time cover 11. mai 2020

FÜRCHTET EUCH. NICHT @Wikipedia bleibt. Die Idee wird #ServicePublic (so?) | Der 2. Text für @NZZ #NZZ zum 20. Geburtstag #Wikipedia20 & @CreativeCommons

Vorspiel:

2. Lesung des 2. Textes für die NZZ, welcher nicht abgedruckt wurde ;-)

Zum 1. Text @nzz. (als pdf) Die Blei­wüste wurde auf Seite 7 am 18. April 2020 abge­druckt:

time cover 11. mai 2020
https://time.com/magazine/us/5829761/may-11th-2020-vol-195-no-17-u‑s/

Das Dr. Birch(ermüesli) Mod­ell | Thread | #Xero­c­ra­cy | Q102014.xyz

Textsorte: Märchen
Arbeits­form: Doku­men­ta­tion, Work in Progress
Anlass: Die NZZ will den zweit­en Text. 20 Jahre Wikipedia. Von Wikipedia zu Wiki­da­ta…
TL;DR: (…)
Bildquelle: Open/nOpe Time Mag­a­zin, 11. Mai 2020
URL/Hashtag:
1. Text: dissent.is/nzz-wikipedia/ (Pub­liziert am 18.04.2020, Seite 7)
2. Text: dissent.is/nzz-wikidata (Work in Progress | Keine der vier Über­ar­beitun­gen wur­den über­nom­men.)

Nachtrag im Januar 2022

Es ist Jan­u­ar 2022 gewor­den. Es ist lange her, seit das Feuil­leton der NZZ eine der 4 (sic!) Über­ar­beitun­gen hätte übernehmen wollen. Egal — Ha!ha!habe ich Prob­leme mit “pub­lizieren” :-P

Die Gate­keep­er wer­den ger­ade zu Staatsme­di­en. Selb­st die NZZ will Geld vom Staat. (Dass ich das noch erleben darf ;-)

Ich baue den Blog­post hier so um, dass die erste Rohfas­sung für einen zweit­en Text weit­er oben zu ste­hen kommt. Das war von Beginn weg die Idee: Zum 20. Geburt­stag von Wikipedia, einen Zweit­eil­er zu brin­gen:

  1. Text zu Wikipedia
  2. Text zu Wiki­da­ta

SRF 2 hat dann noch was mit mir gemacht zu #Wikipedia20

Aber DIE GRETCHENFRAGE wurde dort natür­lich auch nicht beant­wortet:

Was wäre eigentlich der ide­ale Umgang mit dem Fakt, dass wir über viel zu

  • Dat­en
  • Infor­ma­tion
  • Wis­sen

ver­fü­gen? — Meine Antwort ist: Wikipedia/Wikidata haben gezeigt, wie es gehen kön­nte:

Wikipedia/Wikidata ist die schlecht­este aller Umge­bun­gen im Umgang mit Dat­en, Infor­ma­tion, Wis­sen auf der Höhe der Zeit. Auss­er aller Anderen. user:sms2sms

Prof. Dr. Leonard Dobusch — der Erfind­er, des von mir skan­dal­isierten #ZDFWikipedia — erzählte mir dazu den passenden Trep­pen­witz:

… und all das, passte ja ganz her­vor­ra­gend dazu, was #SRF2 2019 über meine Arbeit erzählt hat: #Zwingli­Film als Meta­pher (ab ca Min 31 ;-)

Schluss jet­zt mit flen­nen…

Nachtrag im Juni 2021

Die NZZ pub­liziert im April 2020 eine Text von mir und bestellte einen Nach­fol­ge­text: Nach dem Schw­er­punkt Wikipedia, sollte der Text den Schw­er­punkt auf Wiki­da­ta gelegt wer­den.
- Der Text erschien nie. Aber die NZZ wollte, dass ich ihn kürze. Später, dass ich ihn stärk­er auf #Ser­vi­cePub­lic drehe… Es ent­standen einige Ver­sio­nen. Wenn in dem Text noch “Herzblut” steck­en würde, dann in der ersten Ver­sion. Die Doku­men­ta­tion davon (irgend­wo) in diesem lan­gen Blo­gein­trag hier unten. Scrollen! Scrollen! Scrollen! (oder Pod­cast hören ;-)
- Weil ich aktuell in Mag­a­zin von Carl-Auer-Ver­lag Hei­del­berg eine Serie entwick­le, habe ich mir einen Satz aus dem 2. Text für die NZZ her­ausgenom­men und nutze den Gedanken für die Entwick­lung von drei weit­ere “Ele­mente ein­er Näch­sten Kul­tur­form”.

Status der Produktion des 2. Textes im Kontext von #Wikipedia20 für die NZZ:

Achtung: Der ober­ste Ein­trag ist der Let­zte Arbeits­stand:

  • 06.10.2022 | Wiki­me­dia begin­nt #Wikipedia10 zu feiern. frage NZZ an, ob sie doch zweit­en text brin­gen wollen. ich würde gerne bei lesung 4 eine über­ar­beitung anfan­gen.
  • Verlinkung/Dokumentation des gedruck­ten Textes in der NZZ vom ??
  • Mit­teilung @nzz via LinkedIn: “Die Chefredak­tion wolle keine Bleiswüsten mehr abdruck­en”. (PS: selb­stver­ständlich: Es gab für keinen Moment ein Hon­o­rar. Nicht ein­mal ein Beleg­sex­em­plar wurde zugestellt. Ich erin­nere mich an andere Zeit­en ;-)
  • 21./22.02.2021: Kom­men­tar im #SNAPer­i­ment zum aktuellen Stand und leichte Anpas­sung an der 5. Ver­sion.
  • 28.01.2021: Pod­cast 5. Lesung | als Video
  • 26.01.2021, FÜRCHTET EUCH. NICHT Wikipedia bleibt. Die Idee wird #Ser­vi­cePub­lic — Wiki­da­ta ist nicht ver­mit­tel­bar? Kein Prob­lem. Ser­vice Pub­lic ist eines mein­er Lieblings­the­men ;-) Dieser Lead ist nicht von mir: “Ähn­lich wie der Buch­druck hat Wikipedia das Wis­sens- und Ver­mit­tlungsmonopol der Eliten zer­stört. Ein Plä­doy­er für ein neues Ver­ständ­nis von Ser­vice Pub­lic.” Ich gehe jet­zt in den Wein­berg des Textes: arbeit­en.
  • 25.01.2021, Tex­tän­derun­gen disku­tieren. Text kann jet­zt doch 8300 Zeichen haben. Von der NZZ wird der Titel vorgeschla­gen: “Nie­mand braucht einen Ser­vice Pub­lic, der zwangs­fi­nanzierte News und Info­tain­ment liefert — die Zukun­ft gehört offe­nen Daten­plat­tfor­men wie Wikipedia”
  • 06.01.2021, Text abgegeben.
  • 22.12.2020, Tele­fon mit Lucien Scher­rer. Text muss mas­siv kürz­er wer­den. Einzelne Textpas­sagen ver­ständlich­er. Einige Jokes müssen aber “unbe­d­ingt drin bleiben” ;-)))
    Jet­zt Über­ar­beitung im Google­Doc. Voraus­sichtliche Pub­lika­tion: 11.01.2021. Mein Vorschlag: Warum nicht gle­ich zum 20. Geburstag vom Wikipedia: 15.01.2001 — 15.01.2021?
  • Über­ar­beitung, Rechtschreibko­r­rek­tur. Abgegeben am 20.12.2020 während #Zwingli­Film ;-)
  • Mit­teilung der NZZ am 18.12.2020: Der Text soll kom­men. Aber mit mas­siv­er Über­ar­beitung. Textab­gabe defin­i­tive Fas­sung bis 21.12.2020
    Pod­cast: 3. Lesun­gen 19.12.2020 (Pod­cast)
    Pod­cast: 4. Lesung 20.12.2020 (Let­zte Lesung | Text)
  • Text abgegeben am, 1. Okto­ber 2020, 15h
    Text wurde nicht pub­liziert.
  • Fein­justierun­gen, Kor­rek­turlesung
  • 1. Okto­ber 2020 2. Lesung (Pod­cast)
  • Über­ar­beten, Feed­backs sam­meln, redigieren
  • 29. Sep­tem­ber 2020 1. Lesung (Pod­cast)
  • Schreiben
  • Konzep­tion (Inhalte, Kern­sätze, Sto­ry­telling)
  • Sam­meln, Ord­nen, Gewicht­en
  • Schreibauf­trag & Hon­o­rarver­hand­lung (So?)

Der abgegebene Text am 1. Oktober 2020 (2. Fassung)

time cover 11. mai 2020
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Offen ist das neue Sicher — #TheGreatReset

Was wäre, wenn … — nur so zum Spie­len! — Was wäre, wenn Wikipedia und Wiki­da­ta als die bei­den nieder­schwellig­sten und all­t­agsprak­tisch rel­e­van­testen kol­lab­o­ra­tiv­en Schreibprozesse der  Men­schheits­geschichte angenom­men wür­den? Liesse sich von ihnen ler­nen, wie sich Welt­ge­sellschaft zu ver­ständi­gen sucht? Wären über diese Beobach­tung die Anforderun­gen an einen Ser­vice Pub­lic auf der Höhe der Zeit beschreib­bar? Kön­nte die dort vertei­digte Unter­schei­dung von “Open” und “Free” gar ein Weg­weis­er zum “grossen Fil­ter” sein, welch­er über­wun­den wer­den muss, um #The­GreatRe­set @wef zu real­isieren? — Ein Ver­such.

Ste­fan M. Seydel/sms ;-)

Es ist sehr ein­fach zu ver­ste­hen, wie es dazu kom­men kon­nte, dass Wikipedia zwanzig Jahre lang zwar von den meis­ten Men­schen mit Inter­net-Access rund um den Globus benutzt wor­den ist, aber sel­tenst wertschätzend, neugierig, offen­siv im Gehalt der sozialen Inno­va­tion­skraft beschrieben wurde: “Wikipedia provoziert die Dick­häuter.” (NZZ, 18. April 2020, Seite 7) Warum hinge­gen Wiki­da­ta nicht ver­mit­telt wer­den mag, das muss andere Gründe haben, ist höchst erstaunlich und drin­gend erk­lärungs­bedürftig: 

Wiki­da­ta provoziert Poli­tik, Wis­senschaft, Wirtschaft, Massen­me­di­en, Kün­ste, Bil­dungsin­sti­tu­tion in kein­ster Weise. Wiki­da­ta ignori­ert Dick­häuter. Wenn Dat­en das neue Öl sind, dann ist Wiki­da­ta eine unbeküm­mert sprudel­nde Quelle auf ein­er offen zugänglichen, gän­zlich freien All­mende.

Wer hat Angst vor Green­field-Pro­jek­ten?

Wiki­da­ta ist ein klas­sis­ches Pro­jekt auf ein­er grü­nen Wiese: Frei von jed­we­den sozialen Beschränkun­gen wird hier gebastelt und gebaut, aus­pro­biert und nachgebessert. Die engagiertesten Kräfte, welche das auf den Weg bracht­en, was anderen zum Weh!Weh!Weh! wurde, haben die Grun­didee bere­its 2001 beschrieben. Sie ver­sucht­en mit besten Leuten, erfol­gre­ichen Net­zw­erken, attrak­tiv­en Meet­ings und unter vie­len tollen Namen eine kraftvolle Bewe­gung zu lancieren: Seman­tic Web, Web 3.0, Giant Glob­al Graph, Web of Data, Linked Open Data … Nichts von alle­dem gelang. Das änderte sich am 29. Okto­ber 2012, als die Idee in der Soft­wareumge­bung von Medi­awi­ki der Wiki­me­dia-Foun­da­tion umge­set­zt wurde. Die Trägeror­gan­i­sa­tion engagiert sich für “freies Wis­sen” und “freie Inhalte”. Ihr bekan­ntestes Pro­jekt heisst Wikipedia.

Der Auf­bau der glob­alen Enzyk­lopädie des über­liefer­ten Wis­sens von Men­schen, hat­te eine ähn­liche Odyssee hin­ter sich, bis der Durch­bruch am 15. Jan­u­ar 2001 gelang. Mit dem Wech­sel von ein­er “offe­nen” zu ein­er “freien” Arbeit­sumge­bung ist Wind in die Segel gefall­en. Das will die Arbeit­s­these hier ver­muten: Die zwei kleinen Wörtchen “Open” und “Free” machen den Unter­schied, welche den prak­tis­chen Unter­schied machen.

Zunächst aber die Frage, was der Unter­schied ist zwis­chen Wikipedia und Wiki­da­ta. Spoil­er: “Wiki­da­ta ist Wikipedia für Maschi­nen.”

Der Work­flow des Schaf­fens von Wis­sen, wie es in der klas­sis­chen Wis­senschaft etabliert wurde, gilt für Wikipedia und Wiki­da­ta gle­icher­massen: Das Implizite wird expliziert und offen zugänglich der radikalen Kri­tik aus­ge­set­zt. Wer eine Aus­sage macht, ste­ht in der Pflicht, Kri­tik zu suchen und diese zu inte­gri­eren. Für die Kri­tik selb­st gibt es kein Eingabefor­mu­lar und keine Nor­men der Anständigkeit. Wis­senschaft ist der in unser­er Kul­tur­form bish­er beste Umgang mit dem ätzen­den Umstand, dass jedes men­schliche Wis­sen gefärbtes, selek­tives, per­spek­tivis­ches Wis­sen ist. Darum wird infor­ma­tionelle Qual­ität an der Fähigkeit gemessen, wie umfassend dis­sente Hin­weise inkludiert wer­den.

Die Pro­voka­tion liegt nun darin, dass ein com­put­er­ver­mit­tel­ter Lese-/Schreibprozess die Beschränkun­gen des akademis­chen Work­flows durch die Pub­lika­tion auf Papi­er und die damit ver­bun­de­nen Aufwändigkeit­en der Dis­tri­b­u­tion zur Ein­hol­ung von Kri­tik oder die Lagerung der Ver­sion­s­geschicht­en von Ideen in der uni­ver­sitären Bib­lio­thek nicht nur mit einem Klick pul­verisiert sind, son­dern mit weit­eren faszinierend­sten “Good­ies” protzt: 

  • Es beste­ht unbeschränkt Platz zur Ent­fal­tung des Vielfältig­sten.
  • Die radikale Nachvol­lziehbarkeit und Trans­parenz der Genese des Textes wird in all ihren Ver­sio­nen auf die Hun­dert­s­telsekunde ide­alst ange­boten.
  • Bei Wiki­da­ta weit­et sich das bedin­gungslose “Any­one Can Edit” der Wikipedia auf Maschi­nen aus, und:
  • Wenn ein Daten­satz eine Aktu­al­isierung erfährt, kann diese in Echtzeit inner­halb der Wiki­da­ta zur Darstel­lung gebracht wer­den. 

Das hat gewaltige Vorteile für die Schaf­fung von Wis­sen der Men­schen und verän­dert mächtigst das gesamte soziale Leben in allen Hin- und Zurich­tun­gen.

Naiv, wer nicht sofort tausend Ideen hat für drama­tis­chste Prob­leme und Her­aus­forderun­gen. Naiv auch, wer so tut, als wenn die Fasz­i­na­tion von Wiki­da­ta bloss lange genug aus der Welt geschwiegen wer­den müsse, um damit die Grun­didee aus­merzen zu kön­nen.

Eingek­lemmt in diesem Dilem­ma wirkt der offizielle Hash­tag von @wef 2021 erfrischend: #The­GreatRe­set. Wie immer twit­tert @elonmusk keck noch eins oben drauf: “We must pass The Great Fil­ter”. Dabei wird nicht beant­wortet, worin diese Über­flieger und sub­ver­siv Unten-durch-Bohren­den den grossen Fil­ter erken­nen, welchen es zu über­winden gilt, um einen Neustart, eine näch­ste Ref­or­ma­tion, das ange­blich nötige Green­field-Pro­jekt, anzuge­hen.

Am 27. August 2018 wün­scht sich Ste­fan Lan­ge­nauer, Chef des Sta­tis­tis­chen Amts des Kan­tons Zürich, in der Begrüs­sung zur nationalen Jahresver­samm­lung seines Fachs #SST18, dass nach 150 Jahren staatlich­er Sta­tis­tik die Kon­trolle über Dat­en aufgegeben werde.

Was eini­gen sein­er akku­rat­en Kol­le­gen­den Schnap­pat­mung und ungläu­biges Kopf­schüt­teln auszulösen ver­mochte, ist freilich bloss real­is­tis­ch­er Nachvol­lzug des Fotografier­baren: Die Daten­ho­heit ist längst auf das überge­gan­gen, was gle­icher­massen abschätzig und bewun­dert #GAFAM genan­nt wird: Google, Ama­zon, Face­book, Apple, Microsoft. In einem Tweet während des Schreibprozess­es zu diesem Text präzisiert @LangenauerStefn, was er vor zwei Jahren aus­drück­en wollte: “… Kon­trolle über “unsere” Dat­en ver­lieren, damit Dritte auf Basis der Dat­en den Diskurs vorantreiben.” — Überre­det:

“Auf in die Kon­tro­verse”

Wenn der Staat Dat­en erhebt, sam­melt, analysiert und aufgear­beit­et pub­liziert, hat­te dies schon immer zum Ziel, fak­ten­basierte, kri­tik­fa­vorisierende Diskurse in Ämtern, Par­la­menten, Bürg­erin­nen und Bürg­ern zu bedi­enen. Weil wir aber ger­ade aus den Feier­lichkeit­en von 500 Jahre Ref­or­ma­tion kom­men und uns aus “Auf und Davos” via Twit­ter und Youtube ange­dro­ht oder — je nach Kon­fes­sion —  ver­sprochen wird, #The­GreatRe­set sei am Tun, wird diese staatlich zwangs­fi­nanzierte, aus­gedehnte Pro­duk­tion von Fak­ten zunächst als ein Prädikat der aktuellen Kul­tur­form erkennbar: Fak­ten statt Fas­ten. (So?)

Weil die Vorstel­lung davon, wie Men­schen für Wahr nehmen, Teil von gesellschaftlich­er Vere­in­barung und Übereinkun­ft ist, lohnt sich ein Blick auf das, was aktuell­ste Sys­temthe­o­rien als näch­stes Ange­bot for­muliert haben und welch­es längst dom­i­nant gewor­den ist. Wis­senschaft wurde im Übri­gen auch in den Kloster­schulen entwick­elt, gelehrt und gelebt. Genau gle­ich die Sys­temthe­o­rie in der Uni­ver­sität. Was besagen die Sys­temthe­o­rien:

Ein Sys­tem hat drei Ele­mente: Es muss ein Innen von einem Aussen unter­schei­den kön­nen. Es muss zweit­ens über Energie und drit­tens Kom­mu­nika­tion ver­fü­gen, welche Repro­duk­tion und Rekur­sion garantieren. Alle drei Ele­mente kön­nen sich ver­schieben. Wenn eines der Ele­mente sich ver­schiebt, ver­schiebt sich alles. Alles ist ziem­lich viel. Die Ear­ly Adopters nan­nten es Par­a­dig­men­wech­sel. #The­GreatRe­set tönt aber schon cool­er.

Wenn die Ver­schiebung der Sys­tem­gren­ze “Men­sch” aussen vor gelassen wird — obwohl wir uns längst an kün­stliche Hüft­ge­lenke gewöh­nt haben und es keine Frage der Zeit ist, wann Motoren und Com­put­er ähn­lich irri­ta­tion­s­los ver­baut wer­den — haben sich pro­duk­tive Nar­ra­tive im Bere­ich von Energie und Kom­mu­nika­tion etabliert: 

Ent­lang der “Vier indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” kann das natur­wis­senschaftlich getriebene Feld der Energie gezeigt wer­den: Die aufeinan­der­fol­gen­den Phasen von Mech­a­nisierung, Motorisierung, Automa­tisierung, Dig­i­tal­isierung the­ma­tisieren impliz­it die Wech­sel im Bere­ich der Nutzung und Gewin­nung von Energie: Der Über­gang von men­schlichen Muskeln zu Naturkräften (Feuer, Wass­er, Wind), zu fos­silen Brennstof­fen (Kohle, Öl, Gas, Kernspal­tung) und nun weit­er zu erneuer­baren Energien (Foto­syn­these).

Geis­teswis­senschaften sprechen im Feld der Kom­mu­nika­tion von Medi­en­wech­seln. Es haben sich in vie­len Iter­a­tio­nen eben­falls  (Über­raschung!)  vier Begriffe her­aus­ge­bildet, welche hier nun aber sym­bol­is­ch­er zu lesen sind: Sprache, Schrift, Buch­druck, Com­put­er. Im anthro­pol­o­gis­chen Muse­um sind trib­ale, antike, mod­erne Gesellschaften aus­gestopft zu bewun­dern und ein munteres Spiel um die Kul­tur­form ein­er “näch­sten Gesellschaft” presst Suhrkamp seit zwei Jahrzehn­ten zwis­chen zwei Buchdeck­el. Die Beschrei­bung der Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form, die konkreten Inhalte ein­er näch­sten Alpha­betisierung, welche unter dem Hash­tag #DataL­it­er­a­cy gesam­melt wer­den, zeich­nen sich immer deut­lich­er ab.

Kurzum: Während Natur­wis­senschaften einen lin­earen-kausalen-deter­min­is­tis­chen Weltzu­gang entwick­el­ten, haben sich die Geis­teswis­senschaften von einem dynamis­chen-prozes­su­al-sys­temis­chen Weltzu­gang inspiri­eren lassen: Die Kom­ple­men­tar­ität der bei­den Aus­gangspunk­te, von Kom­pliziertheit auf der einen Seite und von Kom­plex­ität auf der anderen Seite, ist evi­dent und eine sit­u­a­tive Nutzung für jede Land­frau eine Selb­stver­ständlichkeit: Wenn Gemüse oder Früchte eingeweckt wer­den, ist es sin­nvoll, zu arbeit­en wie die Inge­nieure: Zuerst Einzu­machen­des ins Glas schüt­ten. Dann Deck­el zuschrauben. Nicht umgekehrt. Keine Exper­i­mente. Null Kreativ­ität in diesem Moment. Wenn es aber darum geht, inner­halb der “göt­tlichen Ord­nung” ihrem Kuh­melk­er und Geis­senhirten beizubrin­gen, wofür er sich an der näch­sten Lands­ge­meinde schön her­aus­geputzt und frisch gewaschen einzuset­zen hat, wen­det sie ganz agil fan­tasievollere Meth­o­d­en an.

Nichts Neues unter der Sonne. Oder doch?

Auch ein Baum kann twit­tern. Eine intel­li­gente Glüh­lampe reflek­tiert ihre eigene Vergänglichkeit knochen­trock­en und weiss, wann ihr Licht aus­ge­hen wird: Sie bestellt sich selb­st Ersatz bei Ama­zon. Ist in dieser Hin­sicht eine dumme Glüh­lampe weis­er als einige krawat­tierte, hoch deko­ri­erte Vertreter von Dick­häutern?

Wenn der Amtschef @LangenauerStefn vorschlägt, die Arbeit­sergeb­nisse aller sta­tis­tis­chen Ämter im offe­nen Netz abzule­gen. Wenn sein Kol­lege von der Stadt Zürich @grandgrue gle­ich auch noch die von ihnen genutzten Codes zu “Date­n­analyse, Visu­al­isierun­gen und Co.” auf GitHub zur freien Ver­fü­gung stellt. Dann lässt sich daran weit mehr zeigen, als was das Wörtchen “Open” unter der Schirmherrschaft von Sir @timberners_lee meint:

Dat­en sind offen, sobald diese im Inter­netz offen zugänglich sind. Das wird mit einem Stern aus­geze­ich­net. Mit drei Ster­nen aus­geze­ich­net, sind offene Dat­en dann, wenn diese in ein­er Soft­ware-Umge­bung zugänglich gemacht wer­den, welche ihrer­seits ihre Dat­en auch offen zugänglich machen. Und immer so weit­er: 5stardata.info — Wenn es zu Dat­en kommt, ist “Open” das Äquiv­a­lent für “Sich­er”. Und irgend­was mit “Closed” das Syn­onym für “Sus­pekt”: Open Data, Open Source, Open Access, Open Sci­ence, Open Edu­ca­tion­al Resources … Das Ende der unendlichen Liste (Umber­to Eco) ist offen, aber der Umgang damit hat längst einen Namen gefun­den: “Dis­trib­uted Ledger Tech­nol­o­gy”.

“Free” ist das neue #Ser­vi­cePub­lic

Wenn Jim­bo Wales seine Idee ein­er Enzyk­lopädie (Wikipedia) und Tim Bern­ers-Lee seine Idee eines Seman­tic Web (Wiki­da­ta) zwar “Open” im Netz hat­te, aber diese erst unter dem Ver­sprechen von “Free” Unter­stützung rund um den Globus gefun­den hat, ist jet­zt der Unter­schied erahn­bar?

Ein Grün­dungsmit­glied von Wiki­me­dia Schweiz und Ital­ien beant­wortet die Frage in einem grösseren Plenum an der Uni­ver­sität Zürich ein­mal kich­ernd mit: “Open?  — Just 2 lit­tle Free”. Und schwieg. Kon­se­quent. Bis heute. Er weiss, dass es vor 20 Jahren kein Zufall war, dass Wikipedia eine “Freie” — und nicht eine “Offene” — Enzyk­lopädie sein wollte. Es sind die drei deutschsprachi­gen Wiki­me­dia Vere­ine, welche diesen Unter­schied nicht nur nicht mehr bere­it sind zu vertei­di­gen, son­dern offen­siv daran mitar­beit­en, diesen Unter­schied zu verquirlen. Und schon Nach­fra­gen auf Diskus­sion­s­seit­en wer­den durch die grup­pen­dy­namis­che Prozesse der Mer­i­tokratie geregelt: Wer nach Innen anzeigen will, eine ver­di­en­stvolle Adresse zu sein, wird das Nötige tun.

Wenn aktuell ein “Appell für Freie Debat­ten­räume” von über 15’000 Men­schen unterze­ich­net wird, dann ist der Unter­schied von “Offen” und “Frei” im besten Falle gefühlt erkan­nt: “Offen” ist das Gegen­teil von “Geschlossen”. Aber “Frei” meint eben nicht nur Teil-Nehmen, son­dern auch Teil-Geben zu kön­nen.

Der grosse Fil­ter dürfte nach diesen Annah­men also die Shar­ing Econ­o­my sein. Das wird das World Eco­nom­ic Forum umstand­los anders sehen wollen. Übere­in­stim­mung wird darin beste­hen, dass kein Men­sch staatlich dis­tribuierte und vor­sortierte News braucht und staatlich­es Info­tain­ment übel­ste Erin­nerun­gen weckt. Ein #Ser­vi­cePub­lic auf der Höhe der Zeit wäre daran erkennbar, dass ein pro­fes­sionelles #Com­mu­ni­ty­Care in einem #Smart­Set­ting offene Debat­ten­räume schützt und diese ihrer­seits Grund­la­gen, Ergeb­nisse und Erken­nt­nis aus ein­er freien All­mende beziehen und dort auch wiederum einpfle­gen kön­nen. Aber das wäre ein anderes The­ma.

Ste­fan M. Sey­del ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er lebt und arbeit­et in Dissent.is/Muster. Das “Mak­ing of” dieses Textes mit vie­len Links: https://dissent.is/nzz-wikidata 

Was NZZ & Co im Februar 2021 kolportiert bezüglich einem #ServicePublic auf der Höhe der Zeit? #Benachmarking

Blickt man in die Seele der #PolitHooli­gans, so stösst man auf nichts: auf kein Anliegen, keine Idee; allen­falls auf Ressen­ti­ments.

#Man­fred­Schnei­der, emer­i­tiert­er Lit­ter­atur­pro­fes­sor @ruhrunibochum | NZZ vom 20.02.2021

Je indi­vid­u­al­isiert­er, isoliert­er der Medi­enkon­sum, desto het­ero­gen­er unser gemein­sames Wis­sen und unsere Werthal­tun­gen, desto schwäch­er der gesellschaftliche Zusam­men­halt.

Hein­rich Anker, Ex Pro­gram­men­twick­ler Radio DRS, Medi­en­woche vom 11.02.2021

Ser­vice pub­lic heisst, dass wir möglichst alle mit unseren Inhal­ten erre­ichen. SRF soll eine Klam­mer­funk­tion für die Gesellschaft bilden.

Nathalie Wap­pler, SRF-Direk­torin, NZZ vom 20.02.2021

OHNE JOURNALISMUS KEINE DEMOKRATIE @RepublikMagazin
22. Mai 2017: Dr. Regula Stämpfli, Prof. Dr. #Podcast Moritz Klenk, Stefan M. Seydel/sms ;-)

#Closed? — Toxisch
#Open? — Default
#Free? — Das nächste #ServicePublic

(Plädoyer für eine Informationelle Allmende)

m/eine Fastenpredigt 2021

«Ich möchte den Medi­en­mach­ern beim Denken zuse­hen» | Thread mit @aFopp 28.01.2021
Archiv 25.11.2010: @persoenlichcom

WORK IN PROGRESS

Der Link zum Text in derNZZ:

(…)


Über­ar­beitung hin auf #Ser­vi­cePub­lic: 28.01.2021/21.02.2021:

FÜRCHTET EUCH. NICHT Wikipedia bleibt. Die Idee wird #ServicePublic (So?)

Überarbeitet 5. Fassung für die Print-Ausgabe. Abgegeben am 28. Januar 2021:

Der defin­i­tive Text wurde via Google­Docs. Das Doku­ment kann via Google­Doc kom­men­tiert (und aus­ge­druckt) wer­den. Ich freue mich auf Feed­backs. Gerne auch via Feed­logs auf WikiDienstag.ch ;-)

Doku 4. Fassung, 6. Januar 2021

OPEN ist das neue Sicher – FREE ist das neue Service Public #TheGreatReset

Was wäre, wenn Wikipedia und Wiki­da­ta als die bei­den nieder­schwellig­sten und all­t­agsprak­tisch rel­e­van­testen kol­lab­o­ra­tiv­en Schreib­sys­teme der Men­schheits­geschichte angenom­men wür­den? Liesse sich von ihnen ler­nen, wie sich derzeit Welt­ge­sellschaft zu ver­ständi­gen sucht? Wären über diese Beobach­tun­gen die Anforderun­gen an einen «Ser­vice Pub­lic auf der Höhe der Zeit» beschreib­bar? Kön­nte die dort vertei­digte Unter­schei­dung von “Open” und “Free” gar ein Weg­weis­er zum “grossen Fil­ter” sein, welch­er über­wun­den wer­den muss, um #The­GreatRe­set zu real­isieren?

Ste­fan M. Sey­del

Es ist sehr ein­fach zu ver­ste­hen, wie es dazu kom­men kon­nte, dass Wikipedia seit genau zwanzig Jahren, zwar von den meis­ten Men­schen mit Inter­net-Access rund um den Globus benutzt wor­den ist, aber sel­tenst wertschätzend, neugierig, offen­siv im Gehalt der sozialen Inno­va­tion­skraft beschrieben wurde: “Wikipedia provoziert die Dick­häuter” (NZZ, 18. April 2020, Seite 7). Warum hinge­gen Wiki­da­ta nicht ver­mit­telt wer­den mag, das muss gän­zlich andere Gründe haben, ist höchst erstaunlich und drin­gend erk­lärungs­bedürftig: 

Wiki­da­ta provoziert Poli­tik, Wis­senschaft, Wirtschaft, Massen­me­di­en, Kün­ste, Bil­dungsin­sti­tu­tion in kein­ster Weise. Wiki­da­ta ignori­ert die “Dick­häuter”. Wenn aber Dat­en das neue Öl sind, dann ist Wiki­da­ta eine unbeküm­mert fröh­lich sprudel­nde Quelle auf ein­er offen zugänglichen, gän­zlich freien All­mende.

Frei von jed­we­den tech­nis­chen, poli­tis­chen, sozialen Behin­derun­gen wird in Wiki­da­ta gebastelt und gew­erkelt, aus­pro­biert und nachgebessert. Jene, welche das auf den Weg bracht­en, was anderen zum Weh!Weh!Weh! wurde, haben die Grun­didee bere­its 2001 beschrieben. Sie ver­sucht­en mit aus­geze­ich­neten Experten, erfol­gre­ichen Net­zw­erken, hip­pen Meet­ings und unter vie­len tollen Namen eine gren­zen­lose Bewe­gung zu lancieren: Seman­tic Web, Web 3.0, Giant Glob­al Graph, Web of Data, Linked Open Data … Nichts von alle­dem gelang. Das änderte sich am 29. Okto­ber 2012, als die Idee in der Soft­wareumge­bung von Medi­awi­ki der Wiki­me­dia-Foun­da­tion umge­set­zt wurde. Diese Trägeror­gan­i­sa­tion engagiert sich für “freies Wis­sen” und “freie Inhalte”. Ihr bekan­ntestes Pro­jekt heisst: Wikipedia.

Auf­fäl­lig: Der Auf­bau der glob­alen Enzyk­lopädie des über­liefer­ten Wis­sens von Men­schen hat­te eine ähn­liche Odyssee hin­ter sich, bis der Durch­bruch am 15. Jan­u­ar 2001 gelang. Mit dem Wech­sel von ein­er “offe­nen” (Nupe­dia) zu ein­er “freien” Arbeit­sumge­bung (Wikipedia) gelang der Idee ihre Ver­wirk­lichung. Das will die Arbeit­s­these hier ver­muten: Die zwei kleinen Wörtchen “Open” und “Free” machen jenen Unter­schied, welche den prak­tis­chen Unter­schied machen. Zunächst aber: Was unter­schei­det eigentlich Wikipedia und Wiki­da­ta? Spoil­er:

“Wiki­da­ta ist Wikipedia für Maschi­nen.”

Der Work­flow des Schaf­fens von Wis­sen, wie es in der klas­sis­chen Wis­senschaft etabliert wurde, gilt für Wikipedia und Wiki­da­ta gle­icher­massen. Die Pro­voka­tion muss also in einem anderen Aspekt liegen: Längst ist evi­dent gewor­den, was Niklas Luh­mann aus­ge­sprochen hat: “Kom­mu­nika­tion kom­mu­niziert. Nicht Men­schen.” Ein com­puterun­ter­stützter Lese-/Schreibprozess ignori­ert Beschränkun­gen des akademis­chen Work­flows durch die Pub­lika­tion auf Papi­er und protzt mit faszinierend­sten “Good­ies”. Zum Beispiel:

  • Es beste­ht unbeschränkt Platz zur Ent­fal­tung des Vielfältig­sten.
  • Die radikale Nachvol­lziehbarkeit und Trans­parenz der Genese der Texte wird in all ihren einzel­nen Ver­sio­nen auf die Hun­dert­s­telsekunde ide­alst doku­men­tiert.
  • Wiki­da­ta weit­et das inklu­sive “Any­one Can Edit” der Wikipedia auf Maschi­nen aus, und:
  • Wenn ein Daten­satz irgend­wo auf der Welt eine Aktu­al­isierung erfährt, kann diese in Echtzeit via Wiki­da­ta irgend­wo anders auf der Welt nutzbar gemacht wer­den.

Das hat gewaltige Vorteile für die Schaf­fung von Wis­sen der Men­schen und ihrer Maschi­nen und verän­dert mächtigst das gesamte soziale Leben in all ihren Hin- und Zurich­tun­gen.

Naiv, wer nicht sofort tausend Ideen hat für drama­tis­chste Prob­leme und Her­aus­forderun­gen. Naiv auch, wer so tut, als müsse die Fasz­i­na­tion von Wiki­da­ta bloss lange genug aus der Welt geschwiegen wer­den, um die Grun­didee auszumerzen. Zer­ris­sen in diesem Dilem­ma wirkt der offizielle Hash­tag von @wef 2021 erfrischend: #The­GreatRe­set. Neu gilt:

“Open by Default”

Am 27. August 2018 wün­scht sich Ste­fan Lan­ge­nauer, Chef des Sta­tis­tis­chen Amts des Kan­tons Zürich, in der feier­lichen Begrüs­sung zur nationalen Jahresver­samm­lung seines Fachs #SST18, dass nach 150 Jahren staatlich­er Sta­tis­tik die Kon­trolle über Dat­en aufgegeben werde.

Was eini­gen seinen akku­rat­en Kol­le­gen­den Schnap­pat­mung und ungläu­biges Kopf­schüt­teln auszulösen ver­mochte, ist freilich bloss real­is­tis­ch­er Nachvol­lzug der neuen Nor­mal­ität: Die Daten­ho­heit ist längst auf das überge­gan­gen, was gle­icher­massen abschätzig und bewun­dert #GAFAM genan­nt wird: Google, Ama­zon, Face­book, Apple, Microsoft. In einem Tweet während des Schreibprozess­es zu diesem Text präzisiert @LangenauerStefn, was er vor zwei Jahren aus­drück­en wollte: “… Kon­trolle über “unsere” Dat­en ver­lieren, damit Dritte auf Basis der Dat­en den Diskurs vorantreiben.” Seine Mitar­beit­er haben es unter #Coro­n­aVirus durchge­set­zt. Danke.

Wenn der Staat als ein “Ser­vice Pub­lic” Dat­en erhebt, sam­melt, analysiert und aufgear­beit­et pub­liziert, hat­te dies schon immer zum Ziel, fak­ten­basierte, Kri­tik favorisierende Diskurse von Ämtern, Par­la­menten, Bürg­erin­nen und Bürg­ern zu unter­stützen.

Fak­ten ist das neue Fas­ten.

Fak­ten sind — wie Mei­n­un­gen am anderen Pol des Work­flows des wis­senschaftlichen Wis­sen schaf­fens von Men­schen auch — Teil von Auf­gabe, nicht Teil von Lösung. Vor 500 Jahren wurde Fas­ten gepredigt. Heute predi­gen jene, welche Fak­ten pro­duzieren, wie andere Würste: “Shut Up — It’s Sci­ence”. 

Auch ein Baum kann twit­tern. Eine intel­li­gente Glüh­lampe reflek­tiert die eigene Vergänglichkeit knochen­trock­en. Sie weiss, wann ihr Lichtlein aus­ge­ht und bestellt sich selb­st Ersatz bei Brack oder AliEx­press. In dieser Hin­sicht ist eine dumme Glüh­lampe weis­er als Roger Schaw­in­s­ki mit seinem Ego­pro­jekt Lebenslust bis 100.

Wenn der Amtschef @LangenauerStefn vorschlägt, die Arbeit­sergeb­nisse aller sta­tis­tis­chen Ämter im offe­nen Netz abzule­gen; wenn sein Kol­lege von der Stadt Zürich @grandgrue gle­ich auch noch die von ihnen genutzten Codes zu “Date­n­analyse, Visu­al­isierun­gen und Co.” auf GitHub offen zur freien Ver­fü­gung stellt, dann ste­hen sie unter der Schirmherrschaft von Sir @timberners_lee:

Dat­en sind Ein-Stern-Offen, sobald diese im Inter­netz umstand­s­los auffind­bar sind. Drei-Sterne-Offen, wenn Dat­en in ein­er Soft­ware-Umge­bung zugänglich sind, welche ihrer­seits ihre Bedin­gun­gen offen zugänglich machen: 5stardata.info – Wenn es zu Dat­en kommt, ist “Open” das Äquiv­a­lent für “Sich­er”. Und “Closed” das Syn­onym für “Tox­isch”. Darum: #Open­Da­ta, #Open­Source, #Ope­nAc­cess, #Open­Science, #OER … Der Name der Prax­is heisst: “Dis­trib­uted Ledger Tech­nol­o­gy”.

#Free ist das neue #Ser­vi­cePub­lic

Während Jim­bo Wales mit sein­er Enzyk­lopädie (Wikipedia) und Tim Bern­ers-Lee mit seinem Seman­tic Web (Wiki­da­ta) wider­willig fest­stellen mussten, dass ihre Ideen erst mit der Umstel­lung von “Open” auf “Free” ihre Ver­wirk­lichung fan­den, mag dies der entschei­dende Ver­weis sein: “Open?  – Just 2 lit­tle Free.”

Es war kein Zufall, dass sich vor 20 Jahren Wikipedia eine “Freie” und nicht bloss eine “Offene” Enzyk­lopädie nan­nte. Es sind die Pro­fes­sionellen der Wiki­me­dia-Stiftung, welche diesen Unter­schied offen­siv verquirlen. Wer Ohren hat, hört das diszi­plin­ierte Schweigen der Diszi­plinen.

#Ser­vi­cePub­lic gegen infor­ma­tionellen Ter­ror

Der grosse Fil­ter, welchen es zu über­winden gilt, beste­ht nach diesen Annah­men in der unerträglich gewor­de­nen infor­ma­tionellen Gän­gelung. Die Lösung wird in ein­er Infor­ma­tionellen All­mende ver­mutet. Das wird das World Eco­nom­ic Forum anders sehen müssen. Übere­in­stim­mung wird beste­hen, dass kein Men­sch staatlich zwangs­fi­nanzierte News braucht und schon grad gar kein Info­tain­ment. Ein “Ser­vice Pub­lic auf der Höhe der Zeit” wäre daran erkennbar, dass ein pro­fes­sionelles #Com­mu­ni­ty­Care in einem #Smart­Set­ting “Offene Debat­ten­räume” pflegt – mit­samt der dazu nöti­gen, tech­nol­o­gis­chen Infra­struk­tur – und die dort ref­eren­zierten Dat­en, Infor­ma­tio­nen und Wis­sens­bestände in den Gärten ein­er “Freien All­mende” blühen. Aber das wäre ein näch­stes The­ma.

Ste­fan M. Sey­del ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er lebt und arbeit­et in Dissent.is/Muster

Textabgabe: Sonntag, 20. Dezember 2020 — Long Read (16’135 Zeichen)

OPEN ist das neue Sicher – FREE ist das neue Service Public #TheGreatReset

Was wäre, wenn … – nur so zum Spie­len! – was wäre, wenn Wikipedia und Wiki­da­ta als die bei­den nieder­schwellig­sten und all­t­agsprak­tisch rel­e­van­testen kol­lab­o­ra­tiv­en Schreib­sys­teme der Men­schheits­geschichte angenom­men wür­den? Liesse sich von ihnen ler­nen, wie sich derzeit Welt­ge­sellschaft zu ver­ständi­gen sucht? Wären über diese Beobach­tun­gen die Anforderun­gen an einen «Ser­vice Pub­lic auf der Höhe der Zeit» beschreib­bar? Kön­nte die dort vertei­digte Unter­schei­dung von “Open” und “Free” gar ein Weg­weis­er zum “grossen Fil­ter” sein, welch­er über­wun­den wer­den muss, um #The­GreatRe­set – nicht jen­er @wef – zu real­isieren? – Ein Ver­such.

Ste­fan M. Seydel/sms ;-)

Es ist sehr ein­fach zu ver­ste­hen, wie es dazu kom­men kon­nte, dass Wikipedia zwanzig Jahre lang zwar von den meis­ten Men­schen mit Inter­net-Access rund um den Globus benutzt wor­den ist, aber sel­tenst wertschätzend, neugierig, offen­siv im Gehalt der sozialen Inno­va­tion­skraft beschrieben wurde: “Wikipedia provoziert die Dick­häuter” (NZZ, 18. April 2020, Seite 7). Warum hinge­gen Wiki­da­ta nicht ver­mit­telt wer­den mag, das muss gän­zlich andere Gründe haben, ist höchst erstaunlich und drin­gend erk­lärungs­bedürftig: 

Wiki­da­ta provoziert Poli­tik, Wis­senschaft, Wirtschaft, Massen­me­di­en, Kün­ste, Bil­dungsin­sti­tu­tion in kein­ster Weise. Wiki­da­ta ignori­ert diese “Dick­häuter”. Wenn aber Dat­en das neue Öl sind, dann ist Wiki­da­ta eine naiv und unschuldig, unbeküm­mert und fröh­lich sprudel­nde Quelle auf ein­er offen zugänglichen, gän­zlich freien All­mende.

Wer hat Angst vor Green­field-Pro­jek­ten?

Wiki­da­ta ist ein Pro­jekt, welch­es auf ein­er unver­stell­ten, grü­nen Wiese gebaut, in die Wun­der­voll Weit­en Wolken (WWW) des Inter­netz ragt: Frei von jed­we­den sozialen Behin­derun­gen wird hier gebastelt und gew­erkelt, aus­pro­biert und nachgebessert. Die engagiertesten Kräfte, welche das auf den Weg bracht­en, was anderen zum Weh!Weh!Weh! wurde, haben die Grun­didee von Wiki­da­ta bere­its 2001 beschrieben. Sie ver­sucht­en mit aus­geze­ich­neten Experten, bere­its erfol­gre­ichen Net­zw­erken, hip­pen Meet­ings und unter vie­len tollen Namen eine gren­zen­lose Bewe­gung zu lancieren: Seman­tic Web, Web 3.0, Giant Glob­al Graph, Web of Data, Linked Open Data … Nichts von alle­dem gelang. Das änderte sich am 29. Okto­ber 2012, als die Idee in der Soft­wareumge­bung von Medi­awi­ki der Wiki­me­dia-Foun­da­tion umge­set­zt wurde. Diese Trägeror­gan­i­sa­tion engagiert sich für “freies Wis­sen” und “freie Inhalte”. Ihr bekan­ntestes Pro­jekt heisst: Wikipedia.

Inter­es­sant: Der Auf­bau der glob­alen Enzyk­lopädie des über­liefer­ten Wis­sens von Men­schen hat­te eine ähn­liche Odyssee hin­ter sich, bis der Durch­bruch am 15. Jan­u­ar 2001 gelang. Mit dem Wech­sel von ein­er “offe­nen” (Nupe­dia) zu ein­er “freien” Arbeit­sumge­bung (Wikipedia) ist Wind in die Segel gefall­en. Das will die Arbeit­s­these hier ver­muten: Die zwei kleinen Wörtchen “Open” und “Free” machen den Unter­schied, welche den prak­tis­chen Unter­schied machen. Nach dieser Gemein­samkeit soll zunächst aber die Frage gek­lärt sein, was Wikipedia und Wiki­da­ta unter­schei­det. Spoil­er:

“Wiki­da­ta ist Wikipedia für Maschi­nen.”

Der Work­flow des Schaf­fens von Wis­sen, wie es in der klas­sis­chen Wis­senschaft etabliert wurde, gilt für Wikipedia und Wiki­da­ta gle­icher­massen: Das Implizite wird expliziert und wird in allen Teilen – von der Fragestel­lung bis zu Ver­i­fika­tion oder Fal­si­fika­tion der Hypothe­sen – umfassend trans­par­ent und nachvol­lziehbar zur Darstel­lung gebracht. Die Pub­lika­tion des gesamten Work­flows soll die Erre­ichung von Kri­tik garantieren. Wer eine Aus­sage macht, ste­ht in der Pflicht, Kri­tik zu suchen und diese zu inte­gri­eren. Für die Kri­tik selb­st gibt es kein Eingabefor­mu­lar und keine Nor­men der Anständigkeit. Wis­senschaft ist der in unser­er Kul­tur­form bish­er beste Umgang mit dem ätzen­den Umstand, dass jedes men­schliche Wis­sen gefärbtes, selek­tives, per­spek­tivis­ches Wis­sen ist. Darum wird infor­ma­tionelle Qual­ität an der Fähigkeit gemessen, wie umfassend dis­sente Hin­weise inkludiert wer­den.

Die Pro­voka­tion liegt nun darin, dass ein com­put­er­ver­mit­tel­ter Lese-/Schreibprozess die Beschränkun­gen des akademis­chen Work­flows durch die Pub­lika­tion auf Papi­er und die damit ver­bun­de­nen Aufwändigkeit­en der Dis­tri­b­u­tion zur Ein­hol­ung von Kri­tik oder die sich ständig ver­staubende Lagerung der unendlichen Ver­sion­s­geschicht­en von Ideen in der uni­ver­sitären Bib­lio­thek nicht nur mit einem Klick pul­verisiert sind, son­dern mit vie­len weit­eren faszinierend­sten “Good­ies” protzt: 

  • Es beste­ht unbeschränkt Platz zur Ent­fal­tung des Vielfältig­sten.
  • Die radikale Nachvol­lziehbarkeit und Trans­parenz der Genese der Texte wird in all ihren einzel­nen Ver­sio­nen auf die Hun­dert­s­telsekunde ide­alst doku­men­tiert.
  • Bei Wiki­da­ta weit­et sich das bedin­gungslose “Any­one Can Edit” der Wikipedia auf Maschi­nen aus, und:
  • Wenn ein Daten­satz irgend­wo auf der Welt eine Aktu­al­isierung erfährt, kann diese in Echtzeit via Wiki­da­ta irgend­wo anders auf der Welt nutzbar gemacht wer­den.

Das hat gewaltige Vorteile für die Schaf­fung von Wis­sen der Men­schen und ihrer Maschi­nen und verän­dert mächtigst das gesamte soziale Leben in all ihren Hin- und Zurich­tun­gen.

Naiv, wer nicht sofort tausend Ideen hat für drama­tis­chste Prob­leme und Her­aus­forderun­gen. Naiv auch, wer so tut, als wenn die Fasz­i­na­tion von Wiki­da­ta bloss lange genug aus der Welt geschwiegen wer­den müsse, um damit die Grun­didee aus­merzen zu kön­nen.

Zer­ris­sen in diesem Dilem­ma wirkt der offizielle Hash­tag von @wef 2021 erfrischend: #The­GreatRe­set. Wie immer twit­tert @elonmusk keck noch eins oben drauf. Nein, nicht sein “Twit­ter sucks”, son­dern “We must pass The Great Fil­ter”. Dabei wird zwar nie beant­wortet, worin diese super­re­ichen Über­flieger und rebel­lisch sub­ver­siv Unten-durch-Bohren­den «den grossen Fil­ter» erken­nen, welchen es dringlichst zu über­winden gelte, um einen Neustart, eine neue Ref­or­ma­tion, das ange­blich nötige Green­field-Pro­jekt, anzuge­hen. Hier aber soll ver­mutet wer­den:

Open by Default

Am 27. August 2018 wün­scht sich Ste­fan Lan­ge­nauer, Chef des Sta­tis­tis­chen Amts des Kan­tons Zürich, in der feier­lichen Begrüs­sung zur nationalen Jahresver­samm­lung seines Fachs #SST18, dass nach 150 Jahren staatlich­er Sta­tis­tik die Kon­trolle über Dat­en aufgegeben werde.

Was eini­gen sein­er akku­rat­en Kol­le­gen­den Schnap­pat­mung und ungläu­biges Kopf­schüt­teln auszulösen ver­mochte, ist freilich bloss real­is­tis­ch­er Nachvol­lzug des Nor­mal­ge­wor­de­nen: Die Daten­ho­heit ist längst auf das überge­gan­gen, was gle­icher­massen abschätzig und bewun­dert #GAFAM genan­nt wird: Google, Ama­zon, Face­book, Apple, Microsoft. In einem Tweet während des Schreibprozess­es zu diesem Text präzisiert @LangenauerStefn, was er vor zwei Jahren aus­drück­en wollte: “… Kon­trolle über “unsere” Dat­en ver­lieren, damit Dritte auf Basis der Dat­en den Diskurs vorantreiben.” – Danke #Coro­n­aVirus. (So?)

Auf in die Kon­tro­verse

Wenn der Staat Dat­en erhebt, sam­melt, analysiert und aufgear­beit­et pub­liziert, hat­te dies schon immer zum Ziel, fak­ten­basierte, kri­tik­fa­vorisierende Diskurse von Ämtern, Par­la­menten, Bürg­erin­nen und Bürg­ern zu unter­stützen. Weil wir aber ger­ade aus den Fes­tiv­itäten von 500 Jahre Ref­or­ma­tion kom­men und uns “Auf und Davos” via Time, Twit­ter und Youtube – je nach Kon­fes­sion – ange­dro­ht oder ver­sprochen wird, #The­GreatRe­set sei am Tun, wird uns diese staatliche, aus­gedehnte Pro­duk­tion von Fak­ten als ein Prädikat der eben ger­ade ver­gan­genen Kul­tur­form erkennbar:

Fak­ten ist das neue Fas­ten.

Weil selb­st die Vorstel­lung davon, wie Men­schen für Wahr nehmen, Teil von gesellschaftlich­er Vere­in­barung und Übereinkun­ft ist, lohnt sich ein Blick auf das, was diverse Sys­temthe­o­rien der Altvorderen als näch­ste Kul­tur­form erah­nt haben. Ein näch­ster Weltzu­gang, ein näch­stes Men­schen­bild, eine Bio-Psy­cho-Soziale-Cyber-Denk­fig­ur, welche auf jene vier Ebe­nen der Real­i­sa­tion autopoi­etis­ch­er Sys­teme ver­weist, welche für Men­schen rel­e­vant sind, hat sich vor unseren Augen instal­liert. Zur Erin­nerung: Wis­senschaft wurde auch zuerst in den Kloster­schulen entwick­elt, gelehrt und gelebt. Genau gle­ich die Sys­temthe­o­rien in der Uni­ver­sität. Wie auch immer: Was sind die Axiome dieser Sys­temthe­o­rien?

Ein Sys­tem wird durch drei Ele­mente kon­sti­tu­iert: Es muss zunächst ein Innen von einem Aussen unter­schei­den kön­nen. Es muss dann über «Energie» und drit­tens über «Kom­mu­nika­tion» ver­fü­gen, welche Repro­duk­tion, Rekur­sion und Autopoiese garantieren. Alle drei Ele­mente kön­nen sich wan­deln. Aber wenn eines der Ele­mente sich wan­delt, dann kommt es zu einem Wech­sel im ganzen Sys­tem und das Ergodis­che feiert eine näch­ste Kon­stel­la­tion. Die Ear­ly Adopters nan­nten einen solchen Weltzu­gang “Par­a­dig­men­wech­sel”. Aber #The­GreatRe­set tönt schon sehr viel cool­er.

Wenn die Ver­schiebung der Sys­tem­gren­ze “Körper:Umwelt” grosszügig aussen vor gelassen wird – obwohl wir uns längst an kün­stliche Hüft­ge­lenke und die tägliche Zufuhr von biopsy­choak­tive Sub­stanzen gewöh­nt haben und es eine Frage von Stun­den ist, wann gen­tech­nisch frisch Zusam­menge­bautes irri­ta­tion­s­los ver­impft wird und damit “Kör­p­er” nichts mehr mit “Men­schen” zu Zeit­en des Propheten Jesu, Huldrych Zwingli oder Imman­u­al Kant zu schaf­fen haben – lassen sich erfol­gre­ich etablierte Nar­ra­tive für die Sys­temele­mente “Energie” und “Kom­mu­nika­tion” emo­tion­slos­er disku­tieren: 

Die “Vier indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” the­ma­tisieren die Wech­sel für das Sys­temele­ment Energie. Die aufeinan­der­fol­gen­den Phasen von Mech­a­nisierung, Motorisierung, Automa­tisierung, Dig­i­tal­isierung explizieren impliz­it die Wech­sel im Bere­ich der Nutzung und Gewin­nung von Energie: Der Über­gang der Nutzung men­schlich­er und tierisch­er Muskeln auf Naturkräfte (Feuer, Wass­er, Wind), weit­er zu fos­silen Brennstof­fen (Kohle, Öl, Gas, Kernspal­tung) und nun – in der vierten Indus­triellen Rev­o­lu­tion – zu erneuer­baren Energien. Die aktuelle Her­aus­forderung ist der Nachvol­lzug von dem, was jede Alge seit ewigen Zeit­en kann: Foto­syn­these, Ver­ar­beitung von Flavodi­iron-Pro­teinen und so.

Für das Sys­temele­ment “Kom­mu­nika­tion” hat Niklas Luh­mann das Nar­ra­tiv vor­bere­it­et. Der Medi­en­ar­chäologe Dirk Baeck­er hat es aus­ge­graben. Sie nen­nen es: Medi­en­wech­sel. Es haben sich in vie­len Iter­a­tio­nen eben­falls  (Über­raschung!)  vier Begriffe her­aus­ge­bildet, welche hier nun aber sym­bol­is­ch­er zu lesen sind: Sprache, Schrift, Buch­druck, Com­put­er. Im anthro­pol­o­gis­chen Muse­um bewun­dern wir in je sep­a­rat­en Räu­men die aufgestell­ten trib­alen, antiken, mod­er­nen Gesellschaften und im vierten Raum wer­den in einem munteren, kol­lab­o­ra­tiv­en JeKa­Mi-Spiel – leicht zu beobacht­en via #DataL­it­er­a­cy auf Twit­ter – die Ele­mente ein­er Kul­tur­form dieser #NextSo­ci­ety aus­pro­biert. Suhrkamp presst seit zwei Jahrzehn­ten solche “Stu­di­en zur näch­sten Gesellschaft” zwis­chen zwei Buchdeck­el.

Kurzum: Während Natur­wis­senschaften einen lin­earen-kausal-deter­min­is­tis­chen Weltzu­gang entwick­el­ten, haben sich die Geis­teswis­senschaften von einem dynamis­chen-prozes­su­al-sys­temis­chen Weltzu­gang inspiri­eren lassen: Die Kom­ple­men­tar­ität der bei­den Aus­gangspunk­te, von Kom­pliziertheit auf der einen Seite und von Kom­plex­ität auf der anderen Seite, ist evi­dent und eine sit­u­a­tive Nutzung für jede Land­frau eine Selb­stver­ständlichkeit: Wenn Gemüse oder Früchte eingeweckt wer­den, ist es sin­nvoll, zu arbeit­en wie die Inge­nieure: Zuerst Einzu­machen­des ins Glas schüt­ten. Dann Deck­el zuschrauben. Nicht umgekehrt. Keine Exper­i­mente. Null Kreativ­ität in diesem Moment. Wenn es aber darum geht, inner­halb der “göt­tlichen Ord­nung” den Kuh­melk­ern und Geis­senhirten beizubrin­gen, wofür diese sich an der näch­sten Lands­ge­meinde mit glänzen­dem Säbel und frisch gewasch­enen Bärten einzuset­zen haben, wen­det sie freilich agile Meth­o­d­en an.

Nichts Neues unter der Sonne. Oder eben doch?

Auch ein Baum kann twit­tern. Eine intel­li­gente Glüh­lampe reflek­tiert die eigene Vergänglichkeit knochen­trock­en. Sie weiss, wann ihr Licht aus­ge­hen wird und bestellt sich selb­st Ersatz. Wohl eher bei Ama­zon als bei Brack. Sich­er scheint: In dieser Hin­sicht ist eine dumme Glüh­lampe weis­er als Roger Schaw­in­s­ki mit seinem Ego­pro­jekt Lebenslust bis 100.

Wenn der Amtschef @LangenauerStefn vorschlägt, die Arbeit­sergeb­nisse aller sta­tis­tis­chen Ämter im offe­nen Netz abzule­gen; wenn sein Kol­lege von der Stadt Zürich @grandgrue gle­ich auch noch die von ihnen genutzten Codes zu “Date­n­analyse, Visu­al­isierun­gen und Co.” auf GitHub offen zur freien Ver­fü­gung stellt, dann lässt sich daran weit mehr zeigen, als was das Wörtchen “Open” unter der Schirmherrschaft von Sir @timberners_lee meint:

Dat­en sind Ein-Stern-Offen, sobald diese im Inter­netz umstand­s­los auffind­bar sind. Drei-Sterne-Offen, wenn Dat­en in ein­er Soft­ware-Umge­bung zugänglich sind, welche ihrer­seits ihre Bedin­gun­gen offen zugänglich machen. Und immer so weit­er: 5stardata.info – Wenn es zu Dat­en kommt, ist “Open” das Äquiv­a­lent für “Sich­er”. Und “Closed” das Syn­onym für “Tox­isch”. Darum: #Open­Da­ta, #Open­Source, #Ope­nAc­cess, #Open­Science, #OER … selb­st das Ende dieser unendlichen Liste (Umber­to Eco) ist offen. Die Prax­is hat längst einen Namen gefun­den: “Dis­trib­uted Ledger Tech­nol­o­gy”.

“Free” ist das neue #Ser­vi­cePub­lic

Während Jim­bo Wales mit sein­er Enzyk­lopädie (Wikipedia) und Tim Bern­ers-Lee seinem Seman­tic Web (Wiki­da­ta) wider­willig fest­stellen mussten, dass ihre Ideen erst mit der Umstel­lung von “Open” auf “Free” ihre glob­ale Wucht fan­den, kann genau damit der Unter­schied ganz leicht erah­nt wer­den:

Das Grün­dungsmit­glied @ilariovaldelli von Wiki­me­dia Schweiz und Ital­ien beant­wortet die Frage in einem grösseren Plenum an der Uni­ver­sität Zürich ein­mal kich­ernd mit: “Open?  – Just 2 lit­tle Free”. Und schwieg. Kon­se­quent. Bis heute. Er weiss, dass es vor 20 Jahren kein Zufall war, dass Wikipedia eine “Freie” – und nicht bloss eine “Offene” – Enzyk­lopädie sein wollte. Es sind die Pro­fes­sionellen der drei deutschsprachi­gen Wiki­me­dia Vere­ine, welche diesen Unter­schied der glob­alen Com­mu­ni­ty vorau­seilend nicht nur nicht mehr bere­it sind zu vertei­di­gen, son­dern den Unter­schied offen­siv verquirlen.

Kathrin Maher, CEO von Wiki­me­dia, hat am 23. Okto­ber 2020 mit vier Tweets #WHOwikipedia etabliert und den Willen des schein­bar in die Bewe­gung zurück­kehren wol­len­den Jim­bo Wales exeku­tiert. Sie hat damit nicht nur das #ZDFwikipedia von Wiki­me­dia Deutsch­land geschützt, son­dern Wikipedia von ein­er “freien Enzyk­lopädie” auf eine “offene” zer­stört.

Any­one Can Edit? Nein.
Ignore all Rules? Nein.
Wikipedia is not Paper? Doch.

Schon wieder instal­lieren sich Pro­fes­sionelle auf der Achse des Guten und verteilen akku­rates, richtiges, wahres Wis­sen an über­forderte, dumme und dümm­lich­ste User. Experten fordern Glauben ein. Alles andere ist Lüge. Bere­its Fra­gen zu stellen, erken­nt Prof. Dr. Philipp Sarasin unwider­sprochen in ein­er Stern­stunde Philoso­phie vom 10. Sep­tem­ber 2017 im Schweiz­er Fernse­hen als Zeichen von Ver­schwörungs­the­o­rie. Nein: Das diszi­plin­ierte Schweigen der ver­sam­melten Diszi­plinen in der Uni­ver­sität ist laut zu hören: “Shut Up – It’s Sci­ence.” Aber was rufen jene, welche “Die Offene Gesellschaft” schützen?

  • Die sozial-radikalen-lib­eralen Täufer: Sola Scrip­tura.
  • Die aufk­lären­den Aufk­lär­er: Sapere Aude.
  • Die Land­schafts­gärt­ner der Infor­ma­tionellen All­mende: Sei mutig.

#Ser­vi­cePub­lic gegen infor­ma­tionellen Ter­ror

Der grosse Fil­ter, welchen es zu über­winden gilt, beste­ht nach diesen Annah­men in ein­er nicht erst seit #Coro­n­aVirus unerträglich gewor­de­nen infor­ma­tionellen Gän­gelung. Und die Lösung wird in ein­er Infor­ma­tionellen All­mende erträumt. Das wird das World Eco­nom­ic Forum anders sehen müssen. Übere­in­stim­mung wird aber darin beste­hen, dass kein Men­sch staatlich zwangs­fi­nanzierte News braucht und schon grad gar kein Info­tain­ment. Wed­er von der Uni­ver­sität noch von Massen lei­t­en­den Medi­en. Ein #Ser­vi­cePub­lic auf der Höhe der Zeit wäre daran erkennbar, dass ein pro­fes­sionelles #Com­mu­ni­ty­Care in einem #Smart­Set­ting “Offene Debat­ten­räume” pflegt – mit­samt der dazu nöti­gen, tech­nol­o­gis­chen Infra­struk­tur – und die dort ver­ar­beit­eten Dat­en, Infor­ma­tio­nen und Wis­sens­bestände sich aus ein­er “Freien All­mende” nähren. Aber das wäre ein näch­stes The­ma.

Ste­fan M. Sey­del ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er lebt und arbeit­et in Dissent.is/Muster.

Michael Grüe­bler zeigt, wie Dat­en von Sta­tis­tik Stadt Zürich in Wiki­da­ta genutzt wer­den kön­nen:

Ilario beant­worete mir die Frage am #Wiki­data­Train­ingZRH (ver­mut­lich 2. Novem­ber 2019)

https://twitter.com/theaterlaborant/status/1340242791008493568

3. Lesung:


Text 2. Lesung (Donnerstag, 10:36h, 01.10.2020)

Offen ist das neue Sich­er — #The­GreatRe­set

Was wäre, wenn… — nur so zum spie­len! — Was wäre, wenn Wikipedia und Wiki­da­ta als die bei­den nieder­schwellig­sten und all­t­agsprak­tisch rel­e­van­testen kol­lab­o­ra­tiv­en Schreibprozesse der  Men­schheits­geschichte angenom­men wür­den? Liesse sich von ihnen ler­nen, wie sich Welt­ge­sellschaft zu ver­ständi­gen sucht? Wäre über diese Beobach­tung die Anforderun­gen an einen Ser­vice Pub­lic auf der Höhe der Zeit beschreib­bar? Kön­nte die dort vertei­digte Unter­schei­dung von “Open” und “Free” gar ein Weg­weis­er zum “grossen Fil­ter” sein, welch­er über­wun­den wer­den muss, um #The­GreatRe­set @wef zu real­isieren? — Ein Ver­such.

Ste­fan M. Seydel/sms ;-)

Es ist sehr ein­fach zu ver­ste­hen, wie es dazu kom­men kon­nte, dass Wikipedia zwanzig Jahre lang zwar von den meis­ten Men­schen mit Inter­net-Access rund um den Globus benutzt wor­den ist, aber sel­tenst wertschätzend, neugierig, offen­siv im Gehalt der sozialen Inno­va­tion­skraft beschrieben wurde: “Wikipedia provoziert die Dick­häuter.” (NZZ, 18. April 2020, Seite 7) Warum hinge­gen Wiki­da­ta nicht ver­mit­telt wer­den mag, das muss andere Gründe haben, ist höchst erstaunlich und drin­gend erk­lärungs­bedürftig: 

Wiki­da­ta provoziert Poli­tik, Wis­senschaft, Wirtschaft, Massen­me­di­en, Kün­ste, Bil­dungsin­sti­tu­tion in kein­ster Weise. Wiki­da­ta ignori­ert Dick­häuter. Wenn Dat­en das neue Öl sind, dann ist Wiki­da­ta eine unbeküm­mert sprudel­nde Quelle auf ein­er offen zugänglichen, gän­zlich freien All­mende.

Wer hat Angst vor Green­field-Pro­jek­ten?

Wiki­da­ta ist ein klas­sis­ches Green­field-Pro­jekt: Frei von jed­we­den sozialen Beschränkun­gen, wird hier gebastelt und gebaut, aus­pro­biert und nachgebessert. Die engagiertesten Kräfte, welche das auf den Weg bracht­en, was anderen zum Weh!Weh!Weh! wurde, haben die Grun­didee bere­its 2001 beschrieben. Sie ver­sucht­en mit besten Leuten, erfol­gre­ichen Net­zw­erken, attrak­tiv­en Meet­ings und unter vie­len tollen Namen eine kraftvolle Bewe­gung zu lancieren: Seman­tic Web, Web 3.0, Giant Glob­al Graph, Web of Data, Linked Open Data… Nichts von alle­dem gelang. Das änderte sich am 29. Okto­ber 2012, wie die Idee in der Soft­wareumge­bung von Medi­awi­ki der Wiki­me­dia-Foun­da­tion umge­set­zt wurde. Die Trägeror­gan­i­sa­tion engagiert sich für “freies Wis­sen” und “freie Inhalte”. Ihr bekan­ntestes Pro­jekt heisst Wikipedia.

Der Auf­bau der glob­alen Enzyk­lopädie des über­liefer­ten Wis­sens von Men­schen, hat­te eine ähn­liche Odyssee hin­ter sich, bis der Durch­bruch am 15. Jan­u­ar 2001 gelang. Mit dem Wech­sel von ein­er “offe­nen”, zu ein­er “freien” Arbeit­sumge­bung ist Wind in die Segel gefall­en. Das will die Arbeit­s­these hier ver­muten: Die zwei kleinen Wörtchen “Open” und “Free” machen den Unter­schied, welche den prak­tis­chen Unter­schied machen.

Zunächst aber die Frage, was der Unter­schied ist, zwis­chen Wikipedia und Wiki­da­ta. Spoil­er: “Wiki­da­ta ist Wikipedia für Maschi­nen.”

Der Work­flow des Schaf­fens von Wis­sen, wie es in der klas­sis­chen Wis­senschaft etabliert wurde, gilt für Wikipedia und Wiki­da­ta gle­icher­massen: Das Implizite wird expliziert und offen zugänglich der radikalen Kri­tik aus­ge­set­zt. Wer eine Aus­sage macht, ste­ht in der Pflicht, Kri­tik zu suchen und diese zu inte­gri­eren. Für die Kri­tik selb­st, gibt es kein Eingabefor­mu­lar und keine Nor­men der Anständigkeit. Wis­senschaft ist der in unser­er Kul­tur­form bish­er beste Umgang mit dem ätzen­den Umstand, dass jedes men­schliche Wis­sen, gefärbtes, selek­tives, per­spek­tivis­ches Wis­sen ist. Darum wird infor­ma­tionelle Qual­ität an der Fähigkeit gemessen, wie umfassend dis­sente Hin­weise inkludiert wer­den.

Die Pro­voka­tion liegt nun darin, dass ein Com­put­er ver­mit­tel­ter Lese-/Schreibprozess die Beschränkun­gen des akademis­chen Work­flows durch die Pub­lika­tion auf Papi­er und die damit ver­bun­de­nen Aufwändigkeit­en der Dis­tri­b­u­tion zur Ein­hol­ung von Kri­tik oder die Lagerung der Ver­sion­s­geschicht­en von Ideen in der uni­ver­sitären Bib­lio­thek, nicht nur mit einem Klick pul­verisiert sind, son­dern mit weit­eren faszinierend­sten “Good­ies” protzt: 

  • Es beste­ht unbeschränkt Platz zur Ent­fal­tung des Vielfältig­sten.
  • Die radikale Nachvol­lziehbarkeit und Trans­parenz der Genese des Textes wird in all ihren Ver­sio­nen auf die Hun­dert­s­telsekunde ide­alst ange­boten.
  • Bei Wiki­da­ta weit­et sich das bedin­gungslose “Any­one Can Edit” der Wikipedia auf Maschi­nen aus, und:
  • Wenn ein Daten­satz eine Aktu­al­isierung erfährt, kann diese in Echtzeit inner­halb der Wiki­da­ta zur Darstel­lung gebracht wer­den. 

Das hat gewaltige Vorteile für die Schaf­fung von Wis­sen der Men­schen und verän­dert mächtigst das gesamte Soziale Leben in allen Hin- und Zurich­tun­gen.

Naiv, wer nicht sofort tausend Ideen hat für drama­tis­chste Prob­leme und Her­aus­forderun­gen. Naiv auch, wer so tut, als wenn die Fasz­i­na­tion von Wiki­da­ta bloss lange genug aus der Welt geschwiegen wer­den müsse, um damit die Grun­didee aus­merzen zu kön­nen.

Eingek­lemmt in diesem Dilem­ma, wirkt der offizielle Hash­tag von @wef 2021 erfrischend: #The­GreatRe­set. Wie immer twit­tert @elonmusk keck noch eins oben drauf: “We must pass The Great Fil­ter”. Dabei wird nicht beant­wortet, worin diese Über­flieger und sub­ver­siv unten durch bohren­den den grossen Fil­ter erken­nen, welchen es zu über­winden gilt, um einen Neustart, eine näch­ste Ref­or­ma­tion, das ange­blich nötige Green­field-Pro­jekt, anzuge­hen.

Am 27. August 2018 wün­scht sich Ste­fan Lan­ge­nauer, Chef des Sta­tis­tis­chen Amtes des Kan­tons Zürich, in der Begrüs­sung zur nationalen Jahresver­samm­lung seines Fachs #SST18, dass nach 150 Jahren staatlich­er Sta­tis­tik, die Kon­trolle über Dat­en aufgegeben werde.

Was eini­gen sein­er akku­rat­en Kol­le­gen­den Schnap­pat­mung und ungläu­biges Kopf­schüt­teln auszulösen ver­mochte, ist freilich bloss real­is­tis­ch­er Nachvol­lzug des fotografier­baren: Die Daten­ho­heit ist längst auf das überge­gan­gen, was gle­icher­massen abschätzig und bewun­dert #GAFAM genan­nt wird: Google, Ama­zon, Face­book, Apple, Microsoft. In einem Tweet während dem Schreibprozess zu diesem Text präzisiert @LangenauerStefn was er vor zwei Jahren aus­drück­en wollte: “…Kon­trolle über “unsere” Dat­en ver­lieren, damit Dritte auf Basis der Dat­en den Diskurs vorantreiben.” Überre­det:

“Auf in die Kon­tro­verse”

Wenn der Staat Dat­en erhebt, sam­melt, analysiert und aufgear­beit­et pub­liziert, hat­te dies schon immer zum Ziel fak­ten­basierte, kri­tik­fa­vorisierende Diskurse in Ämtern, Par­la­menten, Bürg­erin­nen und Bürg­ern zu bedi­enen. Weil wir aber ger­ade aus den Feier­lichkeit­en von 500 Jahre Ref­or­ma­tion kom­men und uns aus “Auf und Davos” via Twit­ter und Youtube ange­dro­ht oder ver­sprochen wird — je nach Kon­fes­sion — #The­GreatRe­set sei am tun, wird diese staatlich zwangs­fi­nanzierte, aus­gedehnte Pro­duk­tion von Fak­ten zunächst als ein Prädikat der aktuellen Kul­tur­form erkennbar: Fak­ten statt Fas­ten. (So?)

Weil die Vorstel­lung davon, wie Men­schen für Wahr nehmen, Teil von gesellschaftlich­er Vere­in­barung und Übereinkun­ft ist, lohnt sich ein Blick auf das, was aktuell­ste Sys­temthe­o­rien als näch­stes Ange­bot for­muliert haben und welch­es längst dom­i­nant gewor­den ist. Wis­senschaft wurde im Übri­gen auch in den Kloster­schulen entwick­elt, gelehrt und gelebt. Genau gle­ich die Sys­temthe­o­rie in der Uni­ver­sität. Was besagen die Sys­temthe­o­rien:

Ein Sys­tem hat drei Ele­mente: Es muss ein Innen von einem Aussen unter­schei­den kön­nen. Es muss zweit­ens über Energie und drit­tens Kom­mu­nika­tion ver­fü­gen, welche Repro­duk­tion und Rekur­sion garantieren. Alle drei Ele­mente kön­nen sich ver­schieben. Wenn eines der Ele­mente sich ver­schiebt, ver­schiebt sich alles. Alles ist ziem­lich viel. Die Ear­ly Adopters nan­nten es Par­a­dig­men­wech­sel. #The­GreatRe­set tönt aber schon cool­er.

Wenn die Ver­schiebung der Sys­tem­gren­ze “Men­sch” aussen vor gelassen wird — obwohl wir uns längst an kün­stliche Hüft­ge­lenke gewöh­nt haben und es keine Frage der Zeit ist, wann Motoren und Com­put­er ähn­lich irri­ta­tions los ver­baut wer­den — haben sich pro­duk­tive Nar­ra­tive im Bere­ich von Energie und Kom­mu­nika­tion etabliert: 

Ent­lang der “Vier indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” kann das natur­wis­senschaftlich getriebene Feld der Energie gezeigt wer­den: Die aufeinan­der­fol­gen­den Phasen von Mech­a­nisierung, Motorisierung, Automa­tisierung, Dig­i­tal­isierung the­ma­tisieren Impliz­it die Wech­sel im Bere­ich der Nutzung und Gewin­nung von Energie: Der Über­gang von men­schlichen Muskeln zu Naturkräften (Feuer, Wass­er, Wind), zu fos­silen Brennstof­fen (Öl, Gas, Kernspal­tung) und nun weit­er zu erneuer­baren Energien (Foto­syn­these).

Geis­teswis­senschaften sprechen im Feld der Kom­mu­nika­tion von Medi­en­wech­seln. Es haben sich in vie­len Iter­a­tio­nen eben­falls  (Über­raschung!)  vier Begriffe her­aus­ge­bildet, welche hier nun aber sym­bol­is­ch­er zu lesen sind: Sprache, Schrift, Buch­druck, Com­put­er. Im anthro­pol­o­gis­chen Muse­um sind trib­ale, antike, mod­erne Gesellschaften aus­gestopft zu bewun­dern und ein munteres Spiel um die Kul­tur­form ein­er “näch­sten Gesellschaft” presst Suhrkamp seit Jahrzehn­ten zwis­chen zwei Buchdeck­el. Die Beschrei­bung der Ele­mente ein­er näch­sten Kul­tur­form, die konkreten Inhalte ein­er näch­sten Alpha­betisierung, welche unter dem Hash­tag #DataL­it­er­a­cy gesam­melt wer­den, zeich­nen sich immer deut­lich­er ab.

Kurzum: Während Natur­wis­senschaften einen lin­earen-kausalen-deter­min­is­tis­chen Weltzu­gang entwick­el­ten, haben sich die Geis­teswis­senschaften von einem prozes­su­al-dynamis­chen-sys­temis­chen Weltzu­gang inspiri­eren lassen: Die Kom­ple­men­tar­ität der bei­den Aus­gangspunk­te, von Kom­pliziertheit auf der einen Seite und von Kom­plex­ität von der anderen Seite ist evi­dent und ein sit­u­a­tive Nutzung für jede Land­frau eine Selb­stver­ständlichkeit: Wenn Gemüse oder Früchte eingeweckt wer­den, ist es sin­nvoll, zu arbeit­en wie die Inge­nieure: Zuerst einzu­machen­des ins Glas schüt­ten. Dann Deck­el zuschrauben. Nicht umgekehrt. Keine Exper­i­mente. Null Kreativ­ität in diesem Moment. Wenn es aber darum geht, inner­halb der göt­tlichen Ord­nung ihrem Kuh­melk­er und Schafhirten beizubrin­gen, wofür er sich an der näch­sten Lands­ge­meinde schön her­aus­geputzt und frisch gewaschen einzuset­zen hat, wen­det sie ganz agil fan­tasievolle Meth­o­d­en an.

Nichts Neues unter der Sonne. Oder doch?

Auch ein Baum kann twit­tern. Ein intel­li­gente Glüh­lampe reflek­tiert ihre eigene Vergänglichkeit knochen­trock­en und weiss wann ihr Licht aus­ge­hen wird: Sie bestellt sich selb­st Ersatz bei Ama­zon. Ist in dieser Hin­sicht eine ange­blich dumme Glüh­lampe weis­er, als einige krawat­tierte, hoch deko­ri­erte Vertreter von Dick­häutern?

Wenn der Amtschef @LangenauerStefn vorschlägt, die Arbeit­sergeb­nisse aller sta­tis­tis­chen Ämter im offe­nen Netz abzule­gen. Wenn sein Kol­lege von der Stadt Zürich @grandgrue gle­ich auch noch die von ihnen genutzten Codes zu “Date­n­analyse, Visu­al­isierun­gen und Co.” auf GitHub zur freien Ver­fü­gung stellt. Dann lässt sich daran weit mehr zeigen, als was das Wörtchen “Open” unter der Schirmherrschaft von Sir @timberners_lee meint:

Dat­en sind offen, wenn sie im Inter­netz offen zugänglich sind. Drei Ster­nen Offen ist beispiel­sweise, wenn die Dat­en in ein­er Soft­ware-Umge­bung zugänglich gemacht wer­den, welche ihrer­seits ihre Dat­en auch offen zugänglich macht. Und immer so weit­er: 5stardata.info — Wenn es zu Dat­en kommt, ist “Offen” das Äquiv­a­lent für “Sich­er”. Und Irgend­was mit “Closed” das Syn­onym für “Sus­pekt”: Open Data, Open Source, Open Access, Open Sci­ence, Open Edu­ca­tion­al Resources… Das Ende der unendlichen Liste (Umber­to Eco) ist offen, aber der Umgang damit hat längst einen Namen gefun­den: “Dis­trib­uted Ledger Tech­nol­o­gy”.

Frei ist das neue #Ser­vi­cePub­lic

Wenn Jim­bo Wales seine Idee ein­er Enzyk­lopädie (Wikipedia) und Tim Bern­ers-Lee seine Idee eines Seman­tic Web (Wiki­da­ta) zwar “Open” im Netz hat­te, aber diese erst unter dem Ver­sprechen von “Free” Wind aus allen Him­mel­srich­tun­gen rund um den Globus gefun­den hat, wäre jet­zt der Unter­schied erahn­bar?

Ein Grün­dungsmit­glied von Wiki­me­dia Schweiz und Ital­ien beant­wortet die Frage in einem grösseren Plenum an der Uni­ver­sität Zürich ein­mal kich­ernd mit: “Open?  — Just 2 lit­tle Free”. Und schwieg. Kon­se­quent. Bis heute. Er weiss, dass es vor 20 Jahren kein Zufall war, dass Wikipedia eine “freie” — und nicht eine “offene” — Enzyk­lopädie sein wollte. Es sind die drei deutschsprachi­gen Wiki­me­dia Vere­ine, welche diesen Unter­schied nicht nur nicht mehr bere­it sind zu vertei­di­gen, son­dern offen­siv daran mitar­beit­en, diesen Unter­schied zu verquirlen. Und schon Nach­fra­gen auf Diskus­sion­s­seit­en wer­den durch die grup­pen­dy­namis­che Prozesse der Mer­i­tokratie geregelt: Wer nach Innen anzeigen will, eine ver­di­en­stvolle Adresse zu sein, wird das Nötige tun.

Wenn aktuell ein “Appell für Freie Debat­ten­räume” von über 15’000 Men­schen unterze­ich­net wird, dann ist der Unter­schied von offen und frei im besten Falle gefühlt erkan­nt: Offen ist das Gegen­teil von Geschlossen. Aber Frei meint eben nicht nur Teil-Nehmen, son­dern auch Teil-Geben zu kön­nen.

Der grosse Fil­ter, dürfte nach diesen Annah­men also die Shar­ing Econ­o­my sein. Das wird das World Eco­nom­ic Forum bedin­gungs­los anders sehen wollen. Übere­in­stim­mung wird darin beste­hen, dass kein Men­sch staatlich dis­tribuierte und vor­sortierte News braucht und staatlich­es Info­tain­ment übel­ste Erin­nerun­gen weckt. Ein #Ser­vi­cePub­lic auf der Höhe der Zeit wäre daran erkennbar, dass ein pro­fes­sionelles #Com­mu­ni­ty­Care in einem #Smart­Set­ting offene Debat­ten­räume schützt und diese ihre Grund­la­gen, Ergeb­nisse und Erken­nt­nis aus ein­er freien All­mende beziehen und einpfle­gen kön­nen. Aber das wäre ein anderes The­ma.

Ste­fan M. Sey­del ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er lebt und arbeit­et in Dissent.is/Muster.

Das “Mak­ing of” dieses Textes mit vie­len Links: https://dissent.is/nzz-wikidata 

Text 1. Lesung (Dienstag, 29.09.2020)

Offen ist das neue Sich­er — #The­GreatRe­set

Was wäre, wenn… — nur so zum spie­len! — was wäre, wenn Wikipedia und Wiki­da­ta als die bei­den nieder­schwellig­sten, grössten,  rel­e­van­testen, kol­lab­o­ra­tiv­en Schreibprozesse der  Men­schheits­geschichte angenom­men wür­den? Was liesse sich von ihnen ler­nen in Bezug auf die Phänomene, welche beständig vor Augen flim­mern, Ohren ver­stopfen und einem ganz fiebrig wer­den lassen? — Ein Ver­such.

Ste­fan M. Seydel/sms ;-)

Es ist sehr ein­fach zu ver­ste­hen, wie es dazu kom­men kon­nte, dass Wikipedia zwanzig Jahre lang von den meis­ten Men­schen mit Inter­net-Access rund um den Globus benutzt wor­den ist, aber sel­tenst wertschätzend, neugierig, offen­siv im Gehalt der sozialen Inno­va­tion­skraft beschrieben wurde: “Wikipedia provoziert die Dick­häuter.” (NZZ, 18. April 2020, Seite 7) Warum aber Wiki­da­ta nicht ver­mit­telt wer­den mag, das ist erstaunlich und höchst erk­lärungs­bedürftig: 

Wiki­da­ta provoziert Poli­tik, Wis­senschaft, Wirtschaft, Massen­me­di­en, Kün­ste, Bil­dungsin­sti­tu­tion in kein­ster Weise. Wiki­da­ta ignori­ert nicht bloss diese  “Dick­häuter”. Wenn Dat­en das neue Öl sind, dann ist Wiki­da­ta eine end­los sprudel­nde Quelle auf ein­er offe­nen und freien All­mende.

Wer hat Angst vor Green­field-Pro­jek­ten?

Wiki­da­ta ist ein klas­sis­ches Green­field-Pro­jekt: Frei von jed­we­den sozialen Beschränkun­gen, wird hier gebastelt und gebaut, aus­pro­biert und nachgebessert. Die engagiertesten Kräfte, welche das auf den Weg bracht­en, was anderen zum Weh!Weh!Weh! wurde, haben die Grun­didee bere­its 2001 beschrieben. Sie ver­suchen mit besten Leuten, erfol­gre­ichen Net­zw­erken, attrak­tiv­en Meet­ings und unter vie­len Namen eine kraftvolle Bewe­gung zu lancieren: Seman­tic Web, Web 3.0, Giant Glob­al Graph, Web of Data, Linked Open Data… Nichts von alle­dem gelingt. Das ändert sich am 29. Okto­ber 2012, wie die Idee in der Soft­wareumge­bung von Medi­awi­ki der Wiki­me­dia-Foun­da­tion umge­set­zt wird. Die Trägeror­gan­i­sa­tion engagiert sich für “freies Wis­sen” und “freie Inhalte”. Ihr bekan­ntestes Pro­jekt heisst Wikipedia.

Der Auf­bau der glob­alen Enzyk­lopädie des über­liefer­ten Wis­sens von Men­schen, hat­te eine ähn­liche Odyssee hin­ter bis, bis der Durch­bruch am 15. Jan­u­ar 2001 gelang. Mit dem Wech­sel von ein­er offe­nen, zu ein­er freien Arbeit­sumge­bung schiesst Wind in die Segel. Das will die Arbeit­s­these hier ver­muten: Die zwei kleinen Wörtchen “Open” und “Free” machen den Unter­schied, welche den prak­tis­chen Unter­schied machen.

Zunächst aber die Frage, was der Unter­schied ist, zwis­chen Wikipedia und Wiki­da­ta. Spoil­er: “Wiki­da­ta ist Wikipedia für Maschi­nen.”

Der Work­flow des Schaf­fens von Wis­sen, wie es in der klas­sis­chen Wis­senschaft etabliert wurde, gilt für Wikipedia und Wiki­da­ta gle­icher­massen: Das Implizite wird expliziert und offen zugänglich der radikalen Kri­tik aus­ge­set­zt. Wer eine Aus­sage macht, ste­ht in der Pflicht, Kri­tik zu suchen und zu Inte­gri­eren. Für die Kri­tik selb­st, gibt es kein Eingabefor­mu­lar und keine Nor­men der Anständigkeit. Wenn eine Aus­sage auf einem Bierdeck­el dem Aus­sagenurhe­ber zuge­wor­fen wird, ist das genug. Wis­senschaft ist der in unser­er Kul­tur­form bish­er beste Umgang mit dem ätzen­den Umstand, dass jedes men­schliche Wis­sen, per­spek­tivis­ches Wis­sen ist. Infor­ma­tionelle Qual­ität wird gemessen an der Fähigkeit wie umfassend dis­sente Hin­weise  inkludiert wer­den kann. Alles andere nen­nen wir Pro­pa­gan­da. Wir haben die Wahrheit gesucht. Wir haben sie nicht gefun­den. Mor­gen suchen wir weit­er. So weit die The­o­rie. Die Prax­is der real existierende Uni­ver­sität, ist eine Andere. Wenn die Wirk­lichkeit gegen uns ist, um so schlim­mer für die Wirk­lichkeit.

Die Pro­voka­tion liegt nun darin, dass ein Com­put­er ver­mit­tel­ter Lese-/Schreibprozess die Beschränkun­gen des akademis­chen Work­flows durch die Pub­lika­tion auf Papi­er und die damit ver­bun­de­nen Aufwändigkeit­en der Dis­tri­b­u­tion an poten­zielle Kri­tik oder die Lagerung der Ver­sion­s­geschicht­en der Entwick­lung von Ideen in der uni­ver­sitären Bib­lio­thek nicht nur mit einem Klick pul­verisiert sind, son­dern mit weit­eren Good­ies protzt: 

  • Es beste­ht unbeschränk­ten Platz zur Ent­fal­tung des Vielfältig­sten.
  • Die radikale Nachvol­lziehbarkeit und Trans­parenz der Genese des Textes kann in all ihren Ver­sio­nen auf die Hun­dert­s­telsekunde lück­en­los doku­men­tiert wer­den.
  • Bei Wiki­da­ta weit­et sich das bedin­gungslose “Any­one Can Edit” der Wikipedia auf Maschi­nen aus und:
  • Wenn ein Daten­satz eine Aktu­al­isierung erfährt, kann dieser in Echtzeit inner­halb der Wiki­da­ta zur Darstel­lung gebracht wer­den. 

Das hat gewaltige Vorteile für die Schaf­fung von Wis­sen der Men­schen und verän­dert mächtigst das gesamte Soziale Leben in allen Hin- und Zurich­tun­gen.

Naiv, wer nicht sofort tausend Ideen hat für drama­tis­chste Prob­leme und Her­aus­forderun­gen. Naiv auch, wer so tut, als wenn die Fasz­i­na­tion von Wiki­da­ta bloss lange genug aus der Welt geschwiegen werde, sei damit auch die Grun­didee aus­ge­merzt.

Eingek­lemmt in diesem Dilem­ma, wirkt der offizielle Hash­tag von @wef 2021 erfrischend: #The­GreatRe­set. Wie immer twit­tert @elonmusk  keck eins oben drauf: “We must pass The Great Fil­ter”. Fraglich scheint dem­nach bloss noch, was denn eigentlich der grosse Fil­ter sei, welchen es zu über­winden gilt, um eine näch­ste Ref­or­ma­tion, einen grossen Neustart, ein mutiges, näch­stens Green­field-Pro­jekt, ange­hen zu kön­nen.

Am 27. August 2018 wün­scht sich Ste­fan Lan­ge­nauer, Chef des Sta­tis­tis­chen Amtes des Kan­tons Zürich, in der Begrüs­sung zur nationalen Jahresver­samm­lung seines Fachs #SST18, dass nach 150 Jahren staatlich­er Sta­tis­tik, die Kon­trolle über Dat­en aufgegeben werde.

Was eini­gen sein­er akku­rat­en Kol­le­gen­den Schnap­pat­mung und ungläu­biges Kopf­schüt­teln auszulösen ver­mochte, ist freilich bloss real­is­tis­ch­er Nachvol­lzug des längst Augen­fäl­li­gen: Die Daten­ho­heit ist längst auf das überge­gan­gen, was gle­icher­massen abschätzig und ehrfurchtsvoll GAFAM genan­nt wird: Google, Ama­zon, Face­book, Apple, Microsoft. In einem Tweet während dem Schreibprozess zu diesem Text präzisiert @LangenauerStefn was er vor zwei Jahren aus­drück­en wollte: “…Kon­trolle über “unsere” Dat­en ver­lieren, damit Dritte auf Basis der Dat­en den Diskurs vorantreiben.”

Überre­det! Auf in die Kon­tro­verse:

Dat­en zu erheben, zu sam­meln, zu formieren um daraus Infor­ma­tion zu gener­ieren, hat­te schon immer zum Ziel fak­ten­basierten, Kri­tik favorisieren­den Diskursen zu dienen. Von grundle­gen­der Bedeu­tung ist dabei die Vorstel­lung, wie Men­schen für Wahr nehmen, wie das “Sys­tem Men­sch” sich von sein­er Umwelt abgren­zt — und damit in die Welt ein­bindet — woraus dieses Sys­tem Men­sch die nötige Energie zur eigen­ständi­gen Repro­duk­tion gewin­nt und wie dieses Sys­tem Men­sch rekur­siv, selb­stre­flek­tierend kom­mu­niziert und so autopoi­etis­che Qual­itäten erre­icht.

Die Treiber in in diesem Ver­ständi­gung­sprozessen sind — so das Ange­bot der vielfälti­gen und unter­schiedlichen Sys­temthe­o­rien, welche den anste­hen­den Par­a­dig­men­wech­sel seit Jahrzehn­ten the­ma­tisieren — in den bei­den Feldern “Energie” und “Kom­mu­nika­tion” zu suchen.

Tat­säch­lich lässt sich im dom­i­nant gewor­dene Nar­ra­tiv der “Vier indus­triellen Rev­o­lu­tio­nen” das Feld der Energie zeigen: Die aufeinan­der­fol­gen­den Phasen von Mech­a­nisierung, Motorisierung, Automa­tisierung, Dig­i­tal­isierung the­ma­tisieren Impliz­it die Wech­sel im Bere­ich der Nutzung und gewin­nung von Energie: Es kann der Über­gang von men­schlichen Muskeln, zu Naturkräften (Feuer, Wass­er, Wind), zu fos­silen Brennstof­fen (Öl, Gas, Kernspal­tung) und nun weit­er zu erneuer­baren Energien (Foto­syn­these) prob­lem­los zuge­ord­net wer­den.

Für das Feld der Kom­mu­nika­tion, haben sich eben­falls  (Über­raschung!)  vier Begriffe her­aus­ge­bildet, welche hier nun aber sym­bol­is­ch­er zu lesen sind: Sprache, Schrift, Buch­druck, Com­put­er. Es kann anthro­pol­o­gisch gezeigt wer­den, wie diese vier “Neuen Medi­en”, der “Gesellschaft der Gesellschaft” eine näch­ste Antwort auf “die Soziale Frage” ermöglichen. Kilo­me­ter­lange Buchrei­hen erzählen von trib­alen, antiken, mod­er­nen Gesellschaften und eröff­nen ein munteres Spiel um die Kul­tur­form ein­er “näch­sten Gesellschaft”. Welch­es sind die Ele­mente ein­er näch­sten Alpha­betisierung — jen­er #DataL­it­er­a­cy — welche sich unter dem Ein­fluss von “Dig­i­tal­isierung” her­auskristallisieren?

Kurzum: Wenn sich im “Sys­tem Men­sch” der dom­i­nante Umgang mit Energie und/oder Kom­mu­nika­tion verän­dert, verän­dert sich das gesamte soziale Gefüge. Die Anord­nung von Men­schen: Herrschaft. Die Anord­nung von Gütern: Schich­tung. Alles. Bei­des.

Während Natur­wis­senschaften einen lin­ear-kausalen-deter­min­is­tis­chen Weltzu­gang entwick­el­ten, haben sich die Geis­teswis­senschaften von einem prozes­su­al-dynamis­chen-sys­temis­chen Weltzu­gang inspiri­eren lassen: Die Kom­ple­men­tar­ität der bei­den Aus­gangspunk­te, von Kom­pliziertheit auf der einen Seite und von Kom­plex­ität von der anderen Seite ist evi­dent und für jede Land­frau eine Selb­stver­ständlichkeit: Wenn die Bäuerin Gemüse oder Früchte ein­weckt, ist es sin­nvoll, wenn sie wie die Inge­nieure arbeit­et: Zuerst Einzu­machen­des ins Glas schüt­ten. Dann Deck­el zuschrauben. Nicht umgekehrt. Keine Exper­i­mente. Null Kreativ­ität in diesem Moment. Wenn es aber darum geht, inner­halb der göt­tlichen Ord­nung ihrem Kuh­melk­er und Schafhirten beizubrin­gen, wofür er sich an der näch­sten Lands­ge­meinde schön her­aus­geputzt und frisch gewaschen einzuset­zen hat, wen­det sie ganz agil sit­u­a­tiv kreative Meth­o­d­en an.

Nichts Neues unter der Sonne. Oder doch?

Auch ein Baum kann twit­tern. Ein intel­li­gente Glüh­lampe reflek­tiert ihre eigene Vergänglichkeit knochen­trock­en und weiss wann ihr Licht aus­ge­hen wird: Sie bestellt sich selb­st Ersatz bei Ama­zon. Ist in dieser Hin­sicht eine ange­blich dumme Glüh­lampe weis­er, als einige krawat­tierte, hoch deko­ri­erte Vertreter von Dick­häutern?

Wenn der Amtschef @LangenauerStefn vorschlägt, die Arbeit­sergeb­nisse aller sta­tis­tis­chen Ämter im offe­nen Netz abzule­gen. Wenn sein Kol­lege von der Stadt Zürich @grandgrue gle­ich auch noch die von ihnen genutzten Codes zu “Date­n­analyse, Visu­al­isierun­gen und Co.” auf GitHub zur freien Ver­fü­gung stellt. Dann lässt sich daran weit mehr zeigen, als was das Wörtchen “Open” unter der Schirmherrschaft von Sir @timberners_lee meint:

Dat­en sind offen, wenn sie im Inter­netz zugänglich sind. Und mit drei Ster­nen aus­geze­ich­net offen, wenn sie in ein­er Soft­ware-Umge­bung zugänglich gemacht wer­den, welche ihrer­seits ihre Dat­en offen zugänglich sind. Und immer so weit­er: 5stardata.info — Wenn es zu Dat­en kommt, ist “Offen” das Äquiv­a­lent für “Sich­er”. Und Irgend­was mit “Closed” das Syn­onym für “Sus­pekt”: Open Data, Open Source, Open Access, Open Sci­ence, Open Edu­ca­tion­al Resources… Und am Ende der unendlichen Liste (Umber­to Eco) weit­er­sur­fen zu: Dis­trib­uted Ledger Tech­nol­o­gy. Und so.

Frei ist das neue #Ser­vi­cePub­lic

Wenn Jim­bo Wales seine Idee ein­er Enzyk­lopädie und Tim Bern­ers-Lee seine Idee eines Seman­tic Web zwar “Open” im Netz hat­te, aber diese erst unter dem Ver­sprechen von “Free” Unter­stützung rund um den Globus gefun­den haben, was macht dann dieser Unter­schied aus?

Ein Grün­dungsmit­glied von Wiki­me­dia Schweiz und Ital­ien beant­wortet die Frage in einem grösseren Plenum an der Uni­ver­sität Zürich kich­ernd mit: “Open?  — Just 2 lit­tle Free”. Und schwieg. Kon­se­quent. Bis heute. Er weiss, dass es vor 20 Jahren kein Zufall war, dass Wikipedia eine “freie” — und nicht eine “offene” — Enzyk­lopädie sein wollte. Es sind die drei deutschsprachi­gen Wiki­me­dia Vere­ine, welche diesen Unter­schied nicht nur nicht mehr bere­it sind zu vertei­di­gen, son­dern offen­siv daran mitar­beit­en, diesen Unter­schied zu verquirlen. Und schon Nach­fra­gen auf Diskus­sion­s­seit­en wer­den durch die grup­pen­dy­namis­che Prozesse der Mer­i­tokratie geregelt: Irgen­dein­er, welch­er sein­er Gruppe anzeigen will, dass er ein ver­di­en­stvoller ist, wird das Nötige tun.

Wenn aktuell der “Appell für Freie Debat­ten­räume” von gegen 20’000 Men­schen unterze­ich­net wird, dann ist der Unter­schied von offen und frei im besten Falle gefühlt erkan­nt: Offen ist das Gegen­teil von Geschlossen. Aber Frei meint, nicht nur Teil-Nehmen, son­dern auch Teil-Geben zu kön­nen. 

Nie­mand braucht staatlich dis­tribuierte und sortierte News. Und schon gar nicht staatlich garantierte Unter­hal­tung. Aber ein pro­fes­sionelles #Com­mu­ni­ty­Care in einem dom­i­nant gewor­de­nen #Smart­Set­ting, welche eine All­mende von sprudel­nden Daten­quellen garantiert und einen Debat­ten­raum in voller Offen­heit garantiert, daran wäre ein Ser­vice Pub­lic auf der Höhe der Zeit leicht erkennbar.

Ste­fan M. Sey­del ist Unternehmer, Sozialar­beit­er und Kün­stler. Er lebt und arbeit­et in Dissent.is/Muster, im Zen­trum der Schweiz­er Alpen.

  1. Text für die NZZ in diesem Kon­text: https://dissent.is/nzz-wikipedia
  2. Das “Mak­ing of” dieses 2. Textes: https://dissent.is/nzz-wikidata

Schreibprozess

Es schreibt… (Google Doc)

Irgend so ein Textteil, welchen ich nicht übernehmen kann… aber an welchem ich noch hänge und gerne daran weiter arbeiten würde…

Stimmt: Dat­en sind ja das neue Öl.

Wenn Dat­en das neue Öl sind und das gesamte Soziale Leben der Gesellschaft der Gesellschaft in all ihren Facetten flutet, wer­den diese Dat­en nach droben in die Cloud ver­schoben und so ehrfürchtig hoch über dem Haupt getra­gen, wie die Priester ihre Heilige Schrift auf dem Weg durch die Kirche in den Altar­raum. Es wieder­holt sich ein Aspekt jen­er Kul­tur­form, welche die Klosterkul­tur seit 2020 Jahren kul­tiviert und in der Zeit der Gegen­re­for­ma­tion barock aus­for­mulierte:

Das was ist — das was Men­schen mit ihren men­schlichen Sin­nen für Wahr nehmen — diese von Mak­ler­hän­den abge­grif­f­ene Ware Wirk­lichkeit wird als blosse Hülle unüberse­hbar und muss aus prak­tis­chen Grün­den — zur Erre­ichung der indi­vidu­ellen Glück­seligkeit und des ewigen Lebens näm­lich, um in der Sprache der Reli­gion zu for­mulieren — innigst abgelehnt wer­den. Medi­enkom­pe­tenz wird auch heute wiederum daran erkennbar, dass eben ger­ade nicht auf das geschaut wird, was sich ober­fläch­lich zeigt. Die Med­i­ta­tion der heili­gen Mut­ter Gottes, verehrt eben ger­ade nicht die geschnitzte Stat­ue. Kein noch so dummes Bäuerchen wäre je auf eine so verquirlte Idee gekom­men. Es sind die pro­fes­sionellen, pro­fes­so­ralen, uni­ver­sitären Kun­sthis­torik­ernde, welche vor der in Holz geschnitzten, far­big bemal­ten Maria gläu­big in die Knie schmelzen.

Die Gedanken sind Brei

Der Bilder­sturm vor 500 Jahren — nicht nur in Zürich — wehrte sich selb­stver­ständlichst nicht gegen die Bilder. Ganz im Gegen­teil. Darum heisst es ja Re-For­ma­tion. Die Täufer, viele klas­sisch an besten Kloster­schulen aus­ge­bilde­ten Aktivis­ten, wehrten sich gegen die hem­mungslosen Machen­schaften der gewalti­gen Machtkirche. Es war die prächtige Gegen-Ref­or­ma­tion, welche den dama­li­gen Dick­häutern eine lebensver­längernde Mass­nahme bescherte.

Die Datafizierung aller für Men­schen wichti­gen Lebens­bere­iche gle­icht diesem Aktivis­mus der Altvorderen. Heute sind es die Aktio­nen der gewaltig Mächti­gen, welche während der Anrufung der Unan­tast­barkeit der Würde des Men­schen jedes Men­schen­recht hem­mungs­los unter­laufen. Ger­ade weil Rechtsstaat, Demokratie, Föder­al­is­mus, Sozial­staat — um eng an Häfelin/Haller zu bleiben — als sub­stan­zlose Plakate fotografier­bar gewor­den sind, welche die Dick­häuter bloss noch als Irrlichter und Sire­nen nutzen, um ungeschützt Reisende ins Verder­ben zu lock­en. 

“Mach’s ein­fach.” Ruft aktuell das Bun­de­samt für Gesund­heit den Bürg­erin­nen und Bürg­ern zu. “Sola Scrip­tura” und “Sapere Aude” war der Aufruf zum Gegen­teil. Mach es möglichst ein­fach. Aber nicht ein­fach­er. 

WORK IN PROGRESS

- reload für aktuellen Schreibstand

Wie das Mak­ing Of für die zeit­genös­sis­che Kun­st wichtiger gewor­den ist, als das Werk selb­st? — Prof. Dr. Stephan Porom­b­ka von der UdK-Berlin erk­lärt es dir: stun­den­lang

Stephan Porom­b­ka / Uni­ver­sität der Kün­ste Berlin · Prof. Dr. Stephan Porom­b­ka: Mak­ing Of | Bonus­fea­ture | 1. Vor­lesung |

Für wen ich schreibe?

- Herr Nani ist meine Persona ;-)

Formulierung Einstieg

Zentrale Frage: How 2 Pass The Great Filter? #TheGreatReset @wef

Woran erkennst du einen “freien Debattenraum”? — Und falls ja: Wer hat kein Interesse daran?

Spoiler: #Open ist das neue Sicher — #Free ist das neue #ServicePublic

Wichtige Hinweise, welche zum Thema passen & welche während dem Schreibprozess wichtig geworden sind: (freie Sammlung)

@Wikipedia — @Wikidata

#Open

#Free

(…)

Nach Abgabe des Textes (am 1. Okt., erscheint am 2. Okt. dieser PR-Text mit dem CR @NZZ. Thread:

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#TheGreatReset

Im Gespräch mit buccess.com 2 Hinweise. Ein Autor und…

ein Konzept: “Distributed Letger Technology”

https://de.wikipedia.org/wiki/Distributed-Ledger-Technologie

(danke, Thomas Bühlmann, Buc­cess)

Links, Hinweise, Erinnerungen

#GAFAM als die Behüter der freien Debat­ten­räume: https://agreenergoogle.com/

(…)

(…)

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019, Foto­cre­d­it: Charles Schny­der): Twit­terWikipediaYoutube (aktuell), Sound­cloudInsta­gramSnapchatTik­TokTwitch

Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Pen­delte bis 2010 als Mach­er von rebell.tv zwölf Jahre zwis­chen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Seit Ende 2018 entwick­elte er in Zürich-Hot­tin­gen in vie­len Live-Streams – u.a. in Zusam­me­nar­beit mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz – den Work­flow WikiDienstag.ch, pub­lizierte während der Coro­na-Krise in der NZZ einen Text über Wikipedia, ini­ti­ierte das #PaulWat­zlaw­ick-Fes­ti­val 2020 mit und schreibt aktuell an: #DataL­it­er­a­cy – Ele­mente ein­er Kul­tur­form der Dig­i­tal­isierung im Carl Auer Ver­lag, Hei­del­berg. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegrün­de­ten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträ­gen der FH St. Gallen, Gesund­heits­di­rek­tion Kan­ton St. Gallen, Bun­de­samt für Gesund­heit (BAG) und der EU aus ein­er Anstel­lung als Leit­er Impuls- und Pilot­in­ter­ven­tio­nen für die Aids-Hil­fe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mit­ten in die Schweiz­er Alpen.


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