twitter auf die forsetzung des gleichen mit anderen mittel zu reduzieren verlangt nach debiler kommunikation #szwan

4.9.2015 | dieser ein­trag sollte drin­genst ein update erhal­ten. (zusam­men­stel­lung für optio­nen.) eben dieses ton­doku­ment aufm handy gefun­den:

erklärung hashtag

#swzan = erste buch­staben von: slavoj žižek weniger als nichts

gle­ich zu beginn 1347 seit­en unter­schei­det slavoj drei arten von kom­mu­nika­tion

  1. debile kom­mu­nika­tion
  2. imbezille kom­mu­nika­tion
  3. idi­o­tis­che kom­mu­nika­tion

ich ver­mute, dass ich das alles falsch ver­standen habe. aber ich finde es inspiri­erend. und es inspiri­ert mich so:

wenn ver­sucht wird, die 140 zeichen bei twit­ter, als eine fort­set­zung der kom­mu­nika­tion unter #buch­druck zu nutzen, dann kom­men sätze her­aus, welche ich in mein­er samm­lung der #tweet­sorten als #muse­nalp tweets beze­ichne. (wir haben in band 2 von die form der unruhe einen ersten vorschlag von textsorten gemacht. (näs­er von der uni mar­burg hat diese aufgenom­men.) die tweet­sorten ist eine sache, welche ich in den let­zten wochen begonnen habe, nach ein­er fast 5 jähri­gen absti­nenz ;-))) also seit mein­er zeit in zürich ab sept 2014. es gibt noch keine ord­nung. es ist eher ein spiel. muse­nalp-express bezieht sich dabei auf ein print-mag­a­zin aus mein­er teenag­er-zeit. da haben wir “lebensweisheit­en” eingeschickt. diese wur­den mit viel wer­bung umspült zu einem tollen heftchen gepresst… wowahrich?ahja:

wenn ich solche also solche muse­nalp-tweets lese, dann denke ich seit dem 19.2.2015 — dann habe ich das buch von slavoj bekom­men — an “debile” kom­mu­nika­tion: “allzeit bere­it, die hand­lung mit all­ge­meinen weisheit­en zu kom­men­tieren.” (s11. zweit­er abschnitt des buch­es ;-)

ich selb­st sehe mich mit mein­er (unser­er!) arbeit im bere­ich der “idi­o­tis­chen kom­mu­nika­tion”. nicht, im gle­ichen sinne wie sich slavoj in diese sphäre bug­gsiert. ganz anders.

die (unterkom­plexe) unter­schei­dung von #leitme­di­en­wech­sel, wie ich sie bei dirk baeck­er gel­ernt (ich müsste wohl auch hier sagen: mich habe inspiri­eren lassen ;-) scheinen mir ausseror­dentlich pro­duk­tiv zu sein. dabei wird so getan, dass wenn #sprache in eine frühzeitliche horde ein­fällt, sich die ganze soziale kon­stel­la­tion verän­dern wird. genau­so wenn die dom­i­nant gewor­dene sprache durch #schrift hyper­af­fir­ma­tiv ein­gelullt und über­rollt wird. genau­so #buchd­druck. und nun eben auch com­put­er. (in zif­ferblatt heft 32 des PEN­clubs habe ich diese rei­he durchge­spielt. dirk baeck­er zu lesen, dürfte aber sin­nvoller sein: stu­di­en zur näch­sten gesellschaft ;-)

dabei ist mir ein (näch­ster) pro­duk­tiv­er aspekt, bei der aktuellen suche nach kom­mu­nika­tiv­en eigen­schaften die annahme, dass wir es durch “dieses mit­denken von com­put­ern” es eben — wie bei allen angenomme­nen leitme­di­en­wech­seln — um eine anschlussVER­WEIGERUNG geht. und eben ger­ade nicht um eine fort­set­zung des gle­ichen mit anderen mit­teln.

(nach­trag: “idi­o­tis­che kom­mu­nika­tion” nach slavoj würde ich mit der 5. posi­tion des tetralem­mas iden­ti­fizieren. danke tp)

und so stimmt für mich auch nach fünf jahren unser­er schlussfol­gerun­gen im text für medi­en­heft (2010) noch immer. auch wenn sich twit­ter aus mein­er sicht nicht wie erhofft weit­er entwick­elt hat, die exper­i­mentelle szene tot ist, die “pro­fes­sionellen” kom­mu­nika­toren die “gepflo­gen­heit­en” der kom­mu­nika­tion definieren, dominieren und ja doch — offen­sichtlich — immer mehr boden unter den füssen ver­lieren… (ein anderes the­ma)… hier, was für mich noch immer stimmt als copy/paste:

«Anderes anders machen»

Die Elek­triz­ität ist in die men­schliche Kom­mu­nika­tion eingeschla­gen wie der Blitz. Wer am Com­put­er schreibt und meint, er hocke doch bloss an ein­er beque­mer gewor­de­nen Schreib­mas­chine, muss sich die Ohren mit allen Hän­den zuhal­ten, um weit­er­hin glaub­haft behaupten zu kön­nen, das bebende Don­ner­grollen nicht vernehmen zu kön­nen. Die Schreib­mas­chine saugt aus dem men­schlichen Kör­p­er Gedanken ab. Schiesst diese mit unglaublich­er Wucht hin­ter das Farb­band. Und lässt dort hin­ten ein unver­rück­bares Objekt entste­hen, welch­es nicht bloss objek­tiv wirkt, son­dern tat­säch­lich von anderen dis­tanziert und als ein eigen­ständi­ges Ding begutachtet, geprüft und kri­tisiert wer­den kann. Aber jet­zt geht es anders weit­er. Von einem «Schreiben an ein­er Schreib­mas­chine» zu einem «Schreiben an einem Com­put­er» gibt es keine Verbindung. Keine. Und wer so tut, als wäre alles gle­ich, bloss anders, hat nichts ver­standen: Das Andere ist anders. Nein: Nicht bess­er. Nein: Nicht schlechter. Ein­fach bloss anders. Um konkreter zu wer­den: Es ist leicht zu beobacht­en, wie in der Bewäl­ti­gung der aktuellen Her­aus­forderun­gen ein­er com­put­er­ver­mit­tel­ten Kom­mu­nika­tion die Prob­lem­lö­sungsver­suche selb­st zum Prob­lem wer­den:

(1) Wer meint, Infor­ma­tion­süber­fluss durch härtere, präzis­ere, kon­sis­ten­tere Analyse in beruhi­gende Über­sicht zu ver­wan­deln, irrt. (Gründlich. Grund­sät­zlich. Prinzip­iell.)

(2) Wer meint, Infor­ma­tio­nen seien kon­trol­lier­bar, diszi­plin­ier­bar, normier­bar, der muss sich sagen lassen, dass jed­er Total­i­taris­mus genau diese Ziele ver­fol­gt hat. (Autsch!)

(3) Wer meint, weit­er­hin Infor­ma­tio­nen beschränken, bün­deln, sortieren, kanal­isieren zu kön­nen, darf den Ein­satz von gewaltiger Macht nicht scheuen. (Just do it. Yes we can.)

(4) Wer meint, eine Infor­ma­tion müsse bloss «kurz, knack­ig, knack­iger» ver­mit­telt wer­den, es gewinne ein­fach jen­er, welch­er länger, lauter, pen­e­tran­ter pen­etriere, hat ver­mut­lich Recht. (Und jet­zt? Wir haben ver­standen.)

Um prak­tis­ch­er zu wer­den: Ein Jemand wählt das «Richtige» für jemand anders aus (1) und ent­fer­nt in der Aufar­beitung (2) alles Störende, Über­flüs­sige, Unnötige und Ablenk­ende, fix­iert diesen «Con­tent» in gekon­nt strate­gisch gestal­teten, kon­servieren­den Kanälen (3) und über­mit­telt diese ruck­el­frei zur unter­hal­tenden Kon­suma­tion (4).

Um deut­lich­er zu wer­den: Die im ersten Moment dur­chaus als ent­las­tend emp­fun­dene Dien­stleis­tung wirkt tat­säch­lich höchst beun­ruhi­gend. Denn selb­stver­ständlich ist jede Infor­ma­tion stets von ein­er blitzar­ti­gen Unter­lau­fung durch eine ganz andere Infor­ma­tion bedro­ht. Wir lei­den ja nicht bloss unter einem Infor­ma­tion­süber­fluss. Das Prob­lem ist wesentlich drama­tis­ch­er: Alles was gewusst wer­den kann, wird tat­säch­lich gle­ichzeit­ig auch ganz anders gewusst. Und darum erin­nert das Don­ner­grollen zunächst an die ver­traut­en Erfahrun­gen aus der mündlichen Kom­mu­nika­tion:

(A) Über viele, unter­schiedliche, wider­sprüch­liche, kon­tro­verse Infor­ma­tio­nen zu ver­fü­gen, ist Zeichen von freier Infor­ma­tion.

(B) Eine Infor­ma­tion kann noch so «richtig und wahr» sein. Erst wenn es gelingt, die facetten­re­iche Vielfalt erlebter Real­ität zu inte­gri­eren, ent­fal­tet sich die Qual­ität ein­er Infor­ma­tion. Oder ein­fach­er: «The Con­text ist the Mes­sage.» (Bazon Brock)

© Mehrdeutige, ambigue, kon­tex­tu­al­isierte Infor­ma­tion sta­bil­isiert eine freie, indi­vidu­elle, offene Erken­nt­nis­gewin­nung und unter­läuft verkrustete, ille­git­ime Macht­struk­turen.

(D) Die Her­stel­lung von «Ein­deutigkeit» ein­er Infor­ma­tion entste­ht im Rezip­i­en­ten.

Jet­zt kann offen sicht­bar wer­den: Es ist ja gar nicht so, dass der Ablauf von (1) Auswählen, (2) Auf­bere­it­en, (3) Kon­servieren, (4) Dis­tribuieren unter den Bedin­gun­gen ein­er com­put­er­ver­mit­tel­ten Kom­mu­nika­tion nicht mehr möglich wäre. Ganz im Gegen­teil. Dieser Ablauf kann so rasend schnell bis hin zur beliebi­gen Beliebigkeit simuliert wer­den. Ger­ade darum wird die (A) Robus­theit ein­er Infor­ma­tion, die (B) Kon­tex­tu­al­isierung, die © freie Erken­nt­nis­gewin­nung, die Möglichkeit zu einem (D) Ver­trauen in die eigene Wahrnehmung so zen­tral. Wenn also das Prob­lem der Infor­ma­tion­süber­schuss ist, dann wird die Ver­har­rung auf die Prob­lem­lö­sung mit den Mit­teln aus dem Kreis­lauf 1 bis 4 zum Prob­lem selb­st. Hinge­gen ver­schwindet das Prob­lem gän­zlich, wenn mit der Erfül­lung der unter A bis D aufgezählten Kri­te­rien «gerech­net» (Dirk Baecker/Maren Lehmann) wird.

Dem Brecht’schen Radio wurde nicht erlaubt, zu einem «Kom­mu­nika­tion­sap­pa­rat» zu wer­den. Und heute kön­nen wir schon sehen, dass das Inter­net auf einen «Dis­tri­b­u­tion­sap­pa­rat» reduziert wird. Immer­hin: Zu den typ­is­chen Ele­menten ein­er jeden Pro­pa­gan­dam­as­chine gehört die Möglichkeit, in klar kon­trol­lierten Foren mit­machen zu dür­fen, Mitläufer­tum als Par­tizipa­tion zu hyper­ven­tilieren, Gemein­schaft zu insze­nieren. Aber Dia­log ist was anderes. Dia­log pul­verisiert Pro­pa­gan­da. Dia­log verän­dert das noch so fix Kom­mun­zierte in etwas gän­zlich anderes.

«Auf in die Kultur der Kontroverse»

Lässt sich am Beispiel von Twit­ter ein Blick in die Zukun­ft ein­er com­put­er­ver­mit­tel­ten Kom­mu­nika­tion machen? In Band 2 von «Die Form der Unruhe» behaupten wir auf Seite 76, dass ein guter Twit­ter-Tweet zum Beispiel so ausse­hen kön­nte: «@hidogawa @socialbits #social #bits trunc.it/9gx3a RT @hrheingold: RT @jyri: «ideas» as social objects: bit.ly/bA2Azy». Dabei fällt zunächst auf, dass eine solch kryp­tis­che Zeichen­kette auf Papi­er gedruckt selb­st für gewandte Twit­ter­er weit­ge­hend sinn­los ist. Weit­er kann beobachtet wer­den, dass offen­bar der Gehalt dieser Mit­teilung über Entschlüs­selung der Beziehun­gen von Per­so­n­en, Worten und Verbindun­gen erschlossen wer­den muss. Nicht Inhalte bilden den Anlass der Kom­mu­nika­tion, son­dern Rela­tio­nen. Nicht ein­mal ein Ansatz zu einem Ver­such ein­er ein­deuti­gen Infor­ma­tion ist ersichtlich. Vielmehr öff­nen sich Bezüge und Hin­weise in unter­schiedlich­ste Rich­tun­gen. Ein inhaltlich­es Ver­ste­hen ein­er solchen Mit­teilung ist so gän­zlich unmöglich gemacht, dass sog­ar das Missver­ständ­nis aus­geschlossen wer­den kann. Oder ein­fach­er: Das Missver­ständ­nis wird zum Nor­mal­fall der Kom­mu­nika­tion gemacht. Jedes Ver­ste­hen wird in sein­er indi­vidu­ellen Kon­stru­iertheit selb­stver­ständlichst und öffnet sich für einen weit­eren kom­mu­nika­tiv­en Anschluss. Um hier einen let­zten Aspekt noch zu erwäh­nen: Das eigene Wis­sen wird hier weniger in der Aus­for­mulierung von ganzen Sätzen und Erken­nt­nis­sen gesam­melt als vielmehr über die Ausze­ich­nung von Stich­worten mit ein­er Raute (#, sog. Hash­tag) und der damit gelun­genen Über­tra­gung von Infor­ma­tion­sin­hal­ten in eine Lis­ten­för­migkeit. Lis­ten sind immer dann inter­es­sant, wenn die Gren­zen des Beobachteten noch nicht erkennbar gewor­den und dadurch auch noch nicht in eine hier­ar­chis­che Ord­nung zu brin­gen sind (Umber­to Eco). Lis­ten sind offene Ord­nun­gen. Für alles, was plöt­zlich noch auf­tauchen kön­nte, hat es genü­gend Platz. Allen­falls begin­nen wir eine näch­ste Liste. Und so kann schliesslich dieser «Ort» – die Kom­mu­nika­tion inner­halb von Twit­ter – ger­ade darum als «sich­er» emp­fun­den wer­den: Es ist ein Raum, welch­er kaum geeignet ist, Beze­ich­netes auszuschliessen, aber vielmehr Aus­geschlossenes zu inte­gri­eren ver­mag. Und genau in ein­er solchen Anlage men­schlich­er Kom­mu­nika­tion ent­deck­en wir die ethis­che Imp­lika­tion (Heiko Kleve).

Wenn sich «Bits» (Nullen und Ein­sen) in Sprache, Texte, Bilder, Töne «ein­loggen» – worauf in den Wörtern «Blog» und «Blog­ger» ein Ver­weis gese­hen wer­den kön­nte – und damit Com­put­er nicht nur Kom­mu­nika­tion absti­nent ver­mit­teln, son­dern selb­st auch Teil von men­schlich­er Kom­mu­nika­tion wer­den, dann suchen wir im Umgang mit dieser Her­aus­forderung die Ori­en­tierung dort, wo das Wort «Ori­en­tierung» dies nahe legt: Am Ort der aufge­hen­den Sonne. «Die Form der Unruhe» trauert auf Grund unser­er sozialar­bei­t­er­ischen Erfahrun­gen im Umgang mit der gedruck­ten Sprache keinen ver­gan­genen Zeit­en im Umgang mit Infor­ma­tio­nen nach. Ein neuer Tag begin­nt.

/end

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