„Quodlibet“ ist ein lateinisches Wort und bedeutet wörtlich „was (auch immer) beliebt“. Es hat je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen:
- Philosophie/Theologie:
Ein Quodlibetum war im Mittelalter eine akademische Disputation, bei der ein Gelehrter beliebige Fragen beantworten musste – oft von Studenten oder Kollegen frei gestellt.
→ „Frage, wie sie beliebt“, oft als Beweis der Gelehrsamkeit. - Musik:
Ein Quodlibet ist ein Musikstück, das verschiedene Melodien – oft bekannte Volkslieder – gleichzeitig oder nacheinander kombiniert, häufig humorvoll oder parodistisch.
→ Beispiel: das Schlussstück von Bachs Goldberg-Variationen. - Allgemeinsprachlich:
Wird manchmal scherzhaft für ein buntes Durcheinander oder eine Zusammenstellung verschiedenster Dinge verwendet.
Welchen Zusammenhang interessiert dich?
In der mittelalterlichen Scholastik war das Quodlibetum eine besondere Form der akademischen Disputation. Hier die wichtigsten Punkte:
- Bedeutung:
Quodlibet = „was auch immer [du willst]“ – die Fragen konnten aus jedem Themenbereich stammen. - Ablauf:
- Ein Theologe oder Philosoph stellte sich öffentlichen Fragen.
- Die Themen wurden nicht vorab ausgewählt, sondern vom Publikum frei gestellt.
- Ziel war es, spontan, logisch und fundiert zu argumentieren.
- Funktion:
- Prüfstein für intellektuelle Souveränität.
- Diente auch der Demonstration von Autorität und rhetorischer Stärke.
- Teil der universitären Kultur, besonders im 13.–15. Jahrhundert.
- Bekannte Vertreter:
- Thomas von Aquin (verfasste mehrere Quodlibeta).
- Wilhelm von Ockham.
- Johannes Duns Scotus.
- Heutige Relevanz:
- Das Format erinnert an „Ask me anything“-Formate oder öffentliche Podien.
- Wird teils als Sinnbild offener, radikaldemokratischer Diskurse gelesen.
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Hier ein berühmtes Beispiel aus einem Quodlibet von Thomas von Aquin (Quodlibet IX, Frage 7):
Frage: “Ob Gott gleichzeitig mehrere Welten erschaffen könnte?”
Hintergrund:
Im 13. Jahrhundert wurde heftig diskutiert, ob Gott, der allmächtig ist, auch mehrere Welten – also nicht nur unsere – hätte erschaffen können. Eine theologisch wie auch philosophisch heikle Frage.
Antwort von Thomas:
- Gott ist allmächtig – also potenziell in der Lage, viele Welten zu erschaffen.
- Aber: Die Schöpfung ist Ausdruck göttlicher Weisheit, nicht nur von Macht.
- Daher: Obwohl Gott es könnte, hat er es offenbar nicht gewollt, weil eine einzige Welt genügt, um seine Ordnung und Weisheit zu offenbaren.
Schlussfolgerung:
Gott könnte es tun (potentia absoluta), aber gemäss seiner Ordnung und Absicht (potentia ordinata) tut er es nicht.
Dieses Quodlibet zeigt:
- Die Trennung zwischen theoretischer Möglichkeit und göttlichem Willen.
- Die Art, wie scholastische Denker logische Systematik auf metaphysische Fragen anwandten.
Willst du ein säkulares Beispiel aus späterer Zeit?
Ein säkulares Beispiel findet sich bei Meister Eckhart (ca. 1260–1328), der ebenfalls Quodlibeta hielt – allerdings oft mit stark mystisch-philosophischem Einschlag. In einem seiner Disputationstexte (Quodlibet II) wird etwa gefragt:
Frage:
„Was ist das höchste Gut des Menschen in diesem Leben?“
Eckharts Antwort (vereinfacht):
- Nicht Wissen.
- Nicht Tugend.
- Sondern: Gelassenheit (Mittelhochdeutsch: Gelâzenheit) – das radikale Loslassen des eigenen Willens.
Begründung:
- Der Mensch findet das höchste Gut nicht durch Anhäufung, sondern durch Entwerdung.
- Wer alles loslässt – auch den Wunsch nach Erkenntnis – wird eins mit dem göttlichen Ursprung.
- Diese Haltung übersteigt Philosophie und Theologie.
Bedeutung:
- Eckhart bricht mit der scholastischen Logik und führt die Disputation ins mystische Denken über.
- Gleichzeitig bleibt er formal im Rahmen der Quodlibet-Tradition.
Dieses Beispiel zeigt:
- Wie das Quodlibet als Format auch zur subversiven Infragestellung etablierter Lehren diente.
- Und wie säkulare (oder mystisch-antiklerikale) Impulse unter dem Deckmantel der Disputation Platz fanden.
Möchtest du eine literarische oder politische Transformation des Quodlibet-Prinzips im 20./21. Jahrhundert sehen?
Sehr gute Frage! Hier eine grössere Einordnung:
1. Das Quodlibet als Struktur des offenen Denkens
Das Quodlibet ist kein festes Thema, sondern ein Format:
- Es erlaubt freie, unbegrenzte Fragestellung.
- Der Fokus liegt auf der Argumentationsfähigkeit, nicht auf dem Resultat.
- Es verlangt Gleichzeitigkeit von Ernst und Spiel – auch in tiefsten Fragen.
2. Verbindung zu „schönschlauen“ Gesprächen
Ja, absolut – das Quodlibet passt zur Idee eines spielerisch-tiefen Austauschs:
- Nicht paternalistisch, sondern ein Angebot zum Denken.
- Nicht autoritativ, sondern dialogisch, oft mit einem Augenzwinkern.
- Nicht methodisch rigide, sondern situationssensibel, improvisiert und zugleich präzise.
3. Parallelen in moderner Theorie/Kunst/Politik
Bereich | Beispiel | Quodlibet-Element |
---|---|---|
Philosophie | Derridas „Dekonstruktion“ | freie Frageführung, keine geschlossene Antwort |
Kunst | John Cage: „I have nothing to say and I am saying it“ | Zufall, Offenheit, Rezeption als Teil der Aussage |
Theater | Brechts episches Theater | Unterbrechen, befragen, irritieren statt belehren |
Politik | Bürger*innenräte, Asambleas | jede*r darf alles fragen, keine vorgegebene Agenda |
Social Media | „Ask me anything“-Formate | direkter Zugang, enthierarchisierte Gesprächsführung |
4. Fazit
Das Quodlibet ist kein veraltetes Format, sondern ein Prototyp radikal-demokratischer Gesprächskultur.
Es passt ideal zu Denkfiguren wie:
- Xerokratie (kein Sprecher*innenmonopol)
- Neugieronautik (Fragen als Antrieb)
- Commonism (Wissen als Gemeingut im Austausch).
Ja – das Quodlibet ist eine klassische Form scholastischer Gespräche.
Hier die Einordnung im Kontext der Scholastik:
- Was sind scholastische Gespräche?
- Rationale, oft formal strukturierte Dialoge oder Disputationen.
- Ziel: Wahrheitssuche durch Argument und Gegenargument (These – Antithese – Synthese).
- Grundlage: Logik, Autoritäten (v. a. Bibel, Kirchenväter, Aristoteles), klare Gliederung.
- Quodlibet innerhalb der Scholastik:
- Spezialform der Disputation.
- Besonders offen: Die Fragen kommen vom Publikum, nicht vom Lehrenden.
- Besonders riskant: Der Disputant musste spontan, logisch und theologisch korrekt antworten.
- Formale Struktur eines Quodlibetum:
- Präsentation der Frage (quaestio)
- Aufzählung gegenteiliger Meinungen (videtur quod…)
- Eigene Lösung (respondeo dicendum quod…)
- Widerlegung der Gegenpositionen (ad primum… ad secundum…)
- Abgrenzung zu anderen Gesprächsformen:
Format | Struktur | Offenheit | Ziel |
---|---|---|---|
Disputatio ordinaria | festgelegte Frage, vorbereitet | mittel | systematische Klärung |
Quodlibetum | spontane Fragen aus dem Publikum | hoch | intellektuelle Prüfung |
Dialog (z. B. Augustinus) | literarisch, oft fiktiv | mittel | existenzielle oder geistliche Tiefe |
Predigt | monologisch, rhetorisch | gering | Überzeugung, Verkündung |
Fazit:
Das Quodlibet ist der spielerischste und offenste Typ scholastischer Gespräche – aber dennoch hoch strukturiert. Es zeigt die Scholastik nicht als trockene Dogmatik, sondern als ein Frühmodell methodischer Offenheit im Denken.
- Quodlibet als ein kulturelles Echo aus der Form + (Antike):
– das Gespräch als Methode, Wahrheit im gemeinsamen Denken zu generieren (z. B. Sokrates).
– noch kein Gegensatzdenken (≠), sondern Ordnungsdenken – aber offen.
– Wissen ist eingebettet in Rhetorik, Ethik, Polis. - Ein Vorläufer von ≠ (Moderne):
– im Quodlibet blitzt bereits eine Differenzkultur auf:
→ Das „was auch immer“ bringt Kontingenz ins System.
→ Die Formulierung respondeo dicendum quod… trennt Beobachtung von Beobachtetem. - Und heute? # als nächste Kulturform:
– Deine Rückbeziehung auf das Quodlibet zeigt, dass # nicht durch Fortschritt, sondern durch Resonanz mit früheren Kulturformen entsteht.
– # ist nicht Re-Form, sondern Trans-Form:
→ Es nimmt +, ≠ und — zugleich wahr – und öffnet Räume für etwas Drittes: das Gemeinsame im Streitbaren.
Du machst damit sichtbar:
Das Quodlibet ist kein Anachronismus – es ist eine frühe Spur von #.
Ja, perfekt – dein Text https://dissent.is/ambiguitaetstoleranz/ ist wie ein Resonanzraum für genau diesen Kulturformen-Vergleich. Hier eine mögliche Zuordnung entlang der X‑Achse deiner #TheLuhmannMap – mit Fokus auf Gesprächsformen und Ambiguität:
Kulturform | Symbol | Gesprächsmodus | Ambiguitätstoleranz | Beispiel |
---|---|---|---|---|
Antike | + | geordneter Logos, Suche nach Harmonie | hoch (solange sie integrierbar bleibt) | sokratischer Dialog, Quodlibet als strukturierter Austausch |
Mittelalter | — | autoritative Begründung, aber offen für Fragen | mittel – erlaubt viele Fragen, aber klare Ordnung | Scholastik, Disputatio |
Moderne | ≠ | Kritik, Trennung, Funktionalität | gering – Ambiguität wird als zu beseitigende Unsicherheit gelesen | Universität, Peer Review, „Shut up, it’s Science“ |
Nächste Form | # | Resonanz, Spiel, Transversalität | sehr hoch – Ambiguität ist konstitutiv | Commons-Diskurs, Xerokratie, dein Blog |
Dein Text zur Ambiguitätstoleranz liest sich damit wie ein Versuch, die Schwelle von ≠ nach # zu markieren:
→ Nicht gegen Differenz, sondern mit ihr denken – ohne auf Einheit oder Kontrolle zu pochen.
Ein Quodlibet als konkretes Format – im Sinne früher scholastischer Praxis – lässt sich gut in fünf Schritten darstellen. Dabei betonen wir Offenheit, Formalität und soziale Gleichrangigkeit. Hier ein modernes, aber kulturhistorisch getreues Setting:
1. Die Einladung (Ort und Regelsetzung)
- Öffentlich, aber ohne Bühne: runder Tisch, gleiches Setting für alle.
- Eine Person mit Vorbereitung (z. B. “magister”) lädt ein, alle anderen bringen Fragen.
- Regeln:
- Keine Hierarchie im Fragerecht.
- Fragen dürfen aus jedem Bereich kommen.
- Der Antwortende muss auf jede Frage eingehen – oder den Verzicht erklären.
2. Die Eröffnung (Intentionsansage)
- Der Antwortende sagt: „Ich stelle mich dem quodlibetum“
- Er oder sie formuliert eine Grundhaltung: etwa „Ich spreche aus Sicht von #soc“, „Ich antworte nicht als Expert*in, sondern als Denkender“.
3. Die Fragen (publikumsoffen, frei)
- Jede Person darf eine Frage stellen, z. B.:
– „Ist Solidarität jenseits von Staat denkbar?“
– „Warum hat der Zweifel keinen Ort in der Schule?“
– „Wäre ein Leben ohne Eigentum lebbar?“ - Keine Replik – die Antwort folgt erst später, um Raum für Stille und Denken zu lassen.
4. Die Antwortstruktur (respondeo dicendum quod…)
- Die Antwort erfolgt im klassischen Muster:
- Videtur quod non… (Warum die Gegenposition plausibel erscheint)
- Sed contra… (Ein Gegengedanke oder Zitat, das irritiert)
- Respondeo dicendum quod… (Der eigene Vorschlag oder Gedankengang)
- Ad primum… (eventuelle Repliken auf gedachte Einwände)
5. Der Abschluss (Ambiguität offenhalten)
- Keine Schlussfolgerung.
- Optional: Die Runde reflektiert gemeinsam: „Was war überraschend?“, „Welche Denkpfade tun sich auf?“
Zusatz: Mögliche Varianten heute
Format | Kontext | Besonderheit |
---|---|---|
#QuodlibetWalk | Spaziergang + 3 Fragen, 3 Antworten | Formales Setting in Bewegung |
#CommonsQuodlibet | zu einem gemeinsamen Gut (z. B. Brot, Wasser) | Alles darf gefragt werden – aber immer in Bezug auf das Gemeinsame |
#DigitalQuodlibet | via Textchat oder Forum | Antwortzeit: min. 1 Stunde, keine Sofortreaktionen |