nix zsagn. nix zzeign. bloss abzlegn & zwartn | hommage an walter benjamin

aus einem eMail im nach­gang zur buchvernissage von #whtsnxt2 (unge­fragtes leak­ing von eMails. geht sog­ar den schweiz­er banken so. im moment, wo die dat­en elek­tri­fiziert auf einem com­put­er rumhock­en, rasen sie um die welt. irgend­wann. früher oder später. (meis­tens früher.) (so?)

1. eMail

geschätzter hein­rich. (…) habe den text unbear­beit­et bei mir im zettelka­s­ten hin­ter­legt. insb. die frage mit dem “zeige­stock” hätte mich noch inter­essiert zu disku­tieren. wir gehen davon aus, dass nach einem wech­sel “vom buch­druck zum com­put­er” der satz von wal­ter ben­jamnin “nichts zu sagen, nur zu zeigen.” so nicht mehr funk­tion­ieren wird… aber… wie auch immer ;-))) http://dissent.is/2015/06/03/whats-next-art-education-whtsnxt2-zhdk-hello-zurich-prinziabwe-szwan/ noch ein­mal: her­zlichen dank /sms ;-)

2. eMail

lieber ste­fan

ja, der satz von wal­ter ben­jamin. wichtig scheint mir der kon­text und die ein­bet­tung der aus­sage: “meth­ode dieser arbeit: lit­er­arische mon­tage. ich habe nichts zu sagen. nur zu zeigen. ich werde nichts wertvolles entwen­den und mir keine geistvollen for­mulierun­gen aneignen. aber die lumpen, den abfall: die will ich nicht inven­tarisieren son­dern sie auf die einzig mögliche weise zu ihrem rechte kom­men lassen: sie ver­wen­den.” das klingt auch heute noch aktuell, vernün­ftig und nach wie vor gang­bar. warum sollte das nicht funk­tion­ieren?

(…)

beste grüsse pao­lo

3. eMail

warum es nicht (mehr) funk­tion­ieren soll?

- das war zu einem guten teil die arbeit an http://www.amazon.de/Die-Form-Unruhe-Band-Praxis/dp/388506474X (die pas­sage auf ben­jamin wird auf seite 135 zitiert ;-)

“ja, der satz von wal­ter ben­jamin. wichtig scheint mir der kon­text und die ein­bet­tung der aus­sage:”

1) die pas­sage ist ja ein pas­sage aus dem pas­sagen­werk.

2) es ist natür­lich so überdeut­lich deut­lich, wenn ben­jamin notiert, dass er nichts zu sagen habe… er hat es ja in deutsch notiert! … und damit kann ja nun wirk­lich jed­er hören, wer zu hören will, was er hat gemeint haben kön­nte: nichts zu sagen zu haben, meint auch, keine macht zu haben. keinen ort zu bekom­men, wo er wirkungsvoll kom­mun­zieren kann. er wird ver­trieben wie ein gauner, wie ein lumpen, wie abfall, welch­er entsorgt wer­den muss. der druck auf ihn wurde unerträglich hoch, dass er ver­duften musste. wie gas. dabei bestätigt er noch ein­mal: — ich klaue euch doch gar nichts! — ich rede doch gar nicht so ver­schwurbelt, wie ihr mich her­ab­würdigt! was ihm also bleibt, ist, dass diese ganzen (ver­meintlichen) abfälle, welche die rasend schnell vor sich hin­rasende grusel-com­mu­ni­ty der nation­al­sozial­is­ten an grandiosem hin­ter sich aus­gestossen hat. diese lumpen inven­tarisiert er ja nicht nicht. aber er meint prim­bo­ri­um daraus. er legt sie aus. er braucht gar nix zu sagen dazu: er rei­ht sie bloss auf. und schweigt. und er weiss: jed­er blinde wird es sehn kön­nen! lahme wer­den davon ren­nen! er dreht und wen­det sie. er ver­wen­det sie. er macht etwas mit ihnen. und das ver­lei­ht diesen lumpen sinn… oder eben: macht!

3) mE ist diese pas­sage in den pas­sagen seines pas­sagen­werkes ein ganz wun­der­voller über­gang und zugang zum leben, lei­den und durch den wind ver­we­ht und vom mehr des meers aufgenomme­nen wal­ters. am ort, wo ben­jamin sein leben in einen anderen zusa­tand trans­formierte machte ich diesen früh­ling dieses video: https://youtu.be/wn-00WMiTLk

4) “die geste” des zeigens wurde im über­gang “vom buch­druck zum com­put­er” mit­tels des sozialen tricks der hyper­af­fir­ma­tion aufgenom­men und in die über­drehung gebracht. das zeigen wurde ja nicht von wal­ter ben­jamin als päd­a­gogis­ches mit­tel erfun­den. ganz im gegen­teil.

5) du musst dir den wech­sel “vom buch­druck zum com­put­er” als eine anschlussver­weigerung vorstellen. ich bleibe stur: #päd­a­gogik gehört auf die liste der gelöscht­en unter­schei­dun­gen. aber keine sorge: wir zwei wer­den es nicht mehr erleben :-(

/sms ;-)

ein nachtrag:

hier gehts zum ein­trag im zettelka­s­ten

was @pymwater hier zeigt, ist freilich ganz wun­der­voll “es” wer­den uns  zunächst zwei span­nende ebe­nen “gezeigt”:

  • mehr ——–> ABSICHT <—- weniger
  • sub­jek­tivieren­der >< objek­tivieren­der

je mehr absicht, um so sub­jek­tiv­er… je absti­nen­ter, um so objek­tiv­er… und dann noch diese rei­hung

  • …ZEIGEN > veröf­fentlichen < ABLEGEN…
  • bekehren, predi­gen, lehren demon­stri­eren, ZEIGEN veröf­fentlichen, ABLEGEN, deponieren, abfall­en lassen, ver­lieren, vergessen

… > ZEIGEN > pub­lizieren > veröf­fentlichen < offen zugänglich able­gen < BEHALTEN < … wobei das “veröf­fentlichen” vielle­icht doch schon zu aktiv ist… zb “entste­hen” ja etwa daten­spuren, ganz ohne mein zutun… dieser aspekt der “mitrech­nen­den com­put­er” kön­nte ev. noch einge­baut wer­den… ?!? eine dimen­sion “aktiv : pas­siv” ??? … keine ahnung…

nachtrag / 2do liste / integration

ohne bühne kann nichts gezeigt wer­den?

zeigen, meint heute weit mehr, als zu immanuel kant’s zeit­en

mit falschen unter­schei­dun­gen legit­imieren #laut­sprech­er #wider­sprech­er

06.06.15

(eMail an die mach­er von #what­snext)

mein text von der vernissage:
http://dissent.is/2015/06/03/whats-next-art-education-whtsnxt2-zhdk-hello-zurich-prinziabwe-szwan/

die reak­tion auf pao­lo (heute mor­gen über­ar­beit­et):
http://dissent.is/2015/06/05/3238/ das buch ist lediglich noch die meta­pher, welche zu zeigen ver­mag, dass (akademis­ches) schreiben:lesen in der form eines buch­es nicht mehr funk­tion­iert. der moment des zeigens, ist durch den moment des beobacht­ens stets unter­laufen. in kap. 6 von #dfdu darum auch als erster punkt:
(so?)
eure home­page wäre nah dran, diesen lager­raum zugänglich, erleb­bar zu machen.. #what­snext kön­nte so zu ein­er zen­tralen plat­tform wer­den, wo solche the­men­stränge aufgenom­men wer­den… ver­gl. dazu auch die aktiv­itäten von @ideen­frei­heit #kun­stver­mit­tlung

früher

https://twitter.com/sms2sms/status/598782695389429760

4. eMail (7.6.2015)

lieber smsnichts zu sagen zu haben, stattdessen nur zu zeigen, das ist der weg vom autor zum pro­jekt, vom inneren zum äusseren, vom indi­vidu­ellen zum kollek­tiv­en. es ist der weg, der über kubis­mus, ready-made, pop-art, arte povera, trash art, lebenskunst/lebensreform, ästhetik des abfalls, kun­st ohne werk, urban gar­den­ing, do-it-your­self und vieles andere mehr, dazu geführt hat, dass wir in zukun­ft alle dinge von der wiege zur wiege (statt von der wiege zum grab) hand­haben wer­den müssen. früher wurde das nou­veau réal­isme genan­nt (franzö­sisch für neuer real­is­mus). heute in der philoso­phie übri­gens genau gle­ich: neuer real­is­mus. der kreis schliesst sich.
ja, der kreis­lauf der rohstoffe (etwa lumpen) bleibt erhal­ten, es gibt keinen abfall und keine ablagerun­gen mehr, die bloss giftig sind und gottgle­ich über jahrtausende strahlen. alles ist ressource für “mon­ta­gen”. was von ben­jamin vorgedacht und in der kun­st vorex­erziert wor­den ist, wird hier und heute das prak­tis­che leben im denken und han­deln erfassen. darauf hinzuweisen, ist sehr wohl eine erzieherische resp. bild­ner­ische sache, die sich am besten durchs zeigen bew­erk­stel­li­gen lässt. ohne gesetz, ohne
autorität, ohne hier­ar­chie, dafür mit einem fin­gerzeig, der die eigene autonomiew­er­dung ein­fordert. das ist evtl. eine form der unruhe, oder, ein moment des schöpferischen. wir sind die kura­toren unser­er kreation.

lg pb

5. eMail (07.06.15)

lieber pb

weisst du, wenn die frage gewe­sen wäre: “what’s now?”, dann wäre ich sofort ein­ver­standen. ich höre bazon brock. ich höre “kathe­dralen für den müll”. ich höre das ganze engage­ment, die kri­tik, der gestal­tungswillen. und auch die kom­pe­tenz. in sollen “blasen, globen, schäu­men” wurde ich als sozialar­beit­er gewaschen und geputzt.

wenn wir von “die form der unruhe” sprechen, dann nagten wir aber an etwas ganz anderem. aber es ist grad zu heiss hier in tsüri, als dass ich es para­phrasieren wollte. darum bloss zwei links. ein tweet. und eine textpas­sage von dirk baeck­er, welchen ich grad zum x‑ten mal am medi­tieren bin:

zu heisse grüsse aus tsüri

/sms ;-)

ps1: siehst du torsten/johannes: das meine ich: so kön­nte es wuch­ern in “band 3” von http://whtsnxt.net/

ps2: heute haben grad die kopten zuge­sagt: 9. sept. 2016 im cabaret voltaire: 15 jahre 9/11 — kön­nte dich das inter­essieren?!? http://neugieronautik.ch/20160911.html

nachtrag

zum ein­trag

/end

 

 


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