PETER FUCHS: Essay zu Theorien hinter dem Mond. Eine Replik zu einer Replik #sozialarbeit EINE LESEANLEITUNG

UPDATE 16.06.2016

UPDATE 17.12.2015

/tp hat mit ihrer klasse an der agogis.ch die diskus­sion aufgenom­men. mit den studieren­den sind in den vor­lesun­gen werte- und entwick­lungsquadrate ent­standen. HIER DIE UNTERLAGE ALS PDF. ganz unten ste­hen die einzel­nen schaubilder zum ver­twit­tern bere­it ;-)

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bis dieses katzen­bild­chen hier ver­schwindet, bin ich noch am ver­linken und kor­rigeren: falls du fehler, andere/bessere/weitere linkvorschläge siehst: ein­fach ins kom­men­tar­feld ein­tra­gen. OK?

 

Was bisher geschah? (Juli 2015)

Prof. Dr. Heiko Kleve hat in der Aus­gabe 4.2015 von Soziale Arbeit, DZI, einen Beitrag im Rah­men des Fachdiskurs zum Ver­hält­nis von Wirtschaft und Sozialer Arbeit gemacht. Das Stich­wort “Ökonomisierung” stichelt seit vie­len Jahren nicht nur Beruf und Pro­fes­sion Sozialer Arbeit. Kon­train­tu­itiv — wie wir es von der Sys­temthe­o­rie nach Luh­mann gewohnt sind — kühlt Kleve die pro­fes­sionellen Ver­stauchung durch Nar­ra­tive wie “Neolib­er­al­is­mus”, “aktivieren­der Staat”, “leere Kassen” und gibt uns Bewe­gungs­frei­heit zurück. Er offen­bart Ressourcen, Chan­cen und aktivis­tis­che Hand­lung­sop­tio­nen. Kleve gehört zu der winzi­gen Gruppe von leicht ver­ständlichen Erk­lär­ern, pro­fil­ierten Ver­mit­tlern und ist weit mehr als ein Über­set­zer aktueller The­o­riear­beit für unsere Trans­diszi­plin.

In der Aus­gabe 7.2015 im gle­ichen Mag­a­zin — was wohl als “das Leitmedi­um” für unser Fach im deutschsprachi­gen Raum benan­nt wer­den darf — wird ein Text von Prof. Dr. Mechthild Sei­the als erste Rep­lik insze­niert. Sei­the schöpft aus reich­er eigen­er Praxis­er­fahrung und verknüpft diese mit kri­tis­ch­er, engagiert­er, hand­lungsan­weisender Lehrtätigkeit. Sie benen­nt die unzu­mut­baren Zumu­tun­gen scho­nungs­los und ent­fal­tet mit ihrer akribis­chen Analyse der Vor­lage von Kleve eine grandios­es, prak­tisch anwend­bares Argu­men­ta­tions­feld. Wer eine konkrete, knappe, knack­ige Über­sicht zum The­ma will: Es ist voll­bracht.

Und nun meldet sich aus dem tra­di­tion­sre­ichen Hans­es­tädtchen Soest der emer­i­tierte Pro­fes­sor und Vater ein­er Gross­fam­i­lie: Peter Fuchs. Ein­er der aussergewöhn­lich­sten Heil­erziehungspfleger und The­o­riemach­er; nicht nur für unser Fach. Sein Text erre­icht mich via eMail als PDF (was hier mit sein­er Zusage zugänglich gemacht wer­den darf):

Peter Fuchs
Essay zu The­o­rien hin­ter dem Mond — eine Rep­lik zu ein­er Rep­lik

(13. Juli 2015, PDF)

Es sind aus­ge­druckt präzis zwei Seit­en. Zeilen­ab­stand 1,5. Ganz so, wie es sich eben für eine ser­iöse akademis­che Arbeit gehört: Mit viel Platz für die Anmerkun­gen, Noti­zen und Kor­rek­turen der Lesenden. Wis­senschaftlich­es Schreiben, gibt es nur im Modus des Lesens. Wis­senschaftlich­es Lesen, gibt es nur im Modus des Schreibens. Die Form, in welch­er der schlaue Fuchs sein Essay weit­er reicht, ist eine Auf­forderung zum sel­ber denken. Und dieser Auf­forderung möchte ich hier nachkom­men.

Eine Leseanleitung

von Ste­fan M. Sey­del

Um gle­ich mit dem zen­tralen, dem zweitlet­zten, Satz von Peter Fuchs zu begin­nen: “Die Rep­lik (…) ist (…) ausseror­dentlich dazu geeignet, mit Studieren­den die Beobach­tungsebene zweit­er Ord­nung einzuüben”.

Wer liest, ist wie ein Fuchs. Er — auch wenn es eine Frau ist — kriecht auf allen Vieren durch die Büsche und streckt seinen Hals nach den hoch hän­gen­den Trauben. Hän­gen diese zu hoch, und wir ger­at­en durch uns beobach­t­ende Andere in einen kog­ni­tiv­en Kon­flikt, erfind­en wir uns einen ratio­nalen Sinn. Aus Empörung wird so eine Erhe­bung. Hän­gen die Trauben aber schw­er und süss, und erre­ichen wir diese lock­er, lesen wir sie ab, nehmen sie fröh­lich auf und machen sie Teil von dem, wozu andere Du sagen. Das stellt uns auf. Macht uns Mut. Macht uns gross. Und genau darum geht es: Den aufrecht­en Gang wagen. Egal aus welch­er Posi­tion wir starten.

Wer wis­senschaftlich liest, muss sich aus der Gemein­schaft her­aus­nehmen. Es braucht eine gewisse Stille. Es braucht eine gewisse Ruhe. Es braucht einen gewis­sen Abstand. Das war einst enorme Pro­voka­tion, welche die Mönche in ihren Klöstern zele­bri­erten und kul­tivierten. Das ist später zum bil­dungs­bürg­er­lichen Ide­al und zur akademis­chen Kernkom­pe­tenz mutiert. Sich zurück zu ziehen, sich abzuschot­ten. Nicht von der gesprächi­gen Begeg­nung mit einem Näch­sten, son­dern von einem Fet­zen Schrift, Inspi­ra­tion zu erwarten. Das war eine offen Belei­di­gung, offen­sive Ablehnung, eine öffentlich kom­mu­nizierte kom­mu­nika­tive Anschlussver­weigerung. Soziale Arbeit hat dieses rebel­lis­che Gefühl nie ganz ver­loren. Gott sei Dank.

Es gehört zu den bit­teren Lehren für Beruf und Pro­fes­sion Sozialer Arbeit, dass Schrift und Ver­schriftlichung, reale Normierung, prak­tis­che Selek­tion­ierung und hand­feste Aus­son­derung ermöglichte. “Nie wieder!” Darum pfle­gen wir das Gespräch, das Gespräch über das Gespräch, die kör­per­lichen Einübun­gen ein­er Beobach­tungsebene zweit­er Ord­nung. Wer diese Tra­di­tion nicht mehr pflegt, bege­ht Ver­rat. Ist nicht würdig, unsere Berufs­beze­ich­nung zu tra­gen und die Tra­di­tion im akademis­chen Umfeld zu vertreten.

Peter Fuchs erin­nert uns nicht nur an diese Unvergesslichkeit, son­dern fordert sie umstand­los ein. Er nutzt dabei weniger Worte, es sind weniger die Inhalte sein­er Sätze, als viel mehr die Wahl der Form, welche eine andere Struk­tur ermöglicht und Erken­nt­nisse von der nie sicht­baren Hin­ter­seite des Mon­des her­vorza­ubert, wie er geheimnisvoll und später im Text nie erk­lärend, im Titel auf­blitzen lässt.

Wir begin­nen mit dem ersten Satz. Zu allen Zeit­en wis­senschaftlichen Lesens wurde dies nie so gemacht. Seit wir am Com­put­er schreiben, machen wir es auch höchst sel­ten beim wis­senschaftlichen Schreiben so. Wir tun bei der Inter­pre­ta­tion sein­er Rep­lik auf auf eine Rep­lik so, “als ob”: Wir begin­nen mit dem ersten Satz. Und der geht so:

“Ich bin ein Sys­temthe­o­retik­er”, eröffnet Fuchs. In der Tra­di­tion der total­re­flek­tierten 1968er Gen­er­a­tion, weiss er, was er tut. Und er beweist es grad auch noch, in dem er es mit zwei weit­eren Sätzen expliziert. Er reflek­tiert im ersten Satz sich sel­ber. Er reflek­tiert die Aus­sage im zweit­en Satz in Bezug auf die The­o­rie. Und im drit­ten Satz in Bezug auf die Rezep­tion. Schon Niklas Luh­mann soll bemerkt haben, dass nie­mand mehr ratio­nal han­deln kann, wenn er beobachtet wird. (Baeck­er 2009, S. 33) Fuchs lädt uns weniger ein, in die Beobach­tung der Beobach­tung zu gehen: Er zwingt uns dazu. Mit dem aller ersten Satz. Und jet­zt müssen wir reagieren. Die Kon­struk­tion der ersten drei Sätze ist so hyper­deut­lich, dass jede Stu­dentin und jed­er Stu­dent schon nach dem ersten Semes­ter Studi­um im Bach­e­lor-Pro­gramm — oder vielle­icht schon vor der Zulas­sung­sprü­fung zum Studi­um! — diese kom­mu­nika­tive Ver­wick­lung als total durchge­drehte Ver­wick­lung durch­schaut und sofort real­isiert, was Fuchs für nötigst hält: Beobach­tung zweit­er Ord­nung!

Wür­den wir uns dem Ban­ner “Sys­temthe­o­retisch nach Luh­mann” anschliessen, hät­ten wir uns als “Wohlmeinende zusam­mengeschart”. Das ekelt Fuchs an. Das zeigt er uns im zweit­en Abschnitt.  Und: Gehen wir in die Abwehr, machen wir bloss, was er ja schon prophezeit hat. Jedes Kind has­st es, plumpe Erwartun­gen ohne Möglichkeit zu einem Fünkchen Ein­sicht zu erfüllen. Will sagen: Mit dem aller ersten Satz ver­set­zt uns der Päd­a­goge in jene unmögliche Sit­u­a­tion, welche unsere vorschnell gemachte Posi­tion prekarisiert und uns zu ein­er neuen Situ­ierung her­aus­fordert. Der weise, weisse, alter­sradikale Pro­fes­sor hat aber eben erst bloss ger­ade sein Spiel eröffnet mit uns eröf­fent. Spie­len wir mit? — Gerne! Ein näch­stes Beispiel:

“Man kann sich ein Bild machen, aber lei­der: Es ist nur ein Bild.” Dieser Satz ste­ht ziem­lich genau in der Mitte seines Textes. Um diesen Satz dreht sich seine Inter­ven­tion zu einem Fachdiskurs, in welchem wir dringlichst einen näch­sten Schritt, eine näch­ste Idee, eine näch­ste Hand­lung­sop­tio­nen für näch­ste Her­aus­forderun­gen benöti­gen.

Es kon­nte leicht gezeigt wer­den, wie sein aller erster Satz auf den zweitlet­zten Satz des Essays ver­weist. Und jet­zt soll gezeigt wer­den, wie die ganzen Zeichen­ket­ten dazwis­chen um dieses erken­nt­nis­the­o­retis­che Prob­lem des Bilder machens, des sich Ori­en­tierens, des sich Verortens drehen. Fuchs geis­selt Worthülsen wie Rig­oris­mus, Fun­da­men­tal­is­mus, Kap­i­tal­is­mus. Im ersten Teil. Im Zweit­en akzep­tiert er dann, dass das Ken­nen von Börsenkursen, die Nutzung von Spon­sor­ing, das jed­wede Aus­nutzen von nüt­zlichen Finanzierungss­chan­cen notwendig sei.  So war das schon immer. Ob unter Fürsten, der Kirche oder unter dem Staat. Es war auch zu Zeit­en der Pro­fes­sion­al­isierung Sozialer Arbeit durch Jane Addams, Alice Salomon, Ilse Arlt oder Mary Park­er Fol­let so. Und auch wir heute machen es so. Ob zäh­neknirschend jam­mernd oder neolib­er­al düdel­nd: Es ist unsere all­t­agsprak­tis­chste Prax­is. Das hat nichts mit Pos­i­tivis­tisch oder Pes­simistisch zu schaf­fen. Es ist das Prädikat von Beruf und Pro­fes­sion Soziale Arbeit: Wir ver­ste­hen uns Aktivis­tisch. Anpack­end. Han­del­nd. Arbei­t­end. Wir ver­ste­hen Soziale Arbeit als eine Arbeit am Sozialen; als eine Hand­lungswis­senschaft. Pen­deln zwis­chen Prax­is und The­o­rie. Kreisend zwis­chen Inter­puk­tio­nen von Anfän­gen und Enden. Und so definieren wir uns:

“Social work is a prac­tice-based pro­fes­sion and an aca­d­e­m­ic dis­ci­pline that pro­motes social change and devel­op­ment, social cohe­sion, and the empow­er­ment and lib­er­a­tion of peo­ple. Prin­ci­ples of social jus­tice, human rights, col­lec­tive respon­si­bil­i­ty and respect for diver­si­ties are cen­tral to social work.  Under­pinned by the­o­ries of social work, social sci­ences, human­i­ties and indige­nous knowl­edge, social work engages peo­ple and struc­tures to address life chal­lenges and enhance well­be­ing.” IFSW, 2014

Fein und empathisch, schelmisch und schlau, wie Grossväterchen Fuchs eben einem als Men­schen nun mal begeg­net, geht er auf Augen­höhe mit seinem “Klien­tel”. Er tut so, als vertei­digte er Kleves Vor­lage. Das hat der Szenenkundi­ge auch nicht anders erwartet. Und Fuchs hat uns gezeigt, dass er das weiss, dass wir das wis­sen. Und wir kön­nen gar nicht anders, als anzunehmen, dass er weiss, dass wir wis­sen, dass er weiss, was wir wis­sen. Und zu dieser bestäti­gen­den Absicherung muss er — im drit­tlet­zten Satz — auch wieder­holen, was er Sei­the vor­wirft: Belei­di­gun­gen sein­er­seits. Erst mit dieser überdeut­lichen Über­drehung entwindet er sich aus dem für Pub­lizis­ten dur­chaus wün­schenswerten Hick­hack: Stre­it ist gut für die Aufmerk­samkeit, die Auflage, die Steigerung der Abozahlen.

Das ist sein päd­a­gogis­ches Spiel mit uns, was uns verun­möglicht, das Spiel in der einge­fahre­nen Lang­weiligkeit des Erwart­baren und Vorherse­hbaren weit­er zu spie­len und uns in unsere jew­eili­gen “Schar der Wohlmeinen­den” zu beruhi­gen. Fuchs malt uns ein Bild und ver­weist darauf, dass es ein Bild ist: “Lei­der nur ein Bild.” Und er meint damit: Es geht darum, sich sel­ber ein Bild zu machen. Es geht darum, sel­ber zu denken. Es geht darum, eigene Spiele zu spie­len. Und wiederum Zugang zu “Anleitun­gen zum Mächtig-sein” lustvoll zu erschliessen.

Die Einigkeit wider Nav­i­tität und für Pro­fes­sion­al­ität lässt sich bei allen dreien — Kleve, Sei­the, Fuchs — leicht find­en. Peter Fuchs hat uns in seinem kurzen Text vorgemacht, wie die eine Bürste der anderen Bürste die Borsten putzt. Jet­zt “kön­nen” wir nicht nur, wir “müssen” uns ein näch­stes Set von Wörtern, Konzepten, Bildern erfind­en.

  • Es war naiv, anzunehmen, dass unser Beruf als Pro­fes­sion einen angemesse­nen Platz im Elfen­bein­turm der Wis­senschaft erhal­ten wird. Nicht, weil der Elfen­bein­turm als solch­er längst nicht mehr — wir vor 200 Jahren ein­mal erträumt — funk­tion­iert. Viel mehr, weil unsere Stu­di­engänge willkommene Auf­fang­beck­en für die mas­siv­en Über­schüsse an prekarisiertem akademis­chen Per­son­al genutzt wurde und damit die weit­ere Entwick­lung der Trans­diszi­plin nicht geleis­tet wer­den kon­nte.
  • Es war naiv, anzunehmen, dass die Errun­gen­schaften der sozialen Sicher­heit eine zu etablierende Erfind­ung sein kön­nte. Der Höhep­unkt der gew­erkschaftlichen Erfolge wur­den erre­icht, wie sich bere­its deut­lich eine gän­zlich andere Gesellschaft abgeze­ich­net hat­te.
  • Der Umbau des Staates, die Umfor­mulierung von Bürg­ern in ICH AG’s, die Favorisierung der gewin­ngeilen Formel “Effek­tiv­ität & Effizienz”, die Mis­sach­tung der “Gren­zen des Wach­s­tums”, die unun­ter­broch­ene Weit­er­führung der (mil­itärischen) Kolo­nial­isierung, die mit offe­nen Augen akzep­tierte Aus­merzung von über­flüs­si­gen Men­schen… Es wäre naiv, diese fotografier­baren Umstände zu überse­hen. Der bekan­nte, stein­re­iche, schweiz­er Banker, Hans J. Bär, brachte es vor vie­len Jahren in sein­er Auto­bi­ografie auf den Punkt: Es han­delt sich hier um eine “Ans­tiftung zum Klassenkampf von oben” (S. 409).

Nein. Sich naiv stellen, dieser Trick funk­tion­iert nicht wirk­lich gut. Schwieriger scheint zu beant­worten, was wir mit “Pro­fes­sion­al­ität” noch meinen kön­nten.

  • Wenn wir uns doch einig wären, dass — schon wieder — das Geld die Welt regiert, warum tun wir uns so schw­er, “Geld als Mit­tel zur Frei­heit” zu akzep­tieren? Wenn Geld jenes Elix­i­er ist, welch­es uns erlaubt, unzu­mut­bares Abzulehnen, warum geste­hen wir uns uns dann nicht nur uns selb­st, son­dern auch unserem Klien­tel, dieses Min­i­mum zu? War es nicht Geld, was wir forderten: Für Men­schen mit ein­er Behin­derung? Für Men­schen, welche unter misslich­sten Bedin­gun­gen arbeit­eten? War der Zugang zu Arbeit, nicht Zugang auch ins­beson­dere zu Geld?
  • Woran kön­nte erkan­nt wer­den, dass wir “social change and devel­op­ment, social cohe­sion, and the empow­er­ment and lib­er­a­tion of peo­ple” rig­oros — und meinetwe­gen auch fun­da­men­tal — wollen und real­isieren in jedem Moment?
  • War es möglicher­weise naiv anzunehmen, dass wenn wir dere­inst pro­fes­sionell am Sozialen Arbeit­en kön­nten, präzis diese Pro­fil­ierung und Etablierung eine Eigen­dy­namik entwick­elt, welche sich gegen die ein­st­mals fun­da­men­tal­en Ziele der eige­nen Ansprüche an “gute Soziale Arbeit” richt­en wer­den?
  • Erleben wir, was die Kun­sthochschule erleben? Im Ges­tus des Unter­richt­ens von Kun­st, den eige­nen Habi­tus des Kün­stlers finanzieren, aber die Studieren­den auf Kreativ­ität zu diszi­plin­ieren?

In den Anfän­gen der Sozialen Arbeit, zur Zeit der aufk­om­menden Mech­a­nisierung und Indus­tri­al­isierung, waren keine bestandes­be­wahrende Frauen am Werk. In ein­er Zeit, in welch­er sich die kom­mu­nika­tiv­en Rah­menbe­din­gun­gen gän­zlich ver­schieben, hören wir von der Sozialen Arbeit kaum einen inspiri­eren­den Gedanken. Wir guck­en zu, wie Jour­nal­is­mus, Architek­tur, The­ater, Bib­lio­theken etc.  sich dem sozialar­bei­t­er­ischen Vok­ab­u­lar und Handw­erk bedi­enen und offen­sivste “Arbeit am Sozialen” betreiben.

Die Chance, welche uns Kleve, Sei­the und Fuchs in diesem Fachdiskurs bieten? Rig­orose, fun­da­men­tale, sub­stanzielle Reflek­tio­nen auf der Beobach­tungsebene zweit­er Ord­nung. Das wün­sche ich uns. (“Und das sehe ich ethisch so.”)

Zürich, 14. Juli 2015/sms ;-)

Anmerkungen

zum Autor | Ste­fan M. Sey­del, Mas­ter of Social Work/ZPSA/MRMA, Unternehmer, Autor, Kün­stler. 2010 nahm er rebell.tv mit einem “social media sui­cide” in der Kryp­ta im Cabaret Voltaire, Spiegel­gasse 1, Zürich, vom Netz. (Kanal Geis­tewis­senschaften, die Welt.) Er arbeit­et aktuell als Sozialpäd­a­goge und in freien Pro­jek­ten in Zürich. dissent.is ist sein aktueller Zettkas­ten. Kon­takt: dfdu.org/impressum

zur Textsorte | Der Text wurde als Entwurf für eine Eingabe an das DZI geschrieben. Falls der Text von Fuchs über­nom­men wor­den wäre und inter­esse an ein­er Über­nahme bestanden hätte, wäre ich ein näch­stes Mal über diese Fas­sung gegan­gen und hätte den Text weit­er aus­ge­baut. Der Text wird aber nicht ins DZI über­nom­men. Und darum ist auch die weit­ere Arbeit hier unnötig. Wir haben uns in diversen eMails entsch­ieden, den Text von Peter Fuchs — und meine Rep­lik auf die Rep­lik ein­er Rep­lik — hier — nicht zu veröf­fentlichen, aber — offen zugänglich abzule­gen ;-)

Lit­er­atur | Baeck­er, Dirk: Die Her­aus­forderung der näch­sten Gesellschaft, in: Piazzi/Seydel, Die Form der Unruhe, Band 1, Junius-Ver­lag Ham­burg, 2009

Diskussion

(weils so schön ist: hier ein kleines leak­ing im aus­tausch via eMail mit peter fuchs ;-)

Lieber Ste­fan,
vie­len Dank für die Nachricht­en. Ich weiß jet­zt, dass diese Zeitschrift die Rep­lik zur Rep­lik nicht pub­lizieren wird. Noch ein Tip zu Deinem Text: Er enthält eine Rei­he klein­er Fehler, die auszumerzen vielle­icht nüt­zlich sein kön­nte.
Her­zliche Grüße
Peter

oh. danke
fehler? auf rechte richtigschrei­bung hab ich noch gar nicht geschaut… mir gings erst mal um die idee, wie ich deinen text re:framen kann ;-))) freue mich über jed­wede hin­weise!
/sms ;-)

Lieber Ste­fan,
nur noch ganz kurz, ein­fach nur als Hin­weis. Ich rede seit meinem (unveröf­fentlicht­en) Text zum sozialar­bei­t­er­ischen Umgang mit ‘gewalt­bere­it­en Jugendlichen’ nicht mehr von ‘Klient’ bzw. ‘Klien­tel’, son­dern von Man­dant und Man­dan­ten­schaft. Der Grund: Klient ist, ety­mol­o­gisch gese­hen, der­jenige, der mir etwas schuldet; Man­dant ist der­jenige, der mir einen Auf­trag gibt, ein Man­dat. Ich finde, damit lässt sich eine kuriose Unschärfe erset­zen durch einen Gedanken, der der Struk­tur Sozialer Arbeit einen anderen ‘Kick’ gibt.
Her­zliche Grüße
Peter

… mün­del… schutzbe­foh­lene… waisenkinder… klient… man­dant… ich liebe diese prob­leme. weil sie die ganze unmöglichkeit unseres tun offen­baren… es gibt orte, wo kinder “platziert” wer­den. von andern. ein man­dat von diesen kindern selb­st zu erhal­ten, ist vielle­icht ger­ade dann nicht gelun­gen, wenn sie es dir ver­bal über­tra­gen?!? … du weisst schon… ähm…
/sms ;-)

links

Kommentare

Die Diskus­sion wird im DZI Soziale Arbeit sich­er weit­er geführt wer­den. Natür­lich gibts auch hier in diesem Zettelka­s­ten die Möglichkeit zu Bemerkun­gen, Hin­weisen.

UPDATE 30.09.2015

/tp hat mit ihrer klasse an der agogis.ch die diskus­sion aufgenom­men.  mit den studieren­den sind in den vor­lesun­gen werte- und entwick­lungsquadrate (video. schulz von thun erk­lärt die idee) ent­standen. HIER DIE UNTERLAGE ALS PDF. es fol­gen nun noch die einzel­nen schaubilder zum ver­twit­tern ;-)


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