#klosterarbeiten — wenn arbeitende hände beten @beinvegni DISENTIS 4/2013 (abo zu bestellen via abtei(ät)kloster-disentis.ch)

Kloster­ar­beit­en — wenn arbei­t­ende Hände beten.

sms. Seit 30 Jahren pflegt Letizia Berther für das Kloster Dis­en­tis und das eigene Muse­um all das, was unter dem Titel Kloster­ar­beit­en zusam­menge­fasst wer­den kön­nte. Das begin­nt mit der Restau­ra­tion der Objek­te im grossen Lager und der Ausstel­lun­gen. Geht weit­er zu den Fah­nen und den Klei­dern der ver­schiede­nen Stat­uen für die Prozes­sio­nen. Bis in die Details von Gewän­dern und Deck­en, welche genäht, gestickt, gek­löp­pelt sind. Sie beschäftigt sich aber auch mit den eigentlichen «Kloster­ar­beit­en», jenen winzig­sten – manch­mal sog­ar unter der Lupe hergestell­ten! – Kunst­werken, welche barocke Altäre und Reliquien schmück­en oder Heili­gen­bilder ein­rah­men. Oft­mals dienen beschei­den­ste Mit­tel – Drähte, Papiere, Glaskügelchen, Pail­let­ten, Stoffe, Krüll – zur Gestal­tung aussergewöhn­lich­er, ent- und vielle­icht sog­ar verzück­ender Kom­po­si­tio­nen. Zusam­men mit anderen Exper­tin­nen dieser soge­nan­nten «Kloster­ar­beit­en» kon­nten kür­zlich die Reliquien von St. Sigis­bert und St. Placidus in der Kryp­ta erneuert wer­den. Eine näch­ste grössere Arbeit ste­ht am Petrus-Altar in der Klosterkirche an.

Kloster­ar­beit­en? — Wer googelt, der find­et!
Seit eini­gen Monat­en führt Letizia Berther die stel­lvertre­tende Lei­t­erin des Inter­nates, Tina Piazzi, in diese Welt ein. Zusam­men haben sie eine Weit­er­bil­dung im Kloster organ­isiert oder geben inter­essierten Mäd­chen und jun­gen Frauen aus dem Inter­nat Ein­blick. Sog­ar eine Ausstel­lung im Rah­men der Arbeit­en von Philipp Meier als «Learn­scape Gar­den­er in Res­i­dence» #lgir (DISENTIS, 1/2012, S. 14) kon­nte real­isiert wer­den. Während ihrem stun­den­lan­gen werken an diesen fil­igra­nen, winzig­sten Arbeit­en entwick­eln die Bei­den grosse Ideen für die weit­ere Pflege dieser seit hun­derten von Jahren geübte Tätigkeit: Auf Wei­h­nacht­en sollen spezielle Eige­nen­twick­lun­gen an der Klosterp­forte zugänglich sein.

Was wir vom Barock ler­nen kön­nen
Auf­gabe und Funk­tion der «Kloster­ar­beit­en» an der mit quirligem Leben gefüll­ten barock­en Kloster­an­lage ist leicht erzählbar: Der Klang der Glock­en durchs weite Tal, spricht selb­st ent­fer­nt lebende Men­schen sinnlich an und zieht dieses förm­lich – über die ton­nen­schw­eren Glock­en in den mächti­gen Dop­peltür­men – in den Kirchen­raum hinein. Dort angekom­men, wird mit ein­er dop­pel­ten Türe der Über­gang «von Natur zu Kul­tur» insze­niert. Die Berührung mit dem Wei­h­wass­er. Die tiefe Ver­beu­gung auf den schrof­fen, harten, uner­bit­tlichen Boden. Der sich hebende Blick in eine Flut von Licht, Bildern, Verzierun­gen und Ver­schnörkelun­gen. Die sta­tis­chen Prob­leme eines so riesi­gen Raumes sind entschwun­den. Zugegeben: auch der Weihrauch tut das Seinige dazu. Den­noch: Ohne die «Kloster­ar­beit­en» der stun­den­lang vor sich hin spie­len­den Fin­ger dieser viel­seit­igst begabten Frauen, würde der eben noch vom rauhen Wind weit draussen abge­holte Men­sch, nicht so müh­e­los in beschauliche, sinnliche, geistige Übun­gen wech­seln kön­nen. Das ist ihr Anteil an diesem «Gesamtkunst­werk» der beson­deren Art.

Ora et lab­o­ra
Genau darum ging es den auch den Kloster­frauen mit ihrem Tun: Selb­st aus ein­fach­sten, alltäglich­sten, ver­meintlich wert­los­es­ten Mate­ri­alien, durch sorgfältiges, erfind­ungsre­ich­es, geduldiges Arbeit­en, etwas weit über seine eige­nen Möglichkeit­en hin­aus wach­sendes ermöglichen. Ein Wun­der, wie es sich ergeben kann, nach einem Gebet.

nachträge

http://www.abegg-stiftung.ch


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