https://dissent.is/2023/04/17/johannritz/

Wie der Künstler #JohannRitz der #Surselva ultramontane Ideen ins Herz geschnitzt hat | “Der Bildhauer des Klosters” Johann Riz von Wals, Selkingen VS | Altarbauer im #Barock der Cadi/Surselva (Haus Gottes/Oberhalb des Waldes) | #Ultramontan #LavinaNera #Kulturwechsel

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AKTUELL: REISE NACH SELKINGEN

Mittwoch 26. Juli 2023 | Die Reiseg­ruppe ist auch bei der 3. Reise völ­lig offen: Teil­GEBEN ist seel­iger als Teil­Nehmen:

  • 7.30h Messe Kloster Dis­ten­tis
  • Abfahrt 9:14h ab Haupt­bahn­hof Disentis/Mustér | wir fahren doch mit dem auto :-/
  • Ankun­ft im Hotel Weis­shorn (Biel/Goms)
  • Mit­tagessen
  • 14h Besprechung mit Tony Chas­ton­ay Graf­schaft Kul­tur www.grafschaft.ch und Detailpla­nung
  • https://www.gemeinde-goms.ch/gemeinde/kirche/kirchen-kapellen 
  • Gesichert ist: Führung von ein­er ein­heimis­chen Per­son, welche Johann Ritz gut ken­nt
  • Gesichert ist: Zugang zum Pri­vathaus von Johann Ritz
  • Rück­fahrt nach dem Mit­tagessen Don­ner­stag 27. Juli wieder zurück
  • Spätestens 16.10h Rück­fahrt
  • 19.30h Messe Kloster Dis­en­tis

FRAGEN @sms2sms

Inter­essiert mit dabei zu sein?
- Die Anreise via Dissent.is/Muster ist freilich keine Bedin­gung.

Quellen:

Anschauen:

So erklärt Tony Chastonay die Arbeit von Johann Ritz

pdf | http://www.grafschaft.ch/

Lieblingsmo­tive 1/5
• Maria mit dem Jesuskn­aben (Hl. Fam­i­lie Ritzinger­feld + Hochal­tar d. Kapelle von Eyholz)
• Man­tel schwingt in bewegter Weise um die
Hüfte
• flat­tert seitlich der Beine her­aus
• Die ver­schränk­ten Füss­chen des Jesuskn­aben
und die achsen­re­iche Hal­tung der bei­den Kör­p­er wer­den zu typ­is­chen Kennze­ichen der Ritz­fig­uren
Werk­ma­te­r­i­al
• Johann Ritz schnitzte die Altäre aus ein­heimis­chem Arven­holz.
• Es ist weich und leicht zu bear­beit­en
• Des starken Ter­pentinge­haltes wegen wird es
nicht vom Holzwurm befall­en
• Sog­ar Werke aus Gilt­stein (weich­er Speck­stein)
stellte er her

Fig­uren­stil 1/6
• Ver­zo­gene Gesichter mit schiefer Nase
• Nach aussen gesenk­te Augen, die san­fte Schw­er­mut aus­drück­en
• Kun­stvoll aufge­set­zte Haar­tra­cht­en
• San­fte Schwingung des Kör­pers im ver­tikalen Sinne
• Frei und natür­lich in der Bewe­gung
• Arme schwenken oft im Gegen­satz zum Kopf
• Lieblingsmo­tiv diag­o­nal über den Leib greifende
Hand, die ein Buch hält oder Man­tel­saum fasst
• Seit­en­fig­uren bewe­gen sich meist im Gegensinn
und sym­metrisch zueinan­der
• Mit­telfig­uren laden Arme teils bei­d­seit­ig aus
• Stärke des Meis­ters lag in der Gestal­tung der Gewän­der
• Tuniken mit offe­nen umgelegten Krä­gen
• Män­tel in man­nig­falti­gen Bah­nen darüber

Architek­turstil 1/7
• Altäre meist aus ein­er oder zwei, sel­ten aus drei
Säu­le­nar­chitek­turen, die als selb­ständi­ge Geschosse aufeinan­der ste­hen
• Laubum­rank­te Säulen bilden Nis­chen und tra­gen
das Gebälk darüber
• Jedes Geschoss wird meist von Fig­uren flankiert,
deren Köpfe meist gegen die Altar­mitte gerichtet
sind, während die Kör­p­er leicht abdrehen
• Die Nis­chen und damit die Fig­uren verklein­ern
sich nach oben pro­por­tion­al
Far­ben
• Fast allen Gewän­dern wurde Goldglanz gegeben
• Bei mehreren Gewän­dern wech­selte Gold und
Sil­ber
• Blasse Kör­perteile schim­mern in rosig ange­hauchtem Inkar­nat (Fleis­chton in Malerei)

Familie

(das chat­G­P­T4-plu­g­in mit eini­gen prob­leme ;-)

Johann Ritz hat­te fol­gende Kinder:

  • Johann Joseph Anton Ritz (1697–1766), Bild­hauer und Stuck­a­teur
  • Johan­na Franziska Ritz (1698-?), Heiratete den Maler Hans Kas­par Leser und begleit­ete ihn als Gehil­fin über­all­hin.
  • Maria Anna Ritz (1700-?), Nonne im Kloster St. Ursu­la in Solothurn
  • Johann Jakob Ritz (1701–1766), Bild­hauer und Stuck­a­teur
  • Johann Bap­tist Ritz (1707–1775), Bild­hauer und Stuck­a­teur
  • Johann Peter Ritz (1711–1775), Bild­hauer und Stuck­a­teur
  • Johann Adam Ritz (1713–1748), Bild­hauer und Stuck­a­teur
  • Johann Georg Ritz (1716–1771), Bild­hauer und Stuck­a­teur
  • Johann Jodocus Ritz war im Jahr 1708 in der Kloster­schule in Dis­en­tis.
  • Hans Gieri Ritz war um das Jahr 1716 in der Kloster­schule in Dis­en­tis.

Used AskY­our­PDFUsed AskY­our­PDF

Hier sind die Infor­ma­tio­nen, die ich aus dem Doku­ment extrahieren kon­nte:

  1. Johann Jodocus Ritz (auch als “Jodok” beze­ich­net): Er war der einzige Sohn von Johann Ritz, der die männliche Lin­ie der Bild­hauer­fam­i­lie fort­set­zte. Er war ein Bild­hauer.
  2. Johan­na Franziska Ritz (geboren 1698): Sie war die Tochter von Johann Ritz. Sie heiratete den Maler Hans Kas­par Leser und begleit­ete ihn über­all­hin als Gehil­fin.
  3. Garin Johann Georg Ritz (geboren 1706): Er war ein Sohn von Johann Ritz. Er wurde als gelehrter und kun­stlieben­der Pfar­rer von Mün­ster und als geschick­ter The­ater­schrift­steller bekan­nt. Sein Vater ließ ihn in Dis­en­tis, Brig und Mai­land studieren, wo er in The­olo­gie dok­to­ri­erte und zum apos­tolis­chen Notar ernan­nt wurde.
  4. Franz Anton Ritz (1722—ca 1770): Er war ein Sohn von Jodok Ritz und wid­mete sich eben­falls der Kun­st als “gebilde­ter Maler”. Er wird auch zweimal als Bild­hauer erwäh­nt, obwohl keine bild­hauerischen Werke von ihm bekan­nt sind.

In diesem Beitrag samm­le ich Infor­ma­tio­nen über die — neben Pater Flo­ri­ano und die Abt Adal­berts — vorder­gründig wichtig­ste Fig­ur in mein­er Geschichte #SendaDilsCaputschins. Bitte erwarte hier keinen les­baren Text. Falls du aber weit­ere Hin­weise für mich hast, freue ich mich riesig über deinen Kom­men­tar. Unten in diesem Blog oder auch via eMail auf meinem Account bei nossaistorgia.ch/@sms2sms

Der Auftritt von Johann Ritz im 2. von sieben Teilen:

Der historische Johann Ritz

∗ 6.11.1666 Selkin­gen | † 4.10.1729 Selkin­gen | Bild­hauer und Altar­bauer des Hochbarock im Wal­lis. Mit­glied der Kün­stler­fam­i­lie Ritz. Vater von Johann Jodok, Gross­vater von Johann Franz Anton Ritz (sik-isea.ch | HSL | Wikipedia | NossaIstorgia.ch | PDF: Kirchen- & Kap­pel­len­führer Ober­goms)

Einord­nung his­torisch: Barock (Wikipedia) | Frage: Wie datiert Peter Her­sche?

  • Früh­barock (bis ca. 1650)
  • Hochbarock (ca. 1650–1700)
  • Spät­barock (ca. 1700–1730)

Einord­nung poli­tisch: #Lav­inaN­era

  1. #Pater­Flo­ri­ano (1707)
  2. #Cas­parDe­curtins (1877)
  3. #Com­monism (2020)

Einord­nung geografisch: Die Cadi

Sur­sel­va — “Ober­halb des Walders”
- Der “Uaul Grond” (der grosse Wald) war das Gebi­et des (nacheiszeitlichen) Bergsturzes bei Flims gemeint. Die heutige “Ruin­aul­ta”, die heute von ein­er spek­takulären Schmal­spureisen­bahn durch­quert wird.
- Zu deutsch, wird diese Region “Bünd­ner Ober­land” genan­nt, welche sich vom Zusam­men­fluss von Vorder- und Hin­ter­rhein bis hin­auf, dem Vorder­rhein ent­lang zur soge­nan­nten Rhein­quelle erstreckt.

die 3. von drei reisen im juli 2023

Thread auf Twit­ter mit allen Bildern von der Reise:

Serie: “Kirche von hin­ten”

WORK IN PROGRESS

Die Cadi in der Zeit von “unserem Pater Flo­ri­ano” war aber klein­er als die heutige Sur­sel­va und ging (ver­mut­lich) bis nach Tavanasa. Vielle­icht auch nur bis Zig­nau. Sich­er aber nicht ein­mal bis “zur ersten Stadt am Rhein”, Ilanz. (abklären! Antwort: Die Karte ist kor­rekt für die Zeit 1695–1720:

Die Cadi war bis 1851 in vier Ver­wal­tung­shöfe bzw. Niederg­erichte, sog. cuorts, mit je einem Statthal­ter unterteilt: Disentis/Mustér, Tujetsch, jew­eils vere­int Breil/Brigels und Medel (Luc­magn) bzw. Trun und Sumvitg. Die Vertreter der Nach­barschaften bilde­ten den mag­is­trat de cumin (14 Mit­glieder), das Zivil­gericht (vier Mit­glieder pro Hof unter Vor­sitz des Lan­dammanns), und das Krim­i­nal­gericht (40 Mit­glieder). Die polit. Entschei­dun­gen lagen bei der Gerichts­ge­meinde (cumin grond). Der Lan­dammann wurde von dieser ab 1472 aus einem Dreier­vorschlag des Abts, vom frühen 17. Jh. an frei gewählt. Die Wahlen fan­den nach 1472 jährlich, ab 1751 alle zwei Jahre am Pfin­gst­mon­tag statt. 1738–45 kauften die Gemein­den die Klosterzehn­ten aus. 1799 bzw. 1803 wurde die C. als klösterl. Hoheits­ge­bi­et aufgelöst, blieb aber als cumin grond Dis­en­tis bis 1851 unverän­dert beste­hen. Sie besass auf dem Bund­stag des Grauen Bun­des zwei Stim­men, ab 1803 im Bünd­ner Gr. Rat zwei bis fünf Vertreter. 1851 wurde die ehem. Enklave Schlans als siebte Gemeinde dem neuen Kreis Dis­en­tis bzw. Bez. Vorder­rhein (seit 2001 Bez. Sur­sel­va) zugeschla­gen. 1854 wur­den die vier cuorts aufgelöst und in die übri­gen sechs heute beste­hen­den polit. Gemein­den eingegliedert.”)

Inter­es­sant ist, dass “Sumvitg” (Ober­stes Dorf) ins­beson­dere ermöglicht, eine (von vie­len) Orts­beze­ich­nun­gen des Klosters in Mustér zu erk­lären: Dis­en­tis. Lateinisch von Deserti­na. Deser­to, die Wüste. Eine ein­same, sied­lungsarme Gegend… Meine Inter­pre­ta­tion wird beto­nen:

  1. Dis­sentis (Dis­sent ist. Leit­frage Wie in ein­er Gemein­schaft ein gutes Leben gestal­ten?)
  2. Die rätoro­man­is­che Orts­beze­ich­nung Mustér ver­weist nicht (oder weniger) auf Monas­teri­um . Das benedik­tinis­chen Frauen­kloster im Engadin tut dies viel deut­lich­er: “Mus­tair”). Das sehen die die Kloster-His­torik­ern freilich gerne anders. Aber hier wird behauptet wer­den — und ich meine mit der Geschichte von Pater Flo­ri­ano gute Gründe vor­brin­gen zu kön­nen, wie damit viel mehr auf die Auseinan­der­set­zung mit den Kapuzin­ern ver­wiesen wird. Diese geben ein “Muster” vor, erin­nern an ein Muster, (re)präsentieren ein Vor­bild, an welchem die Mächti­gen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den…
  3. Der Dop­pel­na­men Disentis/Mustér benen­nt also die zwei Partein in der Entwick­lung eines Muster­haften Umgangs mit Dis­sentis, welch­es sich später in eine “Direk­te Demokratie”, in eine mod­erne Schweiz, weit­er aus­for­mulieren wird…
  4. Und später in ein­er zweit­en und drit­ten Law­ine, an das ursprüngliche Muster erin­nern wird: ERINNERN — GEDENKEN — ERNEUERN ;-)

zeitlich geordnete Arbeiten in der Surselva:

Quel­lenangabe: (Quelle/Seitenzahl)

  1. Hans Batz, Die Kirchen und Kap­peln des Kan­tons Graubün­den, Band VIII (undatiert ;-)
  2. Daniel Schön­bäch­ler: Die Benedik­tin­er­a­bteil Dis­en­tis, 1999, Schw. Kun­st­geschichte GSK (Redak­tion Wern­er Bieri)
  3. Urban Affen­tranger: Die Grün­dung kirch­lich­er Brud­er­schaften in der Benedik­tin­er­a­btei Dis­en­tis, Son­der­druck aus: “Stu­di­en und MIt­teilun­gen zur Geschichte des Benedik­tineror­dens uns sein­er Zweige”, Band 130/2019, EOS Ver­lag

um 1600

  • nicht zuge­ord­net: Früh­barocke Madon­na (heutige Marienkirche im Kloster). Diese Fig­ur wird Pater Flo­ri­ano und Johannes Ritz wohl gekan­nt haben… Die 7 Schmerzen Marias.
    PS: Rechts Placidus, Links Benedikt (nicht Sigis­bert!)

1675

  • Kon­text: Erste Entwürfe für den Barock­bau Kloster Dis­sentis

1685

  • Kon­text: Beginn Kon­vent­bau Kloster Dis­sentis

1703

  • Sedrun: Sogn Vigeli (1703 | Johann ist 37), 1/71 Inschrift: “JOANNES RIZ VON WAL HAT DISEN ALTAR GEMACHT”
    (Der Ver­trag ist 1702 und 1703 erfüllt wor­den. Hon­o­rar: 230 Kreistaler und ein­er Viehliefer­ung.)
  • https://nossaistorgia.ch/entries/mGYDGpQnMWA
  • Die Tafel ste­ht rück­seit­ig am Fuss des Apos­tels Paulus: von vorne gese­hen die Fig­ur auf der recht­en Seite.

“meine” zweite Sig­natur von #Johan­nes­Ritz 1692 gefun­den in seinem Pri­vathaus auf der 3. Reise im Juli 2032 ;-)

1704

  • Kon­text: Klosterkirche unter Dach

1707

  • Kon­text: Dor­fkirche Mustér: Ent­fer­nung Altar der Jakob­s­brud­er­schaft (3/226)
    - Wie sieht der Ersatz aus?!?
    - Wann?
    - Kön­nte Hin­weis auf Datum Haup­tal­tar Kloster sein

1710

  • Mom­pé-Mediel: Stat­uette der Immac­u­la­ta (1/36) Pöschel Seite 124 beschreibt die Stat­uette der Immaku­la­ta auf dem Hochal­ter. (Batz sagt, diese Stünde in der Sakris­tei.) Pöschel: “Der gebauschte Man­tel zeit den kle­in­falti­gen Gewand­stil des Johannes Ritz; um 1710) Viele Bilder in: kirchen-online.org
  • ?!? Kloster Dis­en­tis: Haup­tal­tar (Zeit­punkt unklar zw 1710 und 1712, zerstört/abgebrannt 1799, 1/13)
  • 1710 (Johann ist 44) Kloster Dis­en­tis: Pla­cial­tar (Seit­enal­tar rechts, 1/15)

Vorder­grund: Kathari­nen-Altar, 1652 — pen­dant zu Michael­salter. Hin­ter­grund: Johann Ritz: Placidus-Altar.

https://nossaistorgia.ch/entries/Y9JDKxzkMOR

1712

  • Kloster Dis­en­tis: Benedik­t­saltar (Seit­enal­tar links, 1/15)

1716

  • Altäre: Ander­matt, Pfar­rkirche (1716) sik

1726

(Johann ist 60 | Sein Sohn Jodok ist 29)

In der Gebälkkar­tusche das Datum 1726, auf der Rück­seite die Inschriften des Altar­bild­hauers und des Ver­gold­ers: JONNES RIZ BILT-HÜWER VON WALES A° 1724. Darüber: „Johann Franz ab Egg, mahler, gebür­tig von Schweytz (Schwyz) won­haft bey St. Gallen 1726”. Ren­oviert und neu gefasst von REISS und HAAGA, Rorschach 1931. (quelle)

(…)

(…)

(…)

threads, rescherchen…

Auswertungen Quellen

SIK: “Johann Ritz war das älteste von fünf Kindern des Johann Ritz und der Mag­dale­na Bider­bost. Es ist nicht bekan­nt, ob er im ein­heimis­chen Handw­erk aufwuchs oder nach Ital­ien und Süd­deutsch­land wan­derte. Vielle­icht war Ritz ein Schüler von Johann Sigris­ten, der in Brig eine Bild­hauer­w­erk­stätte betrieb. 1683 Mitar­beit am Hochal­tar der Anto­niuskapelle auf dem Biel in Mün­ster. Zu dieser Zeit war er unter Umstän­den schon fer­tiger Geselle; mit 19 Jahren kön­nte er, wie sein Sohn Johann Jodok, schon den Meis­ter­ti­tel geführt haben. 1691 stand Ritz bere­its auf der Höhe sein­er Kun­st und fand als «erfahren­er Bild­schnitzer» Erwäh­nung. 1691 und 1692 erwarb er das 1681 aufge­stock­te, geräu­mig aus­ge­baute Wohn­haus von seinen Geschwis­tern und schmück­te es mit vie­len Schnitzereien aus. 1694 Heirat mit Maria Jost aus Lax. Da sie in Selkin­gen min­destens acht Kinder zur Welt brachte und Ritz dort über Haus und Boden ver­fügte, scheint es wahrschein­lich, dass die Ehe­frau daheim die Land­wirtschaft besorgte, während der Mann auswär­tigem Ver­di­enst nachging. In den 1690er-Jahren begann Ritz seinen Wirkungskreis auszudehnen, zuerst auf die unteren Zehn­den des Ober­wal­lis und schliesslich gren­züber­schre­i­t­end nach Graubün­den, Uri und Unter­walden. In den let­zten zwei Jahrzehn­ten seines Lebens scheint Ritz eine grössere Werk­statt geleit­et zu haben, in der auch sein ältester Sohn Johann Jodok als Bild­hauer mitar­beit­ete. Die Hauptwerke dieser Zeit wur­den durch den in St. Gallen wohn­haften Schwyz­er Maler Johann Franz Abegg gefasst, dem der junge Maler Hans Kas­par Leser von St. Gallen, der Schwiegersohn des Johann Ritz, als Gehil­fe zur Seite stand. Nach Ritz’ Tod führte sein Sohn Johann Jodok die Werk­statt weit­er. Dessen Sohn Johann Franz Anton war wiederum als Maler und Bild­hauer tätig.

Johann Ritz schulte sich vor allem an beste­hen­den Werken sein­er eng­sten Heimat. Diese boten ihm das gesamte Fig­uren- und Architek­tur­reper­toire, das sich in reichen Abwand­lun­gen an seinen Altären find­et. Zahlre­iche sein­er Motive entlehnte er dem Altar der Wall­fahrt­skapelle auf dem Ritzinger­feld und gab sie in sein­er eige­nen For­men­sprache wieder. In seinem Stil zeigt sich gesamthaft gese­hen ein Über­gang vom Manieris­mus zum Barock, der zwei ver­schiedene Wurzeln aufweist: Mit der heimis­chen Spät­gotik verbinden Ritz die handw­erk­lichen Gepflo­gen­heit­en, die Spezial­ität des gefassten Schnitzal­tars, die Rei­hung mehrerer Fig­uren in einem Geschoss an den frühen Altären, dann seine Schre­in­fig­uren mit ihrer flächi­gen und unsta­tis­chen Hal­tung. Den Gestal­tung­sprinzip­i­en des ital­ienis­chen Manieris­mus hinge­gen entsprechen die starke Akzen­tu­ierung der Altarflanken durch Säulen und Fig­uren und die strenge for­male Gebun­den­heit und Unterord­nung der Fig­uren unter die Architek­tur. Johann Ritz ver­schloss sich aber der neuen Rich­tung des Barock nicht. Die Gebär­den sein­er Fig­uren erhal­ten Motivierung, indem die Hände das Gewand empor­raf­fen oder ein Attrib­ut hal­ten. Zur Steigerung des Effek­ts durch­brach Ritz oft die Wände der Altargeschosse, um ver­schiedene Lichtwirkun­gen wirk­sam wer­den zu lassen. Die volle Ent­fes­selung und die Fülle barock­en Vol­u­mens aber wird seinen Gestal­ten kaum je zuteil.

Bei aller Nei­gung zur Typenkon­stanz und Vor­liebe für tra­di­tionelle Zier­for­men über­rascht Ritz jedoch immer wieder als ideen­re­ich­er Gestal­ter. Seine Stärke liegt im Deko­ra­tiv­en, was in der reich bewegten, aber natür­lich fliessenden Gewand­darstel­lung und der Vielfalt der gewun­de­nen, von Akan­thus­ranken umschlun­genen Säulen zum Aus­druck kommt. Für Ritz ist die malerische Gesamt­form sein­er Altar­baut­en wichtig. Diesem ganzheitlichen Formwillen dienen auch seine Skulp­turen, indem sie zur Aktivierung des architek­tonisch-deko­ra­tiv­en Alta­rauf­baus einge­set­zt wer­den; in Ober­wald beispiel­sweise übernehmen die Seit­en­stat­uen optisch die Funk­tion von Tragsäulen, in Unter­bäch bevölk­ert ein ganz­er Reigen von Put­ti die Akan­thu­se­in­fas­sung der zen­tralen Marienkrö­nung, und in Biel (VS) tür­men sich am dreigeschos­si­gen Hochal­tar Chris­tus und die zwölf Apos­tel zu ein­er Fig­uren­pyra­mide. Die Fig­uren selb­st set­zen eine frontale Betra­ch­tung voraus. Erst dann erscheinen sie vollplas­tisch und sta­bil. In Wirk­lichkeit sind sie flach und schmal und von labil­er Unsicher­heit im Ste­hen und Schre­it­en. Ihr Aus­druck wird durch eine inten­sive Bunt­fas­sung mit lebensecht­en Inkar­nat­en gesteigert, aber auch durch unwirk­lich scheinende Ver­goldung und Sil­ber­par­tien mit leuch­t­en­dem Lüster.

Ritz trat stets als alleiniger Unternehmer auf. Als lei­t­ende Per­sön­lichkeit ent­warf er die Pläne und Skizzen, koor­dinierte die Arbeit­en mehrerer Handw­erk­er wie Fass­maler und Tis­chler und sig­nierte häu­fig das fer­tige Werk. Höchst­wahrschein­lich beschäftigte er auch Gesellen und Lehrlinge, darunter vielle­icht seine Tochter Johan­na Franziska, die später zusam­men mit ihrem Ehe­mann Hans Kas­par Leser arbeit­ete, denn ohne Mith­il­fe unter­ge­ord­neter Kräfte liesse sich der Umfang seines Werks wohl kaum erk­lären.

Johann Ritz gilt als führen­der Wal­lis­er Altar­bauer und Bild­hauer des Hochbarock. Er wurde rasch zum begehrtesten Altar­bauer des Ober­wal­lis und dehnte sein Tätigkeits­ge­bi­et nach Uri, Graubün­den und Unter­walden aus und wurde zum eigentlichen Repräsen­tan­ten der schweiz­erischen alpen­ländis­chen Schnitzkun­st sein­er Zeit. Sein Wirken war der­massen frucht­bar und nach­haltig, dass der Begriff «Ritz-Altar» zu einem geläu­fi­gen Ken­nwort inner­halb der schweiz­erischen Kun­st­geschichte gewor­den ist.

Werke:
Ander­matt, Pfar­rkirche, Anto­niusstat­ue;
Selkin­gen, ehe­ma­liges Kün­stler­haus; Unter­bäch, Pfar­rkirche, Hochal­tar und Kreuzi­gungs­gruppe, 1697;
Altäre:
Sedrun, Pfar­rkirche St. Vig­ilius (1702)
Vrin, Pfar­rkirche (1710)
Dis­en­tis, Klosterkirche (1710)
Ritzinger­feld, Wall­fahrt­skapelle (1713)
Biel (VS), Pfar­rkirche (1715)
Ober­wald, Pfar­rkirche (um 1715–17)
Ander­matt, Pfar­rkirche (1716)
Stans, Frauen­kloster (1723)
Vil­la-Pleiv/Vel­la-Pleif (GR), Pfar­rkirche (1726) | “In der Gebälkkar­tusche das Datum 1726, auf der Rück­seite die Inschriften des Altar­bild­hauers und des Ver­gold­ers: JONNES RIZ BILT-HÜWER VON WALES A° 1724. Darüber: „Johann Franz ab Egg, mahler, gebür­tig von Schweytz (Schwyz) won­haft bey St. Gallen 1726”. Ren­oviert und neu gefasst von REISS und HAAGA, Rorschach 1931.”

(anders sortiert und ergänzt durch sms)

Fabi­an Per­ren, 1998, aktu­al­isiert durch die Redak­tion, 2015”

HSL: “Sohn des Johann und der Mag­dale­na Bider­bost. 1694 Maria Jost, von Lax. Aus­bil­dung möglicher­weise in der Bild­hauer­w­erk­stätte von Johann Sigris­ten in Brig. Johann Ritz, der 1691 bere­its als erfahren­er Bild­schnitzer galt, schuf zuerst im Wal­lis, von den 1690er Jahren an auch in Graubün­den, Uri und Unter­walden zahlre­iche Altäre. Als Höhep­unkt sein­er Schnitzkun­st gilt der fig­uren­re­iche, sich über die gesamte Chor­bre­ite erstreck­ende Hochal­tar in der Pfar­rkirche Sedrun (1702). Als führen­der Wal­lis­er Altar­bauer und Bild­hauer des Hochbarock zeich­nete sich Johann Ritz vor allem durch seine Stärke im deko­ra­tiv­en Bere­ich und seinen ganzheitlichen Formwillen aus.”

Johann Jodok Ritz:

∗ 5.5.1697 Selkin­gen,
† 4.4.1747 Zer­matt

1708 Nen­nung von Johann Jodok Ritz in der Schüler­aufzäh­lung der Kloster­schule von Dis­en­tis. Er lernte von seinem Vater die Bild­schnitzerei und arbeit­ete in dessen Werk­statt mit. 1715, im Alter von 18 Jahren, heiratete er Maria Bar­bara Ambort von Sile­nen in der dor­ti­gen Pfar­rkirche und liess sich vor­erst in Selkin­gen nieder. 1716 wurde er anlässlich der Geburt ein­er Tochter im Pfar­reireg­is­ter als Schnitzer und Meis­ter betitelt. 1724 eventuelle Beteili­gung am Hochal­tar von Pleiv, dem let­zten bekan­nten Werk seines Vaters. Im Juli des­sel­ben Jahres in Gösch­enen. Der barocke Altar der dor­ti­gen ehe­ma­li­gen Dor­fkapelle soll das erste selb­ständi­ge Werk darstellen. 1725 erscheint er als Haus­be­sitzer in Alt­dorf. 1726 Hochal­tar von Sile­nen, der trotz später­er Umbaut­en seine beste Arbeit bleibt. Johann Jodok Ritz baute Altäre in den Kan­to­nen Uri und Graubün­den. Seine Ehe­frau begleit­ete ihn an all die ver­schiede­nen Arbeit­sorte. So wur­den alle Kinder, auss­er dem ersten, auswärts geboren und getauft. Johann Jodok Ritz starb in Zer­matt, wenige Tage nach dem Tod sein­er Frau.

Johann Jodok Ritz arbeit­ete in der Tra­di­tion seines Vaters, ohne jedoch dessen Aus­druck­skraft zu erre­ichen. Er über­nahm beispiel­sweise die Akan­thus­ranken und die typ­is­chen auseinan­der­flat­tern­den Man­tel­säume. Seine Fig­uren wirken jedoch befan­gen und ein wenig unbe­holfen, zeigen eine frontale, steife Hal­tung. Einzig in den Stat­uen des Hochal­tars von Sile­nen näherte er sich den bewegteren und achsen­re­icheren Kom­po­si­tio­nen des Vaters.

Der Umfang des Werks ist nicht gek­lärt. So arbeit­ete im Wal­lis um die Mitte des 18. Jahrhun­derts der jün­gere Zeitgenosse Peter Lag­ger von Reckin­gen in einem verblüf­fend ähn­lichen Stil, der eben­falls durch eine steife Frontal­ität der Hal­tung, das Sch­ablo­nen­hafte und die Leere des Aus­drucks auf­fällt. Peter Lag­ger stand wahrschein­lich in Beziehung mit ein­er Werk­statt der Fam­i­lie Ritz; eine Zusam­me­nar­beit der bei­den Bild­hauer Johann Jodok Ritz und Peter Lag­ger ist möglich.

Werke: Brigels, Pfar­rkirche (um 1738); Fellers, Pfar­rkirche (um 1738); Gösch­en­er­alp, Kapelle (1724); Schattdorf, Pfarr- und Wall­fahrt­skirche (1736–39); Sile­nen, Pfar­rkirche (1726); Wassen, Kirche (1733); Zum­dorf, Kapelle (Hos­pen­tal, 1728).

Fabi­an Per­ren, 1998, aktu­al­isiert durch die Redak­tion, 2019

Zitier­meth­ode:
Fabi­an Per­ren: «Jodok Ritz». In: SIKART Lexikon zur Kun­st in der Schweiz, 2019 (erst­mals pub­liziert 1998).
https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4031472/in/sikart

Verarbeitungen in:

https://dissent.is/2022/11/10/sendadilscaputschins/

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019, Foto­cre­d­it: Charles Schny­der):  Twit­terWikipedia (Lem­ma), Youtube (aktuell), Sound­cloudMastodonInsta­gram (ges­per­rt), SnapchatTik­TokTwitcht.me/WikiDienstag (Nicht in Betrieb) | Exk­lu­siv: speakerbooking.ch/stefan-m-seydel

Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Pen­delte bis 2010 als Mach­er von rebell.tv zwölf Jahre zwis­chen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied als Ex-Vice-Präsi­dent im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Ab 2018 arbeit­ete er in Zürich-Hot­tin­gen im unter rebell.tv entwick­el­ten Work­flow u.a. in Zusam­me­nar­beit mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz unter dem Label “WikiDienstag.ch”. Er pub­lizierte während der Coro­na-Krise im Früh­ling 2020 in der NZZ einen Text über Wikipedia, ini­ti­ierte Jahres­fes­ti­vals #PaulWat­zlaw­ick, #StanisławLem (doi: 10.55301/9783849770006), #Kathari­naVonZ­im­mern und sam­melt im Blog von Carl Auer Ver­lag, Hei­del­berg, “Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form”. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegrün­de­ten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträ­gen der FH St. Gallen, Gesund­heits­di­rek­tion Kan­ton St. Gallen, Bun­de­samt für Gesund­heit (BAG) und der EU aus ein­er Anstel­lung als Leit­er Impuls- und Pilot­in­ter­ven­tio­nen für die Aids-Hil­fe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mit­ten in die Schweiz­er Alpen.

Textsorte: (1) Traum, (2) Blitz, (3) Beken­nt­nis, (4) Memo, (5) Märchen, (6) Dra­ma, (7) Tabu
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Lis­ten­bil­dung, Work in Progress
Anlass: (…)
TL;DR: (…)
Bildquelle: (…)
URL/Hashtag: (…)


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