#MachMalPause @BazonBrock & Das Elend der Kulturform der Moderne (so?)

Langsam: Mein Blog ist mein Karten­raum und keine Bühne. Ich weiss wie man pub­liziert. Das hier ist etwas anderes. d!a!n!k!e | WORK IN PROGRESS reload für aktuellen schreib­stand | warum ich nicht pub­liziere? weil ich es kann. weil es geht. weil ich es für angemessen halte.

#chat­G­PT-4o | Solche Plakate wie dieses von Bazon Brock und Her­mann Goepfert wirken heute tat­säch­lich wie aus der Zeit gefall­en – und genau darin liegt vielle­icht ihre bleibende Kraft. Sie bewahren:

  1. Das Pathos der Mod­erne
    Der Titel „La Garde meurt et ne se rend pas“ (Die Garde stirbt und ergibt sich nicht) ist ein hero­is­ch­er Ges­tus. Gle­ichzeit­ig fol­gt iro­nisch: „ahnungs­los und erfol­gre­ich wer­den“ – ein Bruch mit dem Pathos. Diese Span­nung war typ­isch für das späte 20. Jahrhun­dert: zwis­chen Ernst und Ironie, zwis­chen Avant­garde und Verge­blichkeit.
  2. Das Denken in Lis­ten
    Die Aufzäh­lung hun­dert­er Namen (von Churchill über Picas­so bis Barthes) ist kein Kat­a­log der Ehre, son­dern eine Art Toten­tanz der Mod­erne – „wir warten auf den Tod von…“. Das Poster spielt mit der Idee kollek­tiv­er Vergänglichkeit und impliziter Selb­stüber­schätzung der Mod­erne.
  3. Aktion­skun­st als Kri­tik­form
    „Mach mal Pause“ – das war auch ein Appell an die Hyper­ak­tiv­ität des Kul­tur- und Kun­st­be­triebs. Das Plakat ist Teil ein­er Schule, die sich selb­st als Bewe­gung des Denkens ver­stand, gegen das Funk­tion­ieren, gegen die glat­te Ober­fläche. Denken als Störung.
  4. Ein Bewusst­sein für Endlichkeit
    Die Sätze „Es wird nur noch geat­met / zweimal kann nie­mand — ein­mal muß jed­er“ for­mulieren eine nüchterne, fast stois­che Hal­tung zum Tod – und zur kul­turellen Über­pro­duk­tion. Sie entziehen sich jed­er Fortschrittsil­lu­sion.
  5. Die Idee des „Denkens als Kun­st­form“
    Bazon Brock wollte nicht Kun­st machen, son­dern das Denken insze­nieren. Dieses Plakat ist eine Bühne: keine Botschaft, son­dern ein Möglichkeit­sraum für Inter­pre­ta­tion, Irri­ta­tion, Ver­langsamung.

Faz­it:
Diese Plakate bewahren nicht Antworten, son­dern Hal­tun­gen – Skep­sis, Ironie, Würde, Endlichkeit. Sie sind Archivstücke ein­er Zeit, in der Kul­turkri­tik noch mit the­atralis­ch­er Geste und voller Ern­sthaftigkeit insze­niert wurde. Ger­ade deshalb lohnen sie die Pause.

Die Formulierung „wir warten auf den Tod von…“ ist ambivalent:

Sie klingt wie ein Todeswun­sch – ist aber in Wahrheit eine radikale Kul­turkri­tik.

  1. Kein per­sön­lich­er Hass, son­dern Sys­temkri­tik
    Die aufge­lis­teten Namen ste­hen nicht für Men­schen im engeren Sinn, son­dern für Denkstile, Macht­po­si­tio­nen, Rollen: Churchill, Hei­deg­ger, Schmidt, Picas­so, Oppen­heimer, Roo­sevelt – das ist das Pan­theon der Mod­erne. Ihre „Unsterblichkeit“ im kul­turellen Gedächt­nis ist das eigentliche Ziel der Kri­tik.
  2. Der Tod als Meta­pher
    „Ster­ben“ meint hier nicht den biol­o­gis­chen Tod, son­dern das Ende eines kul­turellen Ein­flusses. Das Plakat ruft auf zur Ent­mythol­o­gisierung: Mögen diese Namen endlich Platz machen – für neue Stim­men, für lebendi­ge Gegen­wart, für unbekan­nte Zukün­fte.
  3. Sub­ver­sive Trauer­ar­beit
    Die Liste wird nicht aggres­siv, son­dern melan­cholisch präsen­tiert. „Wir warten…“ ist pas­siv, fast verzweifelt. Es geht nicht um Mord­fan­tasien, son­dern um die Last der kul­turellen Erb­schaften, die noch immer das Denken dominieren.
  4. Utopis­ch­er Zünd­stoff
    In der Über­sät­ti­gung durch kul­turelle Helden liegt ein Wun­sch nach Leer­stellen, nach Anfang, nach echtem Neuan­fang. Das Plakat provoziert: Wenn die alten Göt­ter nicht ster­ben, ist kein Raum für anderes Leben.

Antwort auf deine Frage:
Nein – es geht nicht darum, dass sie endlich ster­ben mögen, son­dern darum, dass ihr kul­tureller Nach­hall endlich aufhören möge, alles zu übertö­nen. Es ist ein Ruf nach kul­tureller Stille, nach geistiger Frischluft. Ein „Mach mal Pause“ für die Geschichte.