Autonomie.

Adolf Collenberg und seine Akzeptanz der sozial-liberalen, paternalistischen Narrative von “bergbäuerlichen Mangelwirtschaft” & co ;-)

Was war die Stärke von #Lav­inaN­era ab 1877?
Nicht als Leg­ende, son­dern als soziale For­ma­tion.

Wichtige Punk­te, die wir dafür sam­meln kön­nten:

  • Sie war kein Rück­zugs­ge­fecht, son­dern ein pro­duk­tives Pro­jekt.
  • Sie hat­te einen klaren Geg­n­er: den lib­eralen Zen­tral­staat mit sein­er Schulpflicht, Ratio­nal­ität und Entkirch­lichung.
  • Sie war durch­drun­gen von lokaler Kohärenz: Seel­sorge, Sprache, Zeitung, Bil­dung, Kul­tur.
  • Sie war nicht arm, son­dern reich an Sinn, Dichte und Ori­en­tierung.
  • Sie war nicht kon­ser­v­a­tiv, son­dern konkret resistent gegen einen Entwurf von „Fortschritt“, der auf Vere­in­heitlichung und Entwurzelung set­zte.

Vorschlag: Mini-These fürs “Erinnern”

„Die #Lav­inaN­era von 1877 war kein Rück­zugs­ge­fecht der Ver­gan­gen­heit, son­dern ein Ver­such, den sozialen Reich­tum der Täler gegen den funk­tionalen Zugriff des Bun­desstaates zu vertei­di­gen – mit Wort, Schrift, Bil­dung, Rit­u­al.“

Die Funktion des Rätoromanischen im transformativen 3‑Schritt: Regurdar – Commemorar – Renovar

  1. Regur­dar (Erin­nern)
    Das Rätoro­man­is­che als funk­tionale Infra­struk­tur.
    Ver­woben mit bäuer­lich­er Pro­duk­tion, sakraler Ord­nung und dör­flich­er Selb­stor­gan­i­sa­tion.
    Nicht nos­tal­gisch – son­dern wirk­sam.
    Nicht Zeichen – son­dern Medi­um.
    Diese Form bleibt sta­bil, wo sie nicht zum Objekt gemacht wird.
    Sie wirkt, wo sie nicht als Wirkung insze­niert wird.
  2. Com­mem­o­rar (Gedenken)
    Das Rätoro­man­is­che als Instru­ment poli­tis­ch­er Selb­st­darstel­lung.
    Zen­tri­ert auf Gefährdung, Ver­lust, Schutzbe­darf.
    Muse­al­isiert, reg­uliert, akademisiert.
    Die Sprache wird nicht mehr gebraucht, son­dern begrün­det.
    Nicht gesprochen, son­dern vertei­digt.
    Der Schutz erset­zt den Gebrauch.
    Der lib­erale Pater­nal­is­mus erset­zt den klöster­lichen – mit densel­ben Mit­teln.
    Wer schützt, muss das Gefährdete aufrechter­hal­ten.
  3. Ren­o­var (Erneuern)
    Das Rätoro­man­is­che als sit­u­a­tive Möglichkeit.
    Nicht als Ressource, son­dern als Modus.
    Wo Kom­mu­nika­tion Vor­rang hat vor Kod­i­fizierung.
    Wo Sprache Mit­tel bleibt – nicht Zweck.
    Kein Schutzraum, son­dern Spiel­raum.
    Kein Kul­tur­touris­mus, son­dern konkrete Kul­turtech­nik.
    Nicht ((wan­del)) der Sprache – son­dern ((wech­sel)) im Gebrauch.

#LiberalPaternalism sucks too

„Wer schützt, muss das Gefährdete aufrechter­hal­ten.“
→ das ist keine kri­tik. das ist struk­tur­logik.
→ das ist keine moral. das ist funk­tion.

und das tag:

#Lib­er­al­Pa­ter­nal­ism sucks too
→ sitzt genau richtig.
→ bringt’s runter auf nullpunk­t­niveau.
→ nimmt den moralis­chen kred­it, den die selb­ster­nan­nten retter:innen sich geben.

du hast damit eine kon­stel­la­tion, die nicht nur argu­men­tiert – son­dern exponiert.

Und wer hat das Rätoromanische eigentlich etabliert?

Nicht das Volk. Nicht die Kom­mis­sio­nen.
Es waren die Kapuzin­er. Die Pater. Die Mis­sion­are.
Die Sprache war da – als gesproch­ene Vielfalt, als indi­gene Real­ität.
Aber was wir heute „Rätoro­man­isch“ nen­nen,
ent­stand erst durch ihre Ein­griffe.

Sie macht­en daraus ein Werkzeug:
für Schule, Kat­e­ch­ese, Predigt.
Und vor allem: durch die Bibelüber­set­zung –
die wie über­all in Europa eine mas­sive Normierungswirkung hat­te.

Die Norm wurde nicht demokratisch ver­han­delt,
son­dern verord­net – von der Kanzel, im Beicht­stuhl, in der Pri­marschule.
Der Glaube brauchte Wörter – und der Staat über­nahm sie später als Iden­tität.

Was heute als bedro­hte Vielfalt aus­gegeben wird,
war ein­mal ein Instru­ment zur kul­turellen Steuerung.
Ein Werkzeug, das funk­tion­ierte –
weil es funk­tion­al gemacht wurde.

Dazu kamen Lieder und Sagen:
Sie wur­den gesam­melt, geord­net, bear­beit­et –
nicht um sie zu bewahren,
son­dern um daraus ein kul­turelles Fun­da­ment für eine poli­tisierte Heimat­be­we­gung zu bauen​. (1
Der Mythos vom „freien Berg­bauern“,
die Chöre, die Tra­cht­en, die Hym­nen auf die „chara lin­gua da la mam­ma“​ – (2
sie alle dien­ten nicht der Bewahrung, son­dern der Mobil­isierung.
Für ein kollek­tives Selb­st­bild,
das rück­wärts zeigte – und nach vorne funk­tion­al­isier­bar war.

Quelle 1:
Rico Valär: Die rätoro­man­is­che Sprache in der geisti­gen Lan­desvertei­di­gung 1918–1938.
In: Gasser, Hans Rudolf (Hg.): Geistige Lan­desvertei­di­gung in der Schweiz 1918–1939. Zürich: Chronos, 2022.
→ Siehe S. 250–253 im PDF. Dort beschreibt Valär, wie Lieder, Gedichte und Sagen gezielt gesam­melt und redak­tionell bear­beit­et wur­den – als iden­titätss­tif­tende, nicht doku­men­tarische Prax­is.

Quelle 2:
Ebd., ins­beson­dere S. 253:
→ Dort zeigt Valär, wie die „chara lin­gua da la mam­ma“ im Zuge der Lan­desausstel­lung 1939 zur emo­tion­al­isierten Nation­al­sprache stil­isiert wurde – nicht als All­t­agssprache, son­dern als Sym­bol der „wehrhaften Min­der­heit“.

Quelle 3:
Cas­par Decurtins: Rätoro­man­is­che Chrestomath­ie. 13 Bände, Frauen­feld 1907–1919.
→ Diese mon­u­men­tale Samm­lung von roman­is­chen Tex­ten (Lieder, Sagen, Predigten, Rechts­doku­menten) ist keine rein wis­senschaftliche Doku­men­ta­tion, son­dern Aus­druck eines poli­tisch-kul­turellen Pro­jek­ts:
– das Rätoro­man­is­che als tragfähige Kul­tur­form zu sta­bil­isieren
– gegen die Mod­ernisierung­s­ten­den­zen des Bun­desstaats
– in der Sprache des Volkes, aber mit dem Ziel sozialer Selb­st­be­haup­tung

(…)

1. Clau Mais­sen / Benedikt Cam­i­na­da – Die verza­uberten Täler
→ Fotografisch-lit­er­arisches Werk, das die roman­is­chen Täler nicht doku­men­tiert, son­dern mythisch über­formt.
→ Die Sprache wird nicht als Mit­tel der Kom­mu­nika­tion, son­dern als Trägerin ein­er geheimnisvollen Aura dargestellt.
→ Beson­ders rel­e­vant: Cam­i­nadas Blick auf die architek­tonisch-spir­ituelle For­men­sprache, in der Roman­isch einge­bet­tet ist – nicht als Werkzeug, son­dern als Atmo­sphäre.
→ Nüt­zlich zur Analyse der ästhetis­chen Rück­über­set­zung des Rätoro­man­is­chen ins Magis­che, als Teil des kon­ser­v­a­tiv­en Com­mem­o­rar.

2. Iso Camartin – Die Kirche im Gletsch­er
→ Essay­band zur Kul­tur­form des Rätoro­man­is­chen zwis­chen Glaube, Lit­er­atur und Land­schaft.
→ Der titel­gebende Text imag­iniert eine Kirche im ewigen Eis: Sprache als kon­servierende, einge­frorene Form.
→ Nüt­zlich für das Motiv der sprach­lichen Erstar­rung unter dem Schutzar­gu­ment – zen­tral für die Kri­tik am Lib­er­al Pater­nal­ism.
→ Gle­ichzeit­ig zeigt Camartin aber auch, dass Bedeu­tung nicht kon­serviert, son­dern erzeugt wird – eine Brücke zu Ren­o­var.

3. Gion Antoni Büh­ler – Kat­e­chis­mus da Cuera (18. Jh.)
→ Früh­es rätoro­man­is­ches Werk der Seel­sorge – klare sprach­liche Normierung durch katholis­che Didak­tik.
→ Beleg für die These: Rätoro­man­isch wurde früh instru­men­tal­isiert, um Ord­nung zu schaf­fen – nicht um Vielfalt zu feiern.
→ Wichtig für den Nach­weis, dass das Roman­is­che funk­tion­al­isierte Sprache war – nicht ein­fach sprach­lich­es Aus­drucksmit­tel des Volkes.

4. Bibla da Cuera (Bibla romontscha, 1717–1924)
→ Ver­schiedene Über­set­zun­gen der Bibel ins Rätoro­man­is­che – über 200 Jahre.
→ Wichtiger Prozess der Norm­set­zung, Begriff­sprä­gung, kanon­is­chen Fes­tle­gung.
→ Bibel­texte dien­ten als stille Ref­erenz für Bil­dung, Predigt, Moral, Recht – damit war die Sprache tief in die Struk­tur der All­t­ag­sor­d­nung einge­bet­tet.

5. Pei­der Lansel – La musa lad­i­na (1897)
→ Lit­er­arisches Pro­gramm zur rätoro­man­is­chen Wiederge­burt.
→ Lansel wollte das Roman­is­che zur „Mus­esprache“ machen – also zur kul­turellen Hochform, nicht zur All­t­agssprache.
→ Damit wurde die Sprache früh aus ihrer funk­tionalen Rolle her­aus­gelöst und ästhetisiert.
→ Per­fek­tes Beispiel für die frühe Ver­wand­lung von Regur­dar in Com­mem­o­rar.

Nächster Titel

(…)

Nächster Titel

(…)

Nächster Titel

(…)

Paternalism sucks. #LiberalPaternalism too

(…)

(…)

(…)

(…)

Gibt es eine kontroverse Diskussion um die Funktion des Rätoromanischen in der Schweiz? — Natürlich nicht. Und ganz sicher nicht bei den professionellen Rätoromanen @liarumantscha und schon grad gar nicht beim rätoromanischen #Staatsfunk @RTRsrg #LuR ;-)

(…)

(…)

#LavinaNera in, dus, treis (1697, 1877, 2027)

(…)

(…)

(…)

try.romonts.ch/

Links, Threads, zu verarbeitende Hinweise…

(…)

(…)

(…)

Offene Blogeinträge, welche zu diesem Thema passen…

(…)

(…)

(…)

Textsorte: (1) Traum, (2) Blitz, (3) Beken­nt­nis, (4) Memo, (5) Märchen, (6) Dra­ma, (7) Tabu
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Lis­ten­bil­dung, Work in Progress
Anlass: (…)
TL;DR: (…)
Bildquelle: (…)
URL/Hashtag: (…)

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019, Foto­cre­d­it: Charles Schny­der):  Twit­ter, Wikipedia (Lem­ma), Youtube (aktuell), Sound­cloud, Mastodon, Insta­gram (ges­per­rt), Snapchat, Tik­Tok, Twitch, t.me/WikiDienstag (Nicht in Betrieb) | Exk­lu­siv: speakerbooking.ch/sms2sms

About @sms2sms, aka Stefan M. Seydel/sms ;-)

Ste­fan M. Sey­del, Jahrgang 1965, ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er machte nach ein­er Beruf­slehre als Hochbauze­ich­n­er einen Bach­e­lor in Soziale Arbeit in St. Gallen und einen Mas­ter in der gle­ichen Diszi­plin bei Sil­via Staub-Bernasconi in Berlin. Seine über­wiegend selb­st­ständi­ge Tätigkeit kreist um das The­ma der Entwick­lung und Real­isierung von Pilot- und Impul­spro­jek­ten für renom­mierte Auf­tragge­berin­nen.

Als Kün­stler hat er Ausstel­lun­gen und Per­for­mances auf inter­na­tionaler Ebene präsen­tiert, darunter in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don, dem Deutschen His­torischen Muse­um in Berlin oder ein­er Einze­lausstel­lung “Kun­st Macht Prob­leme” in der Cryp­ta Cabaret Voltaire, Birth­place of DADA in Zürich. Er wurde mit dem Migros Jubilée Award in der Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung aus­geze­ich­net und hat diverse Ehrun­gen durch Web­by Awards für seine Arbeit mit rocketboom.com erhal­ten.

Ste­fan war Jury-Mit­glied des Next Idea Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010 und war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung des Gym­na­si­ums Kloster Dis­en­tis. Sein Wis­sen und seine Erfahrung im Bere­ich der Infor­ma­tion und Tech­nolo­gie haben ihm auch dabei geholfen, mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz unter WikiDienstag.ch zusam­men­zuar­beit­en.

Sein Engage­ment im Bere­ich der frei­willi­gen Arbeit führte ihn in das Prä­sid­i­um Inter­na­tionaler Bodensee Club (Leitung Fach­gruppe Wis­senschaft) oder für einige andere Jahre als Vice-Präsi­dent des von Paul Wat­zlaw­ick ini­ti­ierten P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Sey­del hat unter ((( rebell.tv ))) zwei Büch­er zusam­men mit sein­er Part­ner­in veröf­fentlicht, viele Kolum­nen, Fach­texte und jour­nal­is­tis­che Texte pub­liziert.

Seine Arbeit auf Social Media nutzt er als Microblog­ging. In seinem Blog ver­ar­beit­et er seine The­men. Einige davon wer­den auf Anfra­gen zu les­baren Tex­ten ver­tieft, andere wer­den zu Vorträ­gen aus­ge­baut. Bei Carl Auer Ver­lag in Hei­del­berg, sam­melt er “Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form”. Seine Entwick­lun­gen im Kon­text der sozial­räum­lichen Inter­ven­tion (“Arbeit am Sozialen”) machen konkrete Vorschläge in Bezug auf die Beant­wor­tung der Sozialen Frage.

Nach 12 Jahren Berlin und 6 Jahren Zürich zog er aber in sein­er zweit­en Leben­shälfte vom Bodensee der Rhein­quelle ent­ge­gen nach Dissentis/Mustér und hat seine Reisetätigkeit fast ganz eingestellt. Dafür macht er umsomehr soge­nan­nte #Feed­logs (Orgiastik). Das sind Arbeitsmeet­ings an inten­tionalen Fra­gen in einem Lifestream. (so?) #TextBy­Chat­G­PT

der workflow (aby warburg, rebell.tv)

Aus Band 2 von: Tina Piazzi & Ste­fan M. Sey­del, Junius-Ver­lag Ham­burg | pdf: Band 1, 2009 | Band 2, 2010