(0) GRUNDFORMEN SOZIALER PROBLEME
dissent.is/Grundformen
(1) DIE AXIOME: #TheLuhmannMap
dissent.is/TheLuhmannMap
(1.5) DIE TEXTQUELLEN: #TheLuhmannReader
dissent.is/TheLuhmannReader
(2) VIER MACHTDIMENSIONEN: #TheStaubBernasconiMatrix
dissent.is/TheStaubBernasconiMatrix
(2.5) Job, Beruf, Profession, Disziplin: #SozialeArbeit
dissent.is/SozialeArbeit

Arbeitsstand: 1. September 2025/sms ;-)
Radikaler Konstruktivismus löst den Referenzialismus auf: Es gibt keine objektive Bezugnahme auf eine Aussenwelt – Beobachtung basiert auf selbstgesetzten Axiomen. #TheLuhmannMap bringt die Kontingenz des Sozialen, #TheStaubBernasconiMatrix benennt zur Gestaltung der Form vier Parameter: Anordnung, Zugang, Legitimation, Durchsetzung.
Die Axiome nach Silvia Staub-Bernasconi aus der Zürcher Schule
Ein Axiom ist eine Grundannahme, die nicht bewiesen wird, sondern als Setzung dient. Es strukturiert ein Denksystem und legt fest, worauf weitere Aussagen aufbauen. Ohne die Explizierung der eigenen Axiome bleibt jede Analyse, jede Reflexion, jede Kritik beliebig und unfalsifizierbar.
#TheStaubBernasconiMatrix ist eine Konkretisierung systemtheoretischer Ansätze für die Soziale Arbeit. Sie fragt nicht nach Intervention am Menschen, sondern nach der Gestaltung von Formen, die soziale Räume ermöglichen.
Die vier Parameter, welche wir parametrisch modellieren:
Dimension | Positive Werte | Zerfallsformen | Ziel |
---|---|---|---|
Anordnung (Arrangement) | Hierarchie (Struktur und Effizienz), Egalitarismus (Gleichrangigkeit und Beteiligung) | Autoritarismus (rigide Kontrolle), Chaos (Auflösung von Ordnungsbezügen) | Anarchie |
Zugang (Access) | Beschränkter Zugang (Schutz gemeinschaftlicher Ressourcen), Universeller Zugang (Offenheit und geteilte Nutzung) | Exklusivität (struktureller Ausschluss), Übernutzung (unkontrollierte Ausbeutung) | Commons |
Legitimation | Rechtfertigung (Begründung und Transparenz), Skepsis (Prüfung und Distanz) | Willkür (intransparente Setzung), Paralyse (Entscheidungsunfähigkeit) | Inklusion |
Durchsetzung (Enforcement) | Autoritative Durchsetzung (klare Erwartungssicherheit), Freiwilligkeit (Selbstbindung und Autonomie) | Repression (Zwang und Disziplinierung), Anomie (Verlust von Erwartbarkeit) | Pazifismus |
Ergänzungen und Erklärungen:
Anordnung (Arrangement)
– Definition: Wie wird Ordnung im Sozialen gebildet?
– Bewegungslogik: Zwischen Hierarchie (Struktur, Effizienz) und Egalitarismus (Beteiligung, Gleichrangigkeit) besteht eine Spannung. Kippen die Kräfte, erstarrt Ordnung in Autoritarismus oder zerfällt in Chaos. Anarchie eröffnet den Möglichkeitsraum einer Ordnung ohne Zentrum – Vielfalt und Differenz werden tragfähig organisiert, ohne Herrschaft.
– Bezug Soziale Arbeit: Soziale Probleme entstehen dort, wo Ordnung zu starr oder zu diffus ist. Gestaltung bedeutet, Räume für Anordnung zu öffnen, in denen weder Zwang noch Auflösung dominiert, sondern selbsttragende Formen der Kooperation.
Zugang (Access)
– Definition: Wer darf teilhaben, wer hat Zugang zu Ressourcen?
– Bewegungslogik: Zwischen beschränktem Zugang (Schutz, Nachhaltigkeit) und universellem Zugang (Offenheit, Teilhabe) braucht es Balance. Exklusivität produziert Ausschluss, Übernutzung entwertet Ressourcen. Commons markieren den Möglichkeitsraum, in dem Regeln Offenheit und Schutz zugleich sichern – nicht durch Gleichheit, sondern durch geteilte Verantwortung.
– Bezug Soziale Arbeit: Soziale Probleme sind oft Zugangsprobleme: Bildung, Gesundheit, Wohnraum, Kommunikation. Gestaltung bedeutet, Commons-Strukturen aufzubauen, die weder ausschliessen noch entwerten, sondern tragfähige Teilhabe ermöglichen.
Legitimation
– Definition: Wie wird festgelegt, was gilt?
– Bewegungslogik: Zwischen Rechtfertigung (Begründung, Transparenz) und Skepsis (Prüfung, Distanz) entsteht Spannung. Ohne Prüfung kippt Legitimation in Willkür, bei totaler Skepsis blockiert sie in Paralyse. Inklusion eröffnet den Möglichkeitsraum, in dem Rechtfertigung und Zweifel einander begrenzen – Sinn bleibt anschlussfähig, Beteiligung wird ermöglicht.
– Bezug Soziale Arbeit: Soziale Probleme entstehen dort, wo Entscheidungen nicht nachvollziehbar oder gar nicht mehr möglich sind. Gestaltung bedeutet, Legitimation so zu organisieren, dass Menschen einbezogen sind, ohne dass Entscheidungen blockieren.
Durchsetzung (Enforcement)
– Definition: Wie werden Erwartungen gesichert, ohne Gewalt?
– Bewegungslogik: Zwischen autoritativer Durchsetzung (Erwartungssicherheit) und Freiwilligkeit (Selbstbindung, Autonomie) braucht es ein Gleichgewicht. Repression führt zu Abhängigkeit von Zwang, Anomie zum Verlust von Bindungskraft. Pazifismus eröffnet den Möglichkeitsraum, in dem Erwartungen verlässlich bleiben, ohne Gewalt – durch Gegenseitigkeit statt Drohung.
– Bezug Soziale Arbeit: Soziale Probleme entstehen dort, wo Regeln nur durch Gewalt oder gar nicht mehr durchgesetzt werden. Gestaltung bedeutet, Formen der Durchsetzung zu entwickeln, die auf Gegenseitigkeit beruhen – Erwartungssicherheit ohne Repression.
📌 Erklärung:
Macht ist nicht an sich das Problem. Jede soziale Ordnung braucht Macht, um Erwartungen zu stabilisieren, Unterschiede sichtbar zu halten und Handeln zu koordinieren. Entscheidend ist die Unterscheidung zwischen begrenzender und behindernder Macht:
- Begrenzungsmacht wirkt ermöglichend. Sie schafft Struktur, schützt Ressourcen, sichert Beteiligung, hält Differenz offen. Sie begrenzt, damit Vielfalt bestehen kann.
- Behinderungsmacht wirkt blockierend. Sie grenzt aus, diskriminiert, monopolisiert, schliesst ab. Sie verhindert Teilhabe und reproduziert soziale Probleme.
Sozial problematisch ist also nicht Macht an sich, sondern die Form ihrer Realisation. Die Matrix eröffnet hier den Beobachtungsraum: Jede Dimension zeigt, wie sich Macht entweder als Begrenzung entfaltet – oder in Behinderung kippt.
Paraphrasierung – was #TheStaubBernasconiMatrix ermöglicht
Sie macht sichtbar, dass soziale Probleme nicht durch „Helfen“ gelöst werden, sondern durch die Gestaltung von Strukturen. Sie übersetzt die Frage „Wie kann ein gutes Leben gelingen?“ in vier systematische Dimensionen der Macht. Jede Dimension öffnet einen Möglichkeitsraum: Anarchie statt Herrschaft, Commons statt Ausschluss, Inklusion statt Willkür, Pazifismus statt Gewalt.

[/h]ARCHIV[/h]
(genese des eintrages ;-)
Die Tradition der sogenannten “Zürcher Schule” (Peter Heintz …)
LEGITIMATION (Legitimation)
- wahrheit ohne anspruch auf deutungshoheit
DURCHSETZUNG (Enforcement)
- keine gewalt. keine
ANORDNUNG (Arrangement)
- kein paternalismus. auch kein liberaler
ZUGANG (Access)
- commons. weil daten, information, wissen sich mehren, wenn sie geteilt werden…
DIE ZÜRCHER SCHULE, seit 500 jahren (so?)
Anwendungsbeispiel von #TheStaubBernasconiMatrix
notebookLM von google, fasst den aktuellen stand des blogeintrags am 1. mai 2025 ohne jede prompt-science so zusammen. da ist einiges drin, was ich so nicht sagen würde. aber… eieiei… #TaaS vom feinsten…

Arbeitsstand: 27. April 2025/sms ;-)
Meta-Überblick:
- Radikaler Konstruktivismus löst den Referenzialismus auf: Es gibt keine objektive Bezugnahme auf eine Aussenwelt – Beobachtung basiert auf selbstgesetzten Axiomen.
- #TheLuhmannMap bringt die Kontingenz des Sozialen und die Idee der Konstellation von Kulturformen.
- Kulturformen entstehen als Transformationen von ((Wandel)Wechsel) – sie sind Antworten auf die Kontingenz des Sozialen.
- Soziale Arbeit fragt nach der Form sozialer Räume, die soziale Probleme zum Verschwinden bringen können (vgl. Wittgenstein: „Form ist Möglichkeit der Struktur“ und „Lösungen erkennt man am Verschwinden des Problems“).
- #TheStaubBernasconiMatrix benennt zur Gestaltung der Form vier Parameter: Anordnung, Zugang, Legitimation, Durchsetzung.
Was ist ein Axiom?
Ein Axiom ist eine Grundannahme, die nicht bewiesen wird, sondern als Setzung dient. Es strukturiert ein Denksystem und legt fest, worauf weitere Aussagen aufbauen.
Warum ist die Explizierung der eigenen Axiome so wichtig?
Axiome bestimmen, was beobachtet werden kann, und ohne ihre Explizierung bleibt jede Analyse, jede Reflektion, jede Kritik beliebig und unfalsifizierbar.
Was wir von der #TheLuhmannMap mitbringen:
Das Soziale ist eines von 4 autopoietischen Systemen, realisiert und erhalten durch Kommunikation – nicht durch Menschen. Es ist vollständig kontingent: “Alles könnte auch anders sein…”
“Kulturformen fallen nicht vom Himmel, wie Äpfel von den Bäumen.” (sms)
- Kulturformen entstehen als spezifische Antworten auf die offene Kontingenz des Sozialen.
- Kulturformen sind geronnene Formen, welche im Museum ausgestellt und bewundert werden können.
- Kulturformen können ganz im Arbeitsmodus der Kulturform der Moderne analysiert — reflektiert — kritisiert werden.
Die Kultur — all das, was Menschen und Gruppen von Menschen als “normal” erscheint — ist stets im Wandel: Moden kommen und gehen. Aber irgendwann lassen sich dann eben doch stabile Muster erkennen, welche sich von anderen klar abgrenzen lassen. Oder noch mehr: Es baut sich ein #Kulturekel so auf, dass sich Kulturformen gegen andere Durchsetzen können…
Das Antike, gegen das Tribale.
Die Moderne, gegen den Paternalismus der Pater und der Blaublütigen.
Bei uns in der Surselva:
Das Katholische gegen die Kelten. (Bischof Caminada: Die verzauberten Täler)
Die Spätmoderne gegen den Alpinbarock.
#TheLuhmannMap konstelliert diese Beobachtbarkeit und wiederholt, was die radikalen Konstruktivisten mit Paul Watzlawick in seinem berühmten 6. Axiom formuliert haben: “Transformationsprozesse folgt der Logik von ((Wandel)Wechsel).”
Die Perspektive von (Job, Beruf, Profession und) Disziplin Sozialer Arbeit ist die Arbeit am Sozialen. Sie stellt im Wesentlichen die Frage, welche auch bei den Benediktinern im Zentrum steht: “Wie kann ein gutes Leben gelingen?” Aber “als Kind der Kulturform Moderne”, kann Soziale Arbeit freilich — und aus guten Gründen! — nicht mehr die Antwort des Alpinbarocks repetieren. Sie formuliert es anders. Zum Beispiel als ethischen Imperativ in Drei Geboten ;-)
Die sogenannte “Zürcher-Schule” (Peter Heintz, Silvia Staub-Beransconi etc.) hat wie #Bielefeld (Niklas Luhmann, Dirk Baecker, Heiko Kleve etc.) auf und gegen #Frankurt (Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Jürgen Habermas etc.) mit einem Systemischen Ansatz reagiert. Und alle beiden haben auf Max Weber reagiert mit der Unterscheidung: Gesinnungsethik vs Verantwortungsethik (Politik als Beruf, 1919): „Man muss die Konsequenzen seines Handelns verantworten können.“
Hier setzt die #TheStaubBernasconiMatrix an:
Sie benennt vier Parameter, die darüber entscheiden, wie gelingendes soziales Leben strukturiert werden kann: Anordnung, Zugang, Legitimation und Durchsetzung.
Wie #TheStaubBernasconiMatrix aufgebaut ist:
Soziale Arbeit fokussiert auf Soziale Probleme. Probleme werden hier eher als Herausforderungen, Fragen, Problematisierungen verstanden. Im Bewusstsein, dass Helfen nicht möglich ist. Weil Soziale Arbeit ja eben nicht an Körpern und/oder Psychen arbeitet. Soziale Arbeit arbeitet an Formen, welche (andere) Strukturen ermöglichen. Wittgenstein sagte nicht nur: “Die Form ist die Möglichkeit der Struktur”, sondern eben auch: “Lösungen erkennst du am verschwinden des Problems.”
Deshalb fragt #TheStaubBernasconiMatrix: Welche Grundparameter müssen gestaltet werden, damit soziale Räume gerecht, offen, legitimiert und stabil bleiben können?
Daraus ergeben sich vier systematische Parameter:
Parameter | Leitfrage zur Strukturierung sozialer Räume |
---|---|
Anordnung | Wie werden Ordnungen gebildet, sodass Struktur und Vielfalt zugleich möglich sind? |
Zugang | Wie wird geregelt, wer teilhaben und Ressourcen nutzen darf? |
Legitimation | Wie wird entschieden, welche Regeln und Ordnungen als gerechtfertigt gelten? |
Durchsetzung | Wie wird sichergestellt, dass Vereinbarungen verbindlich bleiben, ohne auf Gewalt angewiesen zu sein? |
👉 „Macht ist die Ressource das Soziale zu gestalten. Diese Ressource kann behindernd oder begrenzend eingesetzt werden.“
#TheStaubBernasconiMatrix

Die Abschrift zeigt die zentrale Unterscheidung, die Silvia Staub-Bernasconi setzt:
- Begrenzungsmacht
– begrenzt ungehinderte Bemächtigung
– begrenzt hierarchische Fixierungen
– begrenzt kulturelle Homogenität und soziostrukturelle Heterogenität
– sanktioniert ohne Ansehen des Status einer Person - Behinderungsmacht
– behindert Gruppen mit unveränderbaren Merkmalen
– behindert soziale Rotation
– behindert kulturelle Heterogenität (oder unterscheidet diesen Unterschied nicht)
– sanktioniert nur bestimmte Menschen und Gruppen
Und der entscheidende Satz: Sozial problematisch ist die Behinderungsmacht. Das heisst: Macht an sich ist nicht das Problem. Entscheidend ist, ob sie begrenzend (und damit strukturermöglichend, gerecht, differenzwahrend) wirkt – oder behindernd (ausgrenzend, diskriminierend, exklusiv).
- Wortstamm Macht
– „Macht“ hängt direkt mit „mögen“ und „vermögen“ zusammen.
– Gemeint ist also: Möglichkeit, Fähigkeit, Vermögen.
– Erst sekundär: Durchsetzung, Herrschaft, Gewalt. - Im Lichte deiner Paare
– Sünde/Gnade (Barock): Ob etwas in Gottes Netz eingeflochten ist oder herausfällt.
– Freiheit/Verantwortung (Moderne): Ob das Individuum kann, darf, soll.
– Macht als Möglichkeit: Die Brücke dazwischen. Nicht: „jemanden niederhalten“, sondern: „etwas vermögen, möglich machen oder eben hindern“. - Matrix-Logik
Silvia Staub-Bernasconi nimmt genau diesen Wortstamm ernst:
– Begrenzungsmacht = Möglichkeit so eingesetzt, dass Ungleichgewicht eingehegt, Vielfalt ermöglicht wird.
– Behinderungsmacht = Möglichkeit so eingesetzt, dass andere ausgeschlossen, blockiert, entmächtigt werden.
Macht ist nicht das Gegenteil von Resonanz, sondern Resonanz ist eine Gestalt von Macht – die Möglichkeit, dass etwas trägt. Oder für die Kultuform der Moderne: Macht ist nicht das Gegenteil von “Freiheit oder Solidarität”, sondern beide sind Gestalten von Macht – die Möglichkeit, dass ein Individuum vermag: allein oder durch die anderen.
/sms ;-)
Die 4 Dimensionen der Macht:
1. Anordnung (Arrangement)
- Positive Werte:
- Hierarchie (Struktur und Effizienz)
- Egalitarismus (Gleichrangigkeit und Beteiligung)
- Zerfallsformen:
- Autoritarismus (rigide Kontrolle)
- Chaos (Auflösung von Ordnungsbezügen)
- Ziel: Anarchie
Überprüfung:
Anordnung betrifft die Formbildung sozialer Ordnung. Wird Differenzierung durch starre Hierarchien übersteuert, erstarrt das Soziale in Autoritarismus. Wird sie durch egalitäre Gleichsetzung aufgelöst, zerfällt Ordnung in Chaos. Zwischen beiden Extremen eröffnet sich Anarchie – nicht als Regellosigkeit, sondern als herrschaftsfreie Formstruktur, in der Ordnung ohne Zentrum möglich wird.
2. Zugang (Access)
- Positive Werte:
- Beschränkter Zugang (Schutz gemeinschaftlicher Ressourcen)
- Universeller Zugang (Offenheit und geteilte Nutzung)
- Zerfallsformen:
- Exklusivität (struktureller Ausschluss)
- Übernutzung (unkontrollierte Ausbeutung)
- Ziel: Commons
Überprüfung:
Zugang beschreibt im Sozialen die Bedingungen, unter denen Kommunikation an Ressourcen gekoppelt wird. Wird Zugang zu stark reguliert, zeigt sich Exklusivität – das Soziale verengt sich auf privilegierte Teilnehmende. Wird Zugang grenzenlos geöffnet, droht Übernutzung – Anschlussfähigkeit wird beliebig und Ressourcen werden entwertet. Zwischen diesen Polen entfalten sich Commons: Strukturen, in denen kollektive Regeln sowohl Offenheit ermöglichen als auch Schutz gewährleisten – nicht durch Gleichheit aller, sondern durch geteilte Verantwortlichkeit.
3. Legitimation (Legitimation)
- Positive Werte:
- Rechtfertigung (Begründung und Transparenz)
- Skepsis (Prüfung und Distanz)
- Zerfallsformen:
- Willkür (Intransparente Setzung)
- Paralyse (Entscheidungsunfähigkeit)
- Ziel: Inklusion
Überprüfung:
Legitimation betrifft die Geltungsbedingungen im Sozialen. Wird Rechtfertigung ohne Infragestellung gesetzt, verliert sie an Akzeptanz – Willkür wird anschlussfähig. Wird Skepsis absolut, blockiert sie jede Entscheidung – Paralyse verhindert Bewegung. Inklusion entsteht dort, wo Rechtfertigung und Zweifel sich wechselseitig begrenzen: Sinn wird anschlussfähig, ohne verordnet zu sein – Beteiligung wird möglich, ohne vorausgesetzt zu werden.
4. Durchsetzung (Enforcement)
- Positive Werte:
- Autoritative Durchsetzung (klare Erwartungssicherheit)
- Freiwilligkeit (Selbstbindung und Autonomie)
- Zerfallsformen:
- Repression (Zwang und Disziplinierung)
- Anomie (Verlust von Erwartbarkeit)
- Ziel: Pazifismus
Überprüfung:
Durchsetzung beschreibt im Sozialen die Bedingungen, unter denen Erwartungen stabilisiert werden. Wird Ordnung repressiv gesichert, entsteht Abhängigkeit von Zwang – Kommunikation reduziert sich auf Kontrolle. Wird Durchsetzung vollständig der Freiwilligkeit überlassen, entsteht Anomie – Regeln verlieren Bindungskraft. Pazifismus zeigt sich als Form, in der Erwartungen anschlussfähig bleiben, ohne Gewalt zu benötigen – eine Ordnung, die auf Gegenseitigkeit statt auf Drohung beruht.

Ein fiktives Gespräch zwischen Prof. Dr. Jeffrey Sachs und Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconi by #chatGPT (auch das bild ;-)))
1. Anordnung
Staub-Bernasconi:
„Wenn wir soziale Arbeit ernst nehmen, müssen wir die Frage nach der Herrschaft stellen. Wer ordnet an? Wer profitiert? Wer bleibt ausgeschlossen? Eine gerechte Ordnung kann keine Hierarchie natürlicher oder gottgewollter Macht dulden.“
Sachs:
„Ich verstehe. Aber wir brauchen globale Institutionen, die handlungsfähig sind. Ich bin für gerechte Ordnungen, nicht für herrschaftslose Räume. Die Alternative zu schlechter Staatlichkeit ist oft noch schlimmer. Die UN, die WHO, auch der IWF – sie brauchen Reform, nicht Auflösung.“
Staub-Bernasconi:
„Xerokratie meint nicht Chaos, sondern funktionale Machtbegrenzung. Nicht die Abwesenheit von Struktur – sondern die Abwesenheit von struktureller Dominanz.“
Sachs:
„Dann sind wir näher beieinander, als ich dachte.“
2. Zugang
Staub-Bernasconi:
„Zugang ist keine Gnade, sondern eine Strukturfrage. Commons sind keine Güter, sondern soziale Bedingungen für gleichberechtigte Teilhabe.“
Sachs:
„Genau das ist meine Arbeit seit Jahrzehnten. Zugang zu Wasser, Bildung, Energie – das ist Entwicklungsökonomie im Kern. Ich rechne mit Zahlen, Sie mit Würde. Aber wir meinen dasselbe.“
Staub-Bernasconi:
„Nur wenn Zugang unabhängig von Status, Herkunft oder Markt ist, wird Teilhabe real.“
Sachs:
„Das ist der Unterschied zwischen Marktlogik und Gerechtigkeitslogik. Ich stehe auf Ihrer Seite.“
3. Legitimation
Staub-Bernasconi:
„Was legitim ist, ergibt sich nicht aus Macht, sondern aus Anerkennung des anderen. Inklusion meint nicht Beteiligung an bestehenden Verfahren, sondern die Möglichkeit, Argumente einzubringen, die vorher ausgeschlossen waren.“
Sachs:
„Darum spreche ich so oft über die Notwendigkeit, den globalen Süden an den Tisch zu holen – nicht nur als Empfänger von Hilfe, sondern als Subjekt von Entscheidungen.“
Staub-Bernasconi:
„Dann müsste soziale Arbeit weltweit neu gedacht werden: nicht als Intervention, sondern als Ko-Konstitution.“
Sachs:
„Genau. Globale Partnerschaft, nicht globale Anleitung.“
4. Durchsetzung
Staub-Bernasconi:
„Soziale Arbeit darf sich nicht auf Vermittlung beschränken, wenn Strukturen Gewalt erzeugen. Gewaltfreiheit ist nicht moralischer Luxus, sondern strukturelle Notwendigkeit.“
Sachs:
„Ich habe zu viele Bomben gesehen, zu viele zerstörte Schulen. Militärische Lösungen erzeugen keinen Frieden. Sie unterbrechen nur. Dann beginnt der Hunger, der Zerfall, der Hass.“
Staub-Bernasconi:
„Dann müssten wir Friedenspolitik als Infrastrukturarbeit verstehen.“
Sachs:
„Ja. Frieden beginnt mit Gerechtigkeit. Und Gerechtigkeit beginnt mit Zuhören.“
Schlussbild:
Beide stehen vor einer Tafel mit vier Begriffen:
Ordnung – Zugang – Legitimation – Durchsetzung
Sachs nimmt Kreide, schreibt daneben:
Ethik – Struktur – Stimme – Frieden
Staub-Bernasconi nickt.
„Wenn das soziale Probleme sind, ist soziale Arbeit Weltarbeit.“
Fallbeispiele
Historische Verortung
1. Jesus – die anarcho-pazifistische Lehre (um 30 n. Chr.)
– Anordnung: keine Titel, keine Macht, letzte*r soll der/die Erste sein
– Zugang: Armen gehört das Himmelreich, Kinder zuerst
– Legitimation: allein durch das Tun des Willens Gottes
– Durchsetzung: Gewaltverzicht, Feindesliebe, Kreuz als Konsequenz
2. Montanisten & Arianer – frühe radikale Bewegungen (2.–4. Jh.)
– Anordnung: prophetische Gleichheit, keine Priesterkaste
– Zugang: Offenheit für Vision, Berufung statt Herkunft
– Legitimation: Geistbezug statt Institution
– Durchsetzung: Askese, Martyrien, kein Zugriff auf Gewaltmonopol
3. Machtergreifung – Staats- & Machtkirche (ab 4. Jh.)
– Anordnung: Bischofshierarchie, zentrale Kontrolle
– Zugang: Kindertaufe, Sakramente als Zugangsbarriere
– Legitimation: Amtskirche, Konzile, Dogmen
– Durchsetzung: Exkommunikation, Ketzerverfolgung, Staatsgewalt
4. Täufer – die radikale Erinnerung (ab 1525)
– Anordnung: Brüderlichkeit, Kreisstruktur, Laienpredigt
→ besonders betont von:
Amische, Hutterer (mit Rotation von Ämtern), Zürcher Brüder (Basisentscheide, keine Priesterkaste)
– Zugang: Gütergemeinschaft, Kindertaufe abgelehnt, Freiwilligkeit betont
→ besonders betont von:
Hutterer (radikale Gütergemeinschaft), Zürcher Brüder (Taufverzicht als Zugangskritik), später Intentional Communities
– Legitimation: Bibel, Gewissen, Christusnachfolge – kein Amt
→ besonders betont von:
Mennoniten (Schrift + Gewissensethik), Quäker (innere Stimme, „light within“, ohne Bibel-Exklusivität)
– Durchsetzung: Wehrlosigkeit, Martyrium – statt Kontrolle
→ besonders betont von:
Mennoniten, Amische, Quäker (radikaler Pazifismus), Zürcher Brüder (Freiwilligkeit bis zum Tod)
5. Moderne – Zerfall der Ideale nach dem Holocaust (20. Jh.)
– Anordnung: technokratische Eliten, Expertokratien
– Zugang: Marktregeln, Bildungsexklusion, Nationalstaatsgrenzen
– Legitimation: ökonomischer Erfolg ersetzt Sinn und Ethik
– Durchsetzung: strukturelle Gewalt, Bürokratie, Ausschlüsse
6. Zürcher Schule – Systemische Erinnerung (seit 1970er)
– Anordnung: Sozialräume, Netzwerke, kollektive Intelligenz
– Zugang: offene Infrastrukturen, partizipative Settings
– Legitimation: Plausibilität, Transparenz, Dialog
– Durchsetzung: Freiwilligkeit, Selbstregulation, Diskurslogik
7. #NextSociety – die radikale Ermöglichung (ab 2025)
– Anordnung:
– flache Strukturen, dezentrale Koordination
– keine Chefposten, sondern Smart Contracts
– Governance als Myzel, nicht als Pyramide
– → Ziel: Anarchie als Ordnung ohne Herrschaft
– Zugang:
– freie Infrastruktur, keine Eintrittshürden
– alles, was geteilt werden kann, wird geteilt
– Commons nicht nur open, sondern free by design
– → Ziel: Commons als kollektive Ermöglichung
– Legitimation:
– keine Titel, kein Besitz, kein Ruhm
– nur: überprüfbare Relevanz & kollektive Resonanz
– Blockchain statt Herkunft, Sinn statt Bilanz
– → Ziel: Inklusion durch radikale Transparenz
– Durchsetzung:
– Reputationssysteme statt Polizei
– Vertrauen durch Rückverfolgbarkeit
– Protokolle ersetzen Gewalt
– → Ziel: Pazifismus durch technologische Ethik
Anwendungsbeispiele
Literatur
(Die sogenannte Züricher Schule, parallel zu #Bielefeld arbeiten, “gegen” die #Körpersoziologie von #Frankfurt ;-)
- Heintz, P. (1975). Anarchismus und Gegenwart: Versuch einer anarchistischen Deutung der modernen Welt. Europäische Verlagsanstalt.
- Heintz, P. (1979). Anarchismus und Gegenwart. Europäische Verlagsanstalt.
- Staub-Bernasconi, S. (1983). Soziale Probleme – Dimensionen ihrer Artikulation: Umrisse einer Theorie Sozialer Probleme als Beitrag zu einem theoretischen Bezugsrahmen Sozialer Arbeit. Rüegger Verlag.
- Brack, B.; Seydel, S.M. (1990). Macht / Prozessual-systemische Denkfigur nach Staub-Beransconi, Diplomarbeit OSSA, heute: Fachhochschule Ost, St. Gallen
- Staub-Bernasconi, S. (2007). Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft: Systemtheoretische Grundlagen und professionelle Praxis (2. Aufl.). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Staub-Bernasconi, S. (2009). Human Rights and Their Relevance for Social Work as Theory and Practice. ResearchGate.
- Schmocker, B. (Hrsg.). (2013). Liebe macht Erkenntnis: Ein Lesebuch für Silvia Staub-Bernasconi. Seismo Verlag.
- Wikipedia. (n.d.). Peter Heintz. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Abgerufen am 18. Februar 2025, von https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Heintz
- Wikipedia. (n.d.). Silvia Staub-Bernasconi. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Abgerufen am 18. Februar 2025, von https://de.wikipedia.org/wiki/Silvia_Staub-Bernasconi
- Wikipedia. (n.d.). Stefan M. Seydel. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Abgerufen am 18. Februar 2025, von https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_M._Seydel (gelöscht)
DIE SOZIALE FRAGE:
Erläuterungen, Ausführungen, Fragen, Anhang
Universell spannende Spannungsfelder des Sozialen
Obwohl es für das Modell in nicht-westlichen Kulturen Kritikpunkte und alternative Interpretationen gibt, bedeutet das nicht automatisch, dass das Konzept „westlich“ ist. Vielmehr zeigt es, dass jede Gesellschaft auf universelle Fragen—Ordnung, Zugang, Legitimation, Durchsetzung—eigene Antworten entwickelt hat. Die vier Spannungsfelder beschreiben grundlegende Dynamiken sozialer Organisation, aber ihre konkrete Ausgestaltung variiert.
Warum ist es nicht ausschließlich westlich?
- Universelle Relevanz: Jede Gesellschaft—ob in Afrika, China oder der arabischen Welt—muss sich mit diesen vier Themen auseinandersetzen. Sie alle haben Mechanismen entwickelt, um Machtstrukturen zu regeln, Ressourcen zu verteilen, Legitimität zu schaffen und Normen durchzusetzen.
- Kulturelle Variation statt Konzeptuelle Begrenzung: Das Konzept ist nicht einseitig normativ, sondern beschreibend. Während westliche Kulturen vielleicht einen stärkeren Fokus auf Transparenz oder individuelle Rechte legen, bieten andere Kulturen alternative Wege zur Bearbeitung dieser Spannungsfelder. Die Matrix ist eine analytische Struktur, die sich an verschiedene Kontexte anpassen lässt.
- Resonanz in nicht-westlichen Denkweisen: Elemente des Modells finden sich in verschiedenen philosophischen und sozialen Traditionen wieder. Konfuzianische Ethik, afrikanische Konsensorientierung oder islamische Rechtsphilosophie bieten alle eigenständige Interpretationen der vier Dimensionen.
Aber warum könnte es als „westlich“ gelesen werden?
- Begrifflichkeit und Kategorisierung: Die Art, wie die Spannungsfelder formuliert sind, lehnt sich an eine systematische, begrifflich scharfe Analyse an, wie sie in westlichen Wissenschaftstraditionen üblich ist. Konzepte wie „Autorität vs. Freiwilligkeit“ oder „Legitimation durch Transparenz“ könnten in anderen Kulturkreisen anders beschrieben oder gewichtet werden.
- Historischer Kontext der Theorieentwicklung: Das Konzept basiert auf Überlegungen von Luhmann und Staub-Bernasconi, die in einer westlichen akademischen Tradition stehen. Diese hat ihre Wurzeln in bestimmten historischen Prozessen (Aufklärung, Liberalismus, Demokratietheorie), die in anderen Regionen andere Wege genommen haben.
- Fokus auf Abstraktion und Systematik: In vielen nicht-westlichen Gesellschaften wird Wissen eher narrativ oder relational vermittelt als durch schematische Unterscheidungen. Die Matrix könnte daher als eine „westliche“ Art der Strukturierung gelesen werden, auch wenn ihre Inhalte universell sind.
Fazit: Universell, aber kulturell eingebettet
Die vier Spannungsfelder sind keine rein westlichen Konstrukte, sondern beschreiben universelle soziale Dynamiken. Ihre westliche Prägung zeigt sich eher in der methodischen Darstellung und der Begrifflichkeit. Würde man die Matrix aus einer nicht-westlichen Perspektive denken, könnte man sie möglicherweise anders benennen oder anders gewichten—doch die zugrunde liegenden Fragen bleiben bestehen.
Anstatt das Konzept als „westlich“ oder „nicht-westlich“ zu klassifizieren, wäre eine produktive Weiterentwicklung, es so zu öffnen, dass verschiedene kulturelle Perspektiven sich darin wiederfinden können.
Zum Beispiel:
Eine Möglichkeit wäre, die vier Spannungsfelder so zu reformulieren, dass sie stärker kulturell anschlussfähig sind. Dazu könnte man:
- Die Begriffe neu kontextualisieren
- Statt „Hierarchie vs. Egalitarismus“ könnte man von „sozialer Ordnung vs. gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung“ sprechen.
- Statt „Autoritative Durchsetzung vs. Freiwilligkeit“ könnte man „soziale Kontrolle vs. Eigenverantwortung“ verwenden.
- Regionale Beispiele einfügen
- Statt von westlichen Vorstellungen von Legitimation zu sprechen, könnte man Beispiele aus verschiedenen Gesellschaften einbauen (z. B. das Mandat des Himmels in China, die Ältestenräte in afrikanischen Gesellschaften oder die Scharia als rechtliche Legitimation in islamischen Ländern).
- Mehrere Zugänge parallel anerkennen
- Die Matrix könnte nicht als ein starres Raster verstanden werden, sondern als flexibles Beobachtungsinstrument, das verschiedene kulturelle Antworten berücksichtigt.
- Erweiterung durch kulturelle Konzepte
- Man könnte für jede der vier Dimensionen alternative kulturelle Begrifflichkeiten einführen:
- Anordnung: „Harmonie (Konfuzianismus) vs. Konsens (Ubuntu) vs. Regelbasierte Organisation (westliche Bürokratie)“
- Zugang: „Familienbasierte Solidarität (arabische Welt) vs. Commons (afrikanische Dorfgemeinschaften) vs. Marktlogik (kapitalistische Gesellschaften)“
- Legitimation: „Göttliche Ordnung (religiöse Gesellschaften) vs. Konsens und soziale Anerkennung (indigene Kulturen) vs. Transparente Institutionen (westliche Demokratien)“
- Durchsetzung: „Ehrensysteme (arabische Stämme) vs. Soziale Kontrolle durch Netzwerke (China) vs. Rechtssysteme (westlicher Liberalismus)“
- Man könnte für jede der vier Dimensionen alternative kulturelle Begrifflichkeiten einführen:
Was wäre das Ergebnis?
- Die vier Spannungsfelder blieben als analytisches Modell erhalten, wären aber flexibler interpretierbar.
- Sie würden nicht mehr als eine spezifisch westliche Kategorisierung erscheinen, sondern als ein offenes Instrument, das verschiedene kulturelle Ansätze miteinander vergleichbar macht.
- Statt einem universellen Set von Definitionen würde es ein Set von Beobachtungsfragen geben, das je nach kulturellem Kontext anders beantwortet wird.
So könnte das Modell auch von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen genutzt werden, ohne dass es als eine westliche Brille wahrgenommen wird.