(0) GRUNDFORMEN SOZIALER PROBLEME
dissent.is/Grundformen
(1) DIE AXIOME: #TheLuhmannMap
dissent.is/TheLuhmannMap
(1.5) DIE TEXTQUELLEN: #TheLuhmannReader
dissent.is/TheLuhmannReader
(2) VIER MACHTDIMENSIONEN: #TheStaubBernasconiMatrix
dissent.is/TheStaubBernasconiMatrix
(2.5) Job, Beruf, Profession, Disziplin: #SozialeArbeit
dissent.is/SozialeArbeit

Arbeitsstand: 3. DezemberFebruar 2025/sms ;-)
Soziale Probleme entstehen nicht einfach aus Mangel, Fehlern oder Konflikten. Sie entstehen aus Formen. Aus Strukturen. Aus Bedingungen, die Möglichkeiten eröffnen oder blockieren. Die sechs Grundformen sozialer Probleme unterscheiden präzise zwischen dem, was passiert, wie es passiert und unter welchen Bedingungen es überhaupt passieren kann. Damit verschiebt sich der Blick: weg von individuellen Defiziten, hin zu den Formen und Möglichkeiten des Sozialen selbst. Die Tabelle zeigt diese sechs Grundformen als Orientierung für jede Analyse und jede Intervention.
| Elemente / Operationen | |
|---|---|
| Form / Struktur | 1) Sachproblem |
| 2) Kommunikationsproblem | |
| 3) Formproblem | |
| Möglichkeit / Macht | 4) Strukturproblem |
| 5) Machtproblem | |
| 6) Möglichkeitsproblem |
- Sachproblem
Fehler im Inhalt oder Ablauf.
Ebene der Elemente. - Kommunikationsproblem
Fehler in Unterscheidung, Beobachtung, Handlung.
Ebene der Axiome. - Formproblem
Die Form erzeugt das Problem (Wandel 2. Ordnung).
Ebene der Map. - Strukturproblem
Institutionelle oder organisatorische Engpassbildung.
Ebene der formalen Ordnung. - Machtproblem
Blockierte oder verzerrte Möglichkeitsräume.
Ebene der Matrix. - Möglichkeitsproblem
Alternativen existieren faktisch, aber werden kulturell verhindert.
Ebene der Form/Macht-Kopplung.
Elemente erzeugen:
- Sachprobleme
- Kommunikationsprobleme
- Formprobleme
Möglichkeiten erzeugen:
4) Strukturprobleme
5) Machtprobleme
6) Möglichkeitsprobleme
Axiomatischer Kern (Operationen)
| Nr. | Operation | Formulierung | Funktion |
|---|---|---|---|
| 1 | Unterscheiden | Man kann nicht nicht unterscheiden. | Erzeugt Systemgrenze |
| 2 | Beobachten | Man kann nicht nicht beobachten. | Markiert eine Seite der Unterscheidung |
| 3 | Handeln | Man kann nicht nicht handeln. | Setzt Folgen im System |
| 4 | Digital/Analog | Re:Aktion ist digital u analog. | Bestimmt Form des Anschlusses |
| 5 | Dynamik | Symmetrisch u komplementär. | Stabilisiert Beziehungsmuster |
| 6 | Wandel | Wandel 1./2. Ordnung. | Verschiebt Formen |
| 7 | Meta-Kalkuel | Metakommunikation ist Kalkuel. | Sichtbarmachung der Unterscheidung |
| 8 | Zusammenhang | Metakommunikation zeigt Relationen. | Strukturbildung |
| 9 | Intention | Metakommunikation antwortet auf Fragen. | Erzeugt Möglichkeitsräume |
Vergl. unsere früheren Notierungen (pdf) in: Alois Huber, Roland Fürst: Paul Watzlawick 4.0: re:loaded, facultas wien, 2018
#TheLuhmannMap (Kulturformen als Unterscheidungsmodi)
| Symbol | Form | Beschreibung | Funktion |
|---|---|---|---|
| — | unmarkiert | Stabilität durch Tradition | minimale Kontingenz |
| + | markiert | Stabilität durch Sinn/Fülle | semantische Kontingenz |
| ≠ | Markierung der Markierung | Stabilität durch funktionale Differenzierung | reflexive Kontingenz |
| # | Löschung der Markierung | Stabilität durch Kontingenzfreundlichkeit | postreflexive Kontingenz |
Formale Lesart:
Jede Kulturform ist eine Iteration des selben Kalküls:
unmarked → marked → marked marked → unmarked marked.
#TheStaubBernasconiMatrix (Mögliche Bedingungen)
| Dimension | Unterscheidung | Funktion |
|---|---|---|
| Anordnung | zentriert / dezentriert | strukturelle Steuerung |
| Zugang | offen / geschlossen | Ressourcenverteilung |
| Legitimation | inkludierend / exkludierend | Geltungsordnung |
| Durchsetzung | gewaltfrei / gewaltfoermig | Konfliktmodus |
Jede Dimension = Koordinate der Möglichkeitsproduktion.
Kopplung (der Kalkuel)
| Ebene | Rolle | Kopplung |
|---|---|---|
| Axiome | Operation | erzeugen Kommunikation |
| Map | Form | strukturiert Operationen |
| Matrix | Möglichkeit | begrenzt u ermächtigt Formen |
Formal:
Operation → Form → Möglichkeit
Möglichkeit → Form → Operation
Das ergibt einen rekursiven Kalkül.
Minimale Spencer-Brown-Notierung (für deine Version)
- bin ich noch nicht sicher: oder: sicher, dass ich es nicht so machen will:
- draw() = Markierung setzen
- erase() = Markierung löschen
- observe() = draw + point
- act() = observe + consequence
- meta() = observe(draw())
Iteration der Kulturformen:
— = unmarked
+ = draw()
≠ = draw(draw())
# = erase(draw())

Arbeitsstand: 18. Februar 2025/sms ;-)
- zu den making of’s geht es durch anhängung von _archiviert_20250218 an die URL
Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen
- nicht an Körpern
- nicht an Psychen
- nicht an Maschinen
Meta-Überblick:
- Radikaler Konstruktivismus löst den Referenzialismus auf: Es gibt keine objektive Bezugnahme auf eine Aussenwelt – Beobachtung basiert auf selbstgesetzten Axiomen.
- #TheLuhmannMap bringt die Kontingenz des Sozialen und die Idee der Konstellation von Kulturformen.
- Kulturformen entstehen als Transformationen von ((Wandel)Wechsel) – sie sind Antworten auf die Kontingenz des Sozialen.
- Soziale Arbeit fragt nach der Form sozialer Räume, die soziale Probleme zum Verschwinden bringen können (vgl. Wittgenstein: „Form ist Möglichkeit der Struktur“ und „Lösungen erkennt man am Verschwinden des Problems“).
- #TheStaubBernasconiMatrix benennt zur Gestaltung der Form vier Parameter: Anordnung, Zugang, Legitimation, Durchsetzung.

Soziale Arbeit ist nicht nur Job und Beruf, sondern auch Profession und Disziplin. Die alltagspraktisch verwendeten Worte wenden sich im fachlichen Kontext. Das ist keine Spezialität unseres Faches. Das geht allen Expertensystemen so.
- Was meinen also wir, wenn wir “das Soziale” sagen?
- Was bezeichnen universitäre Akademie, wenn sie von “Problemen” spricht?
- Was ist danach noch ein “Soziales Problem”?
Diese Vorbemerkungen müssen dich nicht interessieren. Wir aber haben akademische Ansprüche an unsere Arbeit. Und darum müssen wir diese Fragen klären. Weil wir weder Beifall suchen noch ökonomischen Erfolg. Wir suchen ganz in der Tradition der Kulturform der Moderne Kritik ;-)
Was ist ein Axiom?
Ein Axiom ist eine Grundannahme, die nicht bewiesen wird, sondern als Setzung dient. Es strukturiert ein Denksystem und legt fest, worauf weitere Aussagen aufbauen.
Warum ist die Explizierung der eigenen Axiome so wichtig?
Axiome bestimmen, was beobachtet werden kann, und ohne ihre Explizierung bleibt jede Analyse beliebig und unfalsifizierbar.
(Status: st Draft. Stand: 22.03.2025 ;-) Das hat Silvia präziser beschrieben als #chatGPT. ha!ha!habe aber Unterlangen nicht zur Hand… Total daneben ists aber auch nicht ;-)))

Elemente einer nächsten Kulturform
Die Zürcher Schule
Vor 500 Jahren haben die sogenannten “Schweizer Brüder” in Zürich vier Dimensionen sozialer Ordnung radikal infrage gestellt – damals in der Sprache der Religion:
– Anordnung: “Der Herr ist im Himmel — und wer bist du?” Keine Herrschaft. (Anarchie)
– Durchsetzung: “Liebe deine Feinde.” Keine Gewalt. (Pazifismus)
– Zugang: “Geben ist seeliger als Nehmen”. Ein Reicher im Himmel? Sorry: unmöglich! (Commonismus)
– Legitimation: Wahrheit. Unbedingt, aber ohne Deutungshoheit. (Kontingenz)
Heute können wir nicht mehr so sprechen. Aber die Fragen sind geblieben. Nach dem Zusammenbruch der Kulturform der Moderne stellt die Digitalisierung — als 4. industrielle Revolution nach Mechanisierung, Motorisierung und Automatisierung — nicht nur neue Werkzeuge bereit. Sie verändert die Bedingungen, unter denen Ordnung, Teilhabe, Geltung und Stabilität möglich sind noch einmal völlig neu, jetzt auf globalem Level, was grosse Herausforderungen auch im Lokalen ermöglicht:
– Anordnung: Keine Herrschaft.
– Durchsetzung: Keine Gewalt.
– Zugang: Kein Eigentum an Daten, Information und Wissen.
– Legitimation: Keine Wahrheit ohne Transparenz.
