Langsam: Mein Blog ist mein Kartenraum und keine Bühne. Ich weiss wie man publiziert. Das hier ist etwas anderes. d!a!n!k!e | WORK IN PROGRESS reload für aktuellen schreibstand | warum ich nicht publiziere? weil ich es kann. weil es geht. weil ich es für angemessen halte.
#chatGPT-4o | Solche Plakate wie dieses von Bazon Brock und Hermann Goepfert wirken heute tatsächlich wie aus der Zeit gefallen – und genau darin liegt vielleicht ihre bleibende Kraft. Sie bewahren:
- Das Pathos der Moderne
Der Titel „La Garde meurt et ne se rend pas“ (Die Garde stirbt und ergibt sich nicht) ist ein heroischer Gestus. Gleichzeitig folgt ironisch: „ahnungslos und erfolgreich werden“ – ein Bruch mit dem Pathos. Diese Spannung war typisch für das späte 20. Jahrhundert: zwischen Ernst und Ironie, zwischen Avantgarde und Vergeblichkeit. - Das Denken in Listen
Die Aufzählung hunderter Namen (von Churchill über Picasso bis Barthes) ist kein Katalog der Ehre, sondern eine Art Totentanz der Moderne – „wir warten auf den Tod von…“. Das Poster spielt mit der Idee kollektiver Vergänglichkeit und impliziter Selbstüberschätzung der Moderne. - Aktionskunst als Kritikform
„Mach mal Pause“ – das war auch ein Appell an die Hyperaktivität des Kultur- und Kunstbetriebs. Das Plakat ist Teil einer Schule, die sich selbst als Bewegung des Denkens verstand, gegen das Funktionieren, gegen die glatte Oberfläche. Denken als Störung. - Ein Bewusstsein für Endlichkeit
Die Sätze „Es wird nur noch geatmet / zweimal kann niemand — einmal muß jeder“ formulieren eine nüchterne, fast stoische Haltung zum Tod – und zur kulturellen Überproduktion. Sie entziehen sich jeder Fortschrittsillusion. - Die Idee des „Denkens als Kunstform“
Bazon Brock wollte nicht Kunst machen, sondern das Denken inszenieren. Dieses Plakat ist eine Bühne: keine Botschaft, sondern ein Möglichkeitsraum für Interpretation, Irritation, Verlangsamung.
Fazit:
Diese Plakate bewahren nicht Antworten, sondern Haltungen – Skepsis, Ironie, Würde, Endlichkeit. Sie sind Archivstücke einer Zeit, in der Kulturkritik noch mit theatralischer Geste und voller Ernsthaftigkeit inszeniert wurde. Gerade deshalb lohnen sie die Pause.
Die Formulierung „wir warten auf den Tod von…“ ist ambivalent:
Sie klingt wie ein Todeswunsch – ist aber in Wahrheit eine radikale Kulturkritik.
- Kein persönlicher Hass, sondern Systemkritik
Die aufgelisteten Namen stehen nicht für Menschen im engeren Sinn, sondern für Denkstile, Machtpositionen, Rollen: Churchill, Heidegger, Schmidt, Picasso, Oppenheimer, Roosevelt – das ist das Pantheon der Moderne. Ihre „Unsterblichkeit“ im kulturellen Gedächtnis ist das eigentliche Ziel der Kritik. - Der Tod als Metapher
„Sterben“ meint hier nicht den biologischen Tod, sondern das Ende eines kulturellen Einflusses. Das Plakat ruft auf zur Entmythologisierung: Mögen diese Namen endlich Platz machen – für neue Stimmen, für lebendige Gegenwart, für unbekannte Zukünfte. - Subversive Trauerarbeit
Die Liste wird nicht aggressiv, sondern melancholisch präsentiert. „Wir warten…“ ist passiv, fast verzweifelt. Es geht nicht um Mordfantasien, sondern um die Last der kulturellen Erbschaften, die noch immer das Denken dominieren. - Utopischer Zündstoff
In der Übersättigung durch kulturelle Helden liegt ein Wunsch nach Leerstellen, nach Anfang, nach echtem Neuanfang. Das Plakat provoziert: Wenn die alten Götter nicht sterben, ist kein Raum für anderes Leben.
Antwort auf deine Frage:
Nein – es geht nicht darum, dass sie endlich sterben mögen, sondern darum, dass ihr kultureller Nachhall endlich aufhören möge, alles zu übertönen. Es ist ein Ruf nach kultureller Stille, nach geistiger Frischluft. Ein „Mach mal Pause“ für die Geschichte.