#Manifesta11 hat #ZRH Reflektionen versprochen. Was dann passierte, hat alle verblüfft. @ManifestaDotOrg @NZZ

nachtrag:

das 6. #SNAPer­i­ment 10.04.2017 (100 jahre: ART IS DEAD)

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#Manifesta11 hat Zurich Reflektionen versprochen. Was dann passierte, hat alle verblüfft.

Am Dien­stag, 23. August 2016 — 27 Tage vor dem Ende der 11. Man­i­fes­ta in Zürich — ver­sam­melte sich eine Gruppe auf dem “Pavil­lion of Reflec­tions” im Hafen­beck­en von Zürich. Ein­tritt frei. Direk­torin Hed­wig Fijen war da. Sie bat um Feed­backs. Und zwar offene. Nicht ver­steck­te. Von Men­schen, welche wagen, den Kopf für ihre Aus­sagen hinzuhal­ten. Nicht anonymes Geschwätz. Im Inter­net. Und so. Und siehe da: Es wurde gejam­mert und geklagt. Aber: Was waren eigentlich die Ziele? Die NZZ hat im Dezem­ber 2014 diese so zusam­menge­fasst: “Kri­tis­che Punk­te berühren, Fra­gen stellen, provozieren: Die Man­i­fes­ta 2016 soll Zürich zu sich sel­ber führen.” Ok.

Eine Stimme aus dem Publikum hat drei Punkte vorgebracht. Der Zweite wird Sie erschüttern.

(1) Das Mot­to der 11. Man­i­fes­ta war: “What Peo­ple do for Mon­ey? — Some Joint Ven­tures”. Es geht also um Arbeit. Und um Geld. Zwei The­men von höch­ster Brisanz und Aktu­al­ität. Am 5. Juni stimmte die Schweiz über ein “Bedin­gungslos­es Grun­deinkom­men” ab. Alles redet von Dig­i­tal­isierung und Robo­t­er­isierung. Die Banken von Bit­coins und Blockchains. Die Buch­händler von Ama­zon. Die Hote­liers von Airbnb. Die Tax­i­un­ternehmer von Uber. Und die Pro­mo­toren der SBB von Tes­la. Einkom­mensverän­dernde Mass­nah­men sen­sa­tionell­ster Dimen­sio­nen. Und was macht der Kura­tor Chris­t­ian Jankows­ki damit? Er insze­nierte Joint Ven­tures. Zwis­chen Handw­erk und Kun­st. Junge Studierende von der Zürcher Hochschule für Kun­st (ZHdK) — welche seit Jahrzehn­ten präzis zwis­chen Handw­erk und Kun­st zer­ti­fiziert wer­den — begleit­en die Pro­jek­te mit der Kam­era. Danach wer­den dem Pub­likum die Ergeb­nisse präsen­tiert. Vor Ort. Dort wo Hand angelegt wird. Quer durch die ganze Stadt. Und auf dem Pavil­lon im See. Als Video. Dort wo die warme Sonne alles reflek­tiert. Und was sehen wir? Wed­er Kün­stler noch Handw­erk­er hin­ter­fra­gen oder unter­laufen ihre Rollen. Als lebten sie in gewürdigter, gefeiert­er, gefes­tigter Iden­tität im 19. oder 20. Jahrhun­dert. Als wäre Kreativ­ität nicht längst zur Indus­trie gewor­den. Das kön­nte erstaunen. Ein biss­chen. Jet­zt aber heftig:

(2) Wir guck­en den Kun­stschaf­fend­en zu. Wie reagieren diese auf aktuelles Handw­erk? Sie staunen. Sie fra­gen. Und dann gehen sie zurück in ihr Ate­lier und umranken inspiri­ert ver­hüb­schend. Alles inten­siv kreativ. Weil in Zürich grad auch noch “100 Jahre DADA” gefeiert wird, ken­nt die ganze Stadt jene berühmte Arbeit von Mar­cel Duchamp: Vor 99 Jahren hat er in einem Bau­markt in New York ein Pis­soir gefun­den und gän­zlich unverän­dert in eine Ausstel­lung für zeit­genös­sis­che Kun­st gestellt. Natür­lich hat er vorher sein “Kunst­werk” sig­niert. Wie das Kün­stler halt so machen. Aber anonym. Er wählte den Namen “R. Mutt”. In New York als “Ar Mutt” aus­ge­sprochen. Nicht nur in unseren Ohren tönt das wie “Armut”. Es waren in jen­em April 1917 genü­gend deutsch­prachige Flüchtlinge im Grand Cen­tral Palace zuge­gen. Keine Sorge: Sie haben schon richtig ver­standen. Duchamp hat der eige­nen, der hipp­sten, der durch die Welt getriebe­nen, zit­tern­den Kun­st­szene ein Zeug­nis der Armut aus­gestellt. Ein Armut­szeug­nis. Er zeigte, dass es infor­ma­tiv­er, irri­tieren­der, provozieren­der ist, sich die Pro­duk­te der Indus­trie anzuguck­en, als ins Muse­um zu gehen. Er zeigte die Kun­st am ohn­mächti­gen Ende ihrer Möglichkeit­en. Das war damals erschüt­ternd. Berührt es uns heute noch? — Eben. Das ist erschüt­ternd!

(3) Wenn die Kun­st nichts mehr kann: Kann die Kun­stver­mit­tlung noch was? Ja, wenn es Jugendliche vor der Kam­era sind. Sie insze­nieren ihre Gäste. Sie berühren Fra­gen und wer­fen Fra­gen auf. Sie insze­nieren sich und ihr Wis­sen um ihre eigene Sub­jek­tiv­ität. Sie zeigen schräge Beobach­tun­gen mit wack­el­nden Kam­eras, als wäre der “Kul­tur­platz” des staatlich zwangs­fi­nanzierten Erk­lärungs­fernse­hens aktiv kura­tiv. (Also heilend. Also beruhi­gend. Also unter↓haltend.) Und wir erin­nern uns an den ehe­ma­li­gen Direk­tor des Cabaret Voltaire, Philipp Meier, wie er ins Gesicht der Bücher­lesenden (Face­book) ruft: “JEDER IST EIN KURATOR.

Jed­er ist ein Kün­stler. Jed­er ein Kura­tor. Die Atom­bombe. Die Drohnen. Die Robot­er der ETH. Die Hirn­scans der Klinik Hirs­lan­den. Die Ermit­tlungsmeth­o­d­en der Polizei: Alles ist viel mehr das, was Kun­st ein­mal war, als was uns zeit­genös­sisch Kreative in nicht ungrossem Ges­tus und schon heis­er gewor­den­em Gejam­mere von viel zu wenig Geld, zeigen.

Hat die Direk­torin der Man­i­fes­ta 2014 zu viel ver­sprochen? Eben. Hat der Kura­tor der 11. Man­i­fes­ta nicht präzis jene Fra­gen auf den Punkt brin­gen lassen, welche nach ein­er Antworten drän­gen? Drin­gendst? — Eben.

Nein. Das ist kein zynis­ches und auch kein iro­nis­ches Feed­back, wie es dem weis­shaari­gen, alten Mann vorge­wor­fen wor­den ist. Es ist ein Feed­back, was sich anmerken lässt, dass es die Lehren von 80 Jahren Bazon Brock und 100 Jahre DADA in der prak­tis­chen Prax­is anzuwen­den ver­sucht. Und er sagt: d!a!n!k!e den Her­ren Direk­toren Stein­er, Zweifel, Notz & Co d!a!n!k!e #manifesta11

PS: http://ANARCHkonf.com

 


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