who is afraid of… (Serie) | #AloisCarigiet?

Langsam: Mein Blog ist mein Karten­raum und keine Bühne. Ich weiss wie man pub­liziert. Das hier ist etwas anderes. d!a!n!k!e | WORK IN PROGRESS reload für aktuellen schreib­stand | warum ich nicht pub­liziere? weil ich es kann. weil es geht. weil ich es für angemessen halte.

WORK IN PROGRESS

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Anlass zu diesem Eintrag:

Alois Carigi­et ist ein­er jen­er anderen grossen (kul­turellen) über­fig­uren aus trun… am 3. august 2025 wird sein geburtshaus neu eingewei­ht. nach dem es vor weniger jahren fast voll­ständig abge­bran­nt ist. ein haus an einem denkwürdi­gen ort. zwis­chen dor­fkirche und kloster­hof…

am 30. juli 2025 gibt es “medi­enge­spräch” mit dem PPP “Fun­daz­i­un de casa Carigi­et”… Ein guter Anlass, Noti­zen zu sam­meln…

Summary

Während der pro­fes­sionelle Touris­mus in der Sur­sel­va weit­er auf Sicht­barkeit, Insze­nierung und Stan­dortver­mark­tung set­zt, legt Nadine Cueni Moos auf For­men, die an Kör­p­er, Pokale, Kult­ge­fässe erin­nern – For­men, wie sie in jedem kan­tonalen Pitchdeck mit dem Begriff “Kul­tur” belegt wer­den kön­nten.

Doch was sie tut, ist das Gegen­teil von Brand­ing.
Sie ver­langsamtver­schat­tetverun­k­lart.
Sie nimmt der Form ihr Ver­sprechen, sicht­bar zu sein.
Sie ver­wech­selt nicht Ober­fläche mit Wirkung.

Das Moos wächst nicht für Gäste.
Es wächst, weil nie­mand fragt, ob es wach­sen darf.
Und genau darin liegt die Sub­ver­sion:

  1. Kein Sto­ry­telling.
    – Son­dern organ­is­che Über­lagerung.
  2. Kein Erleb­nisver­sprechen.
    – Son­dern ein Rück­zug ins Unspek­takuläre.
  3. Kein Zitat von Geschichte.
    – Son­dern eine neue Veg­e­ta­tion­szeitrech­nung.

Vernissage: L’ENTSCHATTA / Der Anfang
2 d’uost tochen 28 da set­tem­ber 2025
Um 14.30 Uhr begrüsst Esther Spy­cher, Pro­jek­tlei­t­erin von Trun Cul­tura, die Gäste und Felici­ta Fel­ley, Kura­torin, führt in die Ausstel­lung ein. Die Kün­st­lerin Nadine Cueni ist eben­falls anwe­send während Lisa Stoll mit ihrem Alphorn für den musikalis­chen Ein­stieg sorgt. 
#Lav­inaN­era treis emp­fiehlt: Mit­glied wer­den & ermöglichen ;-)

remo derungs, felici­ta fel­l­ley, este­her spy­cher, thomas imbo­den
mit­glied wer­den & ermöglichen | viele bilder vom medi­enge­spräch am 30. juli 2025

Serie: Who is afraid of…

so geht das noch nicht… aber… ;-)

Ver­standen, Ste­fan. Du willst mit der Serie „Who’s afraid of…“ nicht iro­nisieren, son­dern ent­lar­ven – auf eine präzise, tief bohrende Weise. Ziel ist, das Radikale, Sub­ver­sive, Poli­tis­che in lokal verk­lärten Fig­uren wie Pater Placidus a Spescha und Alois Carigi­et sicht­bar zu machen – gegen den Strich der muse­alen oder akademis­chen Mythen­bil­dung.

Hier ein Vorschlag für Auf­bau und Ton:


Who’s afraid of… Pater Placidus a Spescha?

„Kein kauziger Gelehrter. Ein dis­si­den­ter Geist.“

  1. Nar­ra­tivz­er­störung:
    Er war nicht „ein­fach ein gelehrter Mönch mit Liebe zur Botanik“.
    Placidus war Aufk­lär­er, Jakobin­er­fre­und, Zöli­batskri­tik­er.
    Ein­er, der die Aufk­lärung nicht abschrieb – son­dern ging.
  2. Posi­tion­ierung:
    Er schrieb in rätoro­man­is­ch­er Sprache, vertei­digte die Idee des Priesters mit Fam­i­lie, bezog gegen Rom Posi­tion, aber auch gegen Paris, wo es um Zen­tral­is­mus statt Befreiung ging.
    Kein Romtreuer, kein Rev­o­lu­tions­fetis­chist – son­dern ein radikaler Zwis­chen­rufer.
  3. Frage:
    Wer hat Angst vor Placidus?
    Die, welche heute aus der radikalen Aufk­lärung einen muse­alen Spazier­gang gemacht haben. Die, welche seine Botschaft lieben – aber bitte ohne Wirkung.

Who’s afraid of… Alois Carigiet?

„Nicht nur Kinder­büch­er. Auch Kamp­fansage.“

  1. Nar­ra­tivz­er­störung:
    Carigi­et war nicht „ein­fach der Illus­tra­tor mit dem feinen Strich“.
    Er war Antifaschist, Büh­nen­bild­ner des Cabaret Cor­ni­chon,
    ein Kri­tik­er der kalten Ver­nun­ft, ein religiös­er Dis­si­dent mit Cre­do gegen Pes­simis­mus, Abso­lutismus und Gewalt.
  2. Posi­tion­ierung:
    Carigi­et zeich­nete die Schweiz der Möglichkeit­en – nicht der Postkarten.
    Seine Bilder sind ästhetis­ch­er Wider­stand, seine Vita ein Nein zum Kun­st­markt und ein Ja zur Men­schlichkeit.
    Seine Casa blickt auf den Kloster­hof. Und lacht nicht.
  3. Frage:
    Wer hat Angst vor Carigi­et?
    Die, die Kul­tur­förderung sagen und Kon­trolle meinen.
    Die, die das Cor­ni­chon süss machen wollen – obwohl es scharf war.

Dramaturgie der Serie (vorgeschlagen von #chatGPT-4o ;-)

FolgeFig­urTitelideeFokus
1Pater Placidus„Der Mönch, der nein sagte“Aufk­lärung, Zöli­bat, Dis­si­denz
2Alois Carigi­et„Der Maler, der zurückschaute“Antifaschis­mus, Cor­ni­chon, Chris­ten­tum
3Zarli Carigi­et„Der Clown als Chro­nist“Cabaret, Klassen­frage, Exil­hu­mor
4Gion Antoni Büh­ler„Der The­ologe, der die Pfar­rei sprengte“Befreiungs­the­olo­gie, Sur­sel­va, Umverteilung
5Anna Göl­di?„Die Let­zte, die bran­nte“Hex­erei, Geschlecht, Jus­tizkri­tik

Das Glaubensbekenntnis des Alois Carigiet

Mein Cre­do als Men­sch und als Kun­stschaf­fend­er (tran­skript von youtube, unüber­ar­beit­et)

Jedoch erscheint mir heute – in ein­er Zeit der Umw­er­tung aller Werte – unab­d­ing­bar: Ich bekenne mich in aller Ein­fach­heit zu einem lebendi­gen, tol­er­an­ten Chris­ten­tum. Ich füh­le mich der Tra­di­tion ver­bun­den. Ich lehne allen Abso­lutismus ab. Ich glaube an die Evo­lu­tion und ver­w­erfe Gewal­tan­wen­dung zur Erzwingung von Verän­derun­gen. Ich nehme am Leben mein­er Mit­men­schen Anteil. Mein Engage­ment als langjähriger Mitar­beit­er Cabaret Cor­ni­chon war ein solch­es – auf Gedeih und Verderb. Mein heutiges gilt dem Kampf gegen Pes­simis­mus, gegen Hoff­nungslosigkeit, gegen alles Mor­bide und gegen die durch kalten Intellekt ges­teuerte Aushöh­lung unseres Lebens. Ich glaube an unver­brüch­liche Werte und füh­le mich ihnen verpflichtet. Ich bin für jede aus ehrlichen Empfind­un­gen erwach­sene Kun­staus­drucks­form. Ich habe Tol­er­anz – auch für meine eigene. Alois Carigi­et


1. „Jedoch erscheint mir heute – in ein­er Zeit der Umw­er­tung aller Werte – unab­d­ing­bar:“
Zeit­di­ag­nose: Er nimmt eine kul­turelle und moralis­che Des­ori­en­tierung wahr.
Niet­zsche-Anspielung bewusst? Möglich, aber nicht affir­ma­tiv – eher als War­nung oder Kon­trast.

2. „Ich bekenne mich in aller Ein­fach­heit zu einem lebendi­gen, tol­er­an­ten Chris­ten­tum.“
Klare Posi­tion­ierung: Nicht insti­tu­tionell, nicht dog­ma­tisch, son­dern per­sön­lich und offen.
Lebendig: gegen Erstar­rung. Tol­er­ant: gegen Fun­da­men­tal­is­mus.

3. „Ich füh­le mich der Tra­di­tion ver­bun­den.“
Wurzeln: Heimat, Geschichte, christlich-human­is­tis­che Bil­dung – ohne Tra­di­tion­al­is­mus.

4. „Ich lehne allen Abso­lutismus ab.“
Kern­satz: Gegen poli­tis­che, religiöse, ide­ol­o­gis­che Unver­rück­barkeit.
→ Kön­nte sich auf Faschis­mus, Kom­mu­nis­mus oder religiösen Dog­ma­tismus beziehen.

5. „Ich glaube an die Evo­lu­tion und ver­w­erfe Gewal­tan­wen­dung zur Erzwingung von Verän­derun­gen.“
Fortschritt als Prozess, nicht als Zwang.
→ Expliz­it gewalt­freie Ethik – biol­o­gisch, kul­turell, sozial gedacht.

6. „Ich nehme am Leben mein­er Mit­men­schen Anteil.“
Empathie statt Rück­zug: Kun­st ist nicht Selb­st­be­spiegelung, son­dern Teil­habe.

7. „Mein Engage­ment als langjähriger Mitar­beit­er des Capri­corns war ein solch­es – auf Gedeih und Verderb.“
Unklar­er Begriff „Capri­corn“:
– Möglicher­weise ein Vere­in, eine Zeitschrift, eine Gruppe (nicht ver­i­fiziert).
„auf Gedeih und Verderb“: totale Iden­ti­fika­tion, mit allen Kon­se­quen­zen.

8. „Mein heutiges gilt dem Kampf gegen Pes­simis­mus, gegen Hoff­nungslosigkeit, gegen alles Mor­bide und gegen die durch kalten Intellekt ges­teuerte Aushöh­lung unseres Lebens.“
Kun­st als Wider­stand: gegen Zynis­mus, Nihilis­mus, Kälte, Ratio­nal­is­mus.
→ Stark nachkriegs­geprägt: human­is­tis­ches Auf­bäu­men gegen „Zivil­i­sa­tions­brüche“.

9. „Ich glaube an unver­brüch­liche Werte und füh­le mich ihnen verpflichtet.“
Unver­han­del­bare Grundw­erte: wahrschein­lich Men­schen­würde, Frieden, Frei­heit, Empathie.
→ Nicht rel­a­tivis­tisch.

10. „Ich bin für jede aus ehrlichen Empfind­un­gen erwach­sene Kun­staus­drucks­form.“
Authen­tiz­ität über Stil: Offen­heit für Vielfalt, solange sie aufrichtig ist.
→ Kein Dog­ma, keine Schule.

11. „Ich habe Tol­er­anz – auch für meine eigene.“
Iro­nis­ch­er Schlusspunkt, fast schelmisch.
→ Er reflek­tiert: Auch Tol­er­anz darf nicht intol­er­ant wer­den. Selb­stkri­tik inklu­sive.


Faz­it:

The­maHal­tung
Chris­ten­tumoffen, lebendig, tol­er­ant
Gesellschaftgegen Abso­lutismus, Gewalt, Pes­simis­mus
Kun­stehrlich, empathisch, stilof­fen
Ethikevo­lu­tionär, unver­brüch­lich, mit­men­schlich
Tonreflek­tiert, selb­stiro­nisch, zutief­st human­is­tisch

Dieser Text ist ein geistiger Ver­mächt­nis­text, geschrieben mit­ten aus der Schweiz­er Nachkriegsmod­erne her­aus, aber ohne Ressen­ti­ment. Er kön­nte fast als alpen­re­pub­likanis­ch­er Human­is­mus beze­ich­net wer­den – ganz im Sinne eines #commoroque‑Ethos.

Alois Carigiet (1902–1985)

war ein Schweiz­er Grafik­er, Kün­stler und Kinder­buchillus­tra­tor aus Trun (Sur­sel­va, Graubün­den). Bekan­nt wurde er vor allem durch seine Zusam­me­nar­beit mit der Autorin Seli­na Chönz – etwa für das welt­berühmte Bilder­buch „Schellen-Ursli“ (1945).

Kurzpro­fil:

  1. Geboren in Trun, später tätig in Zürich und wieder zurück­ge­zo­gen nach Graubün­den.
  2. Stil: Verbindung von Bauern­welt, Natur, Kind­heit und Magie – oft mit humor­voll-detail­liert­er Bild­sprache.
  3. Illus­tra­tion & Grafik: Plakate, Büh­nen­bilder, Kinder­büch­er.
  4. 1966: Erster Preisträger des Schweiz­er Jugend­buch­preis­es.
  5. 1985 in Trun gestor­ben – sein Werk ist stark mit der rätoro­man­is­chen Kul­tur und Land­schaft ver­woben.
Votiv-Bild in Maria Licht, Trun (Nos­sadun­na dal­la Glisch, “Maria vom Licht”, bess­er wohl: “Maria zum Licht”)

Votivbild

Titel (nach deinem Hin­weis):
Nos­sadun­na dal­la Glisch („Maria vom Licht“)
Votiv­bild von Alois Carigi­et, sig­niert Ex Voto 1941.


Bildbeschrei­bung (for­mal):

  1. Zen­trum:
    • Maria mit Jesuskind, bei­de gekrönt, in leuch­t­end roten Gewän­dern.
    • Maria hält Ska­puli­er und Zepter, das Kind eine Weltkugel → klas­sis­che Köni­gin des Him­mels-Ikono­grafie.
  2. Hin­ter­grund:
    • Strahlenkranz aus Gold – Licht­sym­bo­l­ik pur.
    • Begleit­et von Rosen, Ster­nen, Lilien – Marienpflanzen.
    • Im Bild­feld unten: Trun im Win­ter, mit Kirche, Kloster, Bauern­häusern.
  3. Rah­menbe­malung (drei­di­men­sion­al):
    • Wiesen­blu­men, Getrei­de, Schmetter­linge – alpine Natur als heiliger Raum.
    • Far­bliche Har­monie in Ock­er, Grün, Rot – lebendig und feier­lich zugle­ich.
  4. Inschrift:
    • Ex Voto 1941 | Luis Carigi­et → ein per­sön­lich­es Gelüb­de­bild, gemalt aus Dank, Hoff­nung oder Bitte.

Inhaltliche Deu­tung:

EbeneBedeu­tung
Marien­bildMaria als Licht­bringerin, nicht als Him­mel­sköni­gin der Macht – son­dern der Wärme, Nähe, Hoff­nung.
Ex VotoAus­druck ein­er inneren Not­lage oder Dankbarkeit – 1941 mit­ten im Weltkrieg.
Heimat­bezugDie Land­schaft unten zeigt Trun – als Ort, in dem das „Licht“ wohnen darf.
Sym­bol­spracheVerbindung von katholis­ch­er Bild­tra­di­tion mit volk­stüm­lich­er, fast barock­er Bild­freude (→ #com­moroque).
Kün­st­lerische Hal­tungKeine Ironie, keine Dis­tanz. Son­dern: ehrliche Zuwen­dung, handw­erk­liche Sorgfalt, geistige Tiefe.

Einord­nung in Carigi­ets Grund­hal­tung:

Diese Arbeit bestätigt sein später for­muliertes Cre­do:

  • lebendi­ges, tol­er­antes Chris­ten­tum
  • Ablehnung von Abso­lutismus, aber innige Beziehung zur Tra­di­tion
  • Glaube an das Licht, nicht an Macht
  • Mit­füh­lende Kun­st, die Heimat, Natur und Sym­bo­l­ik verbindet

Option­al für dissent.is:

Ele­mentDeu­tung in 3 Begrif­f­en
MariaLicht, Nähe, Schutz
TrunHeimat, Win­ter, Gnade
StilVolk­skun­st, Mys­tik, Barock

KULTUR IST DAS NEUE SCHNEE

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anamnese — diagnose — prognose — therapie

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Umwertung aller Werte… (was könnte alois damit gemeint haben?)

Bei Niet­zsche ist die „Umw­er­tung aller Werte“ (Umw­erthung aller Werthe) ein zen­trales Pro­jekt sein­er späten Philoso­phie – beson­ders im Werk „Zur Genealo­gie der Moral“ (1887) und angekündigt für das nie vol­len­dete Buch „Der Wille zur Macht“.

Hier die präzise Bedeu­tung bei Niet­zsche:

  1. Kri­tik an den herrschen­den Moral­w­erten
    • Niet­zsche greift die christlich-abendländis­che Moral an, die Werte wie Demut, Mitleid, Schwäche oder Selb­stver­leug­nung ide­al­isiert.
    • Diese nen­nt er „Sklaven­moral“, ent­standen aus Ressen­ti­ment der Schwachen gegenüber den Starken.
  2. Vorschlag ein­er radikalen Neube­grün­dung
    • Stattdessen fordert er eine „Umw­er­tung“: Werte sollen neu geset­zt wer­den – im Sinne von Leben, Stärke, Selb­st­be­haup­tung, Wille zur Macht.
  3. Ziel: der Über­men­sch
    • Die Umw­er­tung soll den Weg frei machen für den „Über­men­schen“ (Über­men­sch ist kein Ide­al, son­dern ein Hor­i­zont), der eigene Werte schöpfen kann.

Zusam­menge­fasst:

BegriffBedeu­tung bei Niet­zsche
Umw­er­tungradikale Neube­grün­dung aller Moral­w­erte
ZielBefreiung vom Chris­ten­tum / Sklaven­moral
LeitwertWille zur Macht statt Mitleid
Meth­odeGenealo­gie, Kri­tik, Neube­w­er­tung
Per­spek­tive„Philosoph mit dem Ham­mer“ – keine Reform, son­dern Spren­gung

Dder Ausdruck „Umwertung aller Werte“ wird tatsächlich auch im Zusammenhang mit dem Holocaust verwendet, allerdings in einer problematisch ambivalenten Weise:

  1. Niet­zsche selb­st
    • Niet­zsche starb 1900 – lange vor dem Nation­al­sozial­is­mus.
    • Er war kein Anti­semit, im Gegen­teil: Er hat sich wieder­holt gegen den Anti­semitismus seines Umfelds gewandt.
  2. Instru­men­tal­isierung durch die Nazis
    • Niet­zsches Begriff der „Umw­er­tung aller Werte“ wurde nachträglich ide­ol­o­gisch uminter­pretiert, ins­beson­dere durch Elis­a­beth Förster-Niet­zsche, seine Schwest­er.
    • Sie formte Niet­zsche zum Kro­nzeu­gen ein­er nation­al­is­tis­chen, ras­sis­tis­chen „Wertewende“, die er so nie vertreten hat.
  3. Nachkriegs­deu­tung (kri­tisch)
    • In der Reflex­ion des Holo­caust wird der Begriff teils kri­tisch ver­wen­det, um zu beschreiben, wie im Nation­al­sozial­is­mus tat­säch­lich eine per­verse Umw­er­tung stat­tfand:
      • Mord wurde als Pflicht verk­lärt.
      • Unmen­schlichkeit als Tugend.
      • Der Staat wurde zum moralis­chen Abso­lu­tum.
    • Hier spricht man von ein­er verkehrten oder mon­strösen Umw­er­tung aller Werte – nicht im Sinne Niet­zsches, son­dern als apoka­lyp­tis­che Per­ver­sion.
  4. Beispiel­hafte Kon­texte
    • Han­nah Arendt (in „Eich­mann in Jerusalem“) zeigt auf, wie „nor­male Men­schen“ durch eine verän­derte Wertekon­stel­la­tion zu Tätern wur­den.
    • Pri­mo Levi, Jean Améry oder Theodor W. Adorno ver­wen­den sin­ngemässe Begriffe, aber nicht expliz­it Niet­zsches For­mulierung.

Faz­it:

Ver­wen­dungBedeu­tung
Niet­zscheEmanzi­pa­tion von christlich-abendländis­ch­er Moral
NS-Ide­olo­gieMiss­brauch des Begriffs zur Begrün­dung ras­sis­tis­ch­er „Neuw­er­tung“
Holo­caust-Reflex­ionBeschrei­bung ein­er tat­säch­lichen, ethisch katas­trophalen Umkehrung aller huma­nen Werte

Carigiets „Glaubensbekenntnis“ im historischen, biografischen und kulturellen Kontext analysieren – mit vorsichtiger, aber präziser Interpretation.

1. Ver­muteter Zeit­punkt
Carigi­et starb 1985, lebte ab 1939 wieder in Trun, inten­sivierte dort sein malerisches Werk. Seine religiöse oder weltan­schauliche Reflex­ion dürfte aus der späten Leben­sphase stam­men, wahrschein­lich 1970er–frühe 1980er-Jahre.

2. Konkreter Kon­text (ver­mut­lich)

  • Rück­zug nach Trun als Leben­sresümee: Hin­wen­dung zur Berg­welt, Natur, Stille.
  • Ein möglich­es Bedürf­nis nach Sinn, Ord­nung, Deu­tung – aber jen­seits der kirch­lichen Dog­matik.
  • Mögliche For­mulierung für eine Ausstel­lung, für Besucher*innen, für ein Nach­denken über sein Werk.

3. Schweiz als Stan­dort

  • Christlich geprägte Kul­tur (beson­ders katholisch in der Sur­sel­va).
  • Post-68er-Zeit: Tra­di­tion­skri­tik, Indi­vid­u­al­isierung, aber auch Rückbesin­nung.
  • Carigi­et ste­ht zwis­chen Tra­di­tion und kri­tis­ch­er Dis­tanz: „langjähriger Mitar­beit­er des Capri­corns – auf Gedeih und Verderb“ → Ironie, Nähe, gebroch­ene Loy­al­ität?

4. Mögliche Bedeu­tung der „Umw­erte aller Werte“ bei ihm

  • Keine Niet­zscheanis­che Radikalität, son­dern:
    Per­sön­liche Umkehr, Neuord­nung, eine selb­st geset­zte Sym­bo­l­ik.
  • Ausstieg aus dem urba­nen Kun­st­be­trieb.
  • Wertschätzung von Kind­heit, Tier, Natur, Unmit­tel­barkeit – statt Markt, Pres­tige, Fortschritt.

5. Christlich­er Grund­ton (trans­formiert)

  • Kein Dog­ma, son­dern:
    Lebensethos, gelebte Hal­tung – vielle­icht inspiri­ert vom Franziskanis­chen,
    aber nicht kirch­lich gebun­den.

Zusam­men­fassend:

AspektDeu­tung
Zeit­punktca. 1970–1985, ret­ro­spek­tiv for­muliert
Stan­dortSur­sel­va, pos­tur­ban, kon­tem­pla­tiv
Bezug zu „Umw­er­tung“per­sön­liche Neuori­en­tierung, nicht radikal-niet­zscheanisch
Chris­ten­tumkul­tureller Hin­ter­grund, keine ortho­doxe The­olo­gie
Formpoet­isch, sym­bol­isch, selb­stre­flex­iv

Wo tritt Carigiets Grundhaltung im Werk hervor? Belegbare Hinweise:

Hier sind vier Werke von Alois Carigi­et, die exem­plar­isch seine kün­st­lerische Hal­tung zeigen: Heimwärts (1968), Bünd­ner Dorf im Win­ter (1976), Schaftränke (1978) und ein Selb­st­porträt mit Falke.

  1. Religiöse Motive mit Zurück­hal­tung
    Laut Koller Auk­tio­nen übte Carigi­et bei religiösen The­men stets aus Ehrfurcht Zurück­hal­tung – Hin­weise auf sein Chris­ten­tum, ohne Dog­matik oder Pathos (kollerauktionen.ch).
    In Trun malte er auch Kreuzweg-Sta­tio­nen für das Alter­sheim – doku­men­tiert im Buch Ecce Homo – Seht den Men­schen! (1983) (Wikipedia).
  2. Natur- und Tier­mo­tive als Aus­druck von Werte‑Ethik
    Werke wie Schaftränke (1978) zeigen Empathie mit Tieren und Ruhe. Carigi­et ver­brachte viel Zeit damit, die Berg­welt und Tier­leben zu zeich­nen – als stille Reflex­ion über das Leben selb­st (Wikipedia, Wikipedia).
  3. Sym­bol­is­che Land­schaften und heimatver­bun­dene Dor­fan­sicht­en
    Szenen wie in Bünd­ner Dorf im Win­ter reflek­tieren Gemein­schaft, Tra­di­tion, Heimat. Sie laden zur Kon­tem­pla­tion ein und ste­hen für Werte wie Beständigkeit, Ein­fach­heit, Zuge­hörigkeit (mutualart.com).
  4. Selb­st­porträt mit Falke
    Im Werk Self por­trait with fal­con erscheint der Kün­stler als Teil eines natur­na­hen, kraftvollen Lebensstil­bildes – Falke als Sym­bol für Frei­heit, Wach­samkeit, klare Werte (mutualart.com).
  5. Kinder­büch­er als ethis­che Alle­gorien
    In Schellen‑Ursli, Flu­ri­na fol­gen moralis­chen Bewe­gun­gen: Held*innen han­deln ver­ant­wor­tungsvoll, feiern Tra­di­tion, sol­i­darisch han­deln, dienen ein­er Gemein­schaft – Werte, die in Carigi­ets Cre­do anklin­gen (Wikipedia).

Zusam­men­fas­sung in Tabelle:

Werk / For­matAus­druck von Grund­hal­tung
Kreuzweg-Sta­tio­nen (1983)Respek­tvolle religiöse Reflex­ion ohne Dog­ma
Schaftränke, Tier­mo­tiveEmpathie mit Natur – stille Werte erleben
Dor­fan­sicht­en (1970er)Tra­di­tion, Gemein­schaft, Zuge­hörigkeit
Selb­st­porträt mit FalkeSym­bo­l­ik für Frei­heit, Ver­ant­wor­tung, Innigkeit
Kinder­buch-Illus­tra­tio­nenWertev­er­mit­tlung: Mut, Sol­i­dar­ität, Tra­di­tion

Faz­it:
Carigi­ets kün­st­lerisches Werk reflek­tiert seinen Credo‑Text: Christlich-human­is­tis­che Werte, respek­tvolle Hal­tung gegenüber Tra­di­tion, Natur, Gemein­schaft – ohne dog­ma­tis­che Belehrung, aber mit klar­er moralis­ch­er Aus­sagekraft.

(…)

(…)

(…)

(…)

Cabaret Cornichon

https://de.wikipedia.org/wiki/Cabaret_Cornichon | Das Cabaret Cor­ni­chon war ein schar­fzüngiges, poli­tisch-satirisches Kabarett in Zürich – und eine der mutig­sten Stim­men im deutschsprachi­gen Raum gegen Faschis­mus und Gle­ich­schal­tung. Hier die wichtig­sten Punk­te, speziell auch im Bezug zu Alois Carigi­et:


1. Name & Grün­dung

  • Gegrün­det: 1934 in Zürich
  • Grün­der: Otto Weis­sert, Schaus­piel­er und Autor
  • „Cor­ni­chon“ (frz. kleine Essig­gurke) = iro­nis­ch­er Seit­en­hieb auf das franzö­sis­che Théâtre du Grand-Guig­nol

2. Inhaltlich­es Pro­fil

  • Satire gegen:
    • Nation­al­sozial­is­mus
    • Anti­semitismus
    • Heimat­tümelei
    • Mil­i­taris­mus
  • Feinsin­nig, musikalisch, lit­er­arisch anspruchsvoll
  • Sprach­lich meist hochdeutsch, teil­weise schweiz­erdeutsch

3. Zeitlich­er Kon­text

  • Zeit des Nation­al­sozial­is­mus: Schweiz war umgeben von Dik­taturen
  • Das Cor­ni­chon war eine sel­tene Bas­tion kri­tis­ch­er Öffentlichkeit in dieser Zeit
  • Die Stücke wur­den vom Bun­desrat genau beobachtet, teils zen­siert

4. Beteiligte

  • Autor*innen: Otto Weis­sert, Max Wern­er Lenz, Alfred Rass­er
  • Sänger*innen: Elsa Lan­ches­ter, später auch junge Schaus­piel­grössen
  • Alois Carigi­et:
    • 1935–1941: Büh­nen­bild­ner des Cabarets
    • Stil: grafisch-pointiert, szenisch klar, zwis­chen Karikatur und Bühne

5. Stilmerk­male Carigi­ets Büh­nen­bilder

  • Ein­satz von Papierkulis­sen, Überze­ich­nun­gen, sim­pli­fiziert­er Raum
  • Far­ben und For­men als poli­tis­che Codes
  • Karikaturhafte Über­höhung, aber niemals plaka­tiv – immer mit Tiefe

6. Auflö­sung

  • 1951 wurde das Cabaret Cor­ni­chon geschlossen –
    Nachkriegszeit brachte neue For­mate, aber das Cor­ni­chon war einzi­gar­tig.

Bedeu­tung für Carigi­et

  • Das Cor­ni­chon war seine kün­st­lerisch-poli­tis­che Schule
  • Danach Rück­zug in die Berge – aber mit geschärftem moralis­chem Kom­pass
  • Das erk­lärt auch die Klarheit in seinem späteren Cre­do

Zusam­men­fas­sung (für dein Archiv):

AspektInhalt
OrtZürich
Aktiv1934–1951
StilPoli­tis­ches Kabarett mit Kun­stanspruch
Geg­n­erNS, Mil­i­taris­mus, autoritäre Ten­den­zen
Carigi­etBüh­nen­bild­ner 1935–1941
Bedeu­tungÄsthetisch-poli­tis­che Prä­gung, ethis­ches Früh­w­erk

Gab es einen direkten Bezug zwischen Cabaret Cornichon und Cabaret Voltaire?

➡️ Nein, es sind keine belegten Hin­weise oder Querver­weise bekan­nt. Die bei­den waren insti­tu­tionell und zeitlich unab­hängig voneinan­der und hat­ten unter­schiedliche Zielset­zun­gen.
Cabaret Voltaire ent­stand 1916 als Zen­trum der Dada-Bewe­gung und kün­st­lerischen Avant­garde in Zürich (en.wikipedia.org).
Cabaret Cor­ni­chon wurde 1934 als poli­tisch-satirisches Ensem­ble gegrün­det, das im Kon­text der geisti­gen Lan­desvertei­di­gung gegen Faschis­mus stand – mit demokratis­chem, volk­stüm­lichem Pro­fil, nicht kün­st­lerische Avant­garde im dadais­tis­chen Sinn (de.wikipedia.org).

Weit­ere Details:

  • Cor­ni­chon lebte stärk­er aus dem geleis­teten poli­tis­chen Wider­stand und der Unter­hal­tungstra­di­tion; Voltaire war ein radikaler kün­st­lerisch­er Akt, ein Man­i­fest, kein insti­tu­tionelles Kabarett (en.wikipedia.org).
  • Es existieren keine doku­men­tierten Verbindun­gen, keinen Aus­tausch von Mit­gliedern, kein gemein­sames Pro­gramm oder explizite Ref­eren­zen.

Kern­botschaft in einem Satz:
Das Cor­ni­chon war poli­tisch-satirisch geprägt und par­tizip­ierte am Demokratisierungs­diskurs der 1930er–40er Jahre; Cabaret Voltaire hinge­gen war dadais­tis­ches Avant­garde-Kün­stler­haus von 1916 – keine direk­te insti­tu­tionelle oder inhaltliche Verbindung beste­ht.

Was du da doku­men­tierst, Ste­fan, ist ein kul­turhis­torisches Juwel: das Lied „Heisse Mar­roni“ von Wal­ter Lesch, gesun­gen von Zarli Carigi­et im Rah­men des Cabaret Cor­ni­chon – wahrschein­lich um 1943, mit­ten im Krieg.

Hier ist eine präzise kon­textuelle Einord­nung:


1. Wer war Zarli Carigiet?

  • Geboren 1907 in Trun, Brud­er von Alois Carigi­et.
  • Schaus­piel­er, Sänger, Kabaret­tist, zen­trale Fig­ur des Cabaret Cor­ni­chon.
  • Sprach­lich, musikalisch und mimisch aussergewöhn­lich wand­lungs­fähig, oft mit sozialkri­tis­chem Humor.

2. Das Lied: „Heisse Marroni“ (1943)

  • Text: Wal­ter Lesch (Leit­er und Autor des Cor­ni­chon).
  • Gesun­gen von Zarli Carigi­et, teils im ital­ienisch-schweiz­erischen Dialekt.

Themen des Lieds:

Pas­sageBedeu­tung
„wenn Schnee vom Him­mel“Strassen­szene, kalter Win­ter, Mar­roni-Verkäufer
„heiße Maroni… ganz heiß“Refrain – dop­peldeutig: Wärme vs. Kriegs­bedro­hung
„brauch kei Held… will blib da“Antikriegshal­tung – zivil­er Wider­stand
„Ital­iener in der Schweiz… aufge­boten zum Kriegs­di­enst“Zeitkri­tis­ch­er Bezug 1943 – ital­ienis­che Schweiz­er­mi­granten wur­den nach Ital­ien ein­berufen
„will nicht hören, will nicht liegen“Kriegsablehnung, Ver­weigerung der hero­is­chen Nar­ra­tive
„für mich ist der Krieg finit“explizite Paz­i­fis­muserk­lärung – vor­ge­tra­gen mit Melan­cholie und Ironie

3. Ästhetik & Wirkung

  • Mis­chung aus Chan­son, Mori­tat, antifaschis­tis­ch­er Satire.
  • Sprach­spiel mit Ita­lo-Dialek­ten, Kinder­reimen und Kalauer.
  • Tiefer Sub­text: Heimatver­lust, poli­tis­che Ohn­macht, zivil­er Wider­stand.

4. Verbindung zu Alois Carigiet

  • Zarli auf der Bühne, Alois hin­ter den Kulis­sen.
  • Alois hat Büh­nen­bild und Kulisse zu diesem Stück gestal­tet –
    Die visuelle Insze­nierung unter­stützte den melancholisch‑satirischen Ton.

Zusammenfassung

Ele­mentInhalt
SängerZarli Carigi­et
Jahrca. 1943
The­maMar­roni-Verkäufer zwis­chen Krieg, Flucht, Wider­stand
BotschaftAntikrieg, Sol­i­dar­ität, leise Revolte
Carigi­et-Con­nec­tionAlois gestal­tete das Büh­nen­bild – visuelle Hal­tung zur gesun­genen

(…)

(…)

Wer ist Nadine Cueni?  L‘Entschatta (Anfang, Beginn, Einleitung…)

Nadine Cueni, Basel *1976, Bilder auf insta­gram vom Mak­ing Of
Instal­la­tion­sti­tel: „KLIMAX“
Ort: Stal­la und Garten der Casa Carigi­et

Ker­naus­sage ihrer Arbeit:
The­ma­tisiert die frag­ile Beziehung zwis­chen Natur und Kul­tur – inspiri­ert vom Ficht­enur­wald Scatlè.
Zen­trale Motive:

  • Trans­for­ma­tion
  • Ein­griff
  • Erhalt
  • Erzäh­lung über vom Men­schen geprägte Land­schaft

Verbindung zu Alois Carigi­et:
Wie er erkun­det auch sie „den Moment der Trans­for­ma­tion“ – ihre Instal­la­tion fügt sich „in eine vielschichtige Erzäh­lung über Wan­del, Ein­griff und Erneuerung“.

Zusam­men­fas­sung (visuell):

Ele­mentBeobach­tung
Mate­r­i­alMoos, Träger­ma­te­r­i­al, Holzk­isten
Formkon­turi­erte Objek­te, teil­figür­lich, teils land­schaftlich
Umge­bungländlich, informell, nah an Natur und All­t­ag
Arbeit­shal­tunghändisch, kör­per­lich, langsam, präzise
Stim­mungkonzen­tri­ert, ruhig, in Beziehung zu Ort und Mate­r­i­al

Gerne. Hier eine erste präg­nante Inter­pre­ta­tion der Arbeit von Nadine Cueni, wie sie sich in deinem „Making-of“-Bildersatz zeigt – konkret, kon­textuell, im Ton dein­er Arbeit:


Titel: Moosformen im Übergang

Eine Instal­la­tion zwis­chen Erd­haftigkeit und kul­tureller Sil­hou­ette

  1. Mate­r­i­al: lebendi­ges Moos
    Nicht bemalt, nicht kon­stru­iert, son­dern gewach­sen.
    → Moos ste­ht für Geduld, Schat­ten, Feuchtigkeit, Über­dauerung – fast ein „Wider­stand der Langsamkeit“ gegen jede Form der Entwurzelung.
  2. Form: abstrahierte Kon­turen
    → Die Objek­te erin­nern an Men­schen, Vasen, Kult­ge­fässe oder Kör­per­for­men – alle­samt Sym­bole für Auf­nahme, Wan­del, Spe­icherung.
    → Die Form ist stark stil­isiert – fast wie ein Zitat ver­gan­gener Darstel­lungsmo­di (Barock? Volk­skun­st? Iko­nen­schnitt?).
  3. Han­dar­beit: Aneig­nung durch Berührung
    → Cueni arbeit­et mit den Hän­den, legt, presst, flicht – das Moos wird nicht unter­wor­fen, son­dern inte­gri­ert.
    → Sie wen­det keine Gewalt an, son­dern Bindung – ökol­o­gisch wie kün­st­lerisch.
  4. Ort: Schwelle zwis­chen Haus und Wild­nis
    → Die Skulp­turen entste­hen zwis­chen Stall, Tisch, Mauer, Wiese.
    → Dieser Ort ist wed­er Stu­dio noch Muse­um – son­dern ein Über­gangsraum: genau dort, wo auch Kul­tur begin­nt.

Deutung im Kontext von Casa Carigiet

AspektBedeu­tung
KLIMAX (Titel der Arbeit)nicht als Höhep­unkt, son­dern als Kipp­mo­ment – es kippt: Kli­ma, Kul­tur, Kon­trolle
Zur Carigi­et-Eröff­nungCueni führt das Haus nicht zurück zur Ver­gan­gen­heit, son­dern in ein offenes Jet­zt – über Veg­e­ta­tion, Mate­r­i­al und Form
In Beziehung zu Carigi­etBei­de arbeit­en mit Form + Sym­bol + Land­schaft, aber Cueni entzieht sich der Illus­tra­tion – sie stellt in Beziehung, nicht dar

Möglicher Satz für dein Mediengespräch oder Blog:

Während Carigi­et das Licht suchte und in Bilder ban­nte, legt Nadine Cueni Moos über die For­men, die uns geblieben sind – und lässt sie atmen, wach­sen, verge­hen. Ihre Instal­la­tion ist keine Antwort, son­dern eine weiche Gegen­frage: Wer berührt wen, wenn Kul­tur Natur berührt?

INTERPRETATION 1

Moos ist keine Deko­ra­tion.
Es wächst, wo Men­schen aufhören zu gestal­ten. Nadine Cueni klei­det alte For­men – Kör­p­er, Vasen, Kul­turen – mit Moos ein. Nicht, um sie zu schützen, son­dern um sie zu überwach­sen.
Was weich aussieht, ist radikal:
Kein Fortschritt, keine Aus­sage, keine Helden­pose – nur feucht­es Grün über goldger­ahmter Ver­gan­gen­heit.

„KLIMAX“ ist nicht der Höhep­unkt, son­dern der Wen­depunkt:
Wo Wald zurück­kommt, weil Sprache schweigt.
Wo Kun­st nicht fragt, was sie sagen will, son­dern was sie ver­wuchert.

INTERPRETATION 2

KLIMAX
Nadine Cueni operiert nicht inner­halb der Kun­st – sie bewaldet ihre Ober­fläche.
Sie überzieht kul­turelle For­men mit leben­dem Moos wie mit Anklage:
Nicht Restau­rierung. Nicht Rekon­struk­tion. Son­dern Regen­er­a­tion – ohne Erlaub­nis, ohne Antrag, ohne Per­for­mance.

Was hier wächst, ist Xerokratie pur:
Keine Kura­toren, keine Claims, keine Kämpfe. Nur ein feucht­es, wurzel­ndes Nein zur kolo­nialen Ord­nung der Darstel­lung.
Form wird Hülle, Hülle wird Humus.
Das ist nicht schön. Das ist nach der Schön­heit.
Nicht ästhetisch, son­dern ökol­o­gisch-ikonok­lastisch.

Cueni sagt:
Ihr habt eure Fig­uren –
wir haben Sporen.

INTERPRETATION 3

Ja, Ste­fan – wir kön­nen Nadine Cue­nis Arbeit sehr klar und präzise als sub­ver­sive Reak­tion im Sinne dein­er Tourismus‑, Kul­tur­form- und PPP-Kri­tik deuten. Und zwar ohne sie zu vere­in­nah­men, son­dern in pro­duk­tiv­er Res­o­nanz – so:


KLIMAX als Kritik an #KulturTourismus

Während der pro­fes­sionelle Touris­mus in der Sur­sel­va weit­er auf Sicht­barkeit, Insze­nierung und Stan­dortver­mark­tung set­zt, legt Nadine Cueni Moos auf For­men, die an Kör­p­er, Pokale, Kult­ge­fässe erin­nern – For­men, wie sie in jedem kan­tonalen Pitchdeck mit dem Begriff “Kul­tur” belegt wer­den kön­nten.

Doch was sie tut, ist das Gegen­teil von Brand­ing.
Sie ver­langsamt, ver­schat­tet, verun­k­lart.
Sie nimmt der Form ihr Ver­sprechen, sicht­bar zu sein.
Sie ver­wech­selt nicht Ober­fläche mit Wirkung.

Das Moos wächst nicht für Gäste.
Es wächst, weil nie­mand fragt, ob es wach­sen darf.
Und genau darin liegt die Sub­ver­sion:

  1. Kein Sto­ry­telling.
    – Son­dern organ­is­che Über­lagerung.
  2. Kein Erleb­nisver­sprechen.
    – Son­dern ein Rück­zug ins Unspek­takuläre.
  3. Kein Zitat von Geschichte.
    – Son­dern eine neue Veg­e­ta­tion­szeitrech­nung.

PPP trifft Xerokratie

Was das PPP will:
– Marken­räume.
– Erleb­nis­de­sign.
– kul­turell auflad­bare Pro­jek­tver­w­er­tung.

Was Cueni tut:
– Entzieht sich.
– Gibt der Zeit die Fläche zurück.
– Ver­wan­delt die „Form“ in einen organ­is­chen Zwis­chen­zu­s­tand.


Carigiet als Phantomfigur

Indem ihre Arbeit im Garten der Casa Carigi­et ste­ht, wird auch Alois Carigi­et neu les­bar:

Nicht als Illus­tra­tor von Heimat,
son­dern als früher Ver­weiger­er pro­fes­sioneller Zuschrei­bung.
Sein Cre­do + ihr Moos = eine neue Allianz gegen das For­mat.


Faz­it (Blog-tauglich):

Nadine Cueni macht keine Ausstel­lung. Sie betreibt Erdsab­o­tage an der Kul­turindus­trie.
Kein Witz. Kein Meme. Kein Stan­dort­fak­tor.
Son­dern: Moos. Stille. Auflö­sung.
Ihre Arbeit ist der feuchte Alp­traum jedes dig­i­tal­en Förder­for­mu­la­rs.
Und deshalb: eine Ein­ladung.
Nicht für Gäste. Son­dern für jene, die noch wis­sen, wie Berührung aussieht, wenn keine Kam­era läuft.

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Nächster Titel

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Nächster Titel

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Nächster Titel

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Wie ich mit den Möglichkeiten von @openAI arbeite?

@beinvegni @surselva (so?)

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Links, Threads, zu verarbeitende Hinweise…

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Offene Blogeinträge, welche zu diesem Thema passen…

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Indizis locals tras il canal What­sApp.

Textsorte: (1) Traum, (2) Blitz, (3) Beken­nt­nis, (4) Memo, (5) Märchen, (6) Dra­ma, (7) Tabu
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Lis­ten­bil­dung, Work in Progress
Anlass: (…)
TL;DR: (…)
Bildquelle: (…)
URL/Hashtag: (…)

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019, Foto­cre­d­it: Charles Schny­der):  Twit­ter, Wikipedia (Lem­ma), Youtube (aktuell), Sound­cloud, Mastodon, Insta­gram (ges­per­rt), Snapchat, Tik­Tok, Twitch, t.me/WikiDienstag (Nicht in Betrieb) | Exk­lu­siv: speakerbooking.ch/sms2sms

About @sms2sms, aka Stefan M. Seydel/sms ;-)

Ste­fan M. Sey­del, Jahrgang 1965, ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er machte nach ein­er Beruf­slehre als Hochbauze­ich­n­er einen Bach­e­lor in Soziale Arbeit in St. Gallen und einen Mas­ter in der gle­ichen Diszi­plin bei Sil­via Staub-Bernasconi in Berlin. Seine über­wiegend selb­st­ständi­ge Tätigkeit kreist um das The­ma der Entwick­lung und Real­isierung von Pilot- und Impul­spro­jek­ten für renom­mierte Auf­tragge­berin­nen.

Als Kün­stler hat er Ausstel­lun­gen und Per­for­mances auf inter­na­tionaler Ebene präsen­tiert, darunter in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don, dem Deutschen His­torischen Muse­um in Berlin oder ein­er Einze­lausstel­lung “Kun­st Macht Prob­leme” in der Cryp­ta Cabaret Voltaire, Birth­place of DADA in Zürich. Er wurde mit dem Migros Jubilée Award in der Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung aus­geze­ich­net und hat diverse Ehrun­gen durch Web­by Awards für seine Arbeit mit rocketboom.com erhal­ten.

Ste­fan war Jury-Mit­glied des Next Idea Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010 und war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung des Gym­na­si­ums Kloster Dis­en­tis. Sein Wis­sen und seine Erfahrung im Bere­ich der Infor­ma­tion und Tech­nolo­gie haben ihm auch dabei geholfen, mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz unter WikiDienstag.ch zusam­men­zuar­beit­en.

Sein Engage­ment im Bere­ich der frei­willi­gen Arbeit führte ihn in das Prä­sid­i­um Inter­na­tionaler Bodensee Club (Leitung Fach­gruppe Wis­senschaft) oder für einige andere Jahre als Vice-Präsi­dent des von Paul Wat­zlaw­ick ini­ti­ierten P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Sey­del hat unter ((( rebell.tv ))) zwei Büch­er zusam­men mit sein­er Part­ner­in Tina Piazzi veröf­fentlicht, viele Kolum­nen, Fach­texte und jour­nal­is­tis­che Texte pub­liziert.

Seine Arbeit auf Social Media nutzt er als Microblog­ging. In seinem Blog ver­ar­beit­et er seine The­men. Einige davon wer­den auf Anfra­gen zu les­baren Tex­ten ver­tieft, andere wer­den zu Vorträ­gen aus­ge­baut. Bei Carl Auer Ver­lag in Hei­del­berg, sam­melt er “Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form”. Seine Entwick­lun­gen im Kon­text der sozial­räum­lichen Inter­ven­tion (“Arbeit am Sozialen”) machen konkrete Vorschläge in Bezug auf die Beant­wor­tung der Sozialen Frage.

Nach 12 Jahren Berlin und 6 Jahren Zürich zog er aber in sein­er zweit­en Leben­shälfte vom Bodensee der Rhein­quelle ent­ge­gen nach Dissentis/Mustér und hat seine Reisetätigkeit fast ganz eingestellt. Dafür macht er umsomehr soge­nan­nte Pas­sadis und #Feed­logs (Orgiastik). Das sind Arbeitsmeet­ings an inten­tionalen Fra­gen in einem Lifestream. (so?) Text sup­port­ed by #TaaS

der workflow (aby warburg, rebell.tv)

Aus Band 2 von: Tina Piazzi & Ste­fan M. Sey­del, Junius-Ver­lag Ham­burg | pdf: Band 1, 2009 | Band 2, 2010

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