nein. #sozialarbeit ist kein beruf der linken und netten.

(unge­ord­nete frag­mente | brain­storm­ing)

intro/anlass

zurück von einem tre­f­fen der jugen­dar­beit­er. ein­er präsen­ta­tion über die arbeit “mit dig­i­tal­en medi­en”. ein vor­trag ohne the­o­retis­che rück­bindung, ohne tren­nung von beobacht­en — beurteilen — han­deln. ein wildes drau­f­los machen. gut gemeint. gut gemacht. ähm… so macht­en es es die klöster auch, die kirchen. damals, wie es soziale arbeit auch gab. aber eben nicht als eigen­ständi­ger beruf. nicht als pro­fes­sion.

woraus sich soziale arbeit professionalisiert hat?

  • zum beispiel aus der benedik­tinis­chen tra­di­tion (sr. doris keller­hans)
  • zum beispiel aus dem pietismus (gisela hauss)
  • zum beispiel aus der arbeit bürg­er­lich­er frauen (sil­via staub-bernasconi)

um bloss drei “haus­num­mern” zu nen­nen, welche für mich persönlich/biografisch von bedeu­tung sind.

soziale arbeit ist kein pro­jekt der “linken und net­ten”. ganz im gegen­teil. das liesse sich nicht nur in der schweiz — aber hier beson­ders schön — gut zeigen. der 1948 gegrün­dete staat fusst auf 4 tra­gen­den säulen.

  1. rechtsstaat
  2. demokratie
  3. föder­al­is­mus
  4. sozial­staat

vier “nar­ra­tive”, welch­es jedes schulkind ver­ste­hen kann:

  1. rechtsstaat: nicht der starke soll recht haben, son­dern das recht soll stark sein. darum ist die jus­tizia immer blind dargestellt. sie wägt ab. und entschei­den ohne zu wis­sen wer vor ihr ste­ht: ein reich­er? ein schön­er? ein gewalt­bere­it­er? ein dorftrot­tel? egal. das starke recht vor die rechte der stärk­eren.
  2. demokratie: dass es men­schen braucht, welche sich voll und ganz auf die leitung der geschick­te ein­er poli­tis­chen ein­heit konzen­tri­eren kön­nen: das ist nachvol­lziehbar. dass sich damit auch gewisse verkrus­tun­gen bilden auch. bloss: es soll nie­mand umge­bracht wer­den müssen, um einen machtwech­sel her­beizuführen. das ist der punkt an der demokratie.
  3. föder­al­is­mus: wer etwas miteinan­der machen will, muss ab und an entschei­dun­gen fällen. das wird nie allen gefall­en kön­nen. wichtig aber ist, dass dort entsch­ieden wer­den soll, wo auch die umset­zun­gen gemacht wer­den. auch dies lehrte die kleine schweiz insb. im zuguck­en in frankre­ich.
  4. sozial­staat meinte gar nie soziale hänge­mat­te. auch nicht für banken. eigentlich. sozial­staat meinte 1848 insb. bil­dung. auch ein bauernkind, auch ein kind von arbeit­ern, auch gän­zlich mit­tel­losen fam­i­lien sollte ermöglicht wer­den, dass ihre kinder das erler­nen kon­nten, was die absoluten assets dieser neu aufk­om­menden gesellschaft sind: lesen, schreiben, rech­nen. schule. für alle. als kom­pro­miss­losen zwang durchge­set­zt.

“…und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen…”

der neue staat sollte “spin­deldürr & bären­stark” sein. nicht für die starken. son­dern für die schwachen. die starken woll­ten damals ins­beson­dere frei­heit: “weniger staat — mehr frei­heit”

aktuell ist es so, dass den starken banken die hänge­mat­te bere­it­et wird und die idee eines gesicherten grun­deinkom­mens wird als eine faule träumerei der ex-kom­mu­nis­ten tax­iert. zum glück gibts noch radikal lib­erale haude­gen, welche nicht gän­zlich von sin­nen sind:

wo war ich? ahja: entsprechend ent­standen für die soziale arbeit die wesentlichen organ­i­sa­tio­nen der sozialen sicherung nicht inner­halb des staates. son­dern auf pri­vater basis. in der präam­bel der bun­desver­fas­sung ste­ht denn auch bis heute:

wann immer es ging, wur­den keine staatlichen lösun­gen, son­dern pri­vate lösun­gen gesucht. und in diesem kli­ma entwick­elte sich ein berufs­bild. was später durch inten­sive bemühun­gen um die entwick­lung ein­er eige­nen wis­senschaftlichen diszi­plin erweit­ert.

weil ich die frauen-pow­er-lin­ie um staub-bern­saconi schätze, hier noch als “bewe­is­führung” dafür, dass soziale arbeit eher aus dem lib­eralen, kon­ser­v­a­tiv­en, bürg­er­lichen milieu ihre pro­fes­sion­al­isierung als teil von aufk­lärung und mod­ern startete, ein paar ihr wichtige namen:

ermächtigung & befreien

was wollte ich sagen? — dass die ziel von sozialer arbeit,  defin­ert als “ermäch­ti­gung & befreien” keine “linken & net­ten” ziele sind. son­dern ur-lib­erale, ur-aufk­lärerische, ur-bürg­er­liche ziele. umso erstaunlich­er ist es, dass zwei aktuelle “pro­jek­te” an der sozialen arbeit total vor­bei laufen. ich meine namentlich:

  • #gegenöf­fentlichkeit
  • #grun­deinkom­men

#gegenöffentlichkeit

der zugang zu freier infor­ma­tion ist ein grun­dan­liegen für das empow­er­ment von men­schen. lesen, schreiben, rech­nen: ein ziel, was weit­ge­hend erre­icht wer­den kon­nte. viele pro­jek­te der sozialen arbeit — nicht zu let­zt unter den 68erigern vor­angetrieben, haben sich expliz­it mit der her­stel­lung von gegenöf­fentlichkeit beschäftigt: freies radio, freies tv, zeitun­gen für alle möglichen ziel­grup­pen (auch und ger­ade im bere­ich von street­wort, erwerb­slosigkeit, armut, migra­tion…) in diesem umfeld wäre wohl auch die nähe zu “linken” medi­en nachvol­lziehbar, aber auch dort nicht ein­deutig und nicht auss­chliesslich zu verorten. und jet­zt, wo das inter­net da wäre, konkur­ren­ziert soziale arbeit plöt­zlich mit der “präven­tion”, mit “medi­enkom­pe­tenz” etc. das ist nur schw­er einzuse­hen…

#grundeinkommen

anders, als jour­nal­is­mus, welch­er viele zeitlichen und idee-logis­chen wurzeln eben­falls aus dem umfeld der aufk­lärung und des lib­eralen staates beziehen dürfte, weiss soziale arbeit um die prob­lema­tis­che seite der ver­schriftlichung. wie jour­nal­is­mus, muss sich soziale arbeit unter dem ein­fluss der nation­al­sozial­is­ten in diesem umfeld schw­er­ste und berechtig­ste vor­würfe machen. das erfassen, das sortieren, das aus­son­dern und aus­merzen von men­schen: der beruf­s­stand war mit beteiligt. men­schen zu befähi­gen, ihr leben selb­st in die hand zu nehmen: das war mit der indus­tri­al­isierung an arbeit — an erwerb­sar­beit — gebun­den. die soziale sicherung ent­lang von “arbeit” anzusiedeln, ist nachvol­lziehbar. hat­te aber schon immer seine prob­leme. ins­beson­dere für men­schen, welche für die mas­chin­isierung aus verän­der­baren und nicht-verän­der­baren grün­den nicht geeignet waren. im wech­sel auf “wis­sens­ge­sellschaft” (oder wie auch immer der titel sein soll) macht deut­lich, dass das kri­tieri­um “erwerb­sar­beit” mehr als unhalt­bar gewor­den ist.

dass sich soziale arbeit nicht an der gesellschaftlichen auseinan­der­set­zung um ein gesichertes grun­deinkom­men besteiligt, macht sie verdächtig. zudem kön­nte auch hier auf eine unverdächtige quelle ver­wiesen wer­den: der vorschlag ein­er neg­a­tiv­en einkom­menss­teuer eines klas­sis­chen lib­eralen: mil­ton fried­man.

aus­gerech­net jene, welche sich für die befreiung der arbei­t­en­den ein­set­zt — dazu liessen sich freilich auch die gew­erkschaften zählen! — wollen nichts von dieser diskus­sion wis­sen. sie offen­baren plöt­zlich men­schen­bilder von trau­rig­ster qual­ität. plöt­zlich zeigt sich soziale arbeit pater­nal­is­tisch. und es wird nachvol­lziehbar, warum sich soziale arbeit so leicht getan hat mit den üblen slo­gans von “fördern & fordern”, mit dem umbau von bürg­ern zu “ich AG’s”, mit dem umbau des staates zu ein­er geschäftsmäs­sig agieren­den hold­ing von gemein­den und kan­to­nen…

 schluss mit lustig

soziale arbeit ste­ht vor einem drama­tis­chen wen­depunkt. soziale arbeit wen­det sich ab, von ihren wurzeln, von ihren ide­alen, von ihren in ihrer pro­fes­sion­al­isierungs­geschichte hochtra­bend aus­for­mulierten “werten”. es wird deut­lich, dass in dieses berufs­feld ins­beson­dere men­schen ein­steigen, weil sie es in der “bösen wirtschaft” nicht mehr aushal­ten und gerne “mit men­schen” arbeit­en wollen. die vor­würfe wären leicht zu fotografieren… will sagen: nix da. damit will ich nix zu tun haben. ich bleibe stur & ich meine mich damit ganz in der tra­di­tion tra­di­tionell­ster, radikaler, lib­eraler arbeit am sozialen:

soziale arbeit als arbeit am sozialen

nachtrag


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