“der livestream als überforderungsfront” #tn15 (2. eintrag im zettelkasten) pilz @nachtkritik + lilienthal @m_kammerspiele

zum ersten ein­trag #tn15 im zettelka­s­ten

in der zwis­chen­zeit: http://dissent.is/2015/05/03/twitter-auf-die-forsetzung-des-gleichen-mit-anderen-mittel-zu-reduzieren-verlangt-nach-debiler-kommunikation-szwan/ | http://dissent.is/2015/05/03/schreiben-im-netz-als-kommunikative-anschlussverweigerung-2015/ | heute mor­gen nun der zweite tag: wie the­ater poltisch sein kann? ein gespräch von dirk pilz mit matthias lilien­thal

high­light hier:

jet­zt aber weit­er mit den noti­zen zu #tn15 tag 2:

gestern notierte sich sascha krieger unter dem titel, welch­er sich als #klick­granate eignene kön­nte “Sex mit Del­phi­nen – ein Erfahrungs­bericht von der Über­forderungs­front” fol­gen­des: “Und so ist man als Blog­ger, der auf seine Social Media Cred­i­bil­i­ty (das sagt man heute so) acht­en muss, bei solchen Ver­anstal­tung unter Druck, zu twit­tern, weit­erzuleit­en, zu teilen und was man son­st noch so tut. Da bleibt dann fürs Zuhören wenig Zeit, fürs Ver­ste­hen noch weniger. () Am Ende bleiben Sound­bites, 140-Zeichen-Gedanke­nansatzver­suche, die wed­er Raum noch Zeit lassen, sich die angedeuteten Fra­gen über­haupt zu stellen.” das ganze elende der ori­en­tierungslosigkeit in weni­gen zeilen. und ein schönes beispiel der selb­stkul­pa­bil­isierung zudem. nicht die insti­tu­tion des the­aters (was beschreibt eigentlich the­ater: festes haus, festes ensam­ble… keine ahnung) wird an der über­forderungs­front erkan­nt, son­dern die eigene per­son. die schaus­piel­ern­den, die dra­matur­gen­den, die büh­nen­bild­nern­den, die inten­dan­ten­den, die hor­den­den, die handw­erk­ern­den, die kri­tik­ern­den, die blog­gern­den…

von dort habe ich also das wort #über­forderungs­front. den ratschlag — nach dem ein­trag von gestern — von #radio­the­o­rie mis­sach­t­end, schal­tete ich mich in den livestream ein:

der höhep­unkt?

matthias wird am näch­sten don­ner­stag eine pressekon­ferenz geben. zu seinem neuen job bei den kam­mer­spie­len münchen. und er bit­tet den jour­nal­is­ten dirk pilz die klappe zu hal­ten. er wisse eh ja schon alles. er solle jet­zt keine fra­gen mehr stellen. dieser gehorcht brav und gibt das mikro­fon ins pub­likum frei mit der vor­gabe, dass eine art von fra­gen ver­boten sei.

doch. das ist ein höhepunkt. warum?

weil matthias ger­adezu als net­zpro­fet auftritt. und etwa sätze sagt wie:

matthias lernt von seinem 18-jähri­gen sohn. zeitung ist halt ein­fach keine ref­erenz mehr für diesen. er selb­st, von pilz als alter mann vorgestellt, von lilien­thal als “rent­ner” para­phrasiert, tickt noch ganz anders. zum beispiel so

er weiss noch genau, wo vorne ist. in den massen­me­di­en. so beschreibt er auch eine andere szene in münchen aus­giebig. eine auss­chrei­bung an architek­ten, welche via massen­me­di­en gemacht wor­den seien. (als wären diese büros nicht auch ganz anders zu erre­ichen.) er geht dann flirten. und die mädels von der süd­deutschen tanzen beim star­in­ten­dan­ten an. so träumt er sich das also.  das gespräch fasse ich mir so zusam­men:

angekom­men ist estab­lish­ment, ist lilien­thal bere­it, sich zu mäs­si­gen:

die span­nende frage kam von nachtkri­tik:

vielle­icht lesen wir zu diesem the­ma später noch was. das wäre toll… zurück:

der livestream markiert die überforderungsfront

hillary clin­ton set­zt ein tweet ab und teilt mit, dass sie jet­zt offiziell als us-präsi­dentin kan­di­diert.

es gäbe sich­er viele weit­ere (und frühere) tweets: aber das ist der wech­sel. die zeitun­gen selb­st haben ler­nen müssen, dass “print first” nicht mehr zu hal­ten. aber all jene, welche die klas­sis­chen lin­ear-dis­tribuieren­den for­mate pfle­gen und daran ihr ganzes geschäftsmod­ell aufge­hängt haben, liegen in der krise. haben sich früher solche unternehmen an den busen von vater staat gewor­fen, akzep­tiert jour­nal­is­mus ohne prob­leme direk­tzahlun­gen von google. museen akzep­tieren ohne prob­leme die explizite zusam­me­nar­beit mit samm­lern. (nie­mand erzählt öliger aus dem maschi­nen­raum der kun­st, als har­ald fal­ck­en­berg.)

das gespräch zwis­chen dirk pilz — welch­er mit nachtkritik.de ja präzis ein solch­es feuil­leton-sub­ver­sives pro­jekt mit auf die beine gestellt hat — und matthias lilien­thal tanzen auf dieser brüchi­gen bühne über­forderungs­front.  der hyper­link — oder hier eben der livestream — wird so zum sym­bol der eige­nen prekar­ität. von welch­er noch nicht entsch­ieden ist, ob sie einem ver­schluckt oder noch ein­mal eine näch­ste chance ermöglicht. die zeit mag einem einen zehn-jähri­gen back­slash zu ver­mit­teln.

und so zer­brösel­nd wörter. wer­den unbrauch­bar. abge­grif­f­en, aus­ge­lutscht. aus­gekotzt:

poli­tis­ches the­ater?

soziale arbeit?

ich bleibe stur.

es ist the­ater — auf­grund der mul­ti- & transpdiszi­plinären zusam­menset­zung? — die architek­tur — auf grund ihrer his­torisch unhin­ter­fragten, gesellschaftlichen akzep­tanz, die bib­lio­thek­swis­senschaften — auf grund ihrer durch #buch­druck übergebe­nen hochachtung zur struk­turierung des noch nicht struk­turi­erten — welche die orte sind, an welchen der wech­sel des dom­i­nan­ten kom­mu­nika­tion­s­medi­ums am pro­duk­tivsten beobachtet wer­den kann. freilich nicht in jedem the­ater, nicht in jedem architek­tur­büro, nicht in jed­er bib­lio­thek… aber… es bleibt span­nend ;-)

nachtrag

zeig mir deine tweets und ich zeige dir, was du annimmst, was twit­ter sei. (so?)


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