Langsam: Mein Blog ist mein Kartenraum und keine Bühne. Ich weiss wie man publiziert. Das hier ist etwas anderes. d!a!n!k!e | WORK IN PROGRESS reload für aktuellen schreibstand | warum ich nicht publiziere? weil ich es kann. weil es geht. weil ich es für angemessen halte.

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Anlass zu diesem Eintrag:
Die Situation im Kloster Disentis ist aus kunst- und kulturgeschichtlicher Sicht sensationell, weil sie einzigartig ist – nördlich der Alpen, im 8. Jahrhundert, in einem entlegenen Alpental.
Hier die belegbaren Gründe:
- Frühbyzantinische Monumentalmalerei im Alpenraum
- Über 12 000 bemalte Mörtelfragmente wurden im Kloster Disentis gefunden.
- Sie stammen aus dem 8. Jahrhundert – also noch vor Karl dem Grossen.
- Die Malweise ist plastisch unterlegt, mit überlebensgrossen Heiligenfiguren.
- Stil, Technik und Ikonographie entsprechen byzantinischer Bildtradition – nicht westlicher.
- Kein Import – lokale Ausführung
- Die Malereien wurden nicht importiert, sondern vor Ort gefertigt.
- Das heisst: byzantinisch geschulte Künstler oder Werkstatt war physisch in Disentis tätig.
- Das ist archäologisch und kulturgeschichtlich eine Sensation.
- Transalpiner Kulturkontakt vor karolingischer Normierung
- Disentis zeigt: Es gab intensive Ost-West-Kontakte vor der offiziellen „Karolingischen Renaissance“.
- Byzantinischer Einfluss kam nicht über Rom, sondern auf anderen Wegen in die Alpen – z. B. über Aquileia, die Adria oder Langobardenkontakte.
- Spirituelle Tiefenschicht vor der Papstkirche
- Die Bildwelt in Disentis ist ikonisch, mystisch, sakral – nicht moralisch oder katechetisch.
- Sie gehört zu einer anderen Christentumstradition – noch nicht unter päpstlicher Kontrolle.
- Man sieht hier eine sakrale Bildsprache, wie sie später in der Orthodoxie fortlebt – aber im Westen verschwindet.
- Alpines Byzanz statt römisches Christentum
- Disentis ist ein Gegenmodell zur römisch-zentralisierten Kirchengeschichte.
- Es dokumentiert eine vergessene Strömung, die nicht über das Papsttum vermittelt wurde, sondern über das Östliche Mittelmeer, Friaul, Istrien, vielleicht über den Gotischen Raum.
Fazit:
Disentis ist sensationell, weil es ein archäologisches, ikonographisches und theologisches Zeugnis eines nicht-römisch dominierten Frühchristentums ist – mitten in den Alpen.
Es zeigt, dass Byzanz auch hier war. Und dass Spiritualität nicht zentralisiert werden muss.
Vom Toleranzedikt zur byzantinischen Wandmalerei in Disentis
Ein Überblick über die Wendezeit des Christentums (313–800)
- 313 – Mailänder Vereinbarung
Konstantin und Licinius gewähren allen Religionen Freiheit. Das Christentum wird legal. Der jahrhundertelangen Verfolgung folgt staatlicher Schutz. - 325 – Konzil von Nicäa
Konstantin beruft das erste ökumenische Konzil ein. Ergebnis: das nicänische Glaubensbekenntnis. Der arianische Streit wird zugunsten der Trinitätslehre entschieden. Beginn der Dogmenbildung. - 380 – Staatsreligion
Kaiser Theodosius I. erklärt das Christentum zur offiziellen Religion des Römischen Reiches. Heidnische Kulte werden verboten. Die Kirche wird Teil des Staates. - 395 – Teilung des Reiches
Nach dem Tod Theodosius’ I. zerfällt das Reich dauerhaft in Westrom und Ostrom. Der Osten wird zu Byzanz, der Westen taumelt ins Chaos. - 476 – Fall Westroms
Der germanische Heerführer Odoaker setzt den letzten weströmischen Kaiser ab. Das weströmische Reich endet – die Kirche bleibt als stabile Institution bestehen. - 700–800 – Kloster Disentis als byzantinischer Resonanzraum
In der Surselva entsteht mit dem Kloster Disentis eine alpine Sakrallandschaft. Archäologische Funde zeigen: um 750 werden hier monumentale, plastisch unterlegte Wandmalereien im Stil frühbyzantinischer Ikonen geschaffen – vermutlich die ältesten ihrer Art nördlich der Alpen. Diese Bilderwelt bezeugt einen transalpinen Kulturkontakt: Disentis wird nicht von Rom, sondern von Konstantinopel her geprägt – theologisch, künstlerisch, spirituell.
Fazit:
Zwischen 313 und 800 verändert sich das Christentum radikal:
Vom unterdrückten Randphänomen zur herrschaftsstabilisierenden Staatskirche – mit Disentis als stillem Zeugen dieser byzantinisch geprägten Zwischenzeit.
Summary
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Phantomzeit
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Hugo Ball | Byzantinisches Christentum
HUGO BALL UND DAS BYZANTINISCHE CHRISTENTUM
Ein geistiger Weg von DADA zu den Vätern der Ostkirche
- DADA-Radikalität als Ausgangspunkt
- Hugo Ball (1886–1927), Mitbegründer von DADA in Zürich (Cabaret Voltaire, 1916)
- Früh geprägt durch Nihilismus, Kriegserfahrung, Zerfall der westlichen Sinnordnungen
- DADA als „letztes Mittel gegen die Sinnlosigkeit“, aber nie Selbstzweck
→ Suche nach tieferer Ordnung hinter der Sprachzertrümmerung
- Wende zur Mystik und christlicher Kontemplation
- Schon 1917 (z. B. im Text Zur Kritik der deutschen Intelligenz) erste Wendung zur Transzendenz
- Rückzug nach Monte Verità und später in die Tessiner Abgeschiedenheit
- Intensive Lektüre der griechischen Kirchenväter, v. a. Dionysius Areopagita, Johannes Chrysostomos, Maximus Confessor
- Hugo Ball entdeckt das byzantinische Christentum als ikonisch-symbolische, mystische Tiefenstruktur – radikal anders als der moralisch-aufgeklärte Protestantismus oder die scholastische Rationalität des Westens
- Byzanz als geistiger Fluchtpunkt
- Für Ball ist Byzanz kein ästhetisches Dekor, sondern ein geistiger Ort:
- Liturgie als Weltdeutung
- Ikonen als Realpräsenz, nicht Illustration
- Sprache als heilige Gabe, nicht Werkzeug
- In seinen Tagebüchern: Byzanz als Gegenbild zur „papistischen Zentralisierung“ und zum „protestantischen Rationalismus“
- Für Ball ist Byzanz kein ästhetisches Dekor, sondern ein geistiger Ort:
- Werk: Byzantinisches Christentum – Drei Heiligenleben (1923)
- Porträts von Symeon Stylites, Dionysios Areopagita und Johannes Chrysostomos
- Ball verbindet Biografie, mystische Theologie und poetische Rezeption
- Zeigt: Heiligkeit als radikale Lebensform, jenseits von Systemen
- Text ist kein Lehrbuch – sondern geistliche Lektüre, asketische Meditation
- Theologische Tiefe
- Ball sieht das Christentum der Ostkirche als ursprachlich, nicht ideologisch, nicht dogmatisch
- „Das Abendland hat Christus verraten, als es ihn politisch machte.“
- Sein Rückgriff auf Byzanz ist kein Eskapismus, sondern ein Protest durch Rückbindung
- Ball bleibt auch im Glauben Anarchist der Seele
Fazit:
Hugo Ball steht exemplarisch für eine moderne Rückkehr zum sakralen Ursprung – via Byzanz.
Sein Werk ist kein Rückfall in Orthodoxie, sondern ein radikal mystischer Protest gegen Entseelung, Dogma und Herrschaft.
Byzanz wird bei ihm zum Raum des stillen Widerstands – jenseits von Staat, Kirche und Avantgarde.
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#Commoroque | Elemente von #NextSociety, entwickelt in der Surselva… (so?)
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/passadis
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dissent.is/muster
der patriarch von konstantinopel hat grosse pläne für #chalki #architecture #architektur pic.twitter.com/sgTZaRMLPc
— dissent.is/███████ (@sms2sms) April 17, 2014
byzanz in disentis https://t.co/ML8KH2fl76 @beinvegni pic.twitter.com/LGEcnxzLQ6
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pater athanasius #osb @beinvegni mit reisetipps nach #byzanz und #konstantinopel pic.twitter.com/zXpYLRuine
— dissent.is/███████ (@sms2sms) April 13, 2014
#byzanz in #dissentis @beinvegni @feusl: () Fresken der karolingischen Kirche St. Martin Disentis @sms2sms pic.twitter.com/ODe7k6QBJT
— dissent.is/███████ (@sms2sms) January 19, 2014
aktuell sind stücke aus dem kloster disentis in der karl der grosse — ausstellung in turitg