#TheLuhmannReader

(0) GRUNDFORMEN SOZIALER PROBLEME
dissent.is/Grundformen

(1) DIE AXIOME: #TheLuh­man­n­Map
dissent.is/TheLuhmannMap

(1.5) DIE TEXTQUELLEN: #TheLuh­man­nRead­er
dissent.is/TheLuhmannReader

(2) VIER MACHTDIMENSIONEN: #TheS­taub­Ber­nascon­i­Ma­trix
dissent.is/TheStaubBernasconiMatrix

(2.5) Job, Beruf, Pro­fes­sion, Diszi­plin: #SozialeAr­beit
dissent.is/SozialeArbeit

Arbeits­stand: 18. Feb­ru­ar 2025/sms ;-)

Zu den Axiomen des Radikalen Konstruktivismus:

  • Piazzi, T.; Sey­del, S.M. (2018). PaulWat­zlaw­ick reloaded, in: Wat­zlaw­ick, P. (2018). Paul Wat­zlaw­ick 4.0: RE:LOADED. Fac­ul­tas. (PDF)
Wat­zlaw­ick 1967nach Luh­mannBegrün­dung nach Piazzi/Seydel 2018
1. Axiom
Man kann nicht nicht kom­mu­nizieren.
Man kann nicht nicht unter­schei­den.Kom­mu­nika­tion entste­ht durch Unter­schei­dung. Jedes Sys­tem erzeugt sich selb­st durch Dif­ferenz­bil­dung (Formthe­o­rie nach Spencer-Brown). Ohne Unter­schei­dung gibt es keine Infor­ma­tion, keine Mit­teilung und kein Ver­ste­hen – also keine Kom­mu­nika­tion.
2. Axiom
Jede Kom­mu­nika­tion hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt.
Man kann nicht nicht beobacht­en.Beobacht­en ist eine Unter­schei­dung mit Ref­erenz. Jedes Sys­tem kon­stru­iert seine Real­ität durch seine eigene Beobach­tungsweise. „Beobacht­en“ heißt, eine Unter­schei­dung zu tre­f­fen und sich auf eine der bei­den Seit­en der Dif­ferenz zu beziehen. Kom­mu­nika­tion ist “kein Trans­port von Botschaften zwis­chen Sendern und Empfängern”, son­dern das Erzeu­gen eines beobacht­baren Unter­schieds.
3. Axiom
Die Natur ein­er Beziehung ist durch die Inter­punk­tion der Kom­mu­nika­tion­s­abläufe bed­ingt.
Man kann nicht nicht han­deln.Han­deln ist der Vol­lzug ein­er Unter­schei­dung. Han­deln ist eine sys­tem­interne Zuschrei­bung und entste­ht erst durch Kom­mu­nika­tion. Es gibt kein objek­tives Han­deln, son­dern nur das, was in einem sozialen Sys­tem als Hand­lung beobachtet wird.

Luh­mann entzieht dem Mod­ell von Wat­zlaw­ick die psy­chol­o­gis­che Grund­lage und erset­zt sie durch eine oper­a­tive, sys­temthe­o­retis­che Beschrei­bung. Während Wat­zlaw­ick Kom­mu­nika­tion noch als zwis­chen­men­schlich­es Phänomen behan­delt, ver­ste­ht Luh­mann sie als autopoi­etis­che Repro­duk­tion eines Sys­tems, das nur durch Unter­schei­dun­gen operiert.

PS: Siehst du, wie Luh­mann einen völ­lig anderen Hand­lungs­be­griff anbi­etet? Von der vor­ange­hen­den indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen (Mech­a­nisierung, Motorisierung, Automa­tisierung) in die 4. Rev­o­lu­tion (Dig­i­tal­isierung). Das erin­nert an das berühmte 6. Axiom von Paul Wat­zlaw­ick, was in “Lösun­gen”, 1974 nachgeschoben wurde…

Wat­zlaw­ick 1967nach Luh­mannBegrün­dung nach Piazzi/Seydel
6. Axiom
Form des Wan­dels: 1. Ord­nung / 2. Ord­nung
((Wandel)Wechsel)

Zu den Axiomen der Systemtheorie nach Niklas Luhmann, zusammengefasst in: #TheLuhmannMap

#TheLuh­man­n­Map erhebt den Anspruch, die Axiome für die Sys­temthe­o­rie nach Luh­mann voll­ständig abzu­bilden. Zum Nachvol­lzug der Map genü­gen fol­gende drei Texte. Alles lock­er zu schaf­fen an einem hal­ben Nach­mit­tag ;-)

  1. Soziale Sys­teme (1984) – #SoSy
    • Seite 11: „Dieses Buch bietet eine all­ge­meine The­o­rie sozialer Sys­teme, die sich als eine Sozi­olo­gie ohne Men­schen ver­ste­ht.“
    • Seite 16: Eine der weni­gen Grafiken Luh­manns benen­nt die vier Ebe­nen der Real­i­sa­tion autopoi­etis­ch­er Sys­teme:
      • #Bio (Organ­is­men)
      • #Cyb (Maschi­nen)
      • #Soc (Sozial)
      • #Psy (Psy­chisch)
    • Diese Grafik definiert “das Soziale” präzise, binär, dig­i­tal und ein­deutig.
    • Seite 35: Luh­mann will einen Über­gang zu einem Gesellschafts­be­griff machen, welch­er radikal anti­hu­man­is­tisch, radikal kon­struk­tivis­tish, radikal anti­re­gion­al­is­tisch ist.
    • Seite 288: “Die Organ­is­mus-Analo­gie”, welche ich gerne auch #Kör­per­Sozi­olo­gie nenne und so #Biele­feld (und #Zürich) gegen #Frank­furt stelle ;-)
    • Seite 289: ((System)Umwelt)
    • Das PDF mit diesem Best Of

  2. Was ist Kom­mu­nika­tion?” (1986)
    • Der erste von zwei Vorträ­gen im Früh­ling 1986 in Hei­del­berg (sound/pdf)
    • Kom­mu­nika­tion ist bei Luh­mann ein Begriff, der jede Bezug­nahme auf Bewusst­sein oder Leben, also auf andere Ebe­nen der Real­i­sa­tion autopoi­etis­ch­er Sys­teme, streng ver­mei­det. (Die Maschi­nen hat er in diesem Vor­trag dann schon vergessen, aber­nu ;-)
    • Kom­mu­nika­tion als Syn­these von der Selek­tio­nen: Infor­ma­tion — Mit­teilung — Ver­ste­hen
    • Ein poet­is­ch­er Text mit Hin­weisen auf Luh­manns Axiome, Def­i­n­i­tio­nen und Kat­jek­te ;-)
    • Der leg­endäre Satz: „Kom­mu­nika­tion kom­mu­niziert, nicht Men­schen.“
    • Das PDF mit dem ganzen, ersten Vor­trag.

  3. Die Gesellschaft der Gesellschaft (1997) – #GdG
    • Luh­mann resümiert seine 30-jähri­gen Such­be­we­gun­gen
    • Kri­tisiert scharf die “alteu­ropäis­che Tra­di­tion” und die damit ver­bun­dene #Organ­is­mu­sAnalo­gie wie diese in #Frank­furt gepflegt wird…
    • Die ersten 35 Seit­en als PDF

Zur Konstellation von vier Kulturformen (— + ≠ #) empfehlen sich:

  • Baeck­er, D. (1999). Pos­therois­ches Man­age­ment: Ein Vade­me­cum. Merve Ver­lag.
  • Baeck­er, D. (2007a). Stu­di­en zur näch­sten Gesellschaft. Suhrkamp. (#SznG)
  • Baeck­er, D. (2007b). Ther­a­pie für Erwach­sene: Zur Dra­maturgie der Struk­tu­rauf­stel­lung. In T. Groth & G. Stey (Hrsg.), Poten­ziale der Organ­i­sa­tion­sauf­stel­lung: Inno­v­a­tive Ideen und Anwen­dungs­bere­iche (S. 14–31). Carl-Auer.

Die für Menschen relevanten vier Ebenen der Realisation autopoietischer Systeme

Niklas Luh­mann unter­schei­det vier autopoi­etis­che Sys­teme, die sich jew­eils durch ihre eigene oper­a­tive Geschlossen­heit selb­st erhal­ten:

AbkürzungErk­lärungSelb­stre­f­erenz
#BioOrgan­is­menStof­fwech­sel
#CybMaschi­nenCode
#SocSozialesKom­mu­nika­tion
#PsyPsy­chis­chesBewusst­sein

Luh­mann nan­nte diese vier Ebe­nen 1984 noch „Maschi­nen, Organ­is­men, soziale Sys­teme, psy­chis­che Sys­teme“. Dass Maschi­nen als autopoi­etis­ches Sys­tem gel­ten kön­nten, wurde damals kaum — nicht ein­mal von ihm selb­st — inten­siv weit­er ver­fol­gt.

Heute hinge­gen zeigt sich der Bruch mit der Kul­tur­form der Mod­erne genau hier: Akzep­tieren wir dig­i­tale Net­zw­erke als autopoi­etis­che Sys­teme? Viele zögern, weil Code nicht „lebt“ – doch Code ist längst nicht mehr nur pro­gram­miert, son­dern steuert sich selb­st, verän­dert sich dynamisch, trifft Entschei­dun­gen.

Was 1984 noch „Maschi­nen“ waren, lässt sich heute als “lose gekop­pelte Net­zw­erke” beschreiben – mit Prozessen, die nicht mehr auf einen einzel­nen Input zurück­zuführen sind. Aber das wäre ein anderes The­ma ;-)

Zusätzliche Konzepte aus Luhmanns Werk

BegriffDef­i­n­i­tionQuelle
AutopoiesisSys­teme repro­duzieren sich selb­st durch eigene Oper­a­tio­nenSoSy, S. 65–69
Dif­ferenzSys­teme entste­hen durch Unter­schei­dungSoSy, S. 22
Beobach­tung 2. Ord­nungBeobach­tung der Beobach­tungGdG, S. 779–783
Kontin­genzAlles kön­nte anders sein – nichts ist notwendigGdG, S. 150

Wie geht es weiter?[(h]

Wenn das Soziale durch Kom­mu­nika­tion operiert und voll­ständig kontin­gent ist, dann stellt sich sofort die Frage: Wenn alles Anders sein kön­nte, warum kann ich dann so wenig verän­dern? (so?)