dran!sparenz — wir nennen es max | #schurnalismus | die metapher der zeitung:

nach der zweit­en skype-kon­ferenz, haue auch ich in die tas­ten. (nicht dort, wo sie wollen. aber dort wo ich dran “glaube”.)

VORAB I

max, danke für dein wildes denken.

VORAB II

ganz taufrisch bin ich in solchen pro­jek­ten nicht. und darum wohl auch nicht leicht zu begeis­tern.

ich ver­ste­he es als meinen busi­ness-fehler, dass ich rebell.tv nicht vom angel-invest­ment zum ven­ture-invest­ment brin­gen kon­nte, weil ich genau in dieses pub­lizis­tis­che umfeld hineingedacht habe. ich dachte, dass diese szene als eine der ersten auf die krise reagieren muss, welche auf die her­aus­forderung reagieren muss,  dass die dis­tri­b­u­tion von infor­ma­tion wed­er eine druck­erei, noch last­wa­gen, noch verkauf­sstellen braucht.  sie hat reagiert. aber ganz anders, als ich gedacht habe.

wie ari­an­na den web­by award für huff­in­g­ton post bekam, feierte ich zusam­men mit rock­et­boom mit ihr in ny/ny. wir waren zwar überzeugt, dass unser pro­jekt mehr poten­zial hat. aber sie hat gewon­nen. und heute ver­ste­he ich auch, warum: rocketboom.com hat viel näher am markt den genau gle­ichen denk­fehler wie ich gemacht.

aber was machte denn ari­an­na so viel bess­er als wir?
— sie real­isierte die 2. sub­trak­tion­sstufe. (falls ihr band 2 von “die form der unruhe” neben euch liegen habt: seite 48.)
  • stufe 1: druck­erei und last­wa­gen und verkauf­sstellen pul­verisieren (aber vollredak­tion behal­ten. das aktuelle beispiel aus der schweiz: watson.ch mit ein­er genialen finanzierung­shöhe!)
  • stufe 2: die vollredak­tion pul­verisieren (und aus dem unendlichen pool an ggggeilen tex­ten schöpfen, welche gegen ruhm und ehre kosten­frei zu copy/pasten sind. um auch hier einen aktuellen ver­such im deutschsprachi­gen quarti­er der kle­in­stadt schweiz zu benen­nen: nieuws)
  • wir haben noch eine stufe 3 beschrieben. so weit hat sich die szene aber noch gar nicht vor­ge­traut. ich will pro­fet sein und behaupten: auch diesen fehler wird #schur­nal­is­mus nicht aus­lassen. das ist kein mut. das beispiel ist bekan­nt. der pio­nier, welchem ich ja mit unserem “sub­trak­tion­skonzept” ja lediglich kura­tor sein kon­nte, wird wohl nur in den archiv­en der his­torik­er in 100 jahren zu ruhm und ehre gelan­gen. aber immer­hin. seine enkelsenkel wer­den sich freuen.

doch. die ver­leger-szene hat reagiert. mein kura­tor — philipp meier — hat dies schon während sein­er begleitung von rebell.tv gezeigt. auch hier — ich denke, die schweiz ist ein ganz gutes labor für die deutschsprachige szene gewor­den! — beispiele der unternehmensen­twick­lung anschauen: ringi­er baut sich zum unter­hal­tungskonz­ern um und TAme­dia adap­tiert die umstel­lung auf eine net­zw­erk­basierte organ­i­sa­tions­form, welch­er über bün­delun­gen von com­put­er-basierten geschäftsmod­ellen ihren weg weniger sucht, als find­et. risiko delegieren. gewinn nach oben schieben. die phar­ma-indus­trie in basel, die nahrungsin­dus­trie in lau­sanne, als vor­bild. jour­nal­is­mus gibts dort auch noch. in form von pr und wer­be­tex­ten und so. who cares? die ehe­mals linke pub­lizis­tis­che kraft in der schweiz nicht. bleibt die alte tante NZZ. welche sich aktuell herzzer­reis­send am zer­reis­sen ist. und welche bloss mit den mil­liar­den ihres stamm­pub­likums mit jed­er garantie die näch­sten 30 jahre über wass­er hal­ten kann. danach wirds schwierig. die wilden hun­den sind dann gestor­ben. und ihre kinder längst an ganz andere arten von busi­ness­mod­ellen adap­tiert.

VORAB III

das ist vielle­icht der punkt, max, wo du bei mir wieder feuer ent­fachen kannst. weil du aus dein­er per­sön­lichen und geografis­chen lage eine ganz andere dringlichkeit siehst. bei mir ist die formel aktuell ja:

#geron­tokratie + #plu­tokratie = gegen­teil von #lib­er­al

das ist eine formel, welche sog­ar am tsüriberg, und hier in hot­tin­gen panis­che gefüh­le auszulösen ver­mag. hoff­nung also? nicht wirk­lich. aber mir scheint, dass ger­ade deine “poli­tis­che sicht” die kraft haben kön­nte, ein­er idee eine chance geben zu kön­nen.

annahmen

es gibt annah­men, hin­ter welche ich nicht zurück gehen möchte. ich brauche lab­o­ra­to­rien. logo: das kloster war nach rebell.tv ein beinah ide­al­er ort für mich. mit beto­nung: bein nahe ;-))) die klöster­liche umge­bung, der barock, die zeit­genös­sis­che architek­tur, die genialen kidz… “medi­en­wan­del von sprache zu (heiliger) schrift” zum fotografieren… DAS ver­ste­he ich unter einem labor… wowarich?ahja:

annahmen

diese unterkom­plexe unter­schei­dung der medi­en­wech­sel von “sprache zu schrift zu buch­druck zu com­put­er”, wie ich sie bei dirk baeck­er aufgeschnappt habe, ist mir zu ein­er so prächti­gen unter­schei­dungs­mas­chine gewor­den, hin­ter welch­er ich nicht zurück­ge­hen will. ich erwarte “das näch­ste”, nicht als etwas näch­stes, son­dern als etwas anderes. ich kann nicht so tun, als gin­ge es um eine fort­set­zung des gle­ichen mit anderen mit­teln. am kürzesten gefasst finde ich diese idee bei luh­mann, wenn er ver­mutet, dass eine “näch­ste kom­mu­nika­tion” es zu wege bringt, auch noch den “sinn” zu entkop­peln. ich suchte nach kom­mu­nika­tiv­en umge­bun­gen, wo ich dieses üben kon­nte. in den anfän­gen von twit­ter — wie der noch so wirkungsmächtige dis­trib­u­tive jour­nal­is­mus diesen ort noch nicht als quelle von #sto­ryfind­er miss­brauchte — meinte ich eine solche umge­bung gefun­den zu haben. in #dfdu bd2 haben wir dies in kap. 3.2 beschrieben: “unter­schei­dun­gen löschen — mündlich:schriftlich”.

#uberflüssig

ich finde es enorm inspiri­erend wie wir aktuell fotografieren kön­nen, dass diese annahme, dass es sich in dieser umstel­lung “von buch­druck zu com­put­er” um eine kom­mu­nika­tive anschlussver­weigerung — und eben nicht um eine fort­set­zung des gle­ichen mit anderen mit­teln — han­delt. das war unser beispiel 2009. ein damals zwei jähriges kind, bedi­ent ein iPhone. während den jour­nal­is­ten das schreiben am com­put­er, bloss als eine ver­be­quemisierung des tip­pens erschien (ver­gl. #AIBS, kap 2.4 ;-)

selb­stver­ständlich investiert google ven­tures nicht dop­pelt so viel in @UBER wie in west­zen­tri­erten jour­nal­is­mus,  weil es dabei um ein taxi-unternehmen geht. das dort inspiri­erte #uber­flüs­sig ent­deck­en wir an immer mehr orten:

  • seit 1945 wird ver­sucht, das prob­lem der nation­al­staat­en zu über­winden. und plöt­zlich gehts.
  • das bankge­heim­nis war für die schweiz heilig. und plöt­zlich ists weg.
  • ver­schwindet auch das bargeld?
  • der bürg­er ist weg. (wir ken­nen bloss noch ich AG’s und poten­zielle ter­ror­is­ten, welche gott­sei­dank eng überwacht und frühzeit­ig erkan­nt wer­den. danke staat hold­ing)
  • (jaja… bin mich schon wieder am ver­laufen… wowarich?achja:

unterscheidungen löschen

die idee der gelöscht­en unter­schei­dun­gen haben wir zwar in band 2 aufgenom­men. ich beginne sie selb­st aber erst jet­zt bess­er zu ver­ste­hen: wenn es sich um eine kom­mu­nika­tive anschlussver­weigerung han­deln sollte, dann pul­verisieren sich plöt­zlich nicht nur ideen, son­dern umstand­los fak­ten. und das finde ich natür­lich toll an deinem umfeld — max, bist du noch da? — weil diese ther­a­peuten-szene von diesen phänome­nen mit umfan­gre­ich­ster prax­is geseg­net sind. will sagen: die typen brauchen wir. (oh! ich habe wir gesagt… ähm…) aber: genau hier begin­nt “mein” prob­lem.

sie selb­st — und ihr ganzes busi­ness-mod­ell — funk­tion­iert — bei all ihrem genialen wis­sen über “next soci­ety” präzis nach jen­em mod­ell, welch­es sich grad pul­verisiert. und wenn also der fritz dem max vorschlägt, eine zeitung zu machen, dann renne ich davon.

  • klar: eure argu­mente habe ich ver­standen. “der wurm muss dem fisch schmeck­en, nicht dem angler.”
  • aber: ich traue dem fritz zu, dass er ver­ste­ht, dass er jet­zt halt mal was nicht ver­ste­ht. und dann entste­ht eine SEHR lange pause. ich habe eine solche ja schon ein­mal mit ihm gefilmt. ich brauche es nicht zu wieder­holen. ich habe ver­standen. und er sowieso.

will sagen: wenn eine angel-inve­storen-gruppe meint, sie wüsste, wie das ergeb­nis auszuse­hen hat, dann han­delt es sich nicht um eine angel-inve­storen-gruppe. dann sind es ver­mut­lich noch nicht ein­mal ven­ture-cap­i­tal­is­ten. dann sind es gewin­ngeile kap­i­tal­is­ten. wenn du meinst, du kön­ntest ein ven­ture-cap­i­tal so miss­brauchen, dass du ein labor hast, um deine such­be­we­gun­gen zu finanzieren, dann würde ich bei einem solchen pro­jekt niemals mit­machen. es gibt nichts schlim­meres, als ent­täuschte kap­i­tal­is­ten.

will sagen: solange du noch könner:anfänger, experten:debile, wisser:doofios … schreiber:leser, edelfedern:leserbriefschreiber… anbi­eter von weit­er­bil­dun­gen, ects-punk­te-ein­schieber… und von jenen einen auf­trag bekommst, ihre köstlichen weisheit­en in kreativ­er weise zu verteilen: dann hast du mehr als ein prob­lem. dann hast du ganz viele. und alle­samt jen­er art, welche mich nicht inter­essieren.

es muss gelin­gen, diesen her­ren in ihren well­ness-zonen eine mit­teilung zu machen, dass sie jet­zt ganz mutig und ganz stark sein müssen. du wirst ihnen mit­teilen, dass du in deinem hin­ter­sten krachen dein­er lausi­gen lausitz ein feuerchen machen wirst. und dass du ihre kohle ein­fach ver­brennst. und wer daran keinen spass hat, ist nicht dein kap­i­tal­ist. (dieses glück hat­ten wir mit unserem mann. ich brauche allein 2 mil­lio­nen, um ihm einen beschei­de­nen “return on invest­ment” über­weisen zu kön­nen. du erahnst also, von welchen sum­men ich aus­ge­he?)

die grundidee?

wie gesagt: ich meine, wir hät­ten es aufgeschrieben. und doch: ich finde die idee noch immer überzeu­gend. das einzige, was du nicht kom­mun­zieren kannst, ist aufrichtigkeit. notierte sich luh­mann. und das kön­ntest du mit dein­er “zeitungs-meta­pher” gut zeigen:

  • TAme­dia war ein­mal links…
  • NZZ war ein­mal radikal lib­er­al…
  • SPIEGEL war ein­mal inves­tiga­tiv…
  • DIE ZEIT war ein­mal das tor zu welt…

dass sie das waren, stand nicht in jedem artikel, nicht in jedem satz, nicht in jedem wort… aufrichtigkeit kannst du nicht kom­mun­zieren. aber du kannst “eine form” entwick­eln, in welch­er sich aufrichtigkeit bewähren kann. darum war unser claim ja auch: “die form der unruhe wird für die com­put­erzeit, was die NZZ für die maschi­nen­zeit war.” wir haben über diese form nachgedacht. und ich meine bis heute, dass wir einen ansatz vorgestellt haben, an welchem sich anset­zen liesse…

genug für heute. in der näch­sten sykpe-kon­v­erenz mehr. oder dann face2face am rande der kon­ferenz: hypnosystemische-tagung.ch/

#vor­freude :-)

früher

 


Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese HTML Tags kannst du verwenden:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>