‪#‎DearDemocracy‬, i’m in love with ‪#‎Anarchy‬ (version #zettelkasten)

Zürich brüstet sich.

Mit #DADA. zum Beispiel. Das ist natürlich blödsinn.

Heute Abend wird eine nächste Ausstellung eröffnet. Nein. Ich meine nicht #manifesta11. Ich meine ANARCHIE, im Strauhof.

Und weil @swissinf0_de aktuell den Hashtag #DearDemocracy am Aufbauen ist, bastle ich hier an einem (nächsten) un:friendly takeover ;-)

eintrag in arbeit

original

 

#‎DearDemoc­ra­cy‬, i’m in love with ‪#‎Anar­chy

Sich zu tren­nen, das tut weh. Ich ver­ste­he deine Wut, deine Ver­let­zung, deine Aggres­sion. Ich weiss auch, dass Worte — Worte, immer nur noch mehr Worte — dich nicht trösten kön­nen. Und doch. Auch ich kann nicht schlafen. Auch ich finde keine Ruhe. Auch ich habe Angst vor diesem Schritt… Vielle­icht schicke ich ja dann meine Zeilen auch gar nicht ab. Den­noch… Darf ich es dir noch ein­mal anders erk­lären?

Du weisst, dass ich kein Sprin­gins­feld bin. Ich renne nicht von Ein­er zur Näch­sten. So war ich nie. Du weisst es. Aber diese Anar­chie lässt mich nicht mehr los. Ich bin fasziniert.

Das ging mir gle­ich. Mit Dir. Damals.

Obwohl du ja schon eine ältere Dame warst und ich ein wilder Junge und die aller erste Begeg­nung mit dir mich umstand­los ins Gefäng­nis brachte… Ich wälzte mich so viele Tage mit Dir in den Matratzen. Ich grü­belte über uns nach. Ich war glück­lich. Es war wun­der­bar.

Meine Zweifel an uns zwei kamen mir während dem Studi­um auf. Zum zweit­en Mal im Nach­denken über die Men­schen­rechte. Wie ich in Begeg­nun­gen mit aufrecht­en Men­schen im ara­bis­chen Raum lernte, diese Men­schen­rechte mit anderen Augen noch ein­mal zu sehen. Ich lernte damals auch das Wort “Damakra­ta”. Ein Wort, was die Erfahrung zusam­men­fasste, dass Län­der über­fall­en wur­den, um aus ihnen eine Mark­twirtschaft zu machen. Und da set­zte sich was fest in mir: Die Härte, wie du mit mir Umge­gan­gen bist. Und die Ahnung, dass auch noch ganz andere Men­schen ähn­liche Erfahrun­gen gemacht haben.

Ich ver­mute, dass mir irgend­wie so aufge­fall­en ist, dass ich mir noch nie ein Bild von dir gemacht hat­te. Ich nan­nte dich bei deinem Namen und erträumte mir dazu all das, was dich mir so köstliche, so grandios, so überzeu­gend gemacht hat­te. Mein Schmerz und der Schmerz mein­er Fre­unde — weit weg von mir — erin­nerten mich immer heftiger an all das, was so gar nicht mit meinen Vorstel­lun­gen von Dir in Übereinkun­ft zu brin­gen war.

Begin­nen wir bei deinem Namen.

Ich nan­nte dich ein­fach Demokratie. Aber ich über­legte mir nie, was das meint. Was die Idee, die einzel­nen Ele­mente sind. Ich habe mir auch nie über­legt, welch­es Prob­lem eigentlich mit dir gelöst wer­den sollte. Auf welche Her­aus­forderun­gen du die für mich überzeu­gen­ste Antwort warst. Das kam alles viel später. Sich­er erst nach 1989. Nach dem Fall der Mauer in Berlin.

Es war jen­er Moment, welch­er das Gegen­teil von Sozial­is­mus nicht mehr Demokratie, son­dern Kap­i­tal­is­mus wurde. Mir fie­len die Kon­traste auseinan­der. Ich habe ein Prob­lem mit Unter­schei­dun­gen bekom­men. Ich traute plöt­zlich keinem Wort mehr. Weil mir auffiel, dass das was ein Wort bein­hal­tet, nicht im Wort selb­st steckt und mit­ge­tra­gen wird, son­dern von jenen anderen — meist gän­zlich unaus­ge­sproch­enen — Wörtern, welche im Kon­trast standen, entsch­ieden wird. Ich begann, Unter­schei­dun­gen zu löschen. Unter­schei­dun­gen, von welchen ich nicht mehr sich­er war, was sie eigentlich tun. Öffentlich und Pri­vat.  Zum Beispiel. Oder Real und Virtuell. Dig­i­tal und Ana­log. Ich habs ein­fach nicht mehr auf die Rei­he bekom­men. Und so habe ich mich entsch­ieden, die Worte ein­fach nicht mehr zu gebrauchen. Und zu warten. Und zu guck­en, was passiert, wenn mir diese Worte nicht mehr zur Ver­fü­gung ste­hen.

In diesem Prozess ist mir deine Demokratie in drei weit­ere Worte zer­fall­en. Rechtsstaat, Föder­al­is­mus, Sozial­staat. Mit diesen vier Worten wurde mir viel deut­lich­er, dass es ganz hand­feste, ganz konkrete, ganz dringliche Her­aus­forderun­gen gibt, wenn sehr viele Men­schen mit sehr vie­len Men­schen etwas tun wollen. Verbindlich zusam­men leben. Zum Beispiel.

Ich glaube, das war der Anfang vom Ende mein­er Liebe zu Dir.

Nicht die Bewun­derung habe ich ver­loren. Die Bewun­derung nicht. Aber den Glauben an das Wun­der, dass du mir sein kannst, wonach ich mich sehne. Weine nicht. Häng dich nicht an mich. Lass mich los. Damit auch ich mich von dir lösen kann. Es ist ein­fach zu viel passiert in den let­zten 100 Jahren.

Sei mir gut.


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